Sonntag, 27. November 2011

Attacke von Herrn und Frau Motzki


Legende:
W = Wehrhahn.
So heisst in Düsseldorf eine Strassenbahn- und S-Bahnhaltestelle. Ziemlich häßliche 80er-Jahre Bauweise. Wenn man aus der Stadt kommend drauf zufährt, gibts kurz davor eine frisch renovierte Kreuzung mit chaotischer Verkehrsführung. Heut morgen hats grad wieder mal geknallt, aber das tut hier nichts zur Sache.
schwarze Pfeile = Verkehrsführung für Fahrzeuge, die von links kommen und von sich aus gesehen links abbiegen wollen.
rot begrenzter Weg = Das ist der Radweg, der einem aus der Stadt kommenden Radfahrer Richtung Wehrhahn angeboten wird. An der gezeigten Stelle verläuft der Radweg vor der Kreuzung als Teil der Fahrbahn, und wird dann hinter der Kreuzung auf dem Bürgersteig fortgesetzt.
lila Punkte = Weg, den man mit dem Rad nehmen muss, wenn man den Radweg benutzt.
orangene Punkte = Herr (links) und Frau (rechts) Motzki
grüner Punkt = Ich auf meinem Fahrrad sitzend an einen Laternenpfahl angelehnt.
blauer Strich = Laternenpfahl

Folgende Situation ereignete sich am Freitag, 25.11.2011, 16:00 Uhr
Ich radel aus der Stadt kommend auf dem Radweg Richtung Wehrhahn. Die Ampel zeigt rot.
Da ich erschöpft bin, will ich nicht vom Sattel steigen und steuer deshalb quer über die Verkehrsinsel (V) auf einen Laternenpfahl zu, an dem ich mich festhalte.
Von hinten nähern sich ein Mann und eine Frau jeweils mit einem Hund an der Leine und postieren sich rechts und links neben mir. Wir warten gemeinsam auf grün.

Er: Ist schwierig, den Radweg da links zu benutzen, ne?
Sie: Ja, echt schwierig.
Er: Unglaublich. Sie sind hier auf nem Fußgängerweg. Der Radweg ist da (zeigt in die Richtung).

Sie sabbelt irgendwas in ihren Damenbart.
Ich finds langsam blöd und sage zu ihr: Schlecht geschlafen?
Sie: Belästigen Sie mich nicht!
Ich: Bitte? Sie belästigen mich doch die ganze Zeit!
Sie: Schade, wenn man auf der Sonderschule war und nichts gelernt hat.
Ich (mitlerweile auf 180): Bitte?

Die Ampel springt auf grün und ich trete in die Pedale um der Situation möglichst schnell zu entkommen. Da gibt sie mir mit der Hand einen kräftigen Schubser gegen die Schulter, dass ich fast vom Rad falle. In dem Moment, als ich grade so den Sturz noch abwenden kann, springt die Ampel wieder auf rot und die von rechts kommenden Autos fahren an. Ich schaffe es noch sicher auf die andere Seite, bin aber mit den Nerven völlig am Ende.
Mir fehlen bis heute, 2 Tage nach dem Vorfall, noch immer die Worte für solch unveschämtes, rüpelhaftes Verhalten.

