Freitag, 23. Oktober 2015

Und dann kam der Patch

Es gab eine Zeit, da fluppte es einfach. Ich meine das jetzt mal mit Blick auf die administrativen Dinge einer Regenbogenfamilie: Elternzeit und Elterngeld beantragen, Adoptionsverfahren einleiten und erfolgreich durchziehen, Steuerklasse wechseln, Geburtsurkunde umschreiben lassen, Kitaplatz, Kindergeld, trallala. 
Vielleicht gehörten wir auch einfach zu den absolut glücklichen Regenbogeneltern, aber ich muß rückblickend schon sagen, dass alles völlig reibungslos verlief und sich manchmal sogar peinlich berührte Jugendamtsmitarbeiterinnen, Notare, Standesbeamten und Co für die Umständlichkeit dieses Staates entschuldigten. Öffnung der Ehe - ja, wäre schon toll, aber es ging ja auch so.

Dachte ich bis vor einer Woche.

Und dann kam der Anruf von der Personalabteilung.

Das Finanzamt hätte da einen Patch eingespielt. Dabei sei wohl irgendwas schief gelaufen und das Finanzamt könne keine Daten mehr an die Arbeitgeber übermitteln. Das führe dann dazu, dass mein Account gesperrt sei, und das wiederum führe dazu, dass ich mal so eben - schwuppdiwupp - mit Steuerklasse 6 geführt werde. 
Ach so!
Das ließe sich aber ganz schnell beheben, indem ich beim Finanzamt eine aktuelle ELSTAM- Bescheinigung anfordere, diese dann an den Arbeitgeber schicke, und der dann alles wieder grade zieht. Dafür hatte ich genau 4 Tage Zeit. Bingo.
Ich rief also ruckizucki beim Finanzamt an und sprach mit meinem Sachbearbeiter Herrn S., der, wie er mir erklärte, für "Leute wie Sie" zuständig sei. Ah, ja. Der Homo-Beauftragte also, dachte ich.
Er erklärte mir dann total freundlich und ausführlich, dass er die ELSTAM-Bescheinigung schon vor Wochen verschickt habe. Stimmt. Hatte er. Aber ich hatte dieses Schreiben zu den Akten geheftet, nichts ahnend, was das sollte. War ja alles korrekt, was da stand. Ausser dem Kinderfreibetrag - aber dazu komme ich später. 
Ein Begleitschreiben wäre schon nett gewesen, in dem man mal kurz erklärt, warum man diese Bescheinigung erhält. Nämlich, weil die Finanzämter in NRW einen Patch eingespielt haben, um die eingetragenen Lebenspartnerschaften steuerklassentechnisch wie Ehepaare zu behandeln - was ja total lobenswert ist - was aber  - weniger lobenswert - leider schief gegangen ist.
Nachdem Herr S. mir dann die Bedeutung dieses Schreibens erklärt hatte, atmete ich erst mal tief durch und dachte "Einscannen, an die Personal-Abteilung schicken, krieg ich in 4 Tagen hin". Puh.

Dann nutzte ich noch die Gelegenheit und fragte Herrn S., warum denn auf meiner ELSTAM-Bescheinigung kein Kinderfreibetrag stehe, bei meiner Frau aber 0,5. Wo sind denn bitteschön die restlichen 50%?
Dafür gebe es ein Formular. Bitte ausfüllen, Kopie der Geburtsurkunde beilegen und zum Finanzamt schicken.
Auch das tat ich, wie geheißen.
Ein paar Tage später - das ELSTAM-Thema mit der Personalabteilung war mittlerweile geklärt - kam ein Anruf vom Finanzamt.
Ich hätte das falsche Formular zugeschickt. Ich solle erst mal bei der Meldebehörde die Verknüpfung der ID von Herrn O. mit meiner ID erwirken. Dann erst könne man mir den Kinderfreibetrag zuschreiben.

Also noch mal eben beim Einwohnermeldeamt anrufen, mindestens 3 Mitarbeiter_Innen erklärt, was ich will, dann mit einer kompetenten Fachkraft des Amtes verbunden worden. Herrlich! 
"Wer schickt sie? Das Finanzamt? Ja, die geben immer uns die Schuld. Immer das gleiche. Warten se, isch guck mal. Sehen se (ich bin am Telefon), sie sind schon verknüpft. Der <Name von Herrn O.> ist doch ihr Sohn. Also die vom Finanzamt, tststs...Ich kümmer mich da mal drum."
Ich atme tief durch und freue mich über so viel Menschlichkeit.
"Sie müssen aber dran denken, wenn dä Jung 18 wird, dann fallen se wieder raus. Da müssen se sich noch ma melden, ne?"
Ich nehme den Hinweis dankend an. Dann schwadronieren wir noch ein bisschen darüber, wie schnell die Kinder groß werden, und ich danke ihr tausendfach für ihre tolle Hilfe. Leider habe ich mir nicht ihren Namen gemerkt, aber Menschen ihrer Spezies machen unser Leben doch lebenswert. Ein bisschen Humor, kümmern, Menschen ernst nehmen. Das brauchen wir. 
Und: Die Öffnung der Ehe.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

A walk in the park


Dienstag, 29. September 2015

Drei

Schon wieder ist ein Jahr vorbei und du wirst schon drei! Unfassbar, wie schnell das wieder ging und was du alles in dem einen Jahr gelernt hast. Jetzt bist du definitiv kein Baby mehr. Manchmal behauptest du uns gegenüber ja, dass du schon in die Schule gehst. Wenn das mal nicht ein bisschen dick aufgetragen ist.
Wenn es nach dir ginge, würdest du gerne in die Fahrschule gehen. Als ich dir neulich erzählt habe, dass man dort Autofahren lernt, warst du hellauf begeistert. Ein neues Auto hast du für Mama auch schon ausgesucht. Rot soll es sein und einen Ersatzreifen muss es auf der Rückseite haben. Ob Mama dann mit einem Jeep in Flingern noch einen Parkplatz findet hast du mit einem "Ich helfe dir" ganz cool beantwortet.

Mama und Mami zu helfen ist dir eine Herzensangelegenheit. Du hilfst beim Einräumen der Waschmaschine, füllst großzügig Waschmittel ein, wienerst den Boden und "putzt" den Badezimmerspiegel am Tag, an dem unsere Putzfee alles auf Hochglanz gebracht hat. Ab und zu hilfst du beim Abwickeln der Küchenrolle oder testest ganz selbstlos den Durchfluß des Seifenspenders.
Ach wärst du doch auch so hilfsbereit, wenn es um die Bewältigung der Treppen bis zu unserer Wohnung mit den eigenen Füßen geht. 
Doch getreu dem Motto deiner Mamas: Es muss auch noch ein bisschen room for improvement sein.

