Montag, 28. Februar 2011

Konstruktionsfehler

Aus angeblich ökologischen Gründen verzichtet die teebeutelproduzierende Industrie ja schon seit längerem auf Matallclips. Das freut die Umwelt, nervt allerdings dann, wenn sich die durchgeweichte Pappe auflöst und das angeknotete Baumwollfädchen keinen Halt mehr findet, so dass der ganze Kladderadatsch in den Tee plumpst. Optimal ist das nicht. Man muss dann in der Teesuppe nach dem Beutel suchen. Bis man das schmierige wabbelige Etwas aufs Trockene geholt hat, ist die vorgegebene Ziehzeit längst überschritten, die Nerven liegen blank und die Arbeitsfläche ist besudelt. Wischt man das Malheur nicht rechtzeitig weg, bilden sich undekorative Ränder, im schlimmsten Fall noch mit Farbspuren. Ich berichte von dieser folgenschweren Fehlkonstruktion, weil sie mir endlich den Schlüssel zu einem lange ungelösten Geheimnis liefert. Einmal pro Monat liegen auf dem Trottoir 50m entfernt von unserer Wohnungstür wild verstreute Blumen. Hübsche Blumen mit stolzen Blüten,
die in einer Vase viel besser aufgehoben wären. Die einst prächtigen Erzeugnisse eines Floristen liegen vertrocknet, zerfleddert und mit Füssen getreten auf dem schmutzigen Bürgersteig und ergeben sich ihrem stillen Tod. Wie kann das sein? Warum so regelmäßig? Es kann nur an einem Konstruktionsfehler liegen.
Die Blumentragehalterung hat einen Defekt. Jedes mal zu Beginn eines Monats geht der jugendliche Verehrer zum Blumenladen an der Ecke und kauft einen umwerfend schönen Strauss prachtvoller Blüher. Mit stolz geschwellter Brust nähert er sich dem Haus der zu verehrenden Person. Unterwegs reißt die Konstruktion.
Sämtliche Blumen brechen aus der Halterung und stürzen jäh zu Boden. Der Verehrer bekommt dieses Unglück allerdings vor lauter Nervosität nicht mit und betritt die Wohnung der Angebeteten. Die schreit entsetzt und verweist den blamierten Verehrer des Hauses. Er bricht in Tränen der Verzweiflung aus und sieht somit nicht, dass sein Blumenstrauß vor der Haustür liegt. Er flüchtet nach Hause und grämt sich. Einen Monat lang wird er jetzt wieder fleißig sparen und neuen Mut schöpfen. Er wird sein Herz in beide Hände nehmen und einen neuen, noch schöneren Blumenstrauß zu kaufen.
Doch leider handelt es sich auch diesmal um einen Konstruktionsfehler und das Drama nimmt seinen Lauf.
Mir tut es jedes mal sehr leid, wenn ich die schönen Blumen auf dem Boden liegen sehe. Es tut mir auch leid um den tapferen Jüngling, der Monat um Monat sein Glück erneut versucht. Vielleicht sollte er statt Blumen einfach Tee verschenken.

Freitag, 4. Februar 2011

Ne kölsche Jung im Raggae-Fieber

Um diese Kolumne nicht gleich wieder einschlafen zu lassen, lege ich heute sofort mal mit dem
nächsten Beitrag nach. Diesmal animierte mich der sympatische Podcast 'Hörbar Rust' von radioeins
(rbb) zum Schreiben. Ja, richtig, das ist der Gewinner des europäischen Podcast-Awards, moderiert
von Bettina Rust. Eine Frau, die sich immer wieder traut Fragen zu stellen, bei denen ich leicht
zusammen zucke. Kein Gast mehr, der nicht einmal pro Sendung sagt, "Gute Frage. Endlich stellt sie mir
mal jemand". Meistens gehts dabei aber um recht belanglose Dinge wie fettreduzierte Frühstückscerealien oder
die Peinlichkeit einer 80er Jahre Frisur. Frau Rust kichert dann immer so süß über ihre vorwitzige Frage, oder auch über ihren Hund, der unter dem Tisch grade gepupst hat, dass es selbst bei anstrengenden Gästen noch Spaß macht, diesen Podcast anzuhören.
Gentleman war am 09.01. zu Gast und plauderte im Wesentlichen über Jamaika, Musik, dampfen (ich glaube,
er benutzt es als Synonym für Gras rauchen) und seine Kindheit in der Kölner Südstadt. Nix Spektakuläres
aber vielleicht gerade deshalb nutzt die Moderatorin das Vorsichhinplätschern des Gesprächs für einen dringenden Appell.


"Bitte liebe Zuhörerschaft, wenn ihr angekettete, umgefallene Fahrräder seht, geht nicht einfach daran
vorbei. Hebt sie auf, bevor ein einparkendes Auto darüber rollt oder der Mob drauf springt."


Ich will mich da unbedingt anschließen, dann auch mir zerreißen am Boden liegende Fahrräder das Herz.
Gentleman unterstützt diese Aktion übrigens auch, yo man, is ja klar.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Lebensweisheiten vom Heinz

Als Extrem-Podcast-Konsumentin hab ich schon ein paar mal mit dem Gedanken gespielt, die
interessantesten Passagen aus den von mir abgehörten Beiträgen hier zu beschreiben. Als ich
heute morgen auf dem Weg zur Arbeit den Lebensweisheiten von Heinz Strunk lauschte war es dann so weit. Der Drang das soeben Gehörte aufzuschreiben überschritt den Schwellenwert.
Heinz Strunk, der Mann dessen Fleisch sein Gemüse ist, begleitete einen "Song" von Scooter auf
der Queerflöte. Dabei geriet er stellenweise so ausser Atem, dass er lautstark nach Luft schnappte.
Wer diesen künstlerischen Hochgenuss nacherleben möchte kann sich den Podcast hier herunter laden: http://www.ndr.de/ndr2/audio61405_podcast-podcast2970.html
Strunks improvisierte Untermalung von HyperHyper erinnerte mich stark an Jethro Tull. Ich bin mir bewusst, dass ich mit der Erwähnung dieser Band in Kauf nehme, dass man nun tief zu meinen Abgründen herabblicken kann, doch treffender ließe sich das Gehörte nicht beschreiben.
Jethro Tull gehen übrigens 2011 anlässlich 40 Jahre "Aqualung" auf eine Jubiläumstour durch die USA. Fall es jemand interessiert, gibt es hier Tickets:
Ich wäre ja schon froh gewesen, hätte Heinz den Namen des Flötisten nicht "EIN" sondern I-AN ausgesprochen, aber was soll man schon von einem 'Schmusimusi'-liebenden Dorfmusikanten (Zitat von Heinz' Homepage) erwarten?
Okay, sein Tipp für Bettina Tiedjen ist ganz brauchbar: Mindestens einmal pro Woche Zahnseide benutzen ist besser als nie.