Mittwoch, 30. März 2011

Die Sopranistin - Buchkritik

Habe soeben "Die Sopranistin" von Jörg Thadeusz gelesen. Unterhaltsames Buch mit ein paar witzigen Anspielungen an die aktuelle Mediengesellschaft. Da ich selber ja nicht Teil dieser bin, kann ich die Sticheleien nicht kompetent beurteilen, aber ich fühlte mich gut unterhalten. Sabine Heinrich von 1Live und Thomas Gottschalk bekommen z.B. ein bisschen Fett weg.
Ansonsten wars ne sehr unterhaltsame Story mit recht hohem Tempo und gut dosiertem Sprachwitz.


Handlung: Auf der Aftershow-Party auf der Verleihung des Fernsehpreises "Bruno" in Berlin detoniert eine Bombe, die drei Menschen in den Tod reißt. Dafür verantwortlich ist ein Gruppe junger Menschen um die Sopranistin Sofia, die zwar mächtig Gehör für ihre Attack-mässige Einstellung erlangen, aber niemanden umbringen wollten. Hinzu gesellen sich noch Georg, ein merkwürdiger Frisör aus Washington, der zur Beerdigung seines Onkels nach Berlin fliegt und auf dem Flug Bekanntschaft mit Sofia macht. 
Sie vertraut ihm ein Päckchen mit der Bitte an, dieses an einen jungen Mann in Berlin 
zu übergeben. Während sie selbst nach Wien weiter reist um dort mit ihren Mit-Terroristen den nächsten Anschlag zu planen, trifft Georg in Berlin den Empfänger des Päckchens, der von der Polizei wegen des Anschlags verdächtigt und gesucht wird. Gleichzeitig treibt sich der FBI-Mann Zach in Wien rum und jagt Sofia. Zwei dienstmüde Polizisten jagen in Berlin den Päckchenempfänger
und geraten hin und wieder ein bisschen zwischen die Fronten.


Ziemlich viele Menschen, deren Wege sich kreuzen und wieder trennen. Berlin, Wien und Washington verleihen dem Roman weltstädtisches Flair, das aber durch die verschiedenen Dialekte (berlinerisch und wienerisch) schnell wieder provinziell wird. Ein paar witzige Randfiguren, die die vielen Handlungsstränge ganz gut zusammen kitten. In der Mitte wirds ziemlich spannend und am Ende fließt ein bisschen Blut, aber ich finde Herr Thadeusz tat gut daran, sein Buch "Roman" und nicht "Thriller" zu nennen. 


Fazit: Zum Abschalten und Amüsieren hervorragend geeignet.

Montag, 28. März 2011

Zu viel Müll

Habe die Kommentar-Funktion vorübergehend abgeschaltet. Da kommt mir grad ein bisschen viel Spam rein. Wer kommentieren will, kann das gerne per Mail oder Facebook tun. Danke.

Donnerstag, 24. März 2011

Große Not

Gestern hab ich nach der Arbeit noch einen Trainingslauf am Rhein zum Ausnutzen des schönen Wetters gemacht. Nach 8 km musste ich mal. Man hat mir beigebracht, dass ich nicht so sehr ins Detail gehen soll, wenn ich über solche "Dinge" spreche.
Also lasse ich das und umreiße es nur mit zwei Worten. Es war "dringend" und es war "groß". 
Wohin also, wenn man sich am Rheinufer zwar genau da befindet, wo es wunderschön ist, aber genau deshalb ja auch nicht die einzige vor Ort. Warum auch nicht die zarten ersten Sonnenstrahlen mit den Kumpels zum Kicken auf der Wiese nutzen, den Spielplatz belagern, die Decke mit Leckereien ausbreiten, Räder, Inliner, Skateboards, Rollatoren vor sich herschieben und dabei verzückt aus der Wäsche gucken. 