Da Dreijährige auch ordentlich Geburtstag feiern (müssen), solltest du deinen Altersgenossinnen und Genossen in nichts nachstehen. Eine anspruchsvolle Motto-Party mit Einladung, Kuchen, mottogemäßer Deko und lustigen Spiele sollte es schon sein. 
Schnell realisierte ich, dass Anspruch und Wirklichkeit hier einen Tick zu weit auseinander klafften. Als berufstätige Mutti ist eine solche Party nicht ohne Nebenwirkungen zu stemmen. Also: Downsizing!

Es fing schon damit an, dass zum Zeitpunkt der Einladungsverschickung (wir hatten uns endlich auf Termin und Location geeinigt) das Motto auf den Einladungskarten nicht mehr mit dem tagesaktuellen Thema unseres Sohnes übereinstimmte. Der schwärmte nämlich auf einmal glühend für "Feuerwehrmann Sam". Die Einladungskarten aus dem 1,- Euro Shop (planungstechnisch schon vor einem Monat günstig erstanden) standen aber unter dem Motto "Piraten".

Hilft ja nichts, da disponiert frau halt mal eben um und bestellt "101 Partyartikel" aus der Feuerwehrmann Sam-Kollektion bei amazon.

Bild: Mama und Dr. Oetker versorgen die Elefanten-Gruppe der Kita mit lecker Geburtstagskuchen

Bild: "101 Partyartikel" aus der Feuerwehrmann Sam-Kollektion.
(Becher, Teller, Strohhalme, Teller, Luftballons, Give-away-Tütchen)

Immerhin: Die Lieferung kam pünktlich und vollständig. Allerdings war der Inhalt doch ein bisschen enttäuschend. Unifarbene Luftballons und langweilige Standard-Luftschlangen fand ich ziemlich einfallslos. Was ich dummerweise nicht bedacht hatte: Ausser den Kindern, die wir eingeladen hatten, kamen ja auch noch Geschwisterkinder und Eltern. Sprich: Ein Partyset, in dem von allem 8 Stück sind, reicht gar nicht, wenn man 8 Kinder einlädt. Als mir das auffiel, fuhr ich schon zum gefühlt vierten Mal zum Supermarkt um wieder irgendwas zu besorgen, was ich noch vergessen hatte.


Bild: Alles ist bereit für die Party.

Geschätzte 3 amazon-Lieferungen und 5 Supermarkt-Besuche später war dann alles da was ich dachte ganz dringend zu brauchen und es konnte losgehen. Kuchen und Muffins backen, Give-away Tütchen packen, Kaffee kochen, Klamotten für alle Wetter- und Lebenslagen einpacken, Auto beladen, alles zum Spielplatz schaffen, aufbauen, dekorieren, Revier abstecken und auf die Gäste warten.

Bild: Es hat sich gelohnt.

Dann ging auf einmal alles ganz einfach - und schnell. Der Wind vertrieb die letzten Regenwolken und die Sonne lachte mit den Kindern um die Wette. Herr O. war völlig aus dem Häuschen und berauscht von so vielen tollen Geschenken - und Zucker. Alle Gäste brachten gute Laune mit, Essen und Getränke reichten aus (puh!), so dass am Ende noch der ganze Spielplatz mit versorgt werden konnte. Das gegen Ende ins Spiel gebrachte Bier tat sein übriges und zauberte ein zufriedenes Grinsen auf sämtliche Gesichter. Feuerwehrmann Sam schleppte begeistert seinen neuen Hubschrauber ins heimische Spielzimmer und vergass völlig, dass nebenan eine Kiste voller Gummibärchen, Lollis und Apfelsaft stand. Irgendwann ist eben auch mal genug.

Genau das fand die Mama auch. Nach drei Tagen Dauerparty (1. Tag im Kindergarten, 2. Tag mit Oma und Opa und 3. Tag besagter Kindergeburtstag auf dem Spielplatz) war jetzt auch mal Schluß. Falls noch jemand was braucht? Wir hätten noch
  • Feuerwehrmann Sam - Becher (die Kinder haben direkt aus den Trinkpäckchen getrunken)
  • Feuerwehrmann Sam - Teller (Kuchen ging direkt von der Hand in den Mund)
  • Lollis (der 50er Pack war dann doch ein bisschen größenwahnsinnig)
  • Feuerwehrmann Sam - Strohhalme (es gab ja schon die an den Trinkpäckchen)
  • Feuerwehrmann Sam - Einladungskarten (obwohl...man weiß ja nie)
Jetzt sind übrigens ganz plötzlich wieder die Piraten ganz aktuell. Hätte ich das mal vor drei Wochen gewusst....

Montag, 7. September 2015

Regenbogen-Familien-Picknick 2015 in Köln (23.08.2015)

Wir waren dabei! Wir und noch drei weitere Familien aus der Düsseldorfer Regenbogenfamilien-Gruppe haben den "weiten" Weg auf uns genommen, um endlich einmal mit den KölnerInnen zu Picknicken.
Eine grobe Schätzung ergab, dass ca. 30 Familien ihre Picknickdecken am linksrheinischen Mülheimer Rheinufer ausgebreitet hatten. Jede Familie hatte sich kulinarisch ganz immens ins Zeug gelegt, um das Buffet mit Süßem wie Herzhafem zu bereichern. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stand entsprechend der Jahreszeit natürlich selbstgebackener Pflaumenkuchen. Mmhhhh, lecker wars!



Bei der Ankunft auf dem Parkplatz gleich neben der Brücke fielen mir gleich die vielen schwulen Männer auf, die unseren Weg Richtung Rheinwiesen scheinbar teilten. Sollte es in Köln so viele schwule Paare mit Kindern geben? Doch wo waren die Kinder? Dann ging mir ein Licht auf: Gleich um die Ecke war doch das beliebte Cruising-Wäldchen. So ist es halt. Die einen haben Sex-  die anderen bekommen die Kinder. Oder so ähnlich...

Die meisten Kinder waren im Kindergartenalter und genossen das Rennen und Toben in freier Natur. Steine ins Wasser werfen und Riesenseifenblasenmachen waren die Hits bei den Kids. Unser Picknick-Gelände war mit einem Banner und einer Regenbogenfahne markiert, aber auch hervorragend integriert in die Welt der ich-sag-mal-türkischen Großfamilien-Grill-Sessions. Links, rechts und hinter uns wurde noch mal eingeheizt, was das Zeug hielt, während wir uns schön klassisch Kuchen- und Nudelsalatorgien hingaben. 

Ein großes Dankeschön an die Kölner Organisatorinnen und auch an die vielen Mamas, Mamis, Papas, Papis, Freundinnen, Freunde und natürlich auch an euch Kinder, dass dieser Nachmittag so wunderschön war.

