Samstag, 22. Dezember 2007

Verreise nie mit einem Bagger

Gestern auf dem Flughafen in Duesseldorf. Wir sitzen und warten auf den Abflug, lesen ein Buch, doesen so vor uns hin. Neben mir habe ich das Baggerset (Bagger, LKW und Gabelstapler) fuer den kleinen irischen Neffen von Frau O abgestellt. Alle drei sind in einer duchsichtigen Tragetasche eingesperrt, die bunt und wie gesagt: durchsichtig ist. Und da stand er auch schon, so ein kleiner Knirps, 2 Jahre alt vielleicht, riesige Kulleraugen und inspizierte den Bagger. Erst guckte er, dann guckte er traurig, dann wollte er ihn anfassen, dann kam Papa und nahm ihn auf den Arm, dann hoerte er, dass das nicht geht, und dann wurde herzzerreissend geweint. Frau O. und ich guckten uns an und nickten einstimmig: Verreise niemals mit einem Bagger - oder verpacke ihn wenigstens unauffaellig!

Freitag, 21. Dezember 2007

Driving home for Christmas

In ein paar Stunden gehts mit dem Flieger nach Dublin. Ich werde mit meiner Frau das erste gemeinsame Weihnachten im Kreise der irischen Familie verbringen. Ein wenig aufgeregt bin ich schon, aber auch neugierig und gespannt wie ein Flitzebogen. Nach dem 'Der-Die-Das. Wer-Wie-Was'-Prinzip habe ich mich ja schon mal vorab schlau gemacht und herausgefunden, dass es die Geschenke erst am 25. gibt. Heiligabend gehört Freunden, und die trifft man am besten abends im Pub. Am Christmasday kommt Santa und bringt die Geschenke. Man packt stundenlang aus und stärkt sich anschliessend mit Turkey und Ham, Kartoffeln, Möhren und Kohl. Berühmt ist auch der Christmascake, ein alkoholgeschwängertes Ensemble von Früchten und Lebkuchenteig, überzogen mit einer dicken Schicht aus klebrigem weissem Puderzucker, genannt Icing. Ich mag das nicht so gerne, aber ich werd es brav essen, denn 'nein' sagt man in Irland nicht. Es sei denn, der Ruf als rüpelhafter, lauter, egozentrischer Deutscher hat sich eh schon verbreitet. Ich arbeite noch dran, also an meinem guten Ruf. Am 26. ist dann auch schon alles vorbei, man geht zum Pferderennen oder guckt Premier League, geht wieder in den Pub, trifft Freunde oder geht schnell in die Stadt um die erhaltenen Gutscheine einzulösen. Dabei soll man nicht glauben, alleine zu sein. Schon garnicht bei Brown Thomas, dem absoluten Kultgeschäft der Iren.
Wir werden noch ein paar Menschen besuchen, die uns zur Hochzeit gratuliert und beschenkt haben, von denen ich die meisten noch nie gesehen habe. Das wird sicher wieder ein Spass, wenn sie diesen 'Ach, so sieht eine deutsche Lesbe'-Blick aufsetzen. Ich werde auch hier versuchen artig zu sein und ein nachhaltiges 'They looked quite normal' in ihr Gedächtnis klöppeln.
In diesem Sinne - allen Leserinnen und Lesern schon mal vorab viel Spass beim Weihnachten-feiern und viele lustige Geschichten, die Ihr dann alle gerne mal erzählen könnt. Wie wäre es mit einem 'Mein peinlichstes Weihnachtserlebnis 07' - Kontest?

