Freitag, 30. Mai 2008

Weltbeschauung

Man wacht morgens auf, öffnet die Augen und beguckt sich die Welt. Viele Menschen, solche wie ich z.B., setzen noch eine Brille zwischen Augen und Welt und sehen dann erst, wie diese am Morgen aussieht. Meistens sieht man sowieso erst mal die gleichen Dinge an den immer gleichen Orten. Bei mir heut war das anders. Ganz ganz anders. Obwohl weder Kaffeemaschine und Toaster den Platz getauscht hatten noch der Duschvohang rot angelaufen war, sah ich eine andere Welt, denn ich sah sie durch meine neue Brille mit ihrerm sagenumwobenen 1 Dioptin weniger auf dem rechten Auge. Nicht das futuristische Design und auch nicht die sowas von entspiegelten Gläser sind das Problem, das wahre Problem sitzt hinter dem Gestell, ist ganz klein und heisst Gehirn. Das ist nun seit Stunden damit beschäftigt umzudenken und sich die Welt mit ihren Proportionen wieder grade zu rechnen. Und das dauert... Derweil bin ich für jedes Kompliment an meine neue Sehhilfe dankbar und stelle entzückt fest, dass ich, nachdem ich nun schon 7 Stunden beim Vertreichen sprichwörtlich zugesehen habe, immer öfter merke, dass ich nichts merke. Und nicht merken, dass man merkt, wie schön die Welt ist, ist ein Geschenk - und dazu noch ein höchstphilosophischer Satz.

Dienstag, 27. Mai 2008

Ausflugstipp: "Obermaubach"

Obwohl der kleine Ort "Obermaubach" in letzter Zeit nahezu die Berühmtheit eines B-Prominenten erlangt hat, mag vielleicht doch dem ein- oder anderen entgangen sein, dass jüngst in dem Dorf an der Rur (ohne "h") eine niegelnagelneue über die Staumauer führende Strasse eingeweiht wurde, und, die weltberühmte Fischtreppe zu deren Füßen, zu Ehren der flußaufwärtsstrebenden Fische in Betrieb genommen wurde. So begab es sich, dass eine Irin, 3 quasi-Kölner und eine gebürtige Obermaubacherin (ich nämlich) den gestrigen Sonntag mit einer Wanderung zu den touristischen Highlights von Obermaubach verbrachten. Die Route führte uns in respektabelem Radius rund um den Stausee, dessen grün blaues Wasser uns beim Anblick aus großen Höhen regelrecht verzauberte. Unsere erste Rast verbrachten wir bei Aserbaidschanischen Küchlein (ein Überbleibsel der Grand-Prix-Party des Vorabends) mit Blick auf den alten Ortskern und sehr viel schwüle Luft ausatmenden Wald. Wir lauschten der Sage um Alveradis, jene Frau die den Obermaubachern die freie Nutzung des umliegenden Forstes erlaubte.
Dies war ihr Dank dafür, dass man sie aus den Klauen ihres barbarischen Mannes, eines Käfigs und einem Topf Honig befreit hatte. So oder so ähnliches erzählt man sich jedenfalls.
Der Rückweg führte über zwei Brücken, eine falsche und eine richtige, wobei unsere Wahl natürlich zuerst auf die falsche fiel. So handelten wir uns den ersten und einzigen Umweg ein, den wir durch weitere aserbaidschanische Küchlein kompensierten. Der stufige Rückweg entlang des von Mosen und Flechten gesäumten Stausee-Nordhangs bereitete uns Stadtnomaden Kurzatmigkeit und Schweißausbrüche. Zum ersten mal ruhten Gesang und Gespräche.
Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit von 3,5 Stunden in die weichen Gartenmöbelkissen meiner elterlichen Wiege versanken, waren unsere Abenteuer längst Geschichte. Reichlich Kaffee und Kuchen prägten die Gegenwart und versüßten.
uns die zwickenden Knie-und Hüftgelenke.