Donnerstag, 20. August 2015

Was du alles kannst

  • Du warst zum ersten Mal auf einer Kirmes und bist sogar ganz alleine Karussell gefahren.
  • Autoscooter-fahren mit Mama war aber das Allergrößte für dich.
  • Du bist ein begeisterter Planschbecken-Pirat
  • Als Feuerwehrmann löschst du jedes Feuer und bespielst fleißig mit deinen Playmobil-Männchen die Feuerwehrstation
  • Als Grillmaster bereitest du für Mama und Mummy Würstchen zu und servierst sie stolz mit dem Schnipp-Schnapp-Ding
  • Du fährst jetzt sicher Laufrad und traust dir schon schnellere Abfahrten zu
  • Mit deinen Freunden tobst du auf dem Trampolin
  • Du bist jetzt ein Kindergartenkind und besuchst die Elefantengruppe zusammen mit drei Kindern aus deiner "alten" Koalagruppe

Samstag, 1. August 2015

Kinderkunst


Freitag, 10. Juli 2015

Korsika - Teil II

Hier noch eine kleine aber feine Begebenheit aus dem Urlaub, die so kategorie-technisch nicht so ganz zu meinem Urlaubsbericht passt.

Zwischen all den Rentnern und Best-Agern schaffte es Herr O. tatsächlich, Kontakt zu Gleichaltrigen zu schließen. Parallel zu uns hielten sich grade mal sechs weitere Kinder in der Hotelanlage auf,  davon ein Baby. HL (Name gekürzt ;-) war die Dame seiner Wahl. 6-jährig und sehr eloquent. Ihre Eltern waren ähnlich begeistert vom „familienfreundlichen“ Hotel wie wir, und so kam man dann schnell ein bisschen Smalltalk-mäßig ins Gespräch. HL zeigte Herrn O. verschiedene Schaukeltechniken und animierte ihn zum Fußballspielen.
Am dritten Tag erklärte sie Frau O., dass Herr O. seiner Mutter (= mir, so ihre Annahme) total ähnlich sehe. Wir ließen das unkommentiert.

Am Abreisetag (wir flogen mit derselben Maschine zurück nach Köln) fragte sie mich kurz vor dem Boarding, wie alt ich sei. Nachdem ich mein Alter preisgegeben hatte, wollte sie wissen, wie alt denn „die da“ sei, und zeigte auf Frau O. Ob sie seine Mami meine, fragte ich. „Ne, die da, die Tante oder was die ist.“
„Das ist seine Mami“, sagte ich daraufhin. Die Verwirrung war HL deutlich anzusehen. Ich sagte ihr dann, dass Junior eine Mama und eine Mami hat. „Das geht doch nicht“, war ihre spontane Reaktion und  „doch, das geht“, meine.
Ich war zum ersten Mal in dieser Situation. Bisher hatte ich immer nur mit Erwachsenen über das Thema geredet. Da in unserem Umfeld alle Menschen durchschnittlich aufgeklärt und offen sind (oder wenigstens so tun), hatte ich auch noch nicht die wundervolle Aufgabe, jemandem zu erklären, dass es tatsächlich Kinder gibt, die zwei Mütter haben. Und wenn Fragen in diese Richtung kamen, dann verliefen die Gespräche völlig anders. Irgendwie mehr so pädagogisch-politisch-genderorientiert.
Aber was gab’s da schon groß zu erklären? Die Tatsachen standen ja vor dem Mädchen. Sie hatte uns nur bisher mit ihrem „Mama-Papa-Kind“-Filter wahrgenommen und war auf einmal völlig verwirrt,  dass es auch anders sein konnte. Ich glaube, die Tatsache, dass da zwei Frauen einen kleinen Jungen großziehen und sich ganz selbstverständlich als Familie geben, war in HL's Familie nicht thematisiert worden. Wundert mich auch nicht groß. Die kleine Dame schien ja prächtig mit uns klar zu kommen und alles ganz normal zu finden. Jetzt würden wir wahrscheinlich doch noch Thema ;-)
Leider ging dann auch schon das Boarding los und unsere Unterhaltung brach dadurch abrupt ab. Ob und was das Mädchen zu ihren Eltern gesagt hat, haben wir nicht mitbekommen. Schade.
Ich hoffe natürlich, dass noch spannende Gespräche zwischen den Eltern und der kleinen Tochter entstanden sind und dass wir jetzt eine aufgeklärte kleine Erdenbürgerin mehr haben.

Donnerstag, 9. Juli 2015

Rentner in Space

Wenn das Hotel schon die Sterne im Namen trägt und sich 90% seiner Gäste nach einer Schnelleinschätzung der Zielgruppe „Rüstige Rentner“ zuordnen lassen, kann man wohl getrost von „Rentnern in Space“ sprechen.
Das Hotel „Maristella“ in Algajola auf Korsika war für eine Woche unser ganz persönlicher All-Inclusive Hotspot. Ich habs ja nicht anders gewollt. Endlich einmal nicht darüber nachdenken, was man kochen könnte, damit alle glücklich sind (dabei sind wir nur zu Dritt), was man demzufolge einkaufen muss – und wie und wo man das dann auch noch alles erledigt. Ich bin schon in normalen Wochen gut ausgelastet, das ganze Haushaltsthema auf die Kette zu kriegen, warum dann auch noch im Urlaub ständig die Gedanken um To-do und to-shop Listen kreisen lassen. Einfach mal abschalten, sich an den gedeckten Tisch setzen, essen und trinken bis zum Abwinken und dem Sohn beim animiert-werden zuschauen.

Ha!
Wenn das mal alles so einfach wäre.

Ein großer Vor- (oder Nach)-Teil einer Pauschalreise ist, dass man seine Miturlauber oft schon bei der Gepäckaufgabe am heimischen Flughafen kennen lernt. Unser Sohn bekam von einem lustig grinsenden Rentnerpaar gleich mal ein Mamba zugesteckt, das ihn Verpackungtechnisch schon überforderte. In welcher Jackentasche das überwintert hatte, wollte ich gar nicht wissen. „Wie, er kennt das nicht?“, hörte ich die Frau ungläubig fragen. Sie hatte sichtlich Spaß daran, daß Herr O. grade genießerisch Neuland bekaute während seine Mamas bemüht waren, Haltung zu wahren. Bloß nicht den Eindruck erwecken, man verbiete seinem Kind Süßigkeiten. „Wir haben 10 Enkel“, lächelte es mir dann tiefenentspannt entgegen. „Oh jeh“, dachte ich. Die habens ja drauf.