Rumgelösche

Seit zwei Tagen habe ich Urlaub. Neben Geschenkesuchen, Geschenkekaufen, Geschenkeeinpacken, Wohnung aufräumen, waschen, putzen und Altpapier wegbringen habe ich mich eben entschieden, meinen PC ein wenig aufzuräumen. Habe massenweise Dateien von Festplatte zu externer Festplatte kopiert und ganz mutig anschliessend auf C:\ gelöscht. Waren nämlich nur noch beängstigende 6 GB frei, und so langsam wurde es eng auf C - also irgendwie fühlte sich das so an.
Jetzt hab ich Datei über Datei kopiert und gelöscht und es sind grade mal 4 GB frei geworden. Wie kann das sein? Ich meine, voll ist das immer alles ganz schnell wieder - aber es wird nicht leerer. Gibts da schwarze Löcher in den Weiten des Cyberspace, die meinen Speicher auffressen? Wer knappert an meinem Speicher?

Dienstag, 18. Dezember 2007

Pappklavier

Meine alte Musiklehrerin Frau Goymann ließ uns in der 5.Klasse des Gymnasiums Pappklaviere bauen.
Das waren die pappernen Rückseiten von Collegeblöcken, auf die wir die Tastatur eines Klaviers pinselten. Ziel der Sache war, Tonleitern zu üben, auf der Papptastatur, um sie dann auf dem großen Schulflügel, mit ungelenken Sextanerfingern herunterzutippen. Dafür gab es Noten. Frau Goymann war sehr gefürchtet, denn sie zitierte uns nicht nur willkürlich aus dem Alphabet heraus vor die Klasse, sondern sie ließ uns auch sechsstrophige Liedertexte auswendig lernen und kommentierte aufs schärfste unsere pubertären Verhaltensweisen. Das war uns damals so peinlich, daß man noch nervöser den großen Musiksaal betrat, als man das angesichts der vorklrieglichen Lehrmethoden hätte tun müssen. Aber egal.
Ich kam auf das Thema 'Pappklavier' als ich am Freitag im Düsseldorfer Schauspielhaus das Konzert von Peter Licht erleben durfte. Sein Drummer hatte nämlich ein Pappschlagzeug. Nicht aufgemalt sondern echte Bananenkisten waren vor ihm arrangiert und er trommelte angestrengt darauf rum.
Ein Pianist mit einem echten Flügel war auch da, ein Bassist und Peter Licht mit vielen großen und kleinen Zupfinstrumenten. Von meinem gemütlich gepolsterten Sitz in Reihe drei konnte ich die vier Künstler wunderbar bei Ihrer Kunst beobachten. Es war grandios. Peter Licht las merkwürdig komische Texte vor, dann sang er wieder, vergass manchmal den Text, aber das machte nichts, denn der Pianist konnte immer aushelfen und überspielte das mit einem sagenhaft charmanten Lächeln. Peter Licht tanzte seine einstudierten wilden Schritte herunter, kam mal ausser Puste, las wieder was,
verteilte Zettel mit Liedtexten und lies den Saal 'Wir machen uns eben sorgen über unsere Zukunft und unseren Arbeitsplatz' singen. Das wiederum machte so viel Spass, dass es einem fast schon wieder peinlich war. Aber das sollte es ja wohl auch. Er sang vom Ende des Kapitalismus und pries seine Merchandising Artikel an. Er probierte immer wieder hohe töne zu 'ahahen' und lachte über sich selber, weil es fast nie klappte. Nach drei Zugaben hörte er mit dem Satz 'Ich kann nicht mehr' auf
und ich bedankte mich bei mir selber für dieses Vorab-Geburtstagsgeschenk, das ich mir selber gemacht hatte.

Freitag, 14. Dezember 2007

A propos Fußball

Vergangene Woche erreichte mich eine Mail mit dem Aufruf zur Gründung eines schwul-lesbischen Fanclubs des 1. FC Köln. Jau. Es gibt noch Marktlücken in der homosexuellen Domstadt. Ich bin oder werde da Mitglied, als eine der wenigen Frauen. Zur Zeit befindet sich der Club in der Namensfindungsphase. Drei Vorschläge sind noch im Rennen:
A Andersrum Rut-Wieß
B Der warme Süden
C Pink Hennes [oder] Hennes op Pink
Ich finde 'Pink Hennes' am besten. Da kann man ein hübsches Logo draus machen, man kenn es einfach deklinieren, und ein Geißbock ist doch einfach greifbarer als eine Himmelsrichtung. Ich freu mich schon auf pink-weiß gestreifte Schals und viele viele Mädels, die noch beitreten.