Gelaufen

Ich lehne mich nicht so gerne mit guten Ergebnissen aus dem Blog-Fenster, noch ungerner natürlich mit
schlechten. Damit niemand auf die Idee kommt, mein Frontun sei schlecht gewesen, preise ich hier und jetzt doch noch meine fabelhafte Bestzeit von 56:14 an. Im Ziel ein kleines bischen mehr stolz als erschöpft konnte ich gar nicht oft genug auf meine Hightech-Uhr gucken. Ich war tatsächlich in meinen Augen gesehen schnell. Allerdings nicht schnell genug, um noch eine Banane zu erhaschen. Die waren von den noch schnelleren Läuferinnen und Läufern - oder von denen, die nur 5km zurückgelegt hatten, vernascht worden. Mein Gutmenschentum fand übrigens an diesem Tag keinen krönenden Höhepunkt mehr, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.


Mittwoch, 21. Mai 2008

Woran ich denke...

wenn ich an den Lauf für Fraiheit denke. Der findet morgen um 12:00 Uhr in Köln an den Jahn-Wiesen statt. Die frontrunner vom SC Janus haben dieses schmucke Charity-Event im Rahmen des Come-Together-Cups organisiert, und ich hab mich zum Mitlaufen angemeldet. Vier mal 2,5 km im Kreis. Ich fahr da morgen, an meinem freien Feiertag hin, lauf ein bischen stupide durch den Stadtwald und schwitze ein paar verhaltene Schwißperlen für mehr Gerechtigkeit in der Welt. 2 Euro meines Startgeldes gehen an ai, was gerade mal 50 Cent pro Runde oder 20 Cent pro km ausmachen. Die restlichen 8 Euro habe ich wahrscheinlich in isotonische Getränke investiert.
Wie mir scheint, ein klares Mißverhältnis. Nun denke ich darüber nach, ob ich dieses Mißverhältnis gerade
rücken kann, indem ich irgendwas schlaues mache. Ich könnte mein Laufshirt bei ebay versteigern, beim Laufen von den Zuschauern Geld einsammeln, oder einfach noch ein bischen dazu spenden.
Ich hab ja morgen 10km lang Zeit, darüber nachzudenken.

Dienstag, 20. Mai 2008

Packungsöffnungsüberbleibsel

Bei meinem letzten büroalltagunterbrechenden Gang zum Multifunktionskaffee-Automaten fiel mein Blick auf einen einsamen weißen Tetrapackschnipsel. Er war mittels Scherenschnipp von der H-Milchtüte abgetrennt worden und lag nun allein in weiter Kaffeeküchenlandschaft, zu weit entfernt vom Mülleimer, um als zufällig danebengefallen durchzugehen. Geht ja auch nicht, wenn man noch oben liegt und nicht etwa auf dem schmierigen Linoleum. Doch was tat dieser einsame Schnipsel da? Wo waren all die anderen, nachlässig von ihren Bezugsbehältnissen abgetrennten Teile einer ehemals als Veschluss dienenden Verpackungseinheit? Jene von der Zahnpastatube gezogenen Alunippel, die rechtsdrehenden Plasikringe der Frischmilch-Tetrapacks, goldige Nutellaglas Abdeckungsfolien. Tausende solcher gedankenlos abgerissenen Teile schwirren durch das Universum und vernetzen sich hinter dem Rücken der achtlosen Konsumenten zu wahren Restmüllekeln. Oder ich komme mal wieder zufällig an ihnen vorbei, füge Packungsöffnung und abgetrennten Schnipsel dem gelben Sack zu und rette so den Weltfrieden.