Den Flug mit Germanwings verschlief unser Vielflieger-Sohn und wäre da nicht der waghalsige Landeanflug auf Calvi gewesen, ich würde den Flug überhaupt nicht erwähnen. Hätte der Pilot uns nicht zweimal herzallerliebst darauf hingewiesen, dass es völlig normal sei, mit dem Bauch des Airbus‘ die korsischen Bergrücken zu streicheln, ich wäre wahnsinnig vor Angst geworden. Das Team rund um den Kapitän gab sich so viel Mühe, Entspanntheit und gute Laune zu verbreiten, dass es fast schon wieder verdächtig wirkte.
Gut gelandet, Gepäck abgegriffen, vom professionell-sympathisch lächelnden Animateur begrüßt worden, ab in den Transfer-Bus, über die Küstenstrasse einmal hoch, einmal runter, Ankunft Hotel Maristella.

Es sah ganz genau nicht so aus, wie auf den Bildern im Internet. Irgendwie fehlte die positive Ausstrahlung einer familienfreundlichen Hotelanlage, die für eine Woche unsere Heimat sein wollte. Da standen kreisförmig angeordnete, zweigeschossige Häuschen, die mit dem Allernötigsten ausgestattet waren. Es gab eine schlicht gehaltene Bar, einen heruntergekommenen Kinderspielplatz und zur Begrüßung Trockenkuchen aus der Packung. Der im all-inclusive-Paket enthaltene Wein kam aus dem Zapfhahn und das Bier wurde aus 0,2l-Fläschchen eingeschenkt, deren Bodensatz das Thekenpersonal sammelte, um daraus dann jedes dritte Bier zu vervollständigen. 

Sparsamkeit wurde hier sowieso ganz groß geschrieben: 

- 2/3 des Obst kam aus der Dose (Ananas, Pfirsiche)
- Den Tisch mußte man selber decken (incl. Besteck).
- Kaffee und Zubehör (Milch, Zucker,…) mußte man selber zapfen zum Tisch tragen
- Die durchaus vorhandenen Kühlschränke und Kochmöglichkeiten in den Wohnungen waren  abgeklemmt und die Wasserhähne abmontiert.
- Internet stand nur im Bereich der Bar zur Verfügung

Der erste Eindruck war kein schöner. Wir wollten uns aber die Laune nicht verderben lassen und beschlossen, einfach das Beste draus zu machen. Immerhin war das Wetter traumhaft und der Strand gleich um die Ecke.  Das bezaubernde Örtchen Algajola lag 10 Minuten zu Fuß entfernt. In 5 Minuten hatte man ihn durchquert. Mit Buggy. Bergauf.
Ein paar Cafes, ein paar Eisdielen, die beste Burgerbude am Ort (weil einzige), ein Supermarkt und der Bahnhof. Der Bahnhof gehörte noch zu den Hauptattraktionen von Algajola, denn hier hielt ca. 5 mal am Tag der Zug, der zwischen Calvi und Ille Rousse hin-und her pendelte. Hätten wir auf unserem Ausflug nach Calvi einen Sitzplatz ergattert, könnte ich die Zugfahrt hier sicherlich als Highlight beschreiben. Aber was soll ich schon groß sagen, wenn man bei sengender Hitze mit seinem fast 3-jährigen auf dem Fußboden zwischen Flip-Flops und haarigen Beinen hockt?

Herr O. genoß die Fahrt dennoch sehr und noch viel mehr das anschließende ausgelassene Bad im Meer. Von „iehh“ und „laut“ und „Mama lieber Swimmingpool“ durchlief er ratzfatz eine Wandlung zum Wellenkönig, der selbst bei einer Ganzkörper-Salzwasserdusche nicht aus dem Gleichgewicht geriet.
Kinder sind auf faszinierende Weise dazu in der Lage, aus allem ganz einfach das Beste zu machen. Unser Junior hatte Spass ohne Ende– ganz gleich, ob man uns in der ersten Nacht den Ball klaute, oder die Katzen den Sandkasten auf dem Hotelspielplatz als Katzenklo beanspruchten.

Nur an einem Tag hatte er keinen Spass, da hatte er Fieber. Das „kranke Kind im Urlaub“-Thema hatte uns also auch ereilt. Rührend die Anteilnahme vieler Hotelgäste, die das mitbekamen und sich fleißig erkundigten, wie es ihm ginge. Was eine echte Oma ist, die leidet auch im Urlaub mit fremden Kindern. Es könnte sich ja eine Gelegenheit ergeben, Geschichten von den eigenen Enkeln zum Besten zu geben.

Für das Fieber und expressive Übelkeit gibt es sicher viele Ursachen – eine davon könnte eventuell auch die Sangesdarbietung des Hotel-Managers sein. Seite an Seite mit einer Johnny Walker Flasche säuselte er „Country Roads“ & Co ins Mikrophon und tat dies just zur Essenszeit, als es kein Entkommen gab.
Wir erfreuten uns an der Freude der anderen und tauschten mit den wenigen „jungen“ Urlauber-Familien entgeisterte Blicke aus. Man muß auch mal gönnen können.

Am Ende einer Woche All-Invlusive im Maristella waren wir reich an Erfahrung, gut gebräunt und unerwartet gut erholt. Wir hatten nicht beim Aquagym oder Bogenschießen mitgemacht, uns nicht ins Koma gegessen oder getrunken und auch keine Bustour zum authentischen Bergbauerndorf mit Eselswurst-Verkostung und selbstgebranntem Schnaps gemacht. Vielleicht ging es uns ja auch gerade deshalb so richtig gut.



Boys

Dienstag, 30. Juni 2015

Korsika 2015





Bericht folgt

Mittwoch, 17. Juni 2015

Richtig und Falsch


"Darf ich das?" Herr O. liebt diese Frage. Er kann diese Frage auch schon selber beantworten und kennt genau zwei Möglichkeiten:
a) Ja, ich darf das.
b) Ich darf das nicht. Mache ich aber trotzdem.
Das Ergebnis ist objektiv gesehen das gleiche. Subjektiv gibt es natürlich den Riesenunterschied, dass sich da ein Bewusstsein für Richtig und Falsch herausbildet. So ganz nebenbei wird dann mal geguckt, wie weit man gehen kann, bis Mama schimpft.
Ich muss gestehen, dass ich meistens lachen muss. Ob das pädagogisch sinnvoll ist, weiss ich nicht. Gibts bestimmt einen Ratgeber, der mir dazu alles sagen kann.

"Ja, die passen", sagt er zu Schuhen, so lange sie nicht drücken. Das trifft dann natürlich auch auf Schuhe zu, die 3 Nummern zu groß sind. Vor allem, wenn es Turnschuhe sind. Die passen irgendwie immer. Seit er erfolgreich gegen das Schlafengehen rebelliert hat und mit uns zusammen 2/3 des Champions-League Endspiels geguckt hat (wir haben kapituliert), will er nur noch Turnschuhe und Kurze Hosen anziehen.
"Das haben die Fußballmänner auch an." Okay. 1:0 für den Sohn. Dass seine geliebten New Balance-Sneaker nun aber definitiv zu klein sind, kann er einfach nicht verschmerzen. Deshalb läuft er jetzt in viel zu großen Adidas-Turnschuhen durch die Gegend und legt sich alle paar 
Minuten auf die Nase. Aber das machen die Fußballer ja auch.
"Der Pogba hat den Messi umgelegt. Wenn er noch eine gelbe Karte bekommt, dann muß der duschen!"
Bezweifelt irgendjemand, dass bei uns zu Hause viel über Fußball geredet wird?

