Donnerstag, 3. September 2009

Ein erstes Mal

Gestern Abend nahmen Frau O. und ich an unserer ersten Eigentümerversammlung teil.
Das erste mal überhaupt, dass ich so etwas erleben durfte, und entsprechend aufgeregt erschienen wir am Versammlungsort. "Oh, sind wir die ersten?", begrüßte ich den Hausverwalter und Sitzungsleiter. Wenn man seine Nachbarn nicht alle persönlich kennt, kann ich von dieser Formulierung nur abraten. Nachbar F. stand nämlich hinter dem Verwalter und grinste mir ein "Ich bin aber schon da" entgegen. Die Versammlung begann mit der tagesordnungsgemäßen Begrüßung, die diktiergerätunterstützt zu Protokoll gegeben wurde. Wir und einige weitere "neue Gesichter" wurden begrüßt, Herr F. kommentierte, er habe aber sein altes Gesicht mitgebracht, das Eis war gebrochen, es ging los. Hauskostenabrechnung und Genehmigung des Wirtschaftsplans. Echt, ein bisschen wie beim Kaninchenzüchterverein.
Aber hier gehts ja schließlich mal um richtig Schotter, und dazu noch um den eigenen. Da sitzen sie dann vor einem, die lieben Nachbarn, und rücken ihr Brillengestelle penibel zurecht. Alle Rechnungen ordentlich abgeheftet, Kontoauszüge stimmen, nichts zu kritisieren, Antrag auf Entlastung, Einstimmig angenommen, nächster Tagesordnungspunkt. Schnell noch eine Randbemerkung des Verwalters, dass Enthaltungen ja nicht zählen, und das Abstimmergebnis auch dann, wenn sich die Prüfer enthalten, den Stempel 'einstimmig' bekommt. Was der alles weiß!
Was ich jetzt weiß, hab ich hier gefunden.
Bei DER Preispolitik von UnityMedia mit Preiserhöhungen im Sekundentakt kann man nur sagen
"Sei cool, lies ein Buch." Oder, wie wir Eigentümer gestern beschlossen haben: Kündige den Kabelanschluss und pflanz dir eine Satellitenschüssel aufs Dach. Das schützt zwar nicht vor dem schlechten Fernsehprogramm, aber die Überleitung gefiel mir so gut. Man zahlt nur einmal ne Menge Blech, kauft sich noch ein paar Receiver, macht sich vom Wetter abhängig (wer will schon bei wildem Schneetreiben auf dem Sofa kuscheln und einen spannenden Film gucken?) und schlägt den Halsabschneidern von UnityMedia mal so richtig ein Schnippchen. Einen (überflüssig-werdenden Kabel-) Digitalreceiver scheint niemand zu zu besitzen, außer uns, die wir auf Nachfragen entsprechend peinlich berührt in die Runde grinsten. Ich konnte mir nicht verkneifen noch einen drauf zu setzen und "Wir haben sogar zwei. Einen für digitales Free-TV und einen für Sky" in die Runde zu posaunen.
Interessierte aber niemanden. Die Runde beratschlagte über die Anschaffung neuer Fernseher, während ich die Kosten für neue SAT-Receiver im Kopf überschlug. Wir einigten uns einstimmig, uns aus den Fesseln der Kabel-TV-Firmen zu befreien und legten den Agendapunkt ad acta.
Wie bei jeder guten Versammlung lauern die eigentlich spannenden Themen unter dem Punkt 'Verschiedenes'. Endlich kann man mal alles sagen, was einen stört. Graffiti auf der Hauswand (lassen wir entfernen), Treppengeländer fehlt (lassen wir anbringen), blaue Tonnen könnten wir haben (wolln wir aber nicht) der Keller ist feucht - oh jeh! Großes Drama, entsetzte Blicke, ängstliche unkontrollierte Mimiken. Mein Blick verrät offensichtlich ernsthaftes Entsetzen gepaart mit Ungläubigkeit, denn Herr R. fragte, "hat man Ihnen das beim Kauf nicht gesagt?". Die WortführerInnen der Runde teilten sich und ihr Bauchgefühl zu diesem Thema in aller Deutlichkeit mit, so dass wir dann gemeinschaftlich mit besorgter Stimme dem Verwalter den Auftrag erteilten, sich der Sache anzunehmen.
Wir wollen ja schließlich nicht, dass uns das Haus unter den Füßen wegschimmelt. Wer will das schon? Wir nicht, aber den Keller sanieren mit allem Zipp und Zapp wollen wir auch nicht wirklich, denn das macht nen verdammt schlechten Eindruck im Portemonnaie. Wird schon alles nicht so schlimm sein.
Schließlich hat das Haus den Krieg überstanden und ein U-Bahnbau steht uns auch nicht bevor.

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