Samstag, 18. April 2009

Laufgerüche

Meine aktuelle Lieblingslaufstrecke geht durch den Hofgarten, am Rhein entlang zur Theodor-Heuss-Brücke und wieder zurück.
Die Strecke ist gut 10 km lang, bietet einen traumhaften Panoramablick auf die Stadt, ich kann bei Bedarf kleine Sonderlöckchen einbauen oder mit den Rheinschiffen um die Wette laufen. Weil es da so schön ist, laufe ich diese Schleife schon seit mindestens 3 Monaten fast wöchentlich, so dass ich
mittlerweile fast jeden Baum persönlich kenne. Bei so viel Vertrautheit fallen die dicken Elefanten vom Zirkus Roncalli, der sich grade auf den Rheinwiesen ausbreitet, schon arg ins Gewicht. Doch neben diesen schwer zu übersehenden Veränderungen entlang derd Strecke, gab es insbesondere gestern Abend ein beeindruckendes Geruchskonzert.
Der Rhein riecht meistens nach Rhein. Das heißt, zieht man mal den Dieselgestank der Frachtschiffe, Möwenschiss und die Schnitzelpommesschwaden der Hotelschiffe ab, riecht er unterm Strich nach nichts. Auf den Rheinbrücken vermischt sich das ganze noch mit Autoabgasen. Bin ich erst mal den
verkehrsreichen Zubringerpfaden entkommen und laufe butterweich gebettet entlang des Stroms, wabert regelmäßig Zigarettenqualm der von mir überholten Fußgänger in meine geweiteten Nüstern. Spannend wirds, wenn ich mich Gruppen unter 18-jähriger mit lila Kapuzenjacken und schiefsitzenden Basecaps näher. Dann nimmt der Qualm eine süßliche Note an und lähmt hin und wieder dankenswerterweise mein Schmerzempfinden.
An Wetterwechseltagen wie gestern bergen stehende Gewässer einen undefinierbaren Mix an ekelerregenden braungrünen, dem Tod geweihten Modder-Gestänken. Da hilft nur schnelles Umschalten von Lungenzügen auf Flachatmung. Entschädigt wurde mein feines Näschen dann später im noblen Düsseldorfer Hofgarten. Die Landschaftsgärtnerschaft hatte frischen Rindenmulch zu einem 2m hohen und 10m langen Wall aufgehäuft. Höchst angenehmer Duft ging davon aus. Weil braune Dinge üblicherweise sehr unangenehm riechen, war ich äußerst verzückt und trabte gut gelaunt gen Ziellinie.
Freue mich schon auf die Grillsaison, wenn sich Bruzzler-Schwaden mit den Schweißwolken der fußballspielenden Bleichgesichter vermengen.

