Donnerstag, 17. August 2017

East Cork Impressionen







Dienstag, 8. August 2017

Im Juli - Teil II



Hochzeitsglocken:
Dies ist kein politischer Blog – auch wenn ich durchaus ein politischer Mensch bin. Es liegt mir einfach näher, über Kinder- und Familienthemen zu schreiben, als mich zur Lage der Nation an dieser Stelle zu äußern. Das tun meiner Meinung nach andere Menschen hervorragend und ich unterstütze, kommentiere oder like deren Aktivitäten gerne, insofern mir das wichtig ist.
Die Entscheidung des Deutschen Bundestages zur „Ehe für Alle“ möchte ich allerdings trotzdem kurz erwähnen. Selten hat mich eine politische Debatte und die darauf folgende Abstimmung so berührt. Als der Bundestag am 30. Juni frühmorgens in Berlin zusammenkam, um über den Gesetzentwurf abzustimmen, war ich ernsthaft nervös. Zu viele demokratische Abstimmungen waren in den letzten Monaten schief gegangen, obwohl man es nicht für möglich gehalten hatte (Trump, Brexit). Gar nicht auszudenken, wenn irgendwelche Morgenmuffel es nicht pünktlich zur Abstimmung schaffen würden und alles in einer peinlichen Lachnummer enden würde.
Doch dazu kam es ja zum Glück nicht.

Ich gebe gerne zu, dass ich ein paar Tränchen in den Augen hatte, als Norbert Lammert das Ergebnis verkündete. Erst da merkte ich, welche Gefühle damit verbunden sind, wenn man nicht für vollwertig beachtet wird und der Staat einem nur eine Ehe zweiter Klasse erlaubt. Zwar hatte mir das in  der Vergangenheit nie viel ausgemacht, da in unserer Beziehung die Praxis immer ein klein wenig den Entscheidungen des BGH hinterher hinkte. Wir mußten nie für etwas kämpfen, da die gesetzlichen Hürden immer schon gemeistert waren, bevor unser Fall konkret wurde (Ehegattensplitting, Stiefkindadoption). 
Was nicht war, kann ja noch kommen – perfekt ist mit der Entscheidung ja noch lange nicht alles und im Familienrecht gibt es auch sonst noch genügend Themen, die durchaus mal an der Reihe wären.
Jetzt werden wir uns bald mal schlau machen, was alles zu tun (und zu bezahlen?) ist, damit wir unsere ELP in eine Ehe umwandeln können.  Dann schauen wir weiter.

Kurioserweise waren wir am 15. Juli auf einer Hochzeit zweier schwuler Männer eingeladen, die rein rechtlich ja noch immer eine ELP-Schliessung war. Das Gesetz war ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kraft. Unsere guten Freunde liessen sich dadurch aber zum Glück nicht in geringster Weise von ihrem Vorhaben abhalten. Sie hatten ja auch mehr als ein Jahrzehnt auf diesen Tag hingearbeitet und sich mit viel Liebe und Hingabe der Organisation eines rauschenden Festes gewidmet. 

Am Tag der Hochzeit stimmte einfach alles. Das Outfit der Bräutigame passte natürlich perfekt zur orange-blauen Deko an allen Feierlocations. Mich persönlich hatte die Farbe orange ja nicht gleich vom Hocker gerissen, als die Einladung ins Haus flatterte und das Bräutigam-Paar sein Motto stolz präsentierte. Blau und Orange. Also gut, blau geht bei mir schon seit ich 4 Jahre alt bin immer. Das letzte orange-farbene Kleidungsstück  - eine superbequeme Jack-Wolfskin Jacke, mußte ich vor ein paar Jahren aus meiner Garderobe verbannen, da Frau O. sie für nicht tragbar hielt. Seitdem mache ich um orangene Dinge einen Bogen. Das änderte sich auch nicht, als ich mit der Gattin Richtung Düsseldorfer Kö fuhr, um ein paar passable Anziehsachen für die Hochzeit zu shoppen. "Leider" gab es auch nichts in orange. So kaufte ich ein Oberteil in Brombeere und Frau O. schlüpfte in eine weiße 3/4 Hose und ein schickes blaues Top. Die weiße Hose erlitt allerdings ein schreckliches Schicksal. Da es ihr trotz zweiwöchigen Aufenthalts in der Sonne nicht gelungen war, einen deutlichen Kontrast zu Frau O.'s irisch gebräunten Beinen abzubilden, wurde sie zu meiner Outdoorjacke in die Tiefen des Kleiderschranks verbannt. Das gute Stück mußte einer langen, beinbedeckenden Variante weichen.
Zum Ausgleich schmiß sich zumindest der Junior in Schale. Anzug mit Weste und Fliege!
Sein großer Bruder war zumindest solidarisch mit seinen Mamas und trug glücklich sein neues Star-Wars Sweatshirt. Welch ein Anblick.