Schwimmbäder

Jetzt ist es mal an der Zeit, über Schwimmbäder zu schreiben. Zu lange brennt mir das Thema schon unter den Nägeln. Es haben sich im Laufe der Zeit mehrere Sub-Kapitel rund ums Schwimmen und die Schwimmbäder dieser Welt angesammelt, dass ich mich hier erst mal auf Schwimmbäder im Allgemeinen beschränken will. Dass es sie gibt, obwohl sie kaum einer kennt.
Ja, Tatsache. Schon mal in einer fremden Stadt die Menschen auf der Strasse nach dem örtlichen Schwimmbad gefragt? Das klappt weder im In- noch im Ausland. Ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung, sagen wir mal 0,2 Prozent, weiss, wo sich in seiner Stadt ein richtiges Schwimmbad befindet. Kein Spassbad, keine Saunalandschaft, kein Fitnessstudio mit Aquagymnastik-Becken, kein unterirdischer Wasserspeicher aus Zeiten des kalten Krieges. Ein öffentliches Schwimmbad, das man ohne den umständlichen Erwerb einer Jahreskarte und Vorweisen einer weissen Schufa-Weste betreten kann. Man löst eine Eintrittskarte für maximal 5 Euro, zieht sich um, duscht und findet ein 25m oder 50m langes (und nichts !!! dazwischen) Becken mit 22 - 26°C warmem Wasser vor. Im Idealfall hat ein freundlicher Schwimmbadmitarbeiter in Längs (!) -Richtung ein paar Leinen eingezogen, um den Schwimmbetrieb von den Planschern zu trennen.
Das fällt aber schon unter gehobene Ansprüche und sollte auch nie Teil der "Kennen Sie hier in der Nähe ein Schwimmbad?"-Frage sein. Man erzeugt nur größtmögliche Verwirrung bei seinem Gegenüber. In Spanien wurde mir im letzten Urlaub der Hotelpool im Keller vorgestellt, der einem Säugling vielleicht als 25m-Becken hätte verkauft werden können, aber mit dem räumlichen Vorstellungsvermögen eines Erwachsenen maß der Pool traurige 3 x 5m.
Dass öffentliche Schwimmbäder meist in Form eines Hallenbades existieren und als solche auch gerne mal mitten im Herzen des großstädtischen Shoppingdaseins stehen, gehört auch zu den Geheimnissen unserer Zivilisation. Als ich vor ein paar Wochen meinen Badeanzug vergessen hatte,
entschied ich mich spontan zum Kauf eines neuen. Ein neues Stöffchen wäre früher oder später eh notwendig gewesen und so ging ich frohen Mutes in das 50m vom Bilker Hallenbad gelegene Intersport-Sportgeschäft. Als ich dort nach Badeanzügen fragte, entgegnete der Verkäufer mit ernster Miene, dass die Saison ja vorbei sei. Bitte welche Saison hat ein Hallenbad?

Sonntag, 6. November 2011

Gehörtes und Gelesenes

Jajaja. Zeit zum Hoserunterlassen. Ich geb zu, ich fühlte mich ertappt, als ich den Artikel „Im Wartezimmer zum Erwachsenwerden“ im Wochenende der Sueddeutschen las.
Rebecca Casati schreibt da über die Generation Facebook, deren Menschen laut ihrer Beobachtung in einer seltsamen Zeitblase leben und plötzlich merken, wie wenig sie eigentlich auf die Reihe kriegen. Das klingt vielleicht ein bisschen so, als wolle ich hier und jetzt beschließen, für eine festgelegte Anzahl Wochen oder gar Monate die Geräte X, Y und Z nicht mehr zu nutzen und mich aus der digitalen Welt auszuklinken. Das machen schon genug Menschen und schreiben anschließend Bücher darüber. In diese Reihe will ich mich nicht einreihen. Hab ich auch keine Zeit zu, denn ich verplemper meine Zeit ja auf Facebook um meinen „Freunden“ mitzuteilen, was ich grade denke, höre, sehe, esse oder um mal eben zu posten, wo ich bin! Wie ich jedoch bei der kritischen Lektüre des Artikels von Frau Casati feststellen mußte, finde ich seit Monaten auch keine Zeit mehr zum Bloggen. Dieser Tatbestand soll nun geändert werden, denn mancher Gedanke geht einfach tiefer als die Frage, ob ich die Fenster putzen oder lieber einen Nele-Neuhaus-Krimi lesen soll. Der intellektuelle Tiefgang hinter dieser Frage kann zwar von jedem Leser / jeder Leserin selbständig erörtert werden, aber die Gefahr von Fehlinterpretationen liegt nahe und deshalb nehme ich das jetzt wieder verstärkt selber in die Hand.
Nach zwei Wochen Urlaub im spanischen Sitges gibt’s genügend Stoff zum verwursteln, aber ich fange nach über 6-monatiger Blogabstinenz erst mal mit was Einfachem an:“Dinge, die ich gelesen und gehört habe“ – Vier Bücher, 3 Podcasts und 2 neue CDs. Ich habe zwar mehr als 3 Podcasts gehört, aber die, bei deren Konsum (was ist eigentlich das Hör-Wort für Lektüre?) ich mehr als zweimal eingeschlafen bin, erwähne ich hier nicht.

Neu Musik:
Peter Licht – Das Ende der Beschwerde
Als großer Peter Licht Fan hab ich dem neuen Album schon seit Wochen entgegen gefiebert. Dass es ausgerechnet während des Urlaubs veröffentlicht wurde verlor erst seinen Schrecken, als klar war, dass die Ferienwohnung definitiv mit Wlan ausgestattet ist.
Nach dem Download machte sich Enttäuschung breit, die auch nach mehrmaligem Hören nicht ganz verflogen ist. Ein paar Stücke sind ganz ok, aber Lieder wie „Fluchtstück“ sind mir einfach zu anstrengend. Bitte in Zukunft wieder mehr „Schüttel den Barmann“ und „Wort von den Worten an den Wänden“.