Freitag, 16. Mai 2008

Die verbotene Stadt

Zwischen Köln und Düsseldorf tobt ein nie endender, mit allen Finessen der Scharmützelei geführter Grabenkampf. Mag man manchmal meinen, die Anfeindungen fänden nur zwischen eingefleischten Kölnern (oder rinnen) und Ur-Düsseldorfern (oder rinnen) statt, so wird man zur Zeit eines besseren belehrt. Die Werbung hat die Frotzelei entdeckt, und schlachtet gnadenlos den hämischen Blick der Domstädter auf das Dorf an der Düssel aus. Die Auskunft der Telekom wirbt mit dem Slogan "11 8 33 - Wir haben sogar Nummern aus Düsseldorf", der eine riesige Hauswand an der Nord-Süd-Fahrt verziert. Am Mittwoch Abend habe ich dann folgendes Plakat entdeckt:
Der Mensch aus Düsseldorf will also nichts, was billig ist - also nur vom feinsten. Und die Kölner? Die nehmen dann den billigen Kram, weil sie das nicht so genau nehmen. Hauptsache billig eben. Oder versteh ich das falsch? Ist 'Geiz ist Geil' nicht grade aus der Mode gekommen?

Montag, 12. Mai 2008

Spargel und Erdbeeren in Lank-Latum


Gestern Abend bin ich spontan noch mal mit dem Rennrad rausgefahren. Erst mal den Rhein überqueren, dachte ich mir, denn meine untrainierten Beinchen bevorzugen nach dem langen Winterschlaf doch eher flaches Gelände. Und das gibt es in der Gegend nördlich von Meerbusch zu genüge. Mein Weg führte über weite Felder ausgeblühten Raps', einsame Landstrassen und endlose Kurven irgendwann mal wieder (denn hier war ich im letzten Jahr schon öfters) ins beschauliche Dörfchen "Lank-Latum". Hier liegt der Hund mit Rheinblick begraben und die Lank-Latumer nebelten meine Sinne mit Grillanzünder-Düften ein. Gut, dass ich vor dem Losfahren noch gegessen hatte. Lank-Latum, was für ein Name für ein Dorf. Wieder zu Hause habe ich mal bei Wikipedia nachgeschaut. Gewissenhaft haben die Lank-Latumer dort viel Wissenswertes eingepflegt, wahrscheinlich von einem der Ihren, der nach x-maligem Erklären seiner Herkunft am Strand von Mallorca die Nerven verlor und nur noch auf den Wikipediaartikel hinweisen wollte. Ganz schön alt ist dieser Stadtteil von Meerbusch, und ein wunderschönes Wappen mit Spargel und Erdbeeren hat es. Das wollte ich nur mal eben vorstellen. Denn aufgehalten habe ich mich dort noch nie länger, als es dauert, hindurch zu radeln, und das sind gefühlte 60 Sekunden.

AUFGESTIEGEN!!!

"DER 1.FC KÖLN SPIELT IN DER NÄCHSTEN SAISON WIEDER IN DER 1. BUNDESLIGA!", so rief es gestern Nachmittag gegen 16:00 Uhr der Stadionsprecher ins Müngersdorfer Mikrofon. Es war endlich vollbracht. Das monatelange zittern und leiden hatte ein Ende - oder besser gesagt eine Pause.
Ich habe versucht, mir das Spiel in Düsseldorf in einer Premieren-Kneipe anzugucken. Premiere hat mal wieder nur die Kölner Tore in der Konferenz gezeigt. Ansonsten nur Abstiegskampf und tote Hose. Am Mittwoch haben sie gefühlte 20% des Gladbach-Spiels gezeigt, obwohl es da ja auch "nur" um den frühzeitigen Aufstieg der Fohlen ging. Entweder gibts eine spezielle Düsseldorf-Version von Premiere, oder Premiere ist einfach per se Köln-feindlich. Bäh!

