Frau Töse
In unserem Stadtteil gibt es samstags immer einen netten kleinen Markt mit Blumen-, Wurst-, Obst-und Gemüseständen, einem Kaffeewagen, einem Bäcker und auch einem Fischstand. Die Fischfrau, die vom mayonnaisigen Heringstipp, fast-fang-frischem Lachs und trendigem Algensalat bis zum Kater-Killer-Kibbeling frisch aus der Fritteuse alles verkauft, ist besonders bei den Kindern besonders beliebt, da sie halbe Fischfrikadellen verschenkt. Will man eine ganze, kostet das 1,- Euro. Der ist aber wohl eher symbolisch zu verstehen. Der Andrang ist immer groß und die Fritteuse, die ganz nebenbei auch noch den bei Senioren so beliebten Backfisch frittiert, ist im Dauereinsatz.
Bis auf letzten Samstag. Da machte es ganz laut "PENG!", es zischte und rumorte und sogar ein paar Flammen schlugen an die Wände des nicht mehr so ganz fangfrischen Fischwagens. Für die Fischfrau ein dramatisches Ereignis, denn meiner Einschätzung nach macht sie mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Frittiertem. Sie wirkte also nicht umsonst leicht traumatisierte, als Herr O. und ich an ihren Tresen traten um eine Fischfrikadelle zu bestellen. Sie sah übel mitgenommen aus und schien auch mental eher im Reich der Fische zu schwimmen als mit beiden Beinen sicher auf dem Boden ihres Wagens zu stehen. Unserem Sohn erklärte sie dann ausführlich, was alles passiert war, und dass es nun folglich heute keine Fischfrikadellen gebe. Ihm kamen fast die Tränen, doch dagegen gab es immerhin ein paar tröstende Gummibärchen, die das Leiden im Nu linderten.
Morgen ist wieder Samstag und die Fritteuse hoffentlich repariert. Die Welt könnte kaum schöner sein.
Herr O. ist aber immer noch mit der Verarbeitung dieses Traumas beschäftigt. Die Worte "Fritteuse", "kaputt", "Feuer", "keine Fischfrikadelle", "reparieren" beflügeln seine Fantasie, so dass immer neue Geschichten daraus erwachsen. Ist aber auch ein Jammer, wenn Frau Töse explodiert!
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