Noel GallagherHigh Flying Birds
Klingt wie Oasis, viel Material mit Hymnencharakter. Schön aber kein Potential zum Stürmer meiner persönlichen Hitlisten.


Bücher:
Wie man mit diesem Namen überhaupt ein Buch verkauft ist mir ein Rätsel. Doch die Wahl meiner Frau fiel auf Gisa Klönnes Krimi, der zwar in Köln spielt (und auf Samos und in der Gegend von Frankfurt), aber kein Köln-Krimi ist. Nicht schlecht. Es geht um den Missbrauch an Kindern in deutschen Kinderheimen nach dem Krieg bis tief in die 60-iger Jahre hinein und auch ein bisschen ums Wünschelroutengehen. Die Geschichte ist bis zum Schluss spannend erzählt und durch die vielen Perspektivewechsel auch nie langweilig. Leider ist die Auflösung ein wenig seltsam und hinterläßt einen komischen Nachgeschmack. 

Haruki Murakami - 1Q84 Buch 3
Buch 1 und 2 hatte ich im Frühjahr regelrecht verschlungen. Grandiose Literatur von einem der besten zeitgenössischen Schriftsteller, wie ich finde. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte von Tengo und Aomame weiter geht und bestellte zum ersten Mal überhaupt ein Buch bei amazon vor dessen Veröffentlichung. Mit Ehrfurcht las ich die ersten Zeilen und wühlte mich im Eiltempo durch die 578 Seiten. Alles war gut, die zwei Monde standen am Himmel und die Littel People hielten die Füße still. Doch dann passiert am Ende nur eine Sache. Sie nehmen sich an den Händen und spazieren der Sonne entgegen. Und sonst? Außer Spesen nichts gewesen? Ich fürchte, mir ist da irgendwas entgangen. Muss ich noch mal googlen. Vorerst steht für mich als Kommentar zu diesem Buch erst mal Ratlosigkeit.


Ein tolles Buch. Sollte man nicht lesen, wenn man Hunger hat – es sei denn, man mag die indische Küche nicht. Endlich mal ein Buch, in dem die Lesben wie normale Menschen beschrieben werden und nicht als Freaks oder Mörderinnen.

Tom Rob Smith - Child 44
Seit langem mal wieder ein Buch auf Englisch gelesen. Ging überraschend gut, aber dieser Krimi ist auch so spannend, dass man einfach weiterliest, auch wenn man grade mal nicht jedes Wort versteht. Die Geschichte ist im stalinistischen Russland angesiedelt. Viel grausames Blutvergießen, Menschenquälerei und Gulag-Grauseligkeiten bei deren Schilderung man sofort beschließt, im Falle einer Verfilmung wegzugucken. Die Hauptfiguren sind vielschichtig und wuchsen mir zunehmend ans Herz. Absolut empfehlenswert.



Podcasts:

Florian Martens bei der Hörbar Rust (der Otto aus "Das Duo")
Total witziger Mensch. Spannende Geschichten aus seiner DDR-Jugend und überaus interessante Familienverhältnisse (Vater = Wolfgang Kieling). Da mach Das Duo-Gucken noch mehr Spass.



Michael Kunze im WDR 2 Montalk (schrieb den Text zu Griechischer Wein)
Ein durch und durch langweiliger aber sehr erfolgreicher Mensch. Er schrieb und schreibt noch mehr erfolgreiche Musiken. Ich muss gestehen, beim Tippen dieser Zeilen wusste ich tatsächlich nicht, wie man "griechisch" schreibt. Und das zu diesen Zeiten...


Dr. Michael Winterhoff im WDR 2 Montalk schrieb "Warum unsere Kinder Tyrannen werden"
Was dieser Psychomann aus Köln-Porz für den allgemeinen Erwachsenen Neurotiker, ist Herr Dr. Winterhoff für die Kinder bzw. Eltern. Erklärbär aus Bonn mit angenehmer Stimme. Wer wissen will, warum Kinder später Tyrannen werden, sollte ihm zuhören.




