Samstag, 9. Januar 2010

Schuhgrößenschlamassel

Gestern wollte ich mir ein Paar Gelände-Laufschuhe kaufen. Der viele Schnee, noch viel mehr vorhergesagter Schnee, die geplanten Wald- und Geländeläufe im ersten Quartal sind schliesslich Gründe genug, mal wieder neue Laufschuhe zu kaufen. In der Sportabteilung eines großen Kaufhauses mit grünem Logo präsentierten sich die geländefähigen Schuhe nach Größen sortiert. Meine Auswahl fiel auf ein paar orange-graue und ein Paar blau-rote. Frau O. schmuggelte noch ein Paar
schwarz-pinke dazu, das ich aber aus ästhetischen Gründen erst mal beiseite schob.
Jetzt ging es ans Anprobieren. Aus taktischen Gründen ziehe ich immer den günstigsten Schuh zuerst an. Zu groß.
Da ich in normalen Schuhen Größe 40 habe, wunderte mich das nicht, stand doch auch Größe 41.5 auf dem Etikett. Konsequent probierte ich danach den orange-grauen Schuh an. Der rechte war ganz ok, doch der linke war eindeutig zu eng.
Und jetzt begann der Teil des Schuhkaufs, der mich nachdenklich machte. In dem Schuh, der sowohl seitlich als auch vorne drückte, stand "Größe 40". In dem pinken Treter, den ich dann doch noch anprobierte, stand "Größe 41.5", und oh Wunder, der passte. Waren meine Füsse in kürzester Zeit um mehr als eine Schuhgröße gewachsen? Oder liegt es an den großen Temperaturdifferenzen,
dass sich die Füße, wenn sie von -5 auf +25 Grad hochheizen, überproportional ausdehnen? Einfach meinem Gefühl zu trauen wäre ja zu einfach gewesen. Folglich zog ich jeden Schuh mindestens 3 mal an und wieder aus, joggte quer durch den Kaufhof, hüpfte und sprang vorwärts wie rückwärts und machte den Schuhkauf zu einem wissenschaftlichen Experiment. Für Frau O. wurde es eine Geduldsprobe, die sie jedoch tapfer überstand. Ich solle es doch einfach lassen, hörte ich sie ein paar mal aus dem Off sagen, doch ich war viel zu beschäftigt damit, mich selber davon zu überzeugen, dass die Schuhe, die gefühlt passen, auch wirklich passen, obwohl die angegebene Größe nicht meine ist. Es konnte nicht sein was nicht sein konnte. Ich habe die schwarz-pinken dann aber doch gekauft und beschlossen, meine peinlichen Dehn,- Spreiz- und Streckübungen an anderer Stelle fortzusetzen. Zu Hause stellte ich dann fest, dass all meine Laufschuhe Größe 41.5 haben - nämlich die französische Größe. Das entspricht der deutschen Größe 40.5.
Faszinierend, wie schnell das Empfinden ins Wanken gerät, wenn einem ein Etikett was ganz anderes suggeriert.
Jetzt muss ich mich nur noch am Beautybeaufragten unbemerkt vorbei schmuggeln und niemand kann mich mehr aufhalten.cUnd schon gar nicht der blöde Schnee.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Sushi und Stollen

