Die Hälfte meiner Elternzeit ist längst vorbei und immer öfter schleichen sich Gedanken an den Job in mein kleines Stand-by-Hirn. Erst hab ich mich so dermaßen ausgepowert, dass die Gedanken gar keine Chance hatten, dann klopften sie aber immer lauter an, und da diese Woche von viel krankheitsbedingtem Rumsitzen und Nichtstun (ein bisschen von allem, aber nix Schlimmes) geprägt ist, haben sie ihre Chance hinterlistig genutzt und sind mit lautem Holladrio hereinspaziert. Ach, wie soll das nur werden mit Job und Kind? Ich denke drüber nach, aber beantworten können wir die Frage wahrscheinlich erst in ein paar Monaten, wenn sich der neue Tagesablauf erst mal eingespielt hat und die erste Herbstgrippe überstanden ist. Jetzt kommen ja noch 2 entspannte Wochen und sein erster Geburtstag. Der Herbst strahlt heute auch schon wieder heller und sonniger als an den vergangenen beiden Grautagen. Ich schwinge mich mal auf "alles wird gut" ein und zeige den Bösen Gedanken den Peer'schen Stinkefinger.
Rückblickend kann ich mein Glück immer noch nicht ganz fassen. Sieben Wochen Sonnenschein am Stück. Das gefiel nicht nur der Mutti, auch Herr O. war natürlich begeistert. Jeden Nachmittag konnten wir auf den Spielplatz, Schaukeln, Rutschen, Sandburgen bauen. T-Shirt und kurze Hose genügten völlig. Wer denkt da denn an Socken, Jacke oder Mütze? Barfuß durch den Sand krabbeln und alles war gut. Ich genoss jeden zweiten Morgen im Freibad, als wenn's der letzte schöne Sommertag wäre und machte kuriose Beobachtungen an allerlei Flingeraner Rentnern. Da gibt's tatsächlich eine Spezies, die ausschließlich um das Becken herumflaniert, aber den Wasserkontakt vollkommen meidet. So wird natürlich auch die Blähwampe schneller Braun und der Überblick ist leichter wieder hergestellt. Der kann nämlich beim Rentnerlebengenießen auf der Sonnenliege mal schnell verloren gehen.
Eine andere Spezies gleitet sanft über die seitlichen Treppen ins Bad und führt minutenlang seitliche Beimschwünge in Leni Riefenstahl Manier aus. Blöd nur, dass ich just auf der Außenbahn schwamm und dem hervorschnellenden Knie regelmäßig ausweichen mußte. Ist aber alles noch mal gut gegangen. 18 Grad kaltes Wasser, ein fast menschenleeres Schwimmbad (wen wunderts?), und Spinnen in der Umkleide, die sich vom sibirischen Herbstwind den Popo föhnen lassen. Als ich gestern Nachmittag das Lammfell in den Buggysitz eingefädelt habe, hatte ich fast Sehnsucht danach.
Jetzt krame ich gefütterte Jacken und Strumpfhosen hervor und stelle die Garderobe auf Herbst um.
Bald verfärben sich die ersten Blätter und zwei Schafe haben sich fürs Herbstfest in der Kita angekündigt. Wenn das mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu anstrengend wird, werde ich Teilzeitschaf.