Mittwoch, 30. September 2009

Am Sonntag ist wieder Köln-Marathon.

Eins der schönsten Dinge an diesem Erlebnis-Marathon ist sicherlich die Zielverpflegung im REWE-Verpflegungsdorf. Hier nur ein Auszug aus dem Warenangebot für erschöpfte, krampfgeschüttelte Läufer: Reissdorf, Studentenfutter, Kekse, Quarkbällchen, Wurst, Baguette, Schmalzbrote, Fleischbrühe. Ich glaub, ich fang jetzt schon mal damit an, mir ein after-run Menu zusammenzustellen. Auch wenn ich "nur" die halbe Strecke absolvieren werde komme ich in den vollen Genussdieser sorgsam zusammengestellten Sportlernahrung. Vielleicht stopfe ich mir noch ein paar Quarkbällchen für später in die Jackentasche. Immerhin ein Vorteil von schlechtem Regenwetter. Die Tendenz geht zu mehr Kleidungsstücken mit Taschen. Die Spezialbekleidungshersteller haben ja längst den Trend zur versteckten Tasche auch am noch so kleinen Stofffetzen erkannt. Da bleibt neben Platz für Schlüssel, iPod und Energiegel auch noch ein Eckchen für Wurst. Was für Wurst eigentlich? Currywurst oder Blutwurst? Bin ja schon gespannt wie Bogenschütze Bolt. Am Abend dann mit ordentlich Zwiebeln und Bratkartoffeln in die Pfanne gehauen und das Regenerationsmampfen ist gesichert.

Startzeit: 08:45 Uhr, Ottoplatz in Köln-Deutz
Startnummer: F27810

Donnerstag, 10. September 2009

Viel los in dazzledorf

Gestern nach Feierabend noch schnell aufs Regenradar geguckt und mich schweren Herzens gegen eine Radtour mit Scotti entschieden. Da ich nun spontan den Abend bis zum Anstoß in Hannover beim Fußball-Länderspiel der Deutschen gegen Berthis Buben frei hatte, zog ich aus, einen Frisör in Flingern zu finden, der Zeit für mein Haar hat. Bei Nuriel, gleich neben dem Nooij, wurde ich von der Chefin persönlich empfangen und bekam auch gleich einen Termin. Sehr angenehme Atmosphäre, typisch Flingern, coole Leute, ordentliche elektronische Musik und nicht so'n Schicki-Micki Getue. Sogar die Haare waren vom feinsten in Form gebracht. Auf dem Heimweg erfuhr ich, dass Renate Künast des mittags im Sattgrün gespeist habe. Ganz schön was los hier im Veedel.
Wenn ich heute Abend nach dem hoffentlich gewonnenen Europameisterschafts-Endspiel von Silvias Ladies noch Kraft und Lust habe, werde ich "sehenlernen". Das ist Kunst, die auch mir Spass macht. Kann man quasi im Vorbeilaufen konsumieren - was ich dann mal ausprobieren werde. Fast alle Seh-Fenster befinden sich nämlich an meiner Laufstrecke.

Dienstag, 8. September 2009

Seht selbst

Es gibt Tage, da denke ich, es gibt nichts, was ich nicht kann.
Und dann gibt es Tage, da denke ich, "ist doch nicht so".

Und manchmal fallen diese Tage zusammen.