Dienstag, 5. April 2011

Quartalsbeginn

Ein grauer, frostig kalter Morgen in Düsseldorf. 7:45 Uhr. Ich stehe auf dem Bürgersteig vor der Tür zur Arztpraxis. Vor mir vier Frauen, hinter mir stehen seit ein paar Minuten auch schon zwei neue Patienten, die zum Doc wollen. Es ist der 04. April, zweiter Arbeitstag im Quartal.


Wir sind alle zu früh, damit wir eine Chance haben, früh dran zu kommen. Wer später kommt muss sich auf stundenlanges Warten einstellen. Und das will ja niemand. Schon gar nicht die rüstigen Rentnerinnen vor mir. Als endlich eine mies gelaunte Sprechstundenhilfe die Türe öffnet, ziehen sie sich mühsam am Treppengeländer hoch in den ersten Stock. Dort biegt die Patientenschlange scharf ab Richtung Empfang. Stau an der Anmeldung. Die beginnende Demenz hat sie ihr Kärtchen vergessen lassen. Endlose Minuten vergehen, in denen ein fettleibiger Bartträger seine Bazillen generös verteilt, die resolute Hausfrau vor mir den Weltrekord im Stöhnen einstellt und eine fiebrige Schülerin beinahe zusammenbricht. Mitleidsvolle Blicke fliegen der vergesslichen Omi zu, die jetzt den angestauten Wochenendfrust der Zicke am Empfang ausbaden muss.

Als ich endlich dran bin, fragt mich die Zicke, ob ich zum Doktor rein will. Ich verstehe, ob ich zu "Dr. Rein" wolle und da ich zum ersten mal bei DIESEM Arzt bin, der in meiner Erinnerung Dr. G. heißt, frage ich, ob es hier jetzt mehrere Ärzte gebe. Sie blafft mich an, "nein, hier sind Sie bei Dr. G. Wollen Sie zum Doktor rein?". Ich wieder, "wer ist denn jetzt Dr. Rein?". Sie öffnet ihren Mund und starrt mich an. "Überweisung oder rein?". Da verstehe ich endlich. „Rein“.


Im Wartzimmer sitzen schon mehr Menschen, als eben noch in der Schlange vor mir standen. Privatpatienten, alles klar.

Immerhin gibts hier ordentlich Schundheftchen. Frau im Spiegel, Das Goldene Blatt, Gala und die Sport Bild. Tief versunken in ein Interview mit Bayerns Thomas Müller erhole ich mich von den Strapazen der kassenärztlichen Datenverarbeitung. Da geht das Geschrei am Empfang so richtig los. Eine wild gewordene Frau schreit mit osteuropäischem Akzent die Empfangsdame an. Sie habe grade letzte Woche noch 10,- Euro bezahlt, sie zahle das nicht schon wieder. Sie wolle auch nicht warten, sie habe Termin. Die Zicke bemüht sich zwar, ihr das deutsche Gesundheitssystem, insbesondere den Quartalsbegriff näher zu bringen, aber es bleibt zwecklos. Mehrmals schallt ein lautes "Scheise, Scheise Scheise" (so spricht sie es aus) durch die Praxis, bis endlich der Chef mit wehendem weißen Kittel aufs Parkett tritt und die Streithälse beruhigt.

Dann bin ich auch schon an der Reihe. Schade, es war grade so lustig. Der Doc macht seinen Job gut. Die von mir ergoogelte Diagnose belächelt er höflich, gibt ein paar Tipps und überweist mich zum Fachmann.


Freitag, 1. April 2011

Mittwoch, 30. März 2011

Die Sopranistin - Buchkritik

Habe soeben "Die Sopranistin" von Jörg Thadeusz gelesen. Unterhaltsames Buch mit ein paar witzigen Anspielungen an die aktuelle Mediengesellschaft. Da ich selber ja nicht Teil dieser bin, kann ich die Sticheleien nicht kompetent beurteilen, aber ich fühlte mich gut unterhalten. Sabine Heinrich von 1Live und Thomas Gottschalk bekommen z.B. ein bisschen Fett weg.
Ansonsten wars ne sehr unterhaltsame Story mit recht hohem Tempo und gut dosiertem Sprachwitz.