Neulich in der Turnhalle. Herr O. zeigt auf eine Tür, durch die vor einem halben Jahr der Nikolaus hereinkam. Das war auf der großen Nikolausfeier vom Turnverein, als alle Kinder Geschenke aus dem großen Sack bekommen haben. "Kommt der Nikolaus heute nicht?"
"Nein", sage ich. Der ist im Urlaub und erholt sich. Wenn es so warm ist, dann kommt der nicht. Der Nikolaus kommt erst wieder, wenn es kalt und dunkel ist. Sohn:"Der kann doch eine kurze Hose anziehen!"

"Ich bin schon groß. Komm ich jetzt an die Pedale? Kann ich jetzt Autofahren?" Mmmhhh...nein. Also erstens, zweitens, drittens und sowieso irgendwie "NEIN"! Ganz schön clever und wortgewandt der junge Mann, wenn es darum geht, ein Ziel zu erreichen. Er redet wie ein Wasserfall und verwickelt uns manchmal in richtige Diskussionen. Aktuell diskutieren wir über ein Fahrrad mit Pedalen. Ich finde, dass das einfach zu früh ist. Außerdem ist im Keller kein Platz mehr. Er kann erst seit ca. 3 Monaten sicher Laufrad fahren und er darf sich auch gerne mal daran gewöhnen, dass er nicht immer alles sofort bekommt, was er sich wünscht. 

Als er heute morgen nicht locker ließ, sich ein Fahrrad mit Pedalen zu wünschen, habe ich ihn damit konfrontiert, dass ich mir auch was wünschen darf. Und zwar wünsche ich mir, dass er uns sagt, wenn er mal muss und dann zur Toilette geht um "es" zu machen. Schwupps "musste" er natürlich und wollte aufs Klo. Da saß er dann selbstzufrieden, ließ seine total langen Beinchen, die schon fast bis ans Gaspedal vom Auto reichen hin- und her baumeln, und schaute uns mit diesem Gewinner-Lächeln an. "Es" kam natürlich nicht, aber mal sehen, wie lange das jetzt dauert und Mama muss tatsächlich ein Fahrrad mit Pedalen kaufen. 

Montag, 18. Mai 2015

Empowerment

Am Wochenende fand in Köln ein Empowerment-Workshop für Engagierte statt, der mit dem langen Titel "Aktuelle Herausforderungen und Chancen für Regenbogenfamilien" für sich warb. Wenn ich ehrlich bin, riss mich der Titel nicht gleich vom Hocker, so dass ich mich erst nach längerem Zögern anmeldete. Immerhin war der Tagungsort in Köln (immer ein Pluspunkt) und als Kompromiss nur einen Tag, statt an beiden Tagen teilzunehmen, klang dann schon eher machbar.

Am Samstag Morgen verabschiedete ich mich von einem heulenden Herrn O. und meiner Frau und fuhr zur JH Köln-Riehl. Mensch, war das lange her, dass ich hier fast täglich auf dem Weg zwischen meiner Mülheimer Wohnung und der Uni mit dem Rad vorbei gefahren war.
Ein klein wenig nervös schlurfte ich vom Parkplatz zum Eingang der Jugendherberge und traf auch gleich ein paar regenbogenmäßig aussehende Menschen. Es lebe das Cliche!
Im Tagungsraum sah ich dann auch gleich in vertraute Gesichter und tauschte Umarmungen und Begrüßungsrituale aus. Wie schön, nicht alleine zu sein - was ja gleich doppelt zutraf. Alle Anwesenden hatten irgendwie mit dem Thema "Regenbogenfamilie" zu tun und was noch viel toller war: Alle waren dem Thema (natürlich) offen und positiv gegenüber eingestellt.

Der Vormittag bestand erst mal aus Ankommen und Kennenlernen, was ich als unheimlich entspannt empfand. Wir stellten uns alle in die Mitte des Raumes und bekamen verschiedene Fragen gestellt. Antwortoptionen standen auf vorgefertigten Pappkärtchen, die von den entzückenden Moderatorinnen auf dem Boden verteilt wurden. Wir mussten uns dann entsprechend unserer Antwort zum richtigen Kärtchen stellen. Wo kommst du her? Wie viele Kinder hast du? Wie alt sind die? Bist du zufrieden mit der aktuellen Situation für Regenbogenfamilien?

Die Antworten auf die letztgenannte Frage waren sehr vielfältig. Von "überhaupt nicht zufrieden" bis "total zufrieden" verteilten sich die gut 20 Damen und die drei Herren fast überall. Ich fand es total bemerkenswert, wie sich eine für die meisten doch recht ähnliche Situation subjektiv völlig anders darstellte. Es hing ein wenig vom Alter bzw. von der Intensität des lesben-politischen Engagements in der Zeit vor der Familiengründung ab, ob Frau (und es nahmen hier ausschliesslich Frauen Stellung) die heutige Situation als "total super" betitelte oder als "extrem unbefriedigend". Frauen, die einst in den 80ern und 90ern auf die Strasse gegangen waren und für Rechte von Lesben gekämpft hatten, hinterfragten jetzt, ob wir denn überhaupt noch politisch genug seien. Unsere heutige Generation profitiert von so vielen Vorteilen und Errungenschaften, dass wir uns ja wirklich nicht beschweren können. Eingetragene Lebenspartnerschaft, Stiefkindadoption, Ehegattensplitting erleichtern unser Leben ja zugegebenermassen sehr. Da gibt es dann die Ansicht, dass das noch längst nicht genug sei, und noch genügend Missstände zu bekämpfen seien, und die andere Sicht, die sehr zufrieden im Regenbogenfamilien-Nest sitzt und die Füße hoch legt.

Ich war gleichermaßen fasziniert als auch verunsichert. Ich stand ganz weit im Zufriedenheits-Sektor und fühlte mich eigentlich sehr glücklich mit unserer familiären Situation. Woher kam diese Skepsis und die Kritik einiger Frauen? Wie würde sich dieser Tag entwickeln? Würden wir hier Dinge problematisieren, die aus meiner Sicht keine waren und unsere Kraft in eine Richtung lenken, die ich nicht für richtig befand? Würde es mir gelingen, die Unzufriedenheit einiger Frauen zu verstehen und ggf. sogar zu teilen oder sie in ihrem Kampf für Verbesserungen zu unterstützen?