Hätte die Sonne doch bloß schon genug Kraft, die Blätter an Büschen und Hecken ordentlich sprießen zu lassen. Hat sie aber nicht, dieser gelbe Schwächling. Noch nicht mal die Hasen können sich beim Rammeln vor notgeilen Blicken schützen. Doch - da ja nur wo Not auch eine Erlösung, gab’s in meiner großen Not auch eine große Lösung: Eine dieser übergalaktischen Toilettenhäuschen mit eingebauter Rundumreinigung. Da meine Not wie schon erwähnt SEHR GROSS war, war es auch mein Glück. Vor dem silbernen Kasten stand eine junge Frau. 


Ich: "Das kostet Geld, ne?"
Frau: "Ja, 30 Cent"
Ich: "Ähm, wie soll ich sagen? Ich hab kein Geld dabei, aber ähm..."
Sie: "Kein Problem. Ich gebe ihnen 30 Cent."
Ich: "Danke, das wäre total super und so weiter schwafel - danke - schwafel- danke..."


Dann geht die Tür auf und ein junger Typ kommt raus. Der oder ein Freund der Frau. Er guckt mich zwar etwas verdutzt an, hat dann aber gleich die Lage gecheckt. Ich will wirklich nur die 30 Cent von seiner Freundin und dann auch schnell weiter. Sie lässt mich sogar vor, obwohl sie offensichtlich auch total dringend muss. Warum hat er sie dann nicht vorgelassen? Hm.
Die Türen dieser Örtlichkeiten schließen im Zeitlupentempo und stellen mehr als nur meine Geduld auf die Probe.
Einmal zu, spielt klassische Musik. Dieses überdimensionierte Dixieklo samt Waschbecken, Spiegel und Wasserdruckspülung ist die erbettelten 30 Cent auf jeden Fall wert. So langsam wie die Türen schließen, gleiten sie auch wieder auf. Man steht ein wenig da wie ein Alien, der sein Ufo
verlässt. Leider kann man das Häuschen nicht gleich wieder betreten und sich so die Gebühr für die nächste Nutzung sparen, da sofort das interne Reinigungsprogramm gestartet wird. Man hört von außen nur lautes Wasserrauschen und ist froh vor und nicht in dem Ding zu stehen.
Ich bedanke mich mehrmals artig bei der netten Frau und setze meinen Lauf fort. 4 km sinds noch bis nach Hause und die schaffe ich jetzt locker.