Premiere II

Da steht er jetzt, Receiver Nummer 2, DER PREMIERE-RECEIVER. Pause. Es ist also wirklich passiert. Ich hab so'n Ding gekauft. Inzwischen mindestens 3mal mit der Hotline telefoniert, mit nicht weniger als 5 Mitarbeitern von Saturn oder Mediamarkt diskutiert, mit mir gerungen, einen gebrauchten bei ebay zu ersteigern, dann wieder erklärt, warum ich wirklich kein Abo will und ganz sicher bin, dass Premiere Flex für uns besser ist. Puh. So langsam glaub ichs selber nicht mehr. Jedes Abo klingt bei jedem Verkäufer immer wieder anders. Bei Mediamarkt gibts sogar ne Variante, die es sonst nirgendwo gibt und wenn man nicht aufpasst, hat man gleich noch den Super-Digital-Festplatten-Alleskönner für irgendwas extras im Monat gemietet. Und dann diese Abzocke am Telefon. Für jeden Sch*** muß man die Hotline für 14 Cent / Minute anrufen, selbst für die Kartenfreischaltung und auch für das Buchen eines Fußballspiels. Nicht wahr oder? Doch, es ist wahr. Am Sonntag kommt Liverpool - Manchester United. Und wir sind nicht da. Ja, lacht blos. Wir heulen und denken in der fernen Eifel unter dem vorweihnachtlichen Tannenbaum an unseren schönen neuen Silberling mit der geilen kleinen Karte im Schlitz.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Kartenstapel


Über Weihnachten gehts nach Irland - für mich zum ersten Mal. In den vergangenen beiden Jahren bin ich immer erst am 26.12. nachgekommen, aber in diesem Jahr werde ich das erste Mal unter dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum irische Volkslieder singen und den berühmten Truthahn vertilgen. Bis es soweit ist, gibts noch viele Geschenke zu kaufen und hübsch zu verpacken - denn die Verwandtschaft auf der Insel ist groß. Unter anderem warten auch noch über 20 Danksagungskarten darauf, bei unseren lieben Hochzeitsgästen abgegeben zu werden. Aus diesem Grunde habe ich den gestrigen verregneten Abend mit einer ausgedehnten Bastelstunde verbracht. Da wir ja immer noch kein Premiere haben - nur so am Rande - blieb mir das Bremer Dilemma ja erspart, und während der SWR eine Folkerts-Wiederholung zeigte, konnte ich ganz bequem Schleifchen binden, Fotos aufkleben und Banderolen wickeln.

Montag, 10. Dezember 2007

Heldinnen und Helden in Frankfurt

Meine Trainerin rief in der Mittagspause an um sich nach meinen Schwimmresultaten von Frankfurt zu erkundigen. Das hats seit 20 Jahren nicht mehr gegeben. Ich fühlte mich gleich ein bischen wichtiger
und ein bischen schneller. Schliesslich spreche ich sonst bei solchen Turnieren zuerst darüber, wie toll
die Party war, wie lecker das Brunch und was unsere Primadonnen wieder alles unter der Dusche angestellt haben. Äh, schwimmen, ja, das auch. Immerhin war meine Altersklasse so gut besetzt, dass ich keine meiner Medaillen durch bloßes Antreten errungen habe. Über 100m Lagen gabs sogar Bestzeit, und darauf bin ich echt mächtig stolz. Die verbesserte Delphintechnik hat wohl doch was bewirkt. Die 400m Freistil waren erst gut, als sie vorbei waren. Die Beleuchtung unter Wasser hat einer Blindschleiche wie mir exakt 16 Mal eine fast nicht sichtbare Wand vorenthalten, so daß ich einmal beinahe dagegen geknallt bin und einmal zu weit weg war und nur noch mit dem dicken Zeh dran kitzeln konnte. Am Ende gabs einmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Noch besser war aber die Atmosphäre und alles drum rum. Das Frankfurter Orgateam hatte sich unheimlich viel Mühe gegeben, alles nett und gemütlich zu machen, die Party war klasse, das Brunch wirklich unschlagbar und alle, bestimmt 1000 Teilnehmer, waren sehr zufrieden. Ich auch.