Ich schrieb auf mein Erwartungskärtchen, dass ich mir von dem Seminar neue Motivation für meine ehrenamtliche Arbeit im Regenbogenfamilien-Bereich erwartete. Ob das tatsächlich gelingen sollte war mir bis zum Mittagessen allerdings ein großes Rätsel.

Dann kam der Nachmittag mit vielen Vorträgen und munteren Diskussionen. Mein Bild und meine Laune wandelten sich stetig. Ich lernte immer mehr Details zu den Lebensweisen und Identitäten der anderen TeilnehmerInnen und meine Vorstellung von der Regenbogenfamilien-Situation und der daran beteiligten Frauen und Männer wurde immer bunter.
Da waren sie alle: Die ewigen Polit-Lesben, die Kämpfernaturen und die Stillen, die jungen und die alten, die femininen und die Karohemdfraktion, die Sanften und die kratzbürstigen, die frustrierten und die warmherzigen. Frauen mit 0-5 Kindern, mit eigenen oder Pflegekindern, Queer-Families und Alleinerziehende, Schwangere und Omas, Wünschende und Habende.
Es war so viel Vielfalt und Leben, so viel Herzlichkeit auf einmal in diesem Raum, dass mir zumindest das eine klar wurde: Egal wie wir unsere Situation bewerten - Regenbogenfamilien sind etwas ganz zauberhaftes und nicht mehr und nicht weniger sollte die Welt wissen.

So richtig gemerkt habe ich das am Samstag Abend auf der Heimfahrt erst mal nur an meiner Stimmung. Ich war viel gelassener als noch am Morgen. Auf meinem Gesicht lag ein Lächeln und müde vom vielen Zuhören und Diskutieren war ich kein bisschen.

Als dann heute in der Mittagspause gegenüber meinen Kollegen auf die Frage, wie denn mein Wochenende war, aus mir heraussprudelte "Ich war am Samstag in Köln auf einem Workshop für Regenbogenfamilien", da wußte ich, dass ich tatsächlich empowert war.

Sonntag, 17. Mai 2015

Philosophisches

Fragen, die mir unser Sohn an diesem Wochenende stellte:


  • Auf meine Erklärung, dass die Wassersprenger auf dem Hockeyplatz heute während der Halbzeitpause nicht angeschaltet werden, fragte er "warum?". Ich erwiderte, dass das Wasser heute keine Lust habe. Daraufhin er: "Wo ist denn die Lust, Mama?"
  • Am Freitag wollte er unbedingt mit zu mir ins Büro anstatt in die Kita. Er schaute mich ganz überzeugt an und sagte, "Das ist nicht langweilig". Er sagte das, weil ich ihm auf diesen Wunsch schon mehrfach geantwortet hatte, dass es bei mir im Büro total langweilig sei. (Sorry, Chef!) Als ich ihm nicht schnell genug antwortete, sah er mich mit ganz großen Augen an und meinte: "Mama, was ist "langweilig"?"
  • Heute auf dem Weg zur Mülltonne erklärte ich ihm, dass wir heute keine Zeit hätten, im Keller noch länger zu bleiben und Verstecken zu spielen. "Wo ist denn die Zeit?"

Freitag, 15. Mai 2015

Frau Töse

In unserem Stadtteil gibt es samstags immer einen netten kleinen Markt mit Blumen-, Wurst-, Obst-und Gemüseständen, einem Kaffeewagen, einem Bäcker und auch einem Fischstand. Die Fischfrau, die vom mayonnaisigen Heringstipp, fast-fang-frischem Lachs und trendigem Algensalat bis zum Kater-Killer-Kibbeling frisch aus der Fritteuse alles verkauft, ist besonders bei den Kindern besonders beliebt, da sie halbe Fischfrikadellen verschenkt. Will man eine ganze, kostet das 1,- Euro. Der ist aber wohl eher symbolisch zu verstehen. Der Andrang ist immer groß und die Fritteuse, die ganz nebenbei auch noch den bei Senioren so beliebten Backfisch frittiert, ist im Dauereinsatz.
Bis auf letzten Samstag. Da machte es ganz laut "PENG!", es zischte und rumorte und sogar ein paar Flammen schlugen an die Wände des nicht mehr so ganz fangfrischen Fischwagens. Für die Fischfrau ein dramatisches Ereignis, denn meiner Einschätzung nach macht sie mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Frittiertem. Sie wirkte also nicht umsonst leicht traumatisierte, als Herr O. und ich an ihren Tresen traten um eine Fischfrikadelle zu bestellen. Sie sah übel mitgenommen aus und schien auch mental eher im Reich der Fische zu schwimmen als mit beiden Beinen sicher auf dem Boden ihres Wagens zu stehen. Unserem Sohn erklärte sie dann ausführlich, was alles passiert war, und dass es nun folglich heute keine Fischfrikadellen gebe. Ihm kamen fast die Tränen, doch dagegen gab es immerhin ein paar tröstende Gummibärchen, die das Leiden im Nu linderten.

Morgen ist wieder Samstag und die Fritteuse hoffentlich repariert. Die Welt könnte kaum schöner sein.

Herr O. ist aber immer noch mit der Verarbeitung dieses Traumas beschäftigt. Die Worte "Fritteuse", "kaputt", "Feuer", "keine Fischfrikadelle", "reparieren" beflügeln seine Fantasie, so dass immer neue Geschichten daraus erwachsen. Ist aber auch ein Jammer, wenn Frau Töse explodiert!