Handlung: Auf der Aftershow-Party auf der Verleihung des Fernsehpreises "Bruno" in Berlin detoniert eine Bombe, die drei Menschen in den Tod reißt. Dafür verantwortlich ist ein Gruppe junger Menschen um die Sopranistin Sofia, die zwar mächtig Gehör für ihre Attack-mässige Einstellung erlangen, aber niemanden umbringen wollten. Hinzu gesellen sich noch Georg, ein merkwürdiger Frisör aus Washington, der zur Beerdigung seines Onkels nach Berlin fliegt und auf dem Flug Bekanntschaft mit Sofia macht. 
Sie vertraut ihm ein Päckchen mit der Bitte an, dieses an einen jungen Mann in Berlin 
zu übergeben. Während sie selbst nach Wien weiter reist um dort mit ihren Mit-Terroristen den nächsten Anschlag zu planen, trifft Georg in Berlin den Empfänger des Päckchens, der von der Polizei wegen des Anschlags verdächtigt und gesucht wird. Gleichzeitig treibt sich der FBI-Mann Zach in Wien rum und jagt Sofia. Zwei dienstmüde Polizisten jagen in Berlin den Päckchenempfänger
und geraten hin und wieder ein bisschen zwischen die Fronten.


Ziemlich viele Menschen, deren Wege sich kreuzen und wieder trennen. Berlin, Wien und Washington verleihen dem Roman weltstädtisches Flair, das aber durch die verschiedenen Dialekte (berlinerisch und wienerisch) schnell wieder provinziell wird. Ein paar witzige Randfiguren, die die vielen Handlungsstränge ganz gut zusammen kitten. In der Mitte wirds ziemlich spannend und am Ende fließt ein bisschen Blut, aber ich finde Herr Thadeusz tat gut daran, sein Buch "Roman" und nicht "Thriller" zu nennen. 


Fazit: Zum Abschalten und Amüsieren hervorragend geeignet.

Montag, 28. März 2011

Zu viel Müll

Habe die Kommentar-Funktion vorübergehend abgeschaltet. Da kommt mir grad ein bisschen viel Spam rein. Wer kommentieren will, kann das gerne per Mail oder Facebook tun. Danke.

Donnerstag, 24. März 2011

Große Not

Gestern hab ich nach der Arbeit noch einen Trainingslauf am Rhein zum Ausnutzen des schönen Wetters gemacht. Nach 8 km musste ich mal. Man hat mir beigebracht, dass ich nicht so sehr ins Detail gehen soll, wenn ich über solche "Dinge" spreche.
Also lasse ich das und umreiße es nur mit zwei Worten. Es war "dringend" und es war "groß". 
Wohin also, wenn man sich am Rheinufer zwar genau da befindet, wo es wunderschön ist, aber genau deshalb ja auch nicht die einzige vor Ort. Warum auch nicht die zarten ersten Sonnenstrahlen mit den Kumpels zum Kicken auf der Wiese nutzen, den Spielplatz belagern, die Decke mit Leckereien ausbreiten, Räder, Inliner, Skateboards, Rollatoren vor sich herschieben und dabei verzückt aus der Wäsche gucken. 


Hätte die Sonne doch bloß schon genug Kraft, die Blätter an Büschen und Hecken ordentlich sprießen zu lassen. Hat sie aber nicht, dieser gelbe Schwächling. Noch nicht mal die Hasen können sich beim Rammeln vor notgeilen Blicken schützen. Doch - da ja nur wo Not auch eine Erlösung, gab’s in meiner großen Not auch eine große Lösung: Eine dieser übergalaktischen Toilettenhäuschen mit eingebauter Rundumreinigung. Da meine Not wie schon erwähnt SEHR GROSS war, war es auch mein Glück. Vor dem silbernen Kasten stand eine junge Frau. 


Ich: "Das kostet Geld, ne?"
Frau: "Ja, 30 Cent"
Ich: "Ähm, wie soll ich sagen? Ich hab kein Geld dabei, aber ähm..."
Sie: "Kein Problem. Ich gebe ihnen 30 Cent."
Ich: "Danke, das wäre total super und so weiter schwafel - danke - schwafel- danke..."


