Durch die Augen von Kurt
Seit der ersten Staffel bin ich bekennender Fan von LOL (Last one Laughing). Durch dieses Format wurde ich zum ersten Mal auf Kurt Krömer aufmerksam. Irgendwas an dem Typen faszinierte mich. Viele Menschen wurden wahrscheinlich auf ihn aufmerksam, als er sich zu seiner Depression bekannte. Doch das war gar nicht der eye-opener, der mir in die selben sprang. Es war wohl eher die Tatsache, dass er alleinerziehender Vater von vier Kindern ist und herrlich balinert. Dat is mer sympatisch.
Als absoluter Podcastjunkie entdeckte ich so natürlich auch als sicherlich weltweit erster Mensch Kurt Krömers neuen Podcast "Feelings" auf Amazon Music. Die Podcastwelt bringt ja täglich millionenfach neue Werke hervor. Alle machen ja jetzt Podcast - außer mir - aber das muss ja nicht ewig so bleiben. In diesem Dschungel die neuste Folge von "Feelings" zu entdecken ist schon ein Glücksfall. Absolut empfehlenswert.
Ich höre Kurts Stimme beim Einschlafen, Wäsche aufhängen, Kochen, Spazieren, Joggen, etc., was bei mir den Effekt hat, dass ich manchmal anfange so zu denken, wie er. Die Verknüpfung von Gedanken in meinem Hirn nimmt merkwürdige Züge an, windet sich, verfährt sich, nimmt falsche Abzweigungen und trifft dann erstaunlicherweise am falschen Ende doch wieder glücklich zusammen.
Was das im Einzelnen bedeutet?
Es begab sich an einem wunderschön sonnigen Tag in Köln, als ich ganz allein verreist in der Domstadt morgens in meinem Hotelzimmer aufwachte. Ich suchte - da komplett ohne menschliche Begleitung - nach dem Wachgeküßtwerden erst mal nach der Fernbedienung und schaltete das Morgenmagazin von ARD und ZDF ein. Endlich mal tun und lassen können, was ich wollte. Frau O. hatte ich zwar nicht vergessen, sie lag krank zu Hause im Bett, aber meinen neuen Begleiter Anti Frizz, den ultimativen Haarbändiger, schon. Seit ich wieder längere Haar habe, also so lang, dass ich sie ohne Skrupel "lang" nennen kann, also lang genug für einen formstabilen Zopf, plagen mich einzelne, feine, sich verselbstständigende Haare, die mich im Gesicht kitzeln. Dagegen hilft "Anti Frizz", ein Spray aus einer lila Flasche von DM. Doch Frizz war nicht mit nach Köln gekommen und meine Haare, also die paar, die gerne aus der Reihe tanzten, freuten sich schon darauf, mir nach der Wäsche und dem Trocknen so richtig auf den Geist zu gehen. Das konnten sie noch besser, da das Hotelschampoo ihnen noch bessere Startbedingungen gab als das hochpreisige Spezialprodukt von Garnier, dessen letzten Klecks ich aus der Reisekosmetik herausquetschte.
Ich hatte die Wahl: Entweder meinen Plan, nach dem Frühstück noch ein bisschen in Köln zu shoppen, aufgeben, oder den aufständischen Haaren den Kampf ansagen.
Ich entschied mich für den Kampf. Auf beiden Seiten wurde schweres Geschütz aufgefahren. Ich bändigte mit Wasser und nutzte so oft es ging den Gegenwind, um nicht vor den Störenfrieden einzuknicken. Diese wiederum schickten immer wieder neue Kandidaten ins Rennen und wechselten sich durch geschickte Positionswechsel ab.
Die kölsche Sonne schien herrlich warm auf mich herab, als ich die Ehrenstrasse entlangflanierte. Als ans Frühaufstehen gewöhnte Mutti war ich schon um 10 Uhr unterwegs, um festzustellen, dass die hippen Läden in diesem Teil der Stadt auch hippe Öffnungszeiten haben. Sprich, noch zu waren und all überall die Kehrmaschinen und Fensterputzer am Werk waren. Ich ließ mir meine gute Laune aber nicht verderben und shoppte halt da, wo es möglich war: Socken, Bücher, Kirmskrams und nutzlosen Schnickschnack.
Mittags kam der Hunger, den ich bei Bento Box zu stillen gedachte. Die Einkehr in diesem Restaurant war seit Jahren fester Bestandteil eines Köln-Shopping-Trips. Alleine hin oder her, ich hatte ja schließlich Hunger und keine Lust auf Experimente.
Als ich im Restaurant die Toilette aufsuchte, erinnerte ich mich daran, dass dies die Toilette war, auf der man gratis Haarspray vorfand. Was für ein Glück! Ich wähnte mich kurz vor dem Ziel, den Kampf gegen diese ewig vor meinen Augen herumfliegenden Haare zu gewinnen und flog stufenüberspringend die Treppen ins Basement hinunter. In Gedanken schon den Pokal - äh das Haarspray in den Händen haltend - öffnete ich überstürzt die Tür zur Besenkammer. Zum Glück standen dort nicht Boris Becker plus eins.
Die nächste Türe war dann die richtige und als ich den wie in jedem guten asiatischen Restaurant lifestylisch mit Bambusröhrchen und Budddhafigur dekorierten Toilettenvorraum betrat, stand sie da: eine Flasche mit Pumpzerstäuber.
Völlig entfesselt stürzte ich mich auf die Flasche und drückte das geriffelte Plastikköpfchen nach unten. Einmal, zweimal, dreimal stieß die winzige Düse einen feinen Flüssigkeitsnebel hervor, der mein Haar benetzte und baldige Besserung gelobte.
Doch warum roch es so komisch? Als sich der Nebel gesetzt und die Luft wieder klar genug war, dass sie den Blick auf das Etikett freigab, sah ich es: "Denk mit - Desinfektions-Spray." What the ...?
Das war mein Kurt Krömer - Moment.
In Wahrheit war es etwas anders. Ich kann nur soviel sagen, dass ich in dem Moment, als ich die Flasche mit dem Desinfektionsmittel auf der Anrichte über dem Waschbecken sah, sofort an Kurt denken mußte.