Montag, 11. Mai 2015

Frühlingsurlaub in Dublin

Wir waren mal wieder in Dublin. Diesmal für eine Woche und mit dem ganz besonderen Ziel, den runden Geburtstag von Frau O. zu feiern. Herr O. und ich wollten diese Party natürlich nicht verpassen und reisten als schmückendes Beiwerk mit auf die grüne Insel. Die Insel zeigte sich leider nicht von ihrer besten Seite - oder anders gesagt, sie tat einfach das, was man von Irland erwartet. Um es kurz zu machen: Es regnete und stürmte ganz ordentlich.
Als outdoor-erprobte Mamas konnte uns das aber nicht davon abhalten, die Gegend um Knocknashee ein wenig unsicher zu machen. Junior war diesmal ganz besonders agil und testete jegliches Gefährt, das ihm in die Finger kam: Scooter, Laufrad, Elektroauto, Dreirad und Auto (das allerdings ohne laufenden Motor). Beinahe hätte er noch eine Runde mit Opas Rasenmäher gedreht, aber da kam zum Glück eine Regenschauer ganz passend vorbei.
Unser letzter Besuch in Irland liegt fast ein Jahr zurück, und an nichts kann man den Lauf der Zeit besser verfolgen, als an den Fortschritten und Veränderungen eines Kindes. Herrn O.s Horizont hat sich extrem erweitert, was zur Folge hat, dass ein simpler Besuch auf dem Spielplatz um die Ecke kein besonderes Erlebnis mehr ist. Ein Spielplatz muss mittlerweile auch mehr als Rutschbahn und Schaukel bieten. Ein Spazierganz durchs Einkaufszentrum - an Weihnachten noch ein Highlight wegen der vielen Lichter und Rolltreppen - diesmal eher mittelspannend. Strassenbahnfahrten begeistern ihn glücklicherweise noch und die ein- oder andere Treppe lädt ihn auch noch häufig zu einer Kletterchallenge ein. Wieso nicht mal die Stufen rückwärts runterspringen?
Höhe und Geschwindigkeit üben eine immer stärkere Faszination auf unseren Sohn aus, so dass das Tragen eines Helmes selbst mir als heftige Helmkritikerin durchaus einleuchtet. Nur, dass dann, wenn er mal wirklich Sinn machen würde, natürlich keiner zur Hand ist. Wie z.B. bei einer Sturzfahrt auf der Seilbahn, die fast ungebremst gegen so eine Art Wand fährt und dann Vollkaracho zurückknallt. Ach ja, Eltern und ihre Ängste um die lieben Kleinen. Ich gebe zu, ich bin schon relativ risikofreudig und lasse unseren Sohn auch gerne experimentieren. Als er aber mit dem Scooter den Berg runterfuhr und offensichtlich die Kontrolle über das immer schneller werdende Gefährt verlor, da hoffte ich schon, dass er in den Busch statt gegen die Mauer fahren würde. Und das tat er ja dann zum Glück auch. Der Scooter. Herr O. war clever genug rechtzeitig abzuspringen. Da war ich aber mächtig stolz.

Ich bin immer wieder fasziniert, welche Energie ein 2,5-jähriger entwickeln kann. Stundenlang einem Fußball hinterher zu laufen ist überhaupt kein Problem für ihn. Er rennt, klettert, springt und redet wie ein Duracell-Häschen. Manchmal bin ich ein bisschen neidisch über diese Ausdauer. Mit viel Mühe schaffe ich es ihn zu Trinkpausen zu überreden, damit ich auch ab- und zu mal Pause machen kann. Er ist da gnadenlos zu sich und vor allem zu mir. Immerhin hat er jetzt verstanden, dass Mama "Aua-Rücken" hat, und das das nicht besser wird, wenn er immer auf Mamas Arm will. Klappt nicht immer, aber immer besser. Mama macht jetzt fleißig Rückengymnastik und Sohnemann geht selbständig die Strasse entlang.

Was sonst noch in Dublin geschah?

  • Der Fuchs darf nicht auf Opas Wiese Pipi machen
  • Wenn die Männer im Himmel das Dach aufmachen, regnet es, wenn sie es schliessen hört es wieder auf
  • Pommes mit Butter ist eine Möglichkeit
  • "Ich bin schon ganz groß"
  • und ganz neu - vom Marktbesuch am Wochenende: "Die Frau Töse hat gebrannt". (Er meint die Fritteuse der Fischfrau, die dann keine Fischfrikadellen mehr frittieren konnte, was ein großes Drama war).

Freitag, 8. Mai 2015

Dublin Streets


Sonntag, 15. März 2015

Ein Hoch auf die Matschhose


Was das Billy-Regal für Wohnzimmer, der Golf für die Generation, ist die Matschhose für unsere Kids.

Donnerstag, 12. März 2015

Ein geschenkter Tag

Sowas ist mir noch nie passiert: Ich bin in das neue Jahr mit ganzen 6 Tagen Resturlaub aus 2014 gestartet. Wie habe ich das eigentlich angestellt? Da es in Expertenkreisen als äußerst unwahrscheinlich gilt, dass SAP sich verrechnet, nahm ich dieses Geschenk mit einem breiten Grinsen an. Doch was nun? Was tun mit all diesen Tagen? Luxusprobleme deutscher Arbeitnehmerinnen denk ich mir.
Drei Tage fielen dem in den Januar hineinreichenden Weihnachtsurlaub zum Opfer (von dem ich auch bald mal erzählen will), einen Tag nahm ich vergangene Woche und 2 Tage werden in diesem Moment und den noch folgenden Stunden "abgefeiert". Die deutsche Sprache hält schon ein paar Wortkreationen bereit, die mich regelmäßig in Erklärungsnöte gegenüber meinem mexikanischen Kollegen stürzen. Dabei hat er schon genug Mühe, das Konzept der großzügigen deutschen Arbeits- und Urlaubszeit-Verteilung zu verinnerlichen.
Heute hatte ich dann frei. So richtig frei. Ein Tag, an dem ich tun und lassen konnte, was ich wollte - sieht man mal davon ab, dass Herr O. in die KITA gebracht werden wollte und auch dort nicht ewig bleiben konnte. Die Zeit zwischen 8:30 und 16:00 Uhr gehörte mir. 

Was für ein Geschenk!



Und dazu dann auch noch strahlend blauer Himmel und warme Frühlingssonne. Ihr werdet es wahrscheinlich ahnen: Jetzt bin ich totmüde und k.o. Aber auch sehr sehr glücklich.

Warum?

  • Der Wocheneinkauf ist schon erledigt.
  • Der Balkon ist mit süßen kleinen Primelchen bepflanzt
  • Das Fahrrad hat jetzt einen stabilen Ständer, damit es auch mit Kindersitz nicht umkippt
  • 11km joggen am Rhein waren anstrengend aber sehr befriedigend
  • Der DHL-Mann kam just in dem Moment als ich auch zu Hause war und überreichte mir mein neues iPhone
  • es war ratzfatz installiert und funktioniert einwandfrei
  • Herr O. und ich konnten eine Stunde lang die Nachmittagssonne auf dem Spielplatz geniessen
  • Zum Abschluss des Tages gab es Milchschaum und Kuchen
  • Jetzt ist alles ruhig und allen gehts gut.

Montag, 9. März 2015

Baustellen und schöne Dinge

Ich hatte ja vor ein paar Wochen versprochen, dass der nächste Post von "Baustellen" handeln werde. Unter Baustellen kann man sich ja vieles vorstellen. Als ich das schrieb, dachte ich auch viel mehr an persönliche Baustellen. Dinge, an denen ich etwas ändern möchte in diesem Jahr. Dass zwischen dem letzten Post und heute zwei wirkliche Bautätigkeiten lagen, war dann eher Zufall.
Unsere neue Wohnungstür wurde geliefert und eingebaut und die neuen Jalousien ebenfalls. Wenn man mal nicht damit rechnet, dass Handwerker schnell und gut arbeiten, dann tun sie das einfach völlig ungefragt. Jetzt kann man uns quasi nicht und nichts mehr klauen und bei entsprechender Einstellung auch nicht mehr sehen. Tja, das könnte es ja nun gewesen sein. 