Dann geht die Tür auf und ein junger Typ kommt raus. Der oder ein Freund der Frau. Er guckt mich zwar etwas verdutzt an, hat dann aber gleich die Lage gecheckt. Ich will wirklich nur die 30 Cent von seiner Freundin und dann auch schnell weiter. Sie lässt mich sogar vor, obwohl sie offensichtlich auch total dringend muss. Warum hat er sie dann nicht vorgelassen? Hm.
Die Türen dieser Örtlichkeiten schließen im Zeitlupentempo und stellen mehr als nur meine Geduld auf die Probe.
Einmal zu, spielt klassische Musik. Dieses überdimensionierte Dixieklo samt Waschbecken, Spiegel und Wasserdruckspülung ist die erbettelten 30 Cent auf jeden Fall wert. So langsam wie die Türen schließen, gleiten sie auch wieder auf. Man steht ein wenig da wie ein Alien, der sein Ufo
verlässt. Leider kann man das Häuschen nicht gleich wieder betreten und sich so die Gebühr für die nächste Nutzung sparen, da sofort das interne Reinigungsprogramm gestartet wird. Man hört von außen nur lautes Wasserrauschen und ist froh vor und nicht in dem Ding zu stehen.
Ich bedanke mich mehrmals artig bei der netten Frau und setze meinen Lauf fort. 4 km sinds noch bis nach Hause und die schaffe ich jetzt locker.

P.S: http://www.gratispinkeln.de/

Sylt, März 2011

Mittwoch, 23. März 2011

Die Schieflage

Schiffe können drin sein, Menschen können drin sein und Themen können drin sein. Ja, sogar die ganze Welt kann drin sein. So wie zur Zeit, aber wenn man ehrlich ist, dann ist sie das immer. Rein physikalisch eiert unser Planet ja sowieso, was ich persönlich ganz gut finde, dann sonst hätten wir keine Jahreszeiten und Frühlingsgefühle wären uns genau so fremd wie eine ordentliche Herbstdepression. Offensichtlich tut uns ein bisschen Schieflage ja ganz gut und wie so mancher Klugscheißer schon zu Papier brachte, gibt’s ohne Tief auch kein Hoch, ohne Leid keine Freude, ohne Pech kein Glück. Die Titel der Bücher, in denen diese Weisheit in abertausend Seiten verpackt wurde erwähne ich hier aus Platzgründen nicht. Sie und ihre Autoren kann man jeden Freitag in diversen Talkshows der Dritten bewundern. Seit vielen Jahren bin auch ich in einer Schieflage. Seit einem Monat weiß ich davon. Mein Kiefergelenk hängt zu einer Seite mehr als zur anderen. Man stelle sich das so vor: Wenn ich den Mund zu einem breiten Grinsen öffne, so wie amerikanische Schauspielerinnen, wenn sie vor der Kamera posieren, dann teilt der imaginär vom linken zum rechten Ohr gezogene Strich meine Fresse in zwei ungleiche Hälften. Das ist nur für das geübte Auge bei genauem Hingucken sichtbar und stört im Alltag eigentlich überhaupt nicht. Ich bin in der Vergangenheit also weder durch verstärktes Sabbern oder Lispeln aufgefallen. Allerdings sind die Langzeitschäden an Nacken-, Schulter und Hüftmuskulatur äußerst schmerzhaft und auf Dauer kaum zu ertragen. Eine winzige Unwucht im Kiefergelenk hat über die Jahre bewirkt, dass der komplette Bewegungsapparat von Kopf bis Fuß in Schieflage geraten ist. Seit meinem Besuch bei einer begnadeten Physiotherapeutin weiß ich nun, dass ich einiges grade zu rücken habe. Ich tue das mit ihrer Hilfe (sie zerrt, knetet und rüttelt an mir) und der Unterstützung meines Zahnarztes. Der wiederum wurde ins Boot geholt um eine begradigende Beißschiene anzufertigen. Dazu bedurfte es zweier Abdrücke, die ich durch beherztes Beißen in eine rosafarbene Knetmatsche erzeugte. Das Zeug schmeckt nach Hubbabubba Erdbeer und ist auch sonst ganz widerlich. Seit einer guten Woche arretieren meine Zähne nun nachts in einer vorgegebenen Position und mein leidgeprüfter Körper kippt langsam von links nach rechts. Mitte kennt er noch nicht, aber das werde sich mit der Zeit einpendeln meint die Physiotherapeutin. Aktuell hab ich mehr Muskelkater und Verspannungen als jemals zuvor, aber das Wissen um Besserung stimmt mich optimistisch. Ich finde, es reicht, wenn die Welt in Schieflage ist. Ich möchte gerne im Einklang sein.

