Sonntag, 9. Dezember 2012

Die Zeit rennt

Und wie. Und sie wird immer kostbarer, da rarer. Wenn der junge Mann gegessen hat, schläft er zwar meist völlig erschöpft vom vielen Saugen und Schlucken sofort ein, aber es dauert nie lange, und man vernimmt ein kleines Quängeln. Dieses wächst dann urplötzlich zu einem großen Grunz-, Schnaub-, Prust- und Quängelkonzert heran, dass mich meist dazu zwingt, alles stehen und liegen zu lassen und meine volle Aufmerksamkeit dem kleinen Pupser zu widmen. Manchmal braucht er dann einfach ein bisschen Trost, Kuscheleinheiten oder ein schiefgesungenes Weihnachtslied mit selbsterfundenem Text.
Doch immer öfters beansprucht sein waches Köpfchen jetzt auch die Unterhaltungsabteilung. Er will was geboten bekommen. Und da wirds jetzt richtig spannend. Da ein noch nicht ganz 3-monatiges Kind noch nicht so richtig greifen kann, geschweige denn Dinge gezielt in die Hand nehmen und sich damit beschäftigen, bedeutet Entertainment, dass ich dämliche Grimassen vor seinem staunenden Gesicht schneide und wilde Flatulenzgeräusche nachahme. In dieser Entwicklungsphase eines Babys gehört es offensichtlich dazu, dass sich Eltern komplett zum Affen machen. Und das gerne!
Jeden Tag bringt ihn eine neue Kombination von Lippenwackeln, Luft-in-die-Backen-blasen, Blubbergeräuschen-erzeugen zum Lachen, und was tut man nicht alles für ein Lachen des eigenen Kindes. Es stimmt tatsächlich. Wenn er erst mal lacht, sind all die Sorgen und Nöte vergessen.
Nichts erinnert mehr an schlaflose Nächte, stundenlange Schreianfälle oder vollgeschissene Strampler. Fast nichts.

Sein zuckersüßes Lächeln ist aber wirklich so was von herzergreifend und schneeschmelzend, dass ich schon einige male Pipi in den Augen hatte.
Mag dieser Satz auch völlig kitschig klingen, es ist die reine Wahrheit und ich kann alle Eltern nur zu gut verstehen, da ich jetzt weiß, wie es einem nach 3 Monaten geht.
Wer es nicht kennt, verpasst folgendes:

  • du lernst Dinge mit einer Hand zu machen, für die du früher eigentlich 3 Hände gebraucht hättest.
  • du erfindest Liedertexte und Melodien aus dem Stehgreif, die absolut keinen Sinn machen
  • du findest die Kacke deines Kindes "süß" und spendest Beifall für seine Püpse
  • du ziehst praktische Nahrungsmittel den leckeren vor
  • du bist permanent damit beschäftigt zu planen, was du in der nächsten ruhigen Minute alles machen willst, erledigst aber maximal immer nur eine Sache davon
  • du ertappst dich dabei, andere Menschen für den Lärm, den sie machen, zu verachten
  • du wirst paranoider als du dir eingestehen willst, wenn es um Sauberkeit und Sicherheit geht
  • du verschwendest Energie, weil Junior nicht auskühlen darf (und du vor lauter Schlafmangel ständig frierst)
  • du erduldest Rücken- und Kopfschmerzen
  • du heulst wenn er lacht
  • du willst es nie wieder anders
  • du bist der glücklichste Mensch, selbst wenn dir Menschen sagen, dass du scheiße aussiehst.