Fast wäre dieser Anblick dem Paar und der gesamten Gesellschaft auch erspart geblieben - hatte ich mir doch die Uhrzeit für die kirchliche Trauung falsch gemerkt. Statt 14:30 Uhr begann sie schon um 14:00 Uhr, was wir allerdings erst um 13:40 Uhr feststellten. Da waren wir noch am anderen Ende der Stadt, auf der anderen Rheinseite und gedanklich auch noch in ganz weit entfernten Galaxien unterwegs.
Bis heute ist kein Strafzettel bei uns angekommen, obwohl ich sicher nicht immer alle Tempolimits exakt eingehalten habe. Und die Verweildauer auf dem Netto-Parkplatz war auch nur ganz knapp über der erlaubten Parkdauer.


r mich war es die allererste kirchliche Hochzeit eines homosexuellen Paares. Es war wunderbar. Chorgesang, Gebete, Fürbitten, erfürchtige Bräutigame, heulende Eltern, andächtige Gäste und ein Priester, der die Bühne zu nutzen wußte. Er redete gerne und viel, nur die meisten Kinder hatten nicht so viel Verständnis für seine ausschweifenden Anekdoten aus dem Leben unserer Freunde. 

So traf man vor der Kirche all die anderen Eltern kleiner Kinder zum Stelldichein und machte sich miteinander bekannt. Wie schön zu sehen, wer alles da war. Und all die vielen Kinder. Freunde, die ich seit Studientagen nicht mehr gesehen hatte, waren aus allen Ecken der Welt angereist um diesen Tag mit unseren Freunden zu feiern. So gab es wahrlich sehr sehr viel zu erzählen. Zum Glück gab es am Abend ja noch eine rauschende Party im Kölner E-Werk, wo man die angefangenen Gesprächsfetzen dann noch einmal bei blauen und orangenen Drinks und Speisen vertiefen konnte. Wir hatten Oma und Opa zum Babysitten eingeladen, so dass wir einmal ganz entspannt und lange feiern konnten. Das haben wir auch bis nachts um 2:00 Uhr ausgenutzt und getanzt, getrunken und gelacht so lange die Energiereserven noch was hergaben. Es war eine wundervolle Party mit köstlichem Essen, witzigen Showeinlagen, einem ausdrucksstarken Hochzeitstanz, köstlichem Essen und natürlich einem strahlenden Brautpaar. Als ich spät in der Nacht im Bett lag und die Augen schloß, konnte ich sogar der Farbe Orange einen gewissen Charme abgewinnen.

Donnerstag, 3. August 2017

Im Juli - Teil I


Der Juli war gespickt mit Highlights.

Das Leben als Regenbogenfamilie mit zwei kleinen Kindern ist natürlich immer voller Höhepunkte und man hangelt sich von einem spannenden Ereignis zum nächsten, aber im Juli wurde das noch mal getoppt durch unseren großen Familien-Zusammenführungs-Urlaub in Spanien und die Hochzeit eines sehr lieben befreundeten schwulen Paares in Köln.

Begonnen hat alles mit dem "Grand Depart" - Die Tour de France zu Gast in Düsseldorf.

Aber jetzt zum Urlaub:
Im Januar ging ein Ruck durch die Familie meiner Frau: Großvater und Familienoberhaupt wünschte sich, dass die ganze Familie (3 Kinder mit PartnerInnen und insgesamt 8 Enkelkinder) sich an einem Ort unserer Wahl zu einem kuscheligen Familienurlaub treffen möge. In Windeseile mußte ein Ort gefunden werden, der sowohl für Leute aus Irland, Tokyo und Deutschland gut erreichbar ist, der den Ansprüchen von 1-18jährgen Kindern und Jugendlichen gerecht wird und…sogar noch freie Kapazitäten hat. Ein Google- und WhatsApp-Marathon startete und man einigte sich schließlich auf einen „Glamping“-Platz in Salou, Spanien, ca. 100 km südlich von Barcelona. Dort würden wir in drei Mobilheimen (eins pro Familie) zwei wundervolle Wochen miteinander verbringen.
Am  4. Juli stiegen wir vier in Düsseldorf in den Flieger nach Barcelona. Die Jungs waren schon sehr aufgeregt, aber die Mamas auch. Der Rest der Familie war schon früh morgens geflogen und sammelte schon erste Erfahrungen auf dem Campingplatz, während wir noch in Barcelona auf unser Gepäck warteten. Ein Shuttle-Bus brachte uns am frühen Abend nach Salou und da wir so bemitleidenswert  erschöpft aus dem Bus vor der Rezeption mit all unseren Kindern, Teddies, Gepäckstücken und Buggy herauspurzelten, fuhr uns ein netter Spanier mit Golfauto fast direkt vor den Eingang unseres Feriendomizils. Hier wartete auch schon der Rest der Familie.
Nachdem wir alle 11 freudig begrüßt hatten, eingecheckt waren und was zu essen organisiert hatten, saßen erstmals all 15 Familienmitglieder auf der Veranda von Mobilheim „Tokyo“ zusammen und genossen den Sternenhimmel und die Schwüle einer spanischen Sommernacht.
Als ich später im Bett meiner 2 x 2 Meter Zelle lag, „genoß“ ich auch noch das Wummern der Bässe von der Campingplatzdisco. „Nicht aufregen“, dachte ich mir, einfach spät genug ins Bett gehen, damit man das nicht mehr hören muss.
Wir hatten mit Abstand die kleinsten Kinder (1,5 und 4,5) während die anderen 9, 12, 14, 14, 16 und 18 waren. In dem Altern ist man natürlich schneller, selbständiger und hat einen größeren Aktionsradius als ein Vierjähriger. Während wir unsere Kinder schwimmfertig machten (Schwimmwindel an, Badesachen an, Sonnencreme drauf, Spielzeuge und Handtücher einpacken, sich selber anziehen), rutschten die anderen Kinder schon auf der großen Abenteuerrutsche. Wenn wir dann mit Sack und Pack endlich am Pool ankamen, war der Troß schon weitergezogen und spielte Tischtennis oder Basketball oder suchte die nächste Eisdiele auf.

