Mittwoch, 2. März 2011

Am Wühltisch

Ich stand heute Mittag völlig ungeplant zu meiner eigenen wahrscheinlich größten Überraschung an einem Wühltisch. Der Wühltisch stand bei Karstadt Sport in Düsseldorf und war, ganz wie es sich für einen ordentlichen Wühltisch gehört, von seitlichen Wänden eingefasst, damit auch ja kein Objekt über Bord gehen kann. Wie eine überdimensionierte Schublade. Auf dem Tisch befanden sich Laufsocken eines bekannten amerikanischen Sporartikelherstellers zu unschlagbar günstigen 6 Euro.
Davon sollten an der Kasse noch mal 30% Saisonabschluss-Räumungsverkaufs-Umbau-Rabatt abgezogen werden, aber mal ehrlich:
Wer kann sowas schon ausrechnen, und wen interessiert das überhaupt? Rabatt hin oder her - Wühltisch ist nicht zu toppen.
Ich krämpelte die Ärmel der abzuschließenden Saison ihrer Jacke hoch und begann zu wühlen. Herrlich. Die Verkaufsleitung hatte gemeinerweise eine ungaußsche Größenverteilung in die Kiste gekippt: 45% Größe 34-38 und 45% Größe 46-50. Blieben 8% in Größe 42-46 und 2% in Größe 38-42. Und die galt es zu finden. Völlig fixiert auf die Stelle am Pappschild, wo die Größe aufgedruckt ist, glitten
meine Hände in das Sockenmeer und wälzten Paar für Paar vom linken ans rechte Ufer. Zu mir gesellten sich noch ein paar Damen, die sich mit einem Blick als Konkurrentinnen entpuppten, da sie weder Zwerginnen noch Riesinnen waren. Hektisch wurde gegrabbelt und gewälzt, mit Vorliebe im bereits beackerten Sockenberg der Konkurrentin, da es ja sein könnte, daß sie etwas übersehen hat. Mit Könnerblick erspähte ich irgendwann tatsächlich als erste zwei Paare meiner Wunschgröße, die es unverzüglich in Sicherheit zu bringen galt. Noch schnell ein reduziertes Täschchen unter den Arm geklemmt, schnell zur Kasse und raus aus dem wilden Treiben.

Montag, 28. Februar 2011

Konstruktionsfehler

Aus angeblich ökologischen Gründen verzichtet die teebeutelproduzierende Industrie ja schon seit längerem auf Matallclips. Das freut die Umwelt, nervt allerdings dann, wenn sich die durchgeweichte Pappe auflöst und das angeknotete Baumwollfädchen keinen Halt mehr findet, so dass der ganze Kladderadatsch in den Tee plumpst. Optimal ist das nicht. Man muss dann in der Teesuppe nach dem Beutel suchen. Bis man das schmierige wabbelige Etwas aufs Trockene geholt hat, ist die vorgegebene Ziehzeit längst überschritten, die Nerven liegen blank und die Arbeitsfläche ist besudelt. Wischt man das Malheur nicht rechtzeitig weg, bilden sich undekorative Ränder, im schlimmsten Fall noch mit Farbspuren. Ich berichte von dieser folgenschweren Fehlkonstruktion, weil sie mir endlich den Schlüssel zu einem lange ungelösten Geheimnis liefert. Einmal pro Monat liegen auf dem Trottoir 50m entfernt von unserer Wohnungstür wild verstreute Blumen. Hübsche Blumen mit stolzen Blüten,
die in einer Vase viel besser aufgehoben wären. Die einst prächtigen Erzeugnisse eines Floristen liegen vertrocknet, zerfleddert und mit Füssen getreten auf dem schmutzigen Bürgersteig und ergeben sich ihrem stillen Tod. Wie kann das sein? Warum so regelmäßig? Es kann nur an einem Konstruktionsfehler liegen.
Die Blumentragehalterung hat einen Defekt. Jedes mal zu Beginn eines Monats geht der jugendliche Verehrer zum Blumenladen an der Ecke und kauft einen umwerfend schönen Strauss prachtvoller Blüher. Mit stolz geschwellter Brust nähert er sich dem Haus der zu verehrenden Person. Unterwegs reißt die Konstruktion.
Sämtliche Blumen brechen aus der Halterung und stürzen jäh zu Boden. Der Verehrer bekommt dieses Unglück allerdings vor lauter Nervosität nicht mit und betritt die Wohnung der Angebeteten. Die schreit entsetzt und verweist den blamierten Verehrer des Hauses. Er bricht in Tränen der Verzweiflung aus und sieht somit nicht, dass sein Blumenstrauß vor der Haustür liegt. Er flüchtet nach Hause und grämt sich. Einen Monat lang wird er jetzt wieder fleißig sparen und neuen Mut schöpfen. Er wird sein Herz in beide Hände nehmen und einen neuen, noch schöneren Blumenstrauß zu kaufen.
Doch leider handelt es sich auch diesmal um einen Konstruktionsfehler und das Drama nimmt seinen Lauf.
Mir tut es jedes mal sehr leid, wenn ich die schönen Blumen auf dem Boden liegen sehe. Es tut mir auch leid um den tapferen Jüngling, der Monat um Monat sein Glück erneut versucht. Vielleicht sollte er statt Blumen einfach Tee verschenken.

