Laufgerüche
Meine aktuelle Lieblingslaufstrecke geht durch den Hofgarten, am Rhein entlang zur Theodor-Heuss-Brücke und wieder zurück.
Die Strecke ist gut 10 km lang, bietet einen traumhaften Panoramablick auf die Stadt, ich kann bei Bedarf kleine Sonderlöckchen einbauen oder mit den Rheinschiffen um die Wette laufen. Weil es da so schön ist, laufe ich diese Schleife schon seit mindestens 3 Monaten fast wöchentlich, so dass ich
mittlerweile fast jeden Baum persönlich kenne. Bei so viel Vertrautheit fallen die dicken Elefanten vom Zirkus Roncalli, der sich grade auf den Rheinwiesen ausbreitet, schon arg ins Gewicht. Doch neben diesen schwer zu übersehenden Veränderungen entlang derd Strecke, gab es insbesondere gestern Abend ein beeindruckendes Geruchskonzert.
Der Rhein riecht meistens nach Rhein. Das heißt, zieht man mal den Dieselgestank der Frachtschiffe, Möwenschiss und die Schnitzelpommesschwaden der Hotelschiffe ab, riecht er unterm Strich nach nichts. Auf den Rheinbrücken vermischt sich das ganze noch mit Autoabgasen. Bin ich erst mal den
verkehrsreichen Zubringerpfaden entkommen und laufe butterweich gebettet entlang des Stroms, wabert regelmäßig Zigarettenqualm der von mir überholten Fußgänger in meine geweiteten Nüstern. Spannend wirds, wenn ich mich Gruppen unter 18-jähriger mit lila Kapuzenjacken und schiefsitzenden Basecaps näher. Dann nimmt der Qualm eine süßliche Note an und lähmt hin und wieder dankenswerterweise mein Schmerzempfinden.
An Wetterwechseltagen wie gestern bergen stehende Gewässer einen undefinierbaren Mix an ekelerregenden braungrünen, dem Tod geweihten Modder-Gestänken. Da hilft nur schnelles Umschalten von Lungenzügen auf Flachatmung. Entschädigt wurde mein feines Näschen dann später im noblen Düsseldorfer Hofgarten. Die Landschaftsgärtnerschaft hatte frischen Rindenmulch zu einem 2m hohen und 10m langen Wall aufgehäuft. Höchst angenehmer Duft ging davon aus. Weil braune Dinge üblicherweise sehr unangenehm riechen, war ich äußerst verzückt und trabte gut gelaunt gen Ziellinie.
Freue mich schon auf die Grillsaison, wenn sich Bruzzler-Schwaden mit den Schweißwolken der fußballspielenden Bleichgesichter vermengen.