Mir ist da noch was eingefallen. Bevor das Jahr zu Ende ging habe ich noch ein Buch von David Foster Wallace gelesen. Nicht das dicke mit dem vielen Erklärungen im Hinterteil, sondern eines seiner ersten, "Der Besen im System". Das anfänglichausgesprochene Lob hab ich schnell bereut. So ein Schwachsinn. Aber es war ja auch Jahresendzeitstimmung und ich sass vieleStunden im Flugzeug. Da bleibt einem ja auch nichts anderes übrig als schwachsinnige Dinge zu tun, wie z.B. Ice Age 3 oder schmierige US-Highschool Komödien zu gucken. Da so viel Schwachsinn nach Alkoholkonsum nur so schreit, war ich dankbar, alsdie Stewardess mit dem Wein den Gang entlang gerauscht kam. Normalerweise bin ich da ganz eisern und wähle immer den Wein,der von am wenigsten weit weg kommt. Doch in tausenden Metern Höhe, irgendwo über den endlosen Weiten Sibiriens war ich hilflos. Chilenischer, Kalifornischer oder Südafrikanischer Wein? Welcher hat wohl den geringsten CO2 Fingerprint? Ich hoffe, die Chilenen und Kalifornierkönnen mir verzeihen, denn ich hab den südafrikanischen genommen. Immerhin findet dort die Fussball-WM statt und der Kaiser fliegt so oft zwischen München und Kapstadt hin- und her, dass da bestimmt immer mal 'n paar Fläschchen Wein mitreisen dürfen. Also quasi emmissionsschwarzfahrend.
Und dann war da noch die Sache mit den Haifischflossen - als Suppe, Vorspeise oder Salat. Denkste, gibt’s nicht mehr? Tja, gibt es doch. Und wie. In Chinatown in Yokohama gabs die an jeder Ecke. Und zwischen den Ecken auch noch, wirklich überall. Ich hoffe, ich hab keine gegessen, aber ganz sicher kann man sich da nie sein. Das Essen war wirklich lecker, sogar hübsch anzusehen, aber was es eigentlich ganz genau war wird wohl ein Geheimnis bleiben.Zum Nachtisch schleckten die Mädchen Green Tea Icecream und der Neffe von Frau O. verdrückte eine art Germknödel mit einer Füllung aus schwarzen süßen Bohnen.
Die gleiche Paste blubberte mir auch aus dem "Reisklumpen to-go" entgegen, den ich zwei Tage später aus lauter Neugier verdrückte. Hat jetzt nicht nicht geschmeckt, muss ich aber auch nicht so schnell wieder essen. Ich muss zugeben, Grüner Tee hat Charme und seine Ausstrahlung von Gesundheit und Ruhe, dieses Chi-hafte, Karmagleiche, Göttliche, das ihm anhaftet, geht immer nochan mir vorbei. Er riecht unangenehm, schmeckt bitter und anschliessend ist die Tasse grün. In Wahrheit hab ich mich in Tokio aber von einem kulinarischen Highlight zum nächsten gehangelt, keine Algenmatte ausgelassen, wabbelige Süßspeisen mit der Zunge gestreichelt, rohen Fisch, gekochtes Fleisch, gebratene Nudeln, gedünstetes Gemüse und Stollen. Ja, richtig. Wir hatten die Koffer noch nicht ausgepackt, da ging es auch schon los. "Schaut mal, was wir alles schönes haben!" Im Handumdrehen kredenzte man uns Weihnachtsstollen, Vanillekipferl, Spekulatius, Leberkäse und Würstchen. Die Globalisierung macht eben vor nichts Halt und da ich ja von Frau O. gelernt habe, dass man immer brav "Danke" und "Ja" sagen soll, wenn einem der Gastgeber etwas anbietet, ass ich freundlich lächelnd Stollen mit Sushi. Es hat aber auch seine guten Seiten mit dem Blick in fremde Kochtöpfe. Immerhin bekommt man in Tokio mittlerweile an jeder Ecke vernünftiges Brot und Milch und sogar einen ordentlichen Kaffee - wenn der auch, wie sollte es anders sein - meistens von der Firma mit dem grünen Logo auf der anderen Seite des Pazifiks kommt.
In diesem Sinne: "Iti dakimas."

Montag, 4. Januar 2010

Ein neues Jahr

2010 ist ein neues Jahr. Es ist neuer als 2009, es ist jünger, frischer, unverbrauchter. Das ist überhaupt das Beste am ganzen Jahr. Man kann sich jede Menge vornehmen und dann quasi 365 Tage lang vor sich herschieben. Das Vor-sich-herschieben ist eher nicht so mein Ding, aber auch das kann ja 2010 noch werden.

Vorgenommen hab ichs mir jetzt nicht direkt, aber ich wäre ja nicht der erste Mensch, der ganz andere Dinge nicht tut als die, die er sich nicht vorgenommen hat. Man kann ja auch nur die Dinge tun, die man tun kann. Also beispielsweise, wo ich grade beim Vor-sich-herschieben war, ein Fahrradtaxi vor sich herschieben. Hat sich das überhaupt schon mal jemand für das Jahr vorgenommen? Ich vermute nicht. Und der Japanische Fahrradtaxi-Fahrer, der uns in Yokohama vom Hafen nach Chinatown chauffierte, hatte dies sicher auch nicht auf seiner Agenda für den Abend, an dem er mich traf. Doch nach wenigen Kilometern schon ging ihm die Puste aus und er musste das Gefährt vor sich herschieben um überhaupt noch bei Grün über die Ampel zu kommen.