Freitag, 7. Dezember 2007

FVV X-Mas Turnier

Heute gehts nach Frankfurt, zum FVV X-Mas Turnier, sicherlich eines der traditionsreichsten schwullesbischen Multisportturniere überhaupt. Nachdem mirmein Arzt heute morgen sein 'ok' gegeben hat, werde ich mich über 400m Freistil,100m Lagen und 50m Brust versuchen. Da ich seit Wochen Schmerzen in der rechten Schulter habe, konnte ich kaumtrainieren und fühle mich wie ein eingerostetes Wrack. Da die Schulter aber nicht ernsthaft verletzt sondern nurleicht verschlissen ist, werde ichs wagen und die Herausforderung annehmen. Ein fast noch größeres Wagnisist die bevorstehende Übernachtung beim sogenannten 'Hosted Housing'. Kein 5-Sterne Hotel diesmal, sondern Luftmatratze und Schlafsack. Letzteren konnte ich schon mal nicht finden. Liegt - seit mindestens 5 Jahren ungenutzt -unter zentimeterdicker Staubschicht auf dem Dachboden, unter Umzugskisten, und Ikea-Regalteilen versteckt.Gleich zwei Weihnachtsfeiern in dieser Woche inklusive übermäßigem Alkoholverzehr und Schlafmangel tragen weiterhindazu bei, daß ich mich nicht grade wie die 18-jährige Franzi vor ihrem grandiosen Berliner Comeback fühle.Ich brauche dringend Vitamine, Schlaf und Ruhe und stürze mich stattdessen in ein homosexuelles Sportvergnügen,garniert mit Äppelwoi, lauter Musik, viel Gequassel und noch mehr Schlafmangel. Doch - was solls - wie gesagt - hauptsache, es macht Spass!
Ich hoffe, nebenbei auch ein paar alte Orga-Hasen und Häsinnen zu treffen, die ich dann über den Stand der EuroGamesBarcelona ausquetschen kann. Dort wird nämlich schon seit Wochen der Beginn der Online-Registrierung verschoben, auf mittlerweileschon den 21. Dezember. Finde das sehr merkwürdig und will mich endlich dort anmelden.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Alles Mimosen

Ich verstehe nicht viel zur Zeit. Thomas grübelt und zweifelt ob seiner kaufmännischen Qualitäten und versucht den guten Ruf der Familie zu verteidigen. Antonie bringt ihre Tochter Erika unter die Haube undfühlt sich wie selber neu verheiratet. Und irgendwie erscheint mir die Buddenbrocksche Welt doch sehrleidensfreudig - im Sinne von, es geht mir zwar gut aber wenn Du mich schon so fragst, zwickt es hier und zwackt es dort. Ich dachte immer, die Leute im 19. Jahrhundert seien so viel stärker und robuster als wir gewesen.Keine Krankheit kann ihnen die gute Laune vermiesen, Schmerzen gibt es nicht, man habe stramm und aufrecht zu stehen und blos nicht zu jammern. Und siehe da: "Ach, der Herr Thomas fühlt sich so schwach, Gerda ist so blaß,Christian hat so gut wie jedes Wehwehchen und der kleine Hanno mag nicht mehr sprechen und leidet an Seelenkummer.Mit SIEBEN! Mein Lieblingssatz der letzten 100 Seiten war übrigens:" Ihre Zähne waren weisser als ihre Gesichtsfarbe", mit Bezug auf Gerda.