Mittwoch, 28. Januar 2009

Was schönes

Zu schön - wie ich finde: James Yuill.

Cem wählt

Heute Mittag las ich in einem Magazin die Antwort des Grünenpolitikers Cem Özdemir auf die Frage, was im Grundsatzprogramm einer Partei stehen müsse, damit er sie wähle. Die Frage an sich ist ja schon etwas merkwürdig, denn er wurde ja grad erst am 15. November zum Bundesvorsitzenden der Grünen (neben Claudia Roth) gewählt. Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird ja nun erraten, welche Partei er wählen würde. Die Antwort las ich so: "...müßte die Unmenschen Rechtscharta in ihrem Programm haben...".
"Was denn blos für Unmenschen?", fragte ich mich. Ist das ein neues Wort für Menschen mit einem Hintergrund? Vielleicht sogar kriminellem?
Während ich mich beinahe an einem labbrigen Hautfetzen meines Hühnerfrikassees verschluckte, fiel es mir dann wie die Blätter vom Baum. Er meinte die "U"-"EN" (=UN) - "Menschenrechts" - "Charta". Mensch, Cem, sag das doch gleich.

Freitag, 23. Januar 2009

Schlaglöcher

Wie kommen eigentlich die Löcher in die Straßen? Gestern fuhr ich auf einer ganz normalen Straße durch die Stadt. Plötzlich war da ein riesiger Krater mitten auf der Fahrbahn.Geschätzter Durchmesser 1m und bestimmt 10 cm tief. Der war vor einer Woche noch nicht da. Wie kann das sein? Und wo ist der schöne Asphalt hin? Eisern hält sich ja das Gerücht, daß der böse Winter den Strassen arg zusetze. Das viele Salz tut ihnen nicht gut. Das ist Gift für den Belag. Sollen alle mal schön glauben. Ich nicht. Was soll denn dann sein? Sind die Straßen jetzt vergiftet und spucken kleine Teerbröckchenins Universum, wenn grad keiner hinschaut? Frißt das viele Salz den Belag auf? Stelle mir grade vor, wie sich auf unseren Straßenbrodelnde Streusalzlaachen bilden, die den Belag unter giftigen Dämpfen gierig zersetzen. Wahrscheinlich kommen daher auch die heimtückischen Bodennebel. Wenn die sich dann aber wieder setzen - wie man so schön sagt - ist ja immer noch nichts verschwunden. Wohin geht denn nun die Materie? Ist ja auch nicht ganz leicht, so'n Stück Strasse. Verdunsten und Verdampfen schliesse ich mal aus. Vom Winde verweht werden ist viel zu romantisch. Sonst gäbs ja längst den siebten Strassenbröckchenhimmel. Es bleibt mir ein Rätsel.