Zeit für nen Aufguss

Nach all dem Schwimmen, Radfahren und Laufen der letzten Wochen hab ich mir gestern einen freien Tag gegönnt. Der fast schon vergilbte Gutschein fürs Saunaparadies schrie nach Einlösung und so machte ich mich früh morgens zur besten Knoppers-Zeit auf zum Saunaparadies "Calevornia" in Leverkusen. "Das volle Programm, bitte", sagte ich zu der Dame an der Kasse, gefolgt von einem "isch hab nen Gutschein". Stolz zeigt ich ihr das Papier. Ihr sonnenbankgefaltetes Lächeln erwiderte schadenfroh "tja, schön, aber der is nisch von uns."
Ich war im falschen Saunaparadies. Da mir nicht nach erneuter Autofahrt und Neuordnung meiner Pläne war, nahm ich den Eintrittschip für Sauna und Schwimmbad und wählte statt "vollem Programm" die Sparvariante von 2 Stunden. Mein letzter Besuch in einem solchen Wellnesstempel liegt fast
10 Jahre zurück und trotz getrübter Erinnerung wurde mir schnell klar, dass sich Calevornia nicht mit der Claudius-Therme in Köln messen kann. Die Konfrontation mit Hitze, Abtauchbecken und Co. zögerte ich erst mal durch einen ausgiebigen Besuch im Schwimmbad heraus. Auffällig viele Rentner
trieben im Wasser - ein bisschen wie Treibgut, das ich aber elegant umkurvte. 2 Von ihnen teilten sich die Bahn "für sportliche Schwimmer" mit mir und leisteten auch beim 25. Überholtwerden noch keinen Widerstand. Nach 30 Minuten Ausdauerprogramm fühlte ich mich reif für die Sauna. Klamotten aus, Handtuch umgeworfen und kurz orientiert. In 5 Minuten stand ein Aufguß in der gut besuchten 90° Blockhütte an. Als ich eintrat musterten mich die Blicke des Rentner-Clubs Leverkusen äußerst kritisch. Ich war nicht nur mindestens 30 Jahr jünger als jede / jeder von denen, ich hatte auch noch auffällig deutlich viel weniger Fett. Es verhielt sich ein wenig so wie Schweinshaxe zu gedünstetem Fisch. Kaum hingesetzt, fing ich mir den ersten Tadel ein. "Können se bitte de Füße auwes Hantuch schtellen?" Es war sehr heiß, wie gesagt, 90° Grad sind 90° Grad. Doch dann kam Melanie mit dem Aufguss und einem Lächeln, das nichts Gutes versprach. Kann man im Schweiße von Melanies Pfefferminz-Aufguss vor Furcht zittern? Definitiv: Ja.
Dann wedelte sie mit dem Handtuch wild in der Luft herum. Allein unter Fremden, mein erster Aufguss, ich litt Höllenqualen aber aufgeben war nicht. Meine Haut brannte wie heißer Asphalt in der Wüste, doch Melanie kam unerschrocken näher und näher. Sie schlug vor jedem einzelnen zweimal mit dem
Handtuch auf- und ab. Dann kam sie zu mir. Schmerzhafte Saharaluft blies mir wie der wütende Atem einer Figur aus Indiana Jones ins Gesicht. Ich dachte an Dokumentationen über buddhistische Mönche, die sich in Trance versetzen, um den Schmerz nicht zu spüren. Paddah - Paddah. Dann stand sie vor der nächsten Person. "Bei mir bitte nicht", zischte diese, und Melanie lies von ihr ab. Das ging? Ich traute meinen Ohren nicht. Als Melanie zur zweiten Runde ansetzte, flocht sie zwischen dem Griff zur Kelle und deren Eintunken ein "Möchte jemand gehen?" ein, das ich aber nicht schnell genug beantworten konnte, denn ich war ja noch in Trance. Als die Minzbrühe abermals auf den heißen Steinen zischte, durchzuckte mich ein Energiequantum und gab mir den Mut, meine Nachbarin zu fragen, ob es nun zu spät zum Gehen sei. Wenn es mir nicht gut gehe, könne ich selbstverständlich jederzeit gehen. Und das tat ich dann auch.
Ein paar Minuten später entspannte ich mich dann im Kreis der Leverkusener Senioren in gemütlichen Gartenmöbeln am Aussenbecken im Schein der Spätsommersonne. Wir lutschten jeder an einem dargereichten Fruchteis, die Damen diskutierten über den letzten Rosamunde-Pilcher Film im ZDF und die Herren zupften die Handtücher um die Lenden gerade. Ich beschloss erneut in Trance zu versinken.