Mittwoch, 2. März 2011

Am Wühltisch

Ich stand heute Mittag völlig ungeplant zu meiner eigenen wahrscheinlich größten Überraschung an einem Wühltisch. Der Wühltisch stand bei Karstadt Sport in Düsseldorf und war, ganz wie es sich für einen ordentlichen Wühltisch gehört, von seitlichen Wänden eingefasst, damit auch ja kein Objekt über Bord gehen kann. Wie eine überdimensionierte Schublade. Auf dem Tisch befanden sich Laufsocken eines bekannten amerikanischen Sporartikelherstellers zu unschlagbar günstigen 6 Euro.
Davon sollten an der Kasse noch mal 30% Saisonabschluss-Räumungsverkaufs-Umbau-Rabatt abgezogen werden, aber mal ehrlich:
Wer kann sowas schon ausrechnen, und wen interessiert das überhaupt? Rabatt hin oder her - Wühltisch ist nicht zu toppen.
Ich krämpelte die Ärmel der abzuschließenden Saison ihrer Jacke hoch und begann zu wühlen. Herrlich. Die Verkaufsleitung hatte gemeinerweise eine ungaußsche Größenverteilung in die Kiste gekippt: 45% Größe 34-38 und 45% Größe 46-50. Blieben 8% in Größe 42-46 und 2% in Größe 38-42. Und die galt es zu finden. Völlig fixiert auf die Stelle am Pappschild, wo die Größe aufgedruckt ist, glitten
meine Hände in das Sockenmeer und wälzten Paar für Paar vom linken ans rechte Ufer. Zu mir gesellten sich noch ein paar Damen, die sich mit einem Blick als Konkurrentinnen entpuppten, da sie weder Zwerginnen noch Riesinnen waren. Hektisch wurde gegrabbelt und gewälzt, mit Vorliebe im bereits beackerten Sockenberg der Konkurrentin, da es ja sein könnte, daß sie etwas übersehen hat. Mit Könnerblick erspähte ich irgendwann tatsächlich als erste zwei Paare meiner Wunschgröße, die es unverzüglich in Sicherheit zu bringen galt. Noch schnell ein reduziertes Täschchen unter den Arm geklemmt, schnell zur Kasse und raus aus dem wilden Treiben.

Montag, 28. Februar 2011

Konstruktionsfehler

Aus angeblich ökologischen Gründen verzichtet die teebeutelproduzierende Industrie ja schon seit längerem auf Matallclips. Das freut die Umwelt, nervt allerdings dann, wenn sich die durchgeweichte Pappe auflöst und das angeknotete Baumwollfädchen keinen Halt mehr findet, so dass der ganze Kladderadatsch in den Tee plumpst. Optimal ist das nicht. Man muss dann in der Teesuppe nach dem Beutel suchen. Bis man das schmierige wabbelige Etwas aufs Trockene geholt hat, ist die vorgegebene Ziehzeit längst überschritten, die Nerven liegen blank und die Arbeitsfläche ist besudelt. Wischt man das Malheur nicht rechtzeitig weg, bilden sich undekorative Ränder, im schlimmsten Fall noch mit Farbspuren. Ich berichte von dieser folgenschweren Fehlkonstruktion, weil sie mir endlich den Schlüssel zu einem lange ungelösten Geheimnis liefert. Einmal pro Monat liegen auf dem Trottoir 50m entfernt von unserer Wohnungstür wild verstreute Blumen. Hübsche Blumen mit stolzen Blüten,
die in einer Vase viel besser aufgehoben wären. Die einst prächtigen Erzeugnisse eines Floristen liegen vertrocknet, zerfleddert und mit Füssen getreten auf dem schmutzigen Bürgersteig und ergeben sich ihrem stillen Tod. Wie kann das sein? Warum so regelmäßig? Es kann nur an einem Konstruktionsfehler liegen.
Die Blumentragehalterung hat einen Defekt. Jedes mal zu Beginn eines Monats geht der jugendliche Verehrer zum Blumenladen an der Ecke und kauft einen umwerfend schönen Strauss prachtvoller Blüher. Mit stolz geschwellter Brust nähert er sich dem Haus der zu verehrenden Person. Unterwegs reißt die Konstruktion.
Sämtliche Blumen brechen aus der Halterung und stürzen jäh zu Boden. Der Verehrer bekommt dieses Unglück allerdings vor lauter Nervosität nicht mit und betritt die Wohnung der Angebeteten. Die schreit entsetzt und verweist den blamierten Verehrer des Hauses. Er bricht in Tränen der Verzweiflung aus und sieht somit nicht, dass sein Blumenstrauß vor der Haustür liegt. Er flüchtet nach Hause und grämt sich. Einen Monat lang wird er jetzt wieder fleißig sparen und neuen Mut schöpfen. Er wird sein Herz in beide Hände nehmen und einen neuen, noch schöneren Blumenstrauß zu kaufen.
Doch leider handelt es sich auch diesmal um einen Konstruktionsfehler und das Drama nimmt seinen Lauf.
Mir tut es jedes mal sehr leid, wenn ich die schönen Blumen auf dem Boden liegen sehe. Es tut mir auch leid um den tapferen Jüngling, der Monat um Monat sein Glück erneut versucht. Vielleicht sollte er statt Blumen einfach Tee verschenken.