Nachdem er wieder Platz genommen hatte fragte er mich, ob die Deutschen überhaupt jemals irgendetwas von dem, was sie erfinden, selber benutzen. Ich hatte ihm zuvor erklärt, dass ich noch nie in einem Velotaxi gefahren sei und er belehrte mich daraufhin, dass diese Vehikel eine Erfindung der Deutschen seien.


Dinge, die ich 2009 ausser Velotaxifahren, zum ersten Mal getan habe:

Wasserskifahren, Surfen, 160km Fahrrad an einem Tag gefahren, Kloster Mariawald besucht und die dortige Erbsensuppe gegessen,eine Lebensversicherung abgeschlossen


Was mich beunruhigt:

Mich überfiel in 2009 eine zunehmende Reisephobie. Ich könnte es auch so formulieren:
Eine wachsende Unlust das Haus für mehr als 2 Tage zu verlassen und in fremden Betten zu schlafen schlich sich ein.
Begleitet wurde deiese von ansteigender allgemeiner Spiessigkeit. Ich höre kaum noch EinsLive sondern fast nur noch WDR 2.
In den vergangenen Wochen hat mein Butterkonsum zum ersten Mal seit langem mal wieder den Lättaverzehr geschlagen.
Den zu Jahresbeginn statuierten erhöhten Cholsterinwerten wird dies nicht viel entgegensetzen.


Was ausgefallen ist:

Abgesehen vom Neujahrstag war es ein Jahr ohne einen einzigen Besuch in einem BeNeLux Land. Nicht nur diese auch alle anderen Nachbarn blieben unbesucht.
Unter all den gelesenen Schmökern war kein einziger Schätzing. Einer heimtückischen Erkältung fiel Karneval zum Opfer und auch die Placebo-Veranstaltungen "Bläck Fööss Konzert" und "Rhein in Flammen" gingen unbemerkt ohne mich über die Bühne.
Ziemlich viele Filme hab ich mir anschauen wollen doch eigenartigerweise hat mein Arsch nur einmal in einem Kinosessel Platz genommen und mein Finger nur selten die Play-Taste des DVD-Players angestupst.


Was Hoffnung gibt:

Die Erkenntnis, dass die Heimat entzückende Fleckchen zu bieten hat, siehe Radtour zum Bodensee, Besuch in der Zeche Zollverein, Mariawald, Berlin- und Münchentrips.
Dass trotz des zunehmenden Angekommenseins in Düsseldorf die Aussicht auf eine Woche "Urlaub" in Köln (Anlass = Gay Games) immer noch kindliche Verzückung hervorruft.
Das Pilzrisotto, das ich seit neustem in der Lage zu kochen bin.
Und ganz viele Tage in 2010, die noch übrig bleiben zum Erleben schöner Dinge, selbst dann, wenn ich mal die Tage abziehe, die ich anläßlich der Olympiade und der Fussball WM vor der Glotze verbringen werde.


Was ich unbedingt in 2010 machen will:

Es ist höchste Zeit für einen neuen Klingelton fürs Handy. Daran führt nun wirklich kein Weg mehr vorbei. Fast noch drängender müssen die Bremsen an meinem Mountain Bike repariert werden - sonst nützt bald auch kein Helm mehr. Einmal, also mindestens einmal, sollte ich eventuell mal zum Frisör gehen. Längst überfällig ist ein Besuch im Löricker Freibad - am besten ganz früh morgens bei Vogelgezwitscher und Rheinnebelschwaden.


Und was ich mir vorstellen könnte mir vorzunehmen:

Mehr Kultur - egal wo und wie. Öfters bloggen.
Meine Fotos auf der Festplatte immer schön ordentlich mit Namen versehen, damit diese wahnwitzigen stundenlangen Aufräumaktionen endlich mal nichtig werden.
Mal wieder ein Gedicht auswendig lernen und damit jemanden überraschen - oder klugscheissen.
Ein paar deutsche Erfindungen auszuprobieren.