Das sorgte für ein bisschen Stress bei uns Mamas und Frust bei unseren Kids.
Zu lernen, dass jede Familie ihr eigenes Tempo hat, gehörte zu den wichtigsten Erkenntnissen der ersten Tage.  Wer kauft was und wann wird gegessen? Kochen oder vielleicht doch grillen? Machen wir einen gemeinsamen Ausflug nach Barcelona? Wer möchte mit nach Portaventura (so eine Art Phantasialand)?  Gehen wir zum Strand oder bleiben wir am Pool? 



Nach ein paar Tagen hatte sich unser Urlaubsleben eingependelt und der Erholungsteil begann. Es fanden sich immer Grüppchen, die Lust auf das eine oder andere hatten, und wir für unseren Teil bewegten uns am liebsten im kleinen Rahmen und genossen die Vorzüge des Campingplatzes. Der war einfach toll. Total familienfreundlich.  Die Jungs liebten die Pools und die Spielplätze, wir liebten die Nähe zum Supermarkt und die tollen Restaurant- und Snackangebote.  Mit gefiel außerordentlich, dass die Jungs zur Siesta-Zeit ein Mittagsschläfchen machten und dann abends fit waren, um bis 22 oder 23 Uhr durchzuhalten. Dann schliefen sie auch bis 8:30 oder sogar 9:00 Uhr und wir natürlich auch. Fantastisch. Seit Jahren nicht mehr so lange geschlafen.



Außer lange schlafen, gelang es uns nach ein wenig Übung sogar, ab und zu mal nichts zu tun. Das tut man als Eltern ja in der Tat selten. Irgendwer quäkt immer und bettelt um Aufmerksamkeit, oder man widmet sich einer der vielen frequently aufgeschobenen und re-priorisierten Aufgaben der inneren To-Do-Liste. Im Urlaub re-priorisierten wir einfach nach dem Prinzip: Kann alles warten. Beine hoch, Augen zu, NICHTS machen. Die Cousinen und Cousins entertainten unsere Kids (oder umgekehrt). Sogar Zeit, mir eine angemessene Urlaubsbräune zuzulegen hatte ich. Ist zwar in Zeiten von Ozonloch und Hautkrebs nicht mehr ganz so schick, aber der Blick auf die weißen, von den Flip-Flops herrührenden Streifen auf den Füßen, weckt immer wieder wohlige Urlaubserinnerungen.


Unterm Strich hatten wir eine fantastische Zeit.
Alle Familienmitglieder genossen die gemeinsamen Tage bei traumhaftem Wetter. Es fehlte uns wirklich an nichts und Frau O. und ich waren am Ende so begeistert von dieser Art Urlaub zu machen, dass der Platz fürs nächste Jahr bereits gebucht ist.
 

Hochzeitsglocken:Hierzu mehr im zweiten Teil der Juli-Berichterstattung.

Und dann war da noch:
  • Mein 25-Jahre Abi-Klassentreffen in der "alten" Heimat
  • Ein Ausflug ins Irrland bei Kevelaer 
  • Das Ende des Kindergarten-Jahres, das für den Großen den Abschied von lieb gewonnenen Kita-Freunden bedeutete und den Start ins Vorschulkind-Dasein einläutete. Aber dazu sicher im August mehr.