Freitag, 16. Januar 2009

Der Besuch der alten Dame

Es war mal wieder so weit. Ich konnte nichts mehr sehen. Wenn Augen öffnen, Licht anmachen oder Brille putzen nicht mehr weiter helfen, ist es Zeit beim siebten Himmel anzurufen. So heißt nämlich mein Stammfrisör. Naja, wenn man bei zwei Besuchen pro Jahr schon von einem Stammfrisör reden kann. "Heaven Seven" heißt dieser wunderschöne Salon, in dem wie selbstverständlich ausser Haare schneiden, waschen, färben, föhnen auch Kunst her- und ausgestellt wird. Skulpturen von - ja wie originell - Engeln und Gemälde von möchtegern Picassos unseres Künstlerstadtteils Flingern-Nord. Beim Haarewaschen gibts gratis noch eine Lichtdusche obendrauf und aus den Boxen erklingt die Musik
der 20er Jahre.
Biggi versah mein Kopfhaar mit neuen Stufen und kürzte den Vorhang vor meinen Augen zu einem ansehnlichen Pony. Ich genoß es, einfach nur so dazusitzen und nichts zu tun, während um mich rum geschnibbelt, gebürstet und gefegt wurde. Dann ging die Türe auf und eine reife Dame polterte herein.
Auftritt Frau Stephan. So wurde sie begrüßt. Die Art sie zu begrüßen und ihre ganz eigene Art, diese Begrüßung zu erwidern ließen nur die Schreibweise des Namens mit 'h' zu. Anders wäre sicher unter ihrem Niveau gewesen. Sie stöhnt und pustet Luft in den Raum, als wolle sie mit dem Fön konkurrieren, dann plumpst sie in einen Stuhl und läßt uns wissen "Ich sitze". Ungefragt sprudeln Worte aus ihrem Mund in die Mitte des Raumes, wo sie dann scheinbar ungehört verpuffen. Niemand sieht sie wirklich an, oder fragt sie etwas, bis sich ihr der niedliche Lehrling zuwendet und fragt, ob sie etwas trinken wolle. Nein, trinken wolle sie nichts. Sie freue sich auf ihr Bier. Es warte übrigens zu Hause im Kühlschrank. "Bier habe man leider nicht", erwidert zaghaft der Lehrling, worauf sie schnaubend verkündet, dass sie ja auch keines wolle. Das habe sie ja grade gesagt. Bier ist erst später dran. "wie sieht denn der Keller aus? Ich bin ja zu faul, da jetzt selber nachzugucken, aber meine Neugier läßt mir doch einfach keine Ruhe. Mein Arzt probiert schon wieder was neues. Die Beine schmerzen ja so fürchterlich, und niemand kann mir helfen." Man kann die Pein förmlich um ihre Waden kriechen sehen, wie sie ihre Fühler nach den Knien und den oberen Schenkeln ausstreckt.
Diese Frauen, perfekt geschminkt, die Haare so grandios frisiert wie meine noch nicht mals NACH dem Frisörbesuch aussehen. Dann fängt sie an einen Laib Brot zu essen. "Zu Hause tu ich ja dick Butter drauf, aber hier hab ich ja keine zur Hand. Ach, es muß ja auch mal ohne gehen. Jetzt sieht man sie schmatzen und genüßlich den frischen Laib in der Tüte inspizieren. Nach der Hälfte des Brotes mußte ich den siebten Himmel leider verlassen. Was aus Frau Stephan, dem Keller, dem Bier und dem Schmerz geworden ist, bleibt für immer ein Geheimnis.
Das Schicksal des Brotes war wohl besiegelt.




Mittwoch, 14. Januar 2009

Überholverbot

Der Schnee ist geschmolzen und die letzten Zwischen-den-Jahren-Urlauber sind mittlerweile an ihren Arbeitsplatz zurück gekehrt. Das Leben normalisiert sich wieder, die Rhythmen gleichen sich einander an, die graue Masse der Erwerbstätigen wabert in auf- und abebbenden Wellen zwischen Wohnung und Brötchengeber hin und her. Daß diese Masse überhaupt wabern kann, sich also zwischen zwei mehr oder weniger fest definierten Orten frei und ungezwungen bewegen kann, verdankt sie der Dehnbarkeit des Raumes. Platz zum Ausweichen wo immer man in diesen Zeiten geht und steht. Auch für die Gehetzten, die in Eile, die Rastlosen oder die sich die Zeit vertretenden - überall ist Raum in den Räumen. Ausser nach unten natürlich, da ist ja in der Regel der Boden in den man zwar versinken möchte, aber nicht versinken kann. Dramatisch anders war das, als die Stadt im Schnee versank.
Ausweichräume wurden mit Schnee zugeschaufelt, vollgepappt und weiß versiegelt. Kniehohe Schneedünen verstellten wie Mauern die Lücken auf den Gehwegen, Berge von überfrorenem Pappschnee versperrten die freien Flecken beim Warten auf Grün.
Am schlimmsten traf es die Radwege. Sie wurden komplett eliminiert und verschwanden unter einer schweigenden Schneedecke.