P.S: http://www.gratispinkeln.de/

Sylt, März 2011

Mittwoch, 23. März 2011

Die Schieflage

Schiffe können drin sein, Menschen können drin sein und Themen können drin sein. Ja, sogar die ganze Welt kann drin sein. So wie zur Zeit, aber wenn man ehrlich ist, dann ist sie das immer. Rein physikalisch eiert unser Planet ja sowieso, was ich persönlich ganz gut finde, dann sonst hätten wir keine Jahreszeiten und Frühlingsgefühle wären uns genau so fremd wie eine ordentliche Herbstdepression. Offensichtlich tut uns ein bisschen Schieflage ja ganz gut und wie so mancher Klugscheißer schon zu Papier brachte, gibt’s ohne Tief auch kein Hoch, ohne Leid keine Freude, ohne Pech kein Glück. Die Titel der Bücher, in denen diese Weisheit in abertausend Seiten verpackt wurde erwähne ich hier aus Platzgründen nicht. Sie und ihre Autoren kann man jeden Freitag in diversen Talkshows der Dritten bewundern. Seit vielen Jahren bin auch ich in einer Schieflage. Seit einem Monat weiß ich davon. Mein Kiefergelenk hängt zu einer Seite mehr als zur anderen. Man stelle sich das so vor: Wenn ich den Mund zu einem breiten Grinsen öffne, so wie amerikanische Schauspielerinnen, wenn sie vor der Kamera posieren, dann teilt der imaginär vom linken zum rechten Ohr gezogene Strich meine Fresse in zwei ungleiche Hälften. Das ist nur für das geübte Auge bei genauem Hingucken sichtbar und stört im Alltag eigentlich überhaupt nicht. Ich bin in der Vergangenheit also weder durch verstärktes Sabbern oder Lispeln aufgefallen. Allerdings sind die Langzeitschäden an Nacken-, Schulter und Hüftmuskulatur äußerst schmerzhaft und auf Dauer kaum zu ertragen. Eine winzige Unwucht im Kiefergelenk hat über die Jahre bewirkt, dass der komplette Bewegungsapparat von Kopf bis Fuß in Schieflage geraten ist. Seit meinem Besuch bei einer begnadeten Physiotherapeutin weiß ich nun, dass ich einiges grade zu rücken habe. Ich tue das mit ihrer Hilfe (sie zerrt, knetet und rüttelt an mir) und der Unterstützung meines Zahnarztes. Der wiederum wurde ins Boot geholt um eine begradigende Beißschiene anzufertigen. Dazu bedurfte es zweier Abdrücke, die ich durch beherztes Beißen in eine rosafarbene Knetmatsche erzeugte. Das Zeug schmeckt nach Hubbabubba Erdbeer und ist auch sonst ganz widerlich. Seit einer guten Woche arretieren meine Zähne nun nachts in einer vorgegebenen Position und mein leidgeprüfter Körper kippt langsam von links nach rechts. Mitte kennt er noch nicht, aber das werde sich mit der Zeit einpendeln meint die Physiotherapeutin. Aktuell hab ich mehr Muskelkater und Verspannungen als jemals zuvor, aber das Wissen um Besserung stimmt mich optimistisch. Ich finde, es reicht, wenn die Welt in Schieflage ist. Ich möchte gerne im Einklang sein.

Mittwoch, 2. März 2011

Am Wühltisch

Ich stand heute Mittag völlig ungeplant zu meiner eigenen wahrscheinlich größten Überraschung an einem Wühltisch. Der Wühltisch stand bei Karstadt Sport in Düsseldorf und war, ganz wie es sich für einen ordentlichen Wühltisch gehört, von seitlichen Wänden eingefasst, damit auch ja kein Objekt über Bord gehen kann. Wie eine überdimensionierte Schublade. Auf dem Tisch befanden sich Laufsocken eines bekannten amerikanischen Sporartikelherstellers zu unschlagbar günstigen 6 Euro.
Davon sollten an der Kasse noch mal 30% Saisonabschluss-Räumungsverkaufs-Umbau-Rabatt abgezogen werden, aber mal ehrlich:
Wer kann sowas schon ausrechnen, und wen interessiert das überhaupt? Rabatt hin oder her - Wühltisch ist nicht zu toppen.
Ich krämpelte die Ärmel der abzuschließenden Saison ihrer Jacke hoch und begann zu wühlen. Herrlich. Die Verkaufsleitung hatte gemeinerweise eine ungaußsche Größenverteilung in die Kiste gekippt: 45% Größe 34-38 und 45% Größe 46-50. Blieben 8% in Größe 42-46 und 2% in Größe 38-42. Und die galt es zu finden. Völlig fixiert auf die Stelle am Pappschild, wo die Größe aufgedruckt ist, glitten
meine Hände in das Sockenmeer und wälzten Paar für Paar vom linken ans rechte Ufer. Zu mir gesellten sich noch ein paar Damen, die sich mit einem Blick als Konkurrentinnen entpuppten, da sie weder Zwerginnen noch Riesinnen waren. Hektisch wurde gegrabbelt und gewälzt, mit Vorliebe im bereits beackerten Sockenberg der Konkurrentin, da es ja sein könnte, daß sie etwas übersehen hat. Mit Könnerblick erspähte ich irgendwann tatsächlich als erste zwei Paare meiner Wunschgröße, die es unverzüglich in Sicherheit zu bringen galt. Noch schnell ein reduziertes Täschchen unter den Arm geklemmt, schnell zur Kasse und raus aus dem wilden Treiben.