Ausradeln

Am Freitag hab ich mein Rädchen fahrfertig gemacht (ein bischen pumpen, ein bischen putzen, ein bischen ölen) und hab die erste Spritztour dieses Jahres gemacht. Raus nach Kaiserswerth gings, über herrliche asphaltierte Feldwege, immer rheinab, der Sonne entgegen. In Kaiserswerth hab ich den Abend mit einem Eis belohnt und dann den Rückweg in den Biergarten angetreten. Soviel Sommerfeeling an einem Nachmittag war schon pures Glück - und so fühlte es sich auch an.Mein Rädchen macht Pause und genießt die Aussicht auf den Rhein.

Mittwoch, 7. Mai 2008

DSF-Dokumentation “Das große Tabu – Homosexualität & Fußball"

Läuft am Mittwoch, 28. Mai, ab 18.45 Uhr im DSF. Gefunden habe ich den Hinweis bei savlog.
Ob man nun Thomas Herrmanns für einen guten Fürsprecher des Homosexuellen Menschen im Fußball hält, noch ein Intervie mit Marcus Urban sehen will oder nicht - mir egal. Bin gespannt, was der investigative Journalistentrupp des DSF aus diesem Thema macht. Ich werde auf jeden Fall einschalten!

Montag, 5. Mai 2008

Geschafft

Nach exakt 3 Stunden 56 Minuten und 13 Sekunden lief unsere Staffel durchs Ziel. Das war trotz fühlbar intensivem Sonnenschein eine super Zeit und wir vier hatten Grund genug uns im Ziel über das literweise zur Verfügung stehende (Rhein???) wasser herzumachen, und anschliessend im von der Firma großzügig gespendeten Kölsch zu baden. Meine Begeisterung über Zuschauerzuspruch an der Strecke, incl. musikalischer Beschallung, Verköstigung, Ausschilderung und Sperrungen war enorm. War ich doch mit eher niedrigen Erwartungen auf die Strecke gegangen. Das, was mir an Freude und Lebendigkeit von den anwesenden Zuschauern entgegenkam verursachte sogar einige Male Gänsehaut. Hut ab!
Mit meiner eigenen Leistung bin ich auch sehr zufrieden. 1:27.12 auf 15km macht mir Hoffnung für den Leverkusener Halbmarathon am 08. Juni. Ich werd halt fröhlich weiterlaufen...

Sonntag, 4. Mai 2008

3, 2, 1, Marathon

In 3 Stunden gehts los. So sehr war ich in den letzten Tagen mit den Laufvorbereitungen beschäftigt, dass ich beinahe vergessen hätte, darüber ein bischen zu schreiben. In letzter Minute dann doch noch ein paar super Schnäppchen gemacht, den Laufsensor ein letztes Mal kalibriert (wahrscheinlich mißt er trotzdem wieder nicht richtig), Spezialnahrung gekauft und Socken eingetragen. Dann waren da ja auch noch die Geburtstage von Frau O. und meiner Mutter, ein bischen Arbeit und ein bischen Haushalt. Doch jetzt gehts gleich los. Meine Nummer (966) zappelt schon auf meinem Shirt und das Nutellabrötchen lächelt mich grade völlig unschuldig an. Wenn alles glatt geht, löse ich meinen Vorläufer um ca. 11:50 Uhr ab und laufe dann 12 km durch Düsseldorf. Am Ende des Tages werde ich vorraussichtlich 5km geradelt, 16km gelaufen und 2km gegangen sein. Dazu kommen noch mindestens 1km vom rechten auf das linke Bein hampeln in wartender Position und die ganzen Toilettengänge. Die Sonne scheint jetzt schon erbarmungslos - ausgerechnet heute könnte sie sich ruhig mal einene Tag frei nehmen. Bin schon ziemlich nervös, freue mich total auf eine freie, lange Strecke ohne störende Hunde, Bordsteine und rote Ampeln, und vor allem bin ich total gespannt auf das Publikum. Ich hoffe, die Düsseldorfer zeigen sich heute von ihrer rheinischen Seite, werfen das Gucci-Täschchen über Bord und feuern uns lautstark an.