Ich war unterwegs zu einer Veranstaltung. Axel Hacke wollte aus seinen Büchern vorlesen, und ich wollte mir das mit ein paar hundert anderen Menschen anhören. Alle drifteten gleichzeitig in Richtung Eingang. Vor mir stapften die Gäste paarweise auf dem sehr schmalen schnee- und eisfreien Pfad. Sie gingen langsamer als ich. Doch so sehr ich auch vorbei wollte, es ging einfach nicht. Keine Überholspur, keine Haltebucht, kein Platz da. Ein Herr setzte seine Füße in langgezogenen Schritten bedächtig auf den Asphalt, die Frau an seiner Seite, bemüht sein Tempo zu halten, trippelte angestrengt nebenher. Ein junger Mann lenkte seine Energie in eine Art Wippbewegung um, eine korpulente Lady watschelte pinguingleich auf den Veranstaltungsort zu. Ich wäre gerne schneller gegangen als jeder einzelne vor mir, aber dazu hätte ich rechts oder links vorbei gemußt, und dazu hätte ich entweder durch eine Schneewand grätschen müssen oder mein Leben im Straßenverkehr gefährden.
Da ich weder naß werden noch sterben wollte passte ich mein Tempo den Vorgängern an. Dies gelang mir allerdings nur bedingt, da ich dazu auch meinen Rhythmus anpassen mußte. Entweder kleine schnelle Schritte oder große langsame. Dabei dann das klein ein bischen kleiner oder das langsam ein bischen langsamer - oder das schnell langsamer oder das goß kleiner. Während ich mich zunehmend in die Fänge eines Entscheidungs-Vierecks mit mehreren Unbekannten begab, überlegte ich noch kurz ob ich nicht doch lieber wenigstens nass werden wollte, kam die Menschenmasse vor mir zum Stillstand. Ich war angekommen. Eintreten, setzen, lauschen und hoffen, dass der Schnee bald schmilzt.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Wichtel ist angekommen

So sah das Geschenk aus, als es ankam:
Mein Wichtelgeschenk ist gestern tatsächlich in meiner Packstation angekommen. Im dritten Versuch und mit mehr als 1 Monat Verspätung hielt ich ein schallplattengroßes Paket in Händen. Julia hat das ganz viele male verpackt, damit es den weiten Transport von Greifswald nach Düsseldorf auch heile übersteht.
Die Sanddornplätzchen sind schon alle vertilgt, für den wunderschönen Leuchtturm-Kalender suche ich noch einen feinen Ehrenplatz.
Ganz wichtig noch mal zu betonen: Es war einzig und alleine meine Schuld, dass das Geschenk so viele Probleme gemacht hat. Ich hatte die Packstation-Adresse unvollständig mitgeteilt. Sollte man nie tun!
Und hier, voila, ist es:


Mittwoch, 7. Januar 2009

Nachtrag Irland I


Unser Weihnachtsurlaub in Irland führte uns auch in diverse Pubs. Logisch. Der Gang in den Pub ist für die Iren mindestens so normal, wie Müllsortieren für den Deutschen. Da Iren letzteres mit vernachlässigbarer Begeisterung betreiben, bleibt natürlich mehr Zeit für den Besuch im Pub. Will man die Zeit dort effektiv nutzen, kommt man nicht drumrum, die Gläser auch ordentlich zu füllen, sonst verplempert man sie ja mit Anstehen, Nachbestellen und Warten. Ausserdem hat der gute Gerstensaft auf der Insel einen stolzen irischen Preis. Wer wäre da schon mit einem Bier zufrieden, das nur bis zum Eichstrich gefüllt ist?
Bestellt man an der Bar ein Pint whatsoever-gelbe-Plörre, fließt das Gebräu aus dem Zapfhahn so lange in das Glas, bis auch wirklich das letzte Lüftchen entwichen ist. Schaum stört da nur den gierigen Blick des durstigen Betrachters. Diese Regel gilt für alle Biergetränke und macht auch vor dem immer beliebter werdenden 'Ördinger' nicht halt. Siehe: 1. Versuch.
Beim 2. Anlauf war der Barboy gar so dreist, mir eine Ördinger-Flasche und ein Limoglas (0,2) zu reichen.
Auf höfliches Nachfragen, erhielt ich ein Pint-Glas (4,89898 Periode 3), das zumindest den Eindruck vortäuschte, dem guten bayerischen Gesöff eine adäquate Heimat bieten zu können. Siehe: 2. Versuch.
Im dritten Versuch nun gab man mir kommentarlos ein öchtes Weizenglas. Entzückt nahm ich den Fortschritt zur Kenntnis und gab, am Ende der Evolutionsleiter angekommen, das Ördinger-Experiment bierselig auf.