Freitag, 4. Februar 2011

Ne kölsche Jung im Raggae-Fieber

Um diese Kolumne nicht gleich wieder einschlafen zu lassen, lege ich heute sofort mal mit dem
nächsten Beitrag nach. Diesmal animierte mich der sympatische Podcast 'Hörbar Rust' von radioeins
(rbb) zum Schreiben. Ja, richtig, das ist der Gewinner des europäischen Podcast-Awards, moderiert
von Bettina Rust. Eine Frau, die sich immer wieder traut Fragen zu stellen, bei denen ich leicht
zusammen zucke. Kein Gast mehr, der nicht einmal pro Sendung sagt, "Gute Frage. Endlich stellt sie mir
mal jemand". Meistens gehts dabei aber um recht belanglose Dinge wie fettreduzierte Frühstückscerealien oder
die Peinlichkeit einer 80er Jahre Frisur. Frau Rust kichert dann immer so süß über ihre vorwitzige Frage, oder auch über ihren Hund, der unter dem Tisch grade gepupst hat, dass es selbst bei anstrengenden Gästen noch Spaß macht, diesen Podcast anzuhören.
Gentleman war am 09.01. zu Gast und plauderte im Wesentlichen über Jamaika, Musik, dampfen (ich glaube,
er benutzt es als Synonym für Gras rauchen) und seine Kindheit in der Kölner Südstadt. Nix Spektakuläres
aber vielleicht gerade deshalb nutzt die Moderatorin das Vorsichhinplätschern des Gesprächs für einen dringenden Appell.


"Bitte liebe Zuhörerschaft, wenn ihr angekettete, umgefallene Fahrräder seht, geht nicht einfach daran
vorbei. Hebt sie auf, bevor ein einparkendes Auto darüber rollt oder der Mob drauf springt."


Ich will mich da unbedingt anschließen, dann auch mir zerreißen am Boden liegende Fahrräder das Herz.
Gentleman unterstützt diese Aktion übrigens auch, yo man, is ja klar.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Lebensweisheiten vom Heinz

Als Extrem-Podcast-Konsumentin hab ich schon ein paar mal mit dem Gedanken gespielt, die
interessantesten Passagen aus den von mir abgehörten Beiträgen hier zu beschreiben. Als ich
heute morgen auf dem Weg zur Arbeit den Lebensweisheiten von Heinz Strunk lauschte war es dann so weit. Der Drang das soeben Gehörte aufzuschreiben überschritt den Schwellenwert.
Heinz Strunk, der Mann dessen Fleisch sein Gemüse ist, begleitete einen "Song" von Scooter auf
der Queerflöte. Dabei geriet er stellenweise so ausser Atem, dass er lautstark nach Luft schnappte.
Wer diesen künstlerischen Hochgenuss nacherleben möchte kann sich den Podcast hier herunter laden: http://www.ndr.de/ndr2/audio61405_podcast-podcast2970.html
Strunks improvisierte Untermalung von HyperHyper erinnerte mich stark an Jethro Tull. Ich bin mir bewusst, dass ich mit der Erwähnung dieser Band in Kauf nehme, dass man nun tief zu meinen Abgründen herabblicken kann, doch treffender ließe sich das Gehörte nicht beschreiben.
Jethro Tull gehen übrigens 2011 anlässlich 40 Jahre "Aqualung" auf eine Jubiläumstour durch die USA. Fall es jemand interessiert, gibt es hier Tickets:
Ich wäre ja schon froh gewesen, hätte Heinz den Namen des Flötisten nicht "EIN" sondern I-AN ausgesprochen, aber was soll man schon von einem 'Schmusimusi'-liebenden Dorfmusikanten (Zitat von Heinz' Homepage) erwarten?
Okay, sein Tipp für Bettina Tiedjen ist ganz brauchbar: Mindestens einmal pro Woche Zahnseide benutzen ist besser als nie.

