Dienstag, 4. Juli 2023

Monschau - Eifelsteig - Wanderung

Bevor die Sommerferien begannen, startete der Sommer bereits richtig durch. Tagelang Temperaturen um die 30 Grad verlangten von unseren winterverschlafenen Körpern einiges ab. In unserem vierstöckigen Häuschen waberte die heiße Luft nur so umher und suchte sich ihren Weg nach oben – in Richtung unseres Schlafzimmers. Dort entwich sie dann zum Fenster hinaus – wenn wir Glück hatten. Man nennt das Phänomen in der Physik „Kamineffekt“. Funktioniert ganz gut, so lange die Temperaturunterschiede ausreichend groß sind. Je weniger stark das Gefälle, umso größer die Aufheizung der Bettstadt. Zeit zu fliehen.

Ein Ausflug führte uns nach Monschau. Das niedliche Eifelstädtchen mit seinen vielen Fachwerkhäusern an der Rur hat zwei Jugendherbergen: eine eingebettet in die majestätische Burg im Zentrum von Monschau, die andere 2 Kilometer außerhalb auf einem Hügel nahe Imgenbroich thronend. Letztere hatte noch Zimmer frei und kam so zu der Ehre, uns und eine befreundete Familie für zwei Nächte aufzunehmen. Als Eifeler Urgestein wußte ich natürlich, dass man korrekterweise „Immchenbroooch“ sagt, aber am ersten Tag wollte ich komischerweise noch lieber als Touristin erkannt werden und ließ mir die Sprachkenntnisse nicht anmerken.

Idyllisches Monschau mit Blick auf die Rur
 

Rur


Hochzeits-Baum am Rauthaus




Dabei war ich doch eigentlich mit dem Wunsch in die Heimat zurückgekehrt, meiner Verbundenheit mit der Eifel – ganz besonders mit ihrer Natur und Geschichte – nachzuspüren. Ich wollte mir einfach noch eine Nacht Zeit lassen, um die Städterinnenhaut abzustreifen und am nächsten Morgen als Eifelerin in meine Wanderschuhe zu steigen und die
zweite Etappe des Eifelsteigs in Angriff zu nehmen.

Nach einer entspannten Nacht im frisch renovierten Jugendherbergszimmer, gabs ein reichhaltiges Frühstück mit Brötchen, Müsli und Obst. Meine Wandergefährtin Fau B. war mindestens genau so aufgeregt wie ich, zu unserer gemeinsamen 17,1 km langen Etappe von Roetgen nach Monschau aufzubrechen. Um den Startpunkt zu erreichen, mussten wir erst einmal von der Jugendherberge 2km bergab nach Monschau, um von dort den Bus nach Roetgen zu erwischen. Leider fuhr dieser uns vor der Nase weg, so dass wir eine Stunde auf den nächsten Bus warten mussten, der dann auch noch direkt an der Herberge vorbei fuhr. Hätten wir auch einfacher haben können.
Immerhin kamen wir so in den Genuss eines leckeren Kaffees und ein von Tourist:innen noch ganz leeres Monschau.


Falls der Bus mal wieder später kommt

deutsch-belgische Grenzwanderung

Geradeauser gehts kaum

Um 12 Uhr verließen wir dann endlich den Bus und setzten unsere Wanderschuhe auf die ersten Meter des Eifelsteigs. Uns stand eine fast fünfstündige Strecke der Schwierigkeit „mittel“ bevor, die einiges an Anstiegen und Gefällen zu bieten hatte, deren größter Teil aber schnurgeradeaus und völlig schattenfrei durch das Hohe Venn verlief. Bei 30 Grad im Schatten war dies schon eine sportliche Herausforderung. Wir teilten uns unsere Wasservorräte gut ein, so dass wir auch den mit 658 Metern höchsten Punkt des Eifelsteigs sicher passieren konnten und auch bei einer längeren Pause an Kaiser-Karls-Bettstatt noch ein paar Schlückchen übrig hatten. 

Kaiser Karls Bettstadt

Wir genossen die Landschaft und quatschten viel. Andere Menschen begegneten uns nur ganz selten. Es war ein tolles Gefühl, einfach immer geradeaus zu laufen und das Gehirn weitestgehend auszuschalten. Getrieben von der Sehnsucht nach eine kalten Cola ohne Kinderjammern erreichten wir das Örtchen Mützenich. Ich hätte natürlich wissen können, dass in der Eifel an Samstagen die Geschäfte bereits mittags geschlossen werden, und so war es auch. Das Kaltgetränk musste noch ein paar Wanderminuten warten und wurde dann nach unserer glücklichen und erschöpften Ankunft in Monschau in ein Radler umgewandelt.

In der Eifel trinkt man Bitburger


Nach wenigen Schlucken waren wir völlig tiefenentspannt und bestellten den Mann von Frau B. als Taxi ein, damit er uns zur Herberge zurückbringe.

Nur eben kurz frisch gemacht brachen wir auch schon wieder auf zu einem gemeinsamen Abendessen mit beiden Familien. Die Kids waren überhaupt nicht begeistert, dass wir 2km ins Tal gehen mussten, um unseren Hunger zu stillen. Dabei war das für sie das erste mal, dass sie überhaupt diesen Weg gingen. Großzügige Versprechen lockten sie dann doch ins Tal, wo es lecker Speis und Trank für hungrige Eifeltourist:innen gab.

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