Mittwoch, 15. April 2009

Erfahrungsbericht

Was macht ein Deutscher, wenn man ihm ein 0,3 Bier und ein 0,5 Bier zum selben Preis anbietet? Er nimmt natürlich das größere. Was man, wie ich finde, auch leicht nachvollziehen kann, wenn es sich um die exakt gleiche Sorte handelt und das Gebräu dazu auch noch unverschämte 5 Euro kostet. In Deutschland kaum vorstellbar, aber auf der grünen Insel an der Tagesordnung. Fairerweise möchte ich erwähnen, dass das 0,3 er Getränk in der Flasche serviert wurde, während das Pint gezapft war. Verstehen konnte ich den Unterschied trotzdem nicht - die Kopfschmerzen am nächsten morgen allerdings schon.
Whaeva...wie der Ire sagt. Wir hatten viel viel blue Sky, dem man auf der Insel aber nicht viel Vertrauen schenkt. Sucht man hierzulande den Himmel nach Wolken ab, suchen die Iren nach blauen Flecken. Finden sie welche, schwören sie deren rasches Verschwinden herauf, womit sie überraschend oft recht haben. Die blauen Flecken rotten sich zwar manchmal zu größeren blauen Teppichen zusammen und scheinen ein bisschen Sonne auf das weite Grün herab, doch kaum hat man sich in Pose gebracht, schleichen ein paar hinterlistige Wolken ums Eck und trüben die Freude. Läßt man allerdings von Anfang an die Finger von "Gartenmöbel rausholen, Sonnencreme auftragen, Grill aufbauen, Tank Top anziehen", tut man es also den Einheimischen gleich, gelingt es meist die kurzen bluesky-Phasen optimal auszunutzen. Vielleicht verbrennen die Inselbewohner in südlichen Breiten auch deshalb so schnell, weil sie jedes Mal völlig überrascht sind, wie viele blaue Flecken sich hartnäckig aneinander reihen und stundenlang ungetrübt ausharren können. Abgesehen von den üblichen Irritationen bei Packungsgrößen, Lebensmittelpreisen und Rugby habe ich die Ostertage in Irland sehr genossen. Ich habe gelernt, dass man auf der Insel mit Hühnereiern zu Ostern nichts am Hut hat. Das gefärbte deutsche Hühner-Osterei existiert einfach nicht. Stattdessen produzieren alle namhaften Schokoladenmanufakturen eiförmige Gebilde in Übergröße als Frühlingsboten und Fruchtbarkeitssymbole. Immerhin werden auch sie vom Osterhasen persönlich im Garten versteckt. An Karfreitag haben die Supermärkte geöffnet, dürfen aber keinen Alkohol verkaufen. Ob dies jemanden davon abhält, an Karfreitag ein Bier zum Fisch zu trinken, weiß ich nicht, aber einen Versuch ist es Wert.
Ein völlig neues, innovatives Produkt begegnete mir in der Fernsehwerbung. Ein Deo von dove, dass den Achselhaarwuchs hemmt. Diese Erfindung löste in meinem Konsumentenhirn wahre Begeisterung aus. Vielleicht wird es bald auch eine Lotion geben, die den gleichen Effekt an anderen Körperstellen hat. Ich fände das genial - wenn es klappt und nicht stinkt. Ich weiß auch nicht, was das mit Irland oder mit Ostern zu tun hat, aber meine Begeisterung war einfach so groß, dass ich sie gerne teilen möchte.

Dienstag, 7. April 2009

Jetzt aber

..., jetzt schreib ich endlich was. Wird ja auch mal wieder Zeit. Angeblich gibts ja eine kleine treue LeserInnenschaft, die hier regelmäßig vorbei schaut und wahres Glück beim Lesen meiner zaghaften Schreibversuche empfindet.
Da es mir wiederum Spass macht, Gedanken und Geschichten aufzuschreiben, habe ich im Gegenzug einfach mal so richtig dolles Glück, denn so fügt sich die Lust am Schreiben und das Lesevergnügen der Anderen zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Und was kann man schon mehr wollen?

Das harmonische Ganze will allerdings genährt werden. Witzige Geschichten, skurile Anekdoten, verrückte Gedanken fallen ja nicht vom Himmel. Sie sind das Produkt eines zähen, von Problemen gepflastereten Alltags gespickt mit wiedrigen Umständen und schier unüberwindbaren Hindernissen. Um es kurz zu machen: Das Leben ist hart und kompliziert und liefert selbst die besten Geschichten.

Gut. Das wissen wir längst. Was aber passiert, wenn das Leben sich entscheidet, einfach so, völlig ungefragt, schwuppdiwupp, so ganz easy um die Ecke zu kommen? Wenn es einfach mal so rumplätschert. Unspektakulär. Unaufgeregt. Ohne Fallen und Gemeinheiten.
Dann ist erst mal ein Click auf die Pausen-Taste angesagt, einfach raus
aus dem Mief, Frühlingsluft inhalieren, Licht und Wärme einströmen lassen, Scheuklappen lupfen, Äuglein öffnen, Gehirn durchpusten lassen und genießen.
Meine empfindsamen Synapsen halten schon gespannt Ausschau nach neuem Material, das sie dann geschickt mit ihren Klebetentakeln einstrudeln, verdauen und genau hier an dieser Stelle pompös herauskatapultieren werden.

Und falls das jemandem zu lange dauern sollte, hab ich hier nen netten Link von nem Shop, in dem man herrlich nach unnützen Dingen stöbern kann: Der ANTIPRENEUR-SHOP.