Mittwoch, 24. November 2010

Meine ganz persönliche Terror Erfahrung


Vor ein paar Tagen fuhr ich abends mit dem Rad zum Schwimmbad. Ausnahmsweise, muss ich ja zu meiner Schande betonen, habe ich mich an alle Verkehrsregeln gehalten. Sogar an die, die noch gar keine sind! Mein Rad hatte hinten und vorne Licht. Ich fuhr auf dem Radweg der rechten Strassenseite und trug sogar einen Helm und reflektierende Kleidung. Alle Ampeln, die dem zu schildernden Ereignis voraus gingen, habe ich klar bei grün genommen. Ich bin sogar angemessen schnell gefahren. Obwohl es ja keine Geschwindigkeitsbeschränkung für Radwege gibt, soweit ich weiss. Und was ist der Dank dafür? Plötzlich steht 10m vor mir, mitten auf dem Radweg ein Polizist.
Das war so eine Stelle, wo ich eine von rechts einmündende Strasse queren musste. Er stand nicht nur auf dem Radweg sondern auch mitten auf der Strasse und redete mit einer Kollegin und 2 Menschen in Warnwesten. Diese konnte ich aber nicht sehen, da sie von einem geparkten Auto verdeckt wurden. Ich bremste und fuhr langsam auf den Polizisten zu. Der ging 10cm zur Seite und verpasste mir dann einen ordentlichen Schlag gegen die Schulter. Ja, richtig gelesen. Die Polizei, dein Freund und Helfer, griff mich an. Ich bin dann sofort stehen geblieben und hab ihn empört gefragt, was das denn solle, worauf er mich anschrie, ich solle gefälligst langsamer fahren. Das hatte ich ja auch gemacht. Warum er denn mitten auf dem Radweg stehe, fragte ich ihn. Da sei ein Unfall passiert und er müsse den aufnehmen. Ok, das erklärte auch die beiden Menschen in ihren Warnwesten und die kreuz- und quer geparkten Autos. Es erklärt vielleicht auch seine Gereiztheit. Aber muss er mich deshalb fast vom Rad schubsen?

Dienstag, 16. November 2010

Die gute Fee

Schon mal drüber nachgedacht, wie die Antwort lautet, wenn die gute Fee eines Tages vor einem steht? Die liebliche Fee, die einen zuckersüß anlächelt und fragt: "Nun, meine Teuerste, du hast drei Wünsche frei. Welchen Wunsch darf ich dir denn zuerst erfüllen?"

Ich habe diesen Wunschfindungsprozess vor einiger Zeit schon mal in die Wege geleitet. Schliesslich weiss man ja nie, wann der Moment kommen wird, da sie ihren Auftritt hat. Um der Gefahr vorzubeugen, dass ich dann über die Maße verzückt bin von ihrer Lieblichkeit, den Mund voll Speichel und im Kopf ein riesiges Vakuum, habe ich mir meinen Prio-Eins-Wunsch vorsichtshalbe schon mal gemerkt. Ich möchte ohne Brille super sehen können. Ohne Brille heisst natürlich auch ohne Kontaktlinsen, aber um die Wartezeit bis dahin erst mal zu verkürzen, erkläre ich mich vorrübergehend auch mit Linsen zufrieden. Da das Sehen zur Zeit weder ohne noch mit Brille so richtig klappt, habe ich gestern einen Augenarzt aufgesucht. Der völlig von seiner Gotthaftigkeit eingenommene fertigte mich innerhalb von 5 Minuten mit folgenden Thesen ab:
1. Ihre Augen sind völlig gesund, aber leider ist ihre Sehkraft sehr schlecht.
2. Dafür, dass Sie so schlechte Augen haben, sehen Sie mit der Brille erstaunlich gut.
3. Wenn Sie Kontaktlinsen möchten, empfehle ich Ihnen einen Spezialisten.
Bei Ihrer Sehleistung kann ich da nichts machen.

Für mich steht eins fest: Die Fee soll sich mal ein bisschen beeilen! Am Freitag spreche ich beim
Kontaktlinsen-Spezialisten vor, und wehe, er hat keinen guten Draht zur Fee.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Samstag, 13. November, 9:30 Uhr, Almasport in Düsseldorf-Oberkassel. Offizieller Start des Trainings für den Metro-Marathon 2011. Es regnet Bindfäden. Keine Besserung in Aussicht. 45 Minuten lang traben wir über den Rheindeich, laufen ein paar Tempowechsel und versinken in einer grauen Landschaft aus Pfützen und Matsch. Plitsch-Platsch.Am Sonntag nehme ich zum ersten Mal am Gymnastik-Abend teil. In mitten von gut hundert ächzenden Mitmenschen liege ich auf einer blauen Schaumstoffmatte, drücke mein schmerzverzerrtes Gesicht aufs Handtuch und kräftige meine Rumpfmuskulatur. "Die Gymnastik ist der Dreh- und Angelpunkt des Marathons" trichtert uns Trainer Holger gebetsmühlenartig ein. Ich bin bereit daran zu glauben und zwinge mich, noch einen Satz Sit-ups zu durchleiden. Immerhin ist Holger auch Tatortfan und die Plackerei nimmt rechtzeitig ein Ende, so dass ich pünktlich um 20:15 Uhr mit Pizza und Weizenbier vor der Glotze sitze. Am nächsten Morgen spüre ich dann "Jedem Anfang wohnt auch ein deftiger Muskelkater inne."