Sonntag, 6. September 2009

Und im Ziel gabs Streuselkuchen

Gestern war Köln-Triathlon für Jedermänner und -frauen (0,7 - 24 - 7km). Heute starten die ganz harten über die Ironman-Distanz, das entspricht 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km laufen. Verschärfend kommt noch hinzu, dass der Startschuss bereits sonntags früh um 07:00 Uhr fällt. Vielleicht nächstes Jahr ;-)
Für mich stand gestern ein ganz normales Frühstück mit lecker Müsli, Joghurt und frischen Früchten an, bevor ich so gegen 09:30 Uhr mein Rädchen ins Auto gefaltet habe und Richtung Fühlinger See, Köln, aufgebrochen bin. Der Start war ja erst um 12 Uhr, so dass ich locker alles erledigen konnte (Startnummer abholen, Helm mit der Nummer bekleben, Aufkleber am Rad befestigen, kurze Probefahrt über den Parkplatz, nen kleinen Happen essen, Trinken, alle möglichen Toiletten aufsuchen, Frau O., meinem wunderbaren enizigen anwesenden Fan einweisen, wo sie mich überall anfeuern kann, einchecken). Die Veranstalter hatten alles bestens ausgeschildert, hunderte freundliche Helfer waren immer zur Stelle, wenn man eine Frage hatte, die obligatorische CD (100 beliebteste Volksfest-Hits) spielte im Endlosmodus und sogar die Sonne gab sich phasenweise die Ehre. Schnell noch mal die Luft in den Reifen geprüft, in den Neo gepresst und ab gings zum Schwimmeinstieg. Die angeblichen 22 Grad des Fühlinger Sees waren die kältesten 22 Grad meiner Triathlonkarriere. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Tritte und Schläge meiner Mitstreiter kaum schmerzten, denn Kühlung war ja sofort vorhanden. Abgesehen von Nasenstübern, Ohrfeigen und etlichen Tiefschlägen fand ich schnell meinen Rhythmus und kam gut von der Stelle. Trotz ein paar Orientierungs-Brustzügen schaffte ich die 700 m in 13:15 Minuten. Dann gings aufs Rad. Doch wo stand blos noch mal mein Schätzchen? Mit Puls 180 durch die Wechselzone irren und sein Rad suchen ist ne ziemlich stressige Angelegenheit. Beim nächsten Wettkampf muss ich mir da was einfallen lassen. Vielleicht ein riesiger roter Heliumballon oder sowas. Ich fands dann aber doch noch zwei Reihen weiter und los gings auf die Strasse gen Merkenich, wenden, zurück zum See, wieder wenden, noch mal ca. 6km gegen den Wind, dann noch mal Rückenwind bis zur Wechselzone und in die Laufschuhe schlüpfen. Die Entscheidung, Radschuhe auf dem Rad anzuziehen hat sich absolut gelohnt. Die Zeit, die das Schuhewechseln beansprucht holt man locker wieder durch angenehmeres, kraftsparendes und dadurch auch schnelleres Fahren raus. 51,18 Min war eine durchaus passable Radzeit. Völlig Euphorisiert davon, dass bisher alles so wunderbar lief, bog ich auf die Laufstrecke ein. Das Publikum stand Spalier und feuerte wirklich jeden von uns an - ein Wahnsinns-Gefühl! Doch gleich hinter der ersten Kurve kam dieser Drecksanstieg. Wenn ich eins nicht mag, dann sind das Anstiege beim Laufen. Vor Schock erstarrt bekam ich kaum noch Luft und musst gewaltig einen Gang runter schalten. Das zog sich dann über die nächsten 3 km hin. Erst dann hatte ich Puls und Atmung wieder einigermassen im Griff. Schade eigentlich, denn ne ganze Reihe Mädels, die ich auf der Radstrecke hinter mir gelassen hatten, zogen nun an mir vorbei. Kann man nichts machen - das ist eben auch Triathlon. Im Ziel angekommen war auch das schnell wieder vergessen. An meinem Hals baumelten eine Medaille und ein Hawai-Blütenkranz, ein Finisher-T-Shirt wurde mir in die Hand gedrückt, und das beste an allem: Es gab ein riesiges Blech Kirsch-Streuselkuchen.

Gesamt: 73. Platz (von 213), 13. in der AK (von 36).
Zeit: 1:44:54

Donnerstag, 3. September 2009

Unbeschwert

Mitwippen, mithummen und ein bischen auf die Lyrics achten - sehr witzig wie ich finde.