Freitag, 4. Februar 2011

Ne kölsche Jung im Raggae-Fieber

Um diese Kolumne nicht gleich wieder einschlafen zu lassen, lege ich heute sofort mal mit dem
nächsten Beitrag nach. Diesmal animierte mich der sympatische Podcast 'Hörbar Rust' von radioeins
(rbb) zum Schreiben. Ja, richtig, das ist der Gewinner des europäischen Podcast-Awards, moderiert
von Bettina Rust. Eine Frau, die sich immer wieder traut Fragen zu stellen, bei denen ich leicht
zusammen zucke. Kein Gast mehr, der nicht einmal pro Sendung sagt, "Gute Frage. Endlich stellt sie mir
mal jemand". Meistens gehts dabei aber um recht belanglose Dinge wie fettreduzierte Frühstückscerealien oder
die Peinlichkeit einer 80er Jahre Frisur. Frau Rust kichert dann immer so süß über ihre vorwitzige Frage, oder auch über ihren Hund, der unter dem Tisch grade gepupst hat, dass es selbst bei anstrengenden Gästen noch Spaß macht, diesen Podcast anzuhören.
Gentleman war am 09.01. zu Gast und plauderte im Wesentlichen über Jamaika, Musik, dampfen (ich glaube,
er benutzt es als Synonym für Gras rauchen) und seine Kindheit in der Kölner Südstadt. Nix Spektakuläres
aber vielleicht gerade deshalb nutzt die Moderatorin das Vorsichhinplätschern des Gesprächs für einen dringenden Appell.


"Bitte liebe Zuhörerschaft, wenn ihr angekettete, umgefallene Fahrräder seht, geht nicht einfach daran
vorbei. Hebt sie auf, bevor ein einparkendes Auto darüber rollt oder der Mob drauf springt."


Ich will mich da unbedingt anschließen, dann auch mir zerreißen am Boden liegende Fahrräder das Herz.
Gentleman unterstützt diese Aktion übrigens auch, yo man, is ja klar.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Lebensweisheiten vom Heinz

Als Extrem-Podcast-Konsumentin hab ich schon ein paar mal mit dem Gedanken gespielt, die
interessantesten Passagen aus den von mir abgehörten Beiträgen hier zu beschreiben. Als ich
heute morgen auf dem Weg zur Arbeit den Lebensweisheiten von Heinz Strunk lauschte war es dann so weit. Der Drang das soeben Gehörte aufzuschreiben überschritt den Schwellenwert.
Heinz Strunk, der Mann dessen Fleisch sein Gemüse ist, begleitete einen "Song" von Scooter auf
der Queerflöte. Dabei geriet er stellenweise so ausser Atem, dass er lautstark nach Luft schnappte.
Wer diesen künstlerischen Hochgenuss nacherleben möchte kann sich den Podcast hier herunter laden: http://www.ndr.de/ndr2/audio61405_podcast-podcast2970.html
Strunks improvisierte Untermalung von HyperHyper erinnerte mich stark an Jethro Tull. Ich bin mir bewusst, dass ich mit der Erwähnung dieser Band in Kauf nehme, dass man nun tief zu meinen Abgründen herabblicken kann, doch treffender ließe sich das Gehörte nicht beschreiben.
Jethro Tull gehen übrigens 2011 anlässlich 40 Jahre "Aqualung" auf eine Jubiläumstour durch die USA. Fall es jemand interessiert, gibt es hier Tickets:
Ich wäre ja schon froh gewesen, hätte Heinz den Namen des Flötisten nicht "EIN" sondern I-AN ausgesprochen, aber was soll man schon von einem 'Schmusimusi'-liebenden Dorfmusikanten (Zitat von Heinz' Homepage) erwarten?
Okay, sein Tipp für Bettina Tiedjen ist ganz brauchbar: Mindestens einmal pro Woche Zahnseide benutzen ist besser als nie.