Montag, 5. Januar 2009

Falls jemand

zufällig grade Geburtstag hat, oder jemanden kennt, der grade Geburtstag hat, oder bald, das ginge ja auch, oder was sogar auch möglich wäre, du hast den Geburtstag eines lieben Menschen peinlicherweise vergessen: Hier ist ein wunderbarer neuer elektronischer Geburtstagssong von Röyksopp, der Band, die man quasi immer falsch schreibt.

Sonntag, 4. Januar 2009

Frohes Neues Jahr

Tut man ein Ding mehr als einmal, nennt der Kölner das 'Tradition'.
Tut man ein Ding in Irland mehr als einmal, grenzt es an ein Wunder. Zumindest, was die Lokalität des Tuns betrifft, denn in kaum einer westlichen Hauptstadt ist das Wachstum der Stadtviertel, das Auf- und Abschwingen der Wirtschaft, das Öffnen und Schließen von Restaurants in einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit zu beobachten. Zur guten Tradition unserer alljährlichen Weihnachtsaufenthalte in Dublin gehört ein ordentlicher Milchkaffe mit Marc. Der Kaffeegenuß wäre nicht ordentlich, würden wir ihn nicht durch ein paar Pints abrunden, zu deren Verzehr der Rückblick auf Musik, Bücher und Filme des ablaufenden Jahres gehört. Marcs Musik-Tipp, die Fleet Foxes warf mich beim ersten Hören gleich ziemlich um. Faszinierend, wie viele herzerwärmende Winterlieder zu entdecken sind, wenn man mal jenseits der Radio Mainstream Sosse die Ohren spitzt.
Weitere Beispiele gefällig?
Sara Bareilles and Ingrid Michaelson "Winter Song"
Locas in Love "Wintersachen"
Letztgenannte Band liefert auch gleich mein persönliches Mottolied für 2009, ach was, das Konzeptalbum meiner ganz persönlichen Sicht der Dinge, wie sie wohl sein könnten, wenn sie denn endlich mal anfangen. Denn so ist das ja meistens mit den neuen Jahren. Sie fangen ganz laut an, dann wacht man auf, und irgendwie ist dann doch wieder alles genau so, wie vor der großen Knallerei.

A propos laut.
Der Jahreswechsel war laut, so laut, wie ich selten zuvor ein Laut vernommen hatte. So ein helles, kurzgetaktetes Laut, aus kleinen Gäschen und Sträßchen, über Grachten und Giebeln, von Brücken und Türmchen. Ohne Anfang und Ende, lautes, wahlloses Krachen und Knallen, Blitzen und Funkeln, Sprühen und Scheinen. Dieses Faszinosum Chaoticum verfolgte ich im schützenden Kreis meiner Bezugsgruppe. Eine stabile Häuserwand im Rücken und mutige Späher auf den Treppenabsätzen der Grachtenhausbewohner ließen mich der spürbaren Spannung eine angemessene
Gelassenheit entgegnen.
Selber Schuld auch, wer sich im chinesischen Viertel Amstedams mit einem Rucksack voller Hoffnung auf glamuröse Pyrotechnik postiert. Doch auch für solche Anlässe hat der Kölner ein Stück Tradition parat: "So lang mer noch am lääve sin..." wird erst mal ein schmissiges Lied angestimmt. Warum um Himmels Willen die Wahl auf "Maria durch ein Dornwald ging" fiel, erschloss sich mir allerdings nicht sofort. Retrospektroperspektiv schon eher, doch dies ist ein weites Feld und wird hier bewußt nicht beackert.

Dann könnte ich ja gleich die klirrende Kälte der vergangenen Tage als Zeichen heranbrechender eisiger Zeiten deuten und das *Peng, Bum, Knall* der Silvesternacht als Vorboten des Gaza-Krieges.
Nein, nein, nein, dagegen stelle ich meine Neine. Jajaja, laß uns glücklich sein- oder verschwunden sein. In weiter Ferne lauter Licht.