Ein erstes Mal

Gestern Abend nahmen Frau O. und ich an unserer ersten Eigentümerversammlung teil.
Das erste mal überhaupt, dass ich so etwas erleben durfte, und entsprechend aufgeregt erschienen wir am Versammlungsort. "Oh, sind wir die ersten?", begrüßte ich den Hausverwalter und Sitzungsleiter. Wenn man seine Nachbarn nicht alle persönlich kennt, kann ich von dieser Formulierung nur abraten. Nachbar F. stand nämlich hinter dem Verwalter und grinste mir ein "Ich bin aber schon da" entgegen. Die Versammlung begann mit der tagesordnungsgemäßen Begrüßung, die diktiergerätunterstützt zu Protokoll gegeben wurde. Wir und einige weitere "neue Gesichter" wurden begrüßt, Herr F. kommentierte, er habe aber sein altes Gesicht mitgebracht, das Eis war gebrochen, es ging los. Hauskostenabrechnung und Genehmigung des Wirtschaftsplans. Echt, ein bisschen wie beim Kaninchenzüchterverein.
Aber hier gehts ja schließlich mal um richtig Schotter, und dazu noch um den eigenen. Da sitzen sie dann vor einem, die lieben Nachbarn, und rücken ihr Brillengestelle penibel zurecht. Alle Rechnungen ordentlich abgeheftet, Kontoauszüge stimmen, nichts zu kritisieren, Antrag auf Entlastung, Einstimmig angenommen, nächster Tagesordnungspunkt. Schnell noch eine Randbemerkung des Verwalters, dass Enthaltungen ja nicht zählen, und das Abstimmergebnis auch dann, wenn sich die Prüfer enthalten, den Stempel 'einstimmig' bekommt. Was der alles weiß!
Was ich jetzt weiß, hab ich hier gefunden.
Bei DER Preispolitik von UnityMedia mit Preiserhöhungen im Sekundentakt kann man nur sagen
"Sei cool, lies ein Buch." Oder, wie wir Eigentümer gestern beschlossen haben: Kündige den Kabelanschluss und pflanz dir eine Satellitenschüssel aufs Dach. Das schützt zwar nicht vor dem schlechten Fernsehprogramm, aber die Überleitung gefiel mir so gut. Man zahlt nur einmal ne Menge Blech, kauft sich noch ein paar Receiver, macht sich vom Wetter abhängig (wer will schon bei wildem Schneetreiben auf dem Sofa kuscheln und einen spannenden Film gucken?) und schlägt den Halsabschneidern von UnityMedia mal so richtig ein Schnippchen. Einen (überflüssig-werdenden Kabel-) Digitalreceiver scheint niemand zu zu besitzen, außer uns, die wir auf Nachfragen entsprechend peinlich berührt in die Runde grinsten. Ich konnte mir nicht verkneifen noch einen drauf zu setzen und "Wir haben sogar zwei. Einen für digitales Free-TV und einen für Sky" in die Runde zu posaunen.
Interessierte aber niemanden. Die Runde beratschlagte über die Anschaffung neuer Fernseher, während ich die Kosten für neue SAT-Receiver im Kopf überschlug. Wir einigten uns einstimmig, uns aus den Fesseln der Kabel-TV-Firmen zu befreien und legten den Agendapunkt ad acta.
Wie bei jeder guten Versammlung lauern die eigentlich spannenden Themen unter dem Punkt 'Verschiedenes'. Endlich kann man mal alles sagen, was einen stört. Graffiti auf der Hauswand (lassen wir entfernen), Treppengeländer fehlt (lassen wir anbringen), blaue Tonnen könnten wir haben (wolln wir aber nicht) der Keller ist feucht - oh jeh! Großes Drama, entsetzte Blicke, ängstliche unkontrollierte Mimiken. Mein Blick verrät offensichtlich ernsthaftes Entsetzen gepaart mit Ungläubigkeit, denn Herr R. fragte, "hat man Ihnen das beim Kauf nicht gesagt?". Die WortführerInnen der Runde teilten sich und ihr Bauchgefühl zu diesem Thema in aller Deutlichkeit mit, so dass wir dann gemeinschaftlich mit besorgter Stimme dem Verwalter den Auftrag erteilten, sich der Sache anzunehmen.
Wir wollen ja schließlich nicht, dass uns das Haus unter den Füßen wegschimmelt. Wer will das schon? Wir nicht, aber den Keller sanieren mit allem Zipp und Zapp wollen wir auch nicht wirklich, denn das macht nen verdammt schlechten Eindruck im Portemonnaie. Wird schon alles nicht so schlimm sein.
Schließlich hat das Haus den Krieg überstanden und ein U-Bahnbau steht uns auch nicht bevor.