Wären da nicht noch die wahren Baustellen des Lebens, die sich nicht so einfach wegschrauben lassen. Als ich den Rückblick auf 2015 aufschrieb, fiel mir auf, dass die kreative claribu in den letzten beiden Jahren ganz schön auf der Strecke geblieben ist. Zwischen Job, Kita, Windelwechseln und Kinderliedersingen bleibt einfach nicht mehr so viel Zeit für alle Hobbies. Bin ja froh, wenn ich meine Beine 2 mal pro Woche zum Laufen motiviere. 
Was mir echt über die Monate abhanden gekommen ist, ist das Anhören von schöner Musik (damit meine ich nicht die 20 Minuten WDR2 auf dem Weg zur Arbeit aus dem Autoradio) und das Fotografieren von Dingen, die nichts mit unserem Sohn  zu tun haben. Das würde ich gerne ändern.
Die Zukunft wird zeigen, ob mein Vorsatz realistisch ist, aber ein Versuch ist es ja allemal wert. Ich bin geneigt, meinen Ambitionen auch noch ein tolles neues Rezept hinzuzufügen. Das lass ich aber erst mal weg. Riecht zu sehr nach Anstrengung und ich will ja auch was für mich ganz alleine tun. 

Zum Anfang deshalb auch ganz unvollständig erst mal nur ein Lied. Kein Album und schon gar nix kompliziertes. Auch noch kein Foto. Erst mal sehen, was mir in den nächsten Tagen so begegnet.

Tadadada: Erlend Oye - La prima Estate
Seicht, verspielt und passt prima zum aktuellen Frühlingsausbruch. Schnell anhören!

Mittwoch, 4. Februar 2015

Jahres-Fragebogen 2014

Hier nun endlich:

Zugenommen oder abgenommen? Bleibt irgendwie alles gleich. Bin aber auch stetig bemüht, den fehlenden Sport durch ausgedehnte Spielplatz-Aktionen mit dem Sohn auszugleichen. Auch Kinderturnen und Babyschwimmen fordern ganzen Körpereinsatz.

Haare länger oder kürzer? Ach, die Haare. Hab mich endlich daran gewöhnt es auszuhalten, dass mein Pony ständig in den Augen hängt. Sieht einfach cooler aus. Obwohl - ist das jetzt noch modern? 

Mehr ausgegeben oder weniger? Wieder nicht so genau hingeschaut. Immerhin mehr eingenommen als ausgegeben, das ist was zählt.

Der hirnrissigste Plan? Mit Aspirin-Direkt eine Erkältung bekämpfen zu wollen. Zwei mal gescheitert. Mit Antibiotikum eines besseren belehr worden. 

Die gefährlichste Unternehmung? Dem Urteil anderer folgend ist das meine tägliche Fahrt ins Büro mit dem Fahrrad. Vielleicht haben sie recht, wenn es um diese eine Fahrt ohne Helm im Regen und ohne Licht ging. Ansonsten - pfffft.

Die teuerste Anschaffung? Flugticket nach Tokio.

Das leckerste Essen?  Scharfes Rindfleisch mit viel Knoblauch im Sichuan-Restaurant, Dublin; ein Steak im Düsseldorfer Hafen, Berliner Currywurst.

Das beeindruckendste Buch? “Arbeit und Struktur" von Wolfgang Herndorf.
Nach langem Zögern endlich gelesen. War wochenlang bewegt.
“Der Schwimmer” von Joakin Zander

Der berührendste Film? Weiss nicht. Film ist nicht so mein Metier. Wenn donnerstags der Bergdoktor eine Niere transplantiert und damit gleichzeitig eine Ehe rettet und ein verschollenes Kind aus einer Schlucht befreit wird, dann bin ich glücklich.

Das beste Lied? “Wie ich” von Kraftclub; Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

Die meiste Zeit verbracht mit…? Frau O. und Herrn O.

Die schönste Zeit verbracht mit…? Dem kleinen Herrn O. und der tollen Frau O.

Vorherrschendes Gefühl 2014? Ich glaub, ich werd schon wieder krank.

2014 zum ersten Mal getan? Mit unserem Sohn alleine geflogen (nach Berlin); Teilzeit gearbeitet (30 Stunden), ein Crowdfunding-Projekt unterstützt (Peter Lichts Live-Platte)

2014 nach langer Zeit wieder getan? Am Strand gejoggt (während unseres Sommer-Urlaubs in Irland); ein neues Ehrenamt angenommen

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
1. Den Tot meiner Oma
2. Die Jagd nach einem Taxi mit Kindersitz am Flughafen Berlin Tegel
3. Diese ständigen Erkältungskrankheitswellen.

Was gibt Hoffnung für 2014? Dass mir viele Eltern erzählen, dass es mit dem Krankwerden nach dem ersten KITA-Jahr besser wird.
Was beunruhigt mich? Terror, Krieg und rechtes Gedankengut


2014 war mit einem Wort…? Wachsen (mit den Aufgaben)

Dienstag, 3. Februar 2015

Wieder da

Lautet der Standart-Spruch beim Telefonieren mittlerweile wohl "Wo bist du?", so ist sein Blog-Eintrags-Geschwister wahrscheinlich das "Ja, ich hab viel zu lange nichts gebloggt. Das wird jetzt alles besser. Versprochen".

Ich schaue beschämt zu Boden und sage: Jawoll, so ist es auch bei mir schon wieder. 
Zu viel in der realen Welt gelebt. Da wird's mal wieder Zeit sich verstärkt in der digitalen Welt zu tummeln. Denn auch hier gibt es ein Leben, Freunde und Bekannte und vor allem Erwartungen, die darauf warten erfüllt zu werden.

Um diesen gerecht zu werden, hab ich mich erst mal warm gelaufen.

Ich habe mich heute stundenlang mit meiner "neuen" Webseite beschäftigt. Dabei seit Ewigkeiten mal wieder Webseiten wie "self-html" besucht. An selbstgebastelten Formularen herumgedoktert. 
Habe ein frisches, gesundes, asiatisches Mittagsmahl beim angesagten Vietnamesen in Flingern zu mir genommen.
Viele Inspirationen flogen mir beim ziellosen Blättern in Modemagazinen zu. Sie hießen "Glamour" oder so ähnlich. Einige kluge Ideen begegneten mir auf dem flingeraner Trottoir.
Mein Kreativ-Akku fühlt sich grad an wie auf Speed. Es kann also losgehen. Jetzt fehlt mir nur noch ein wenig Zeit und der wirklich erste Blog-Eintrag des Jahres 2015 kann entstehen.
Das Thema steht auch schon fest: Baustellen.