Montag, 27. August 2012

Für 10 Minuten ein Mann

An diesem Wochenende stand der Geburtsvorbereitungskurs auf dem Programm. Wir haben nicht ein Mal gehechelt dafür aber zwei ganz intensive, lehrreiche und angenehme Tage mit zwei tollen Hebammen und 7 Paaren verbracht. Ganz abwechslungsreich gings dabei zu und die Zeit verflog
einfach nur so. Partnerübungen, Zuhören, Kreisssaal besichtigen, Massieren, Fragen stellen, Entspannen, Essen, Reden. Wir waren das einzige lesbische Paar und wenn ichs nicht ganz sicher tief in mir drin spüren würde, wäre ich fast geneigt zu behaupten: Sie habens nicht gemerkt. Es war einfach nicht Thema, aber das war ja auch gut so, denn das Thema war ja die Geburt, und die ist ja für uns genau so neu und spannend wie für Paare, die aus Mann und Frau bestehen. 

Nur einmal kam es zu leichten Irritationen, nämlich als die Kursleiterin die Männer aufforderte in die eine Ecke des Raumes zu gehen, und die Frauen in die andere. Wohin mit mir? Ich bin dann zu den Männern geschlichen und hab darum gebeten "Partner" statt "Männer" zu sagen, was dann auch erstaunlich gut geklappt hat. Wenns darum ging, dass Männer ja auch mal helfen können, den Haushalt zu erledigen, fand ich die Wortwahl völlig ok. Ansonsten wollten die auch alle das selber wissen wie ich, zum Beispiel, wann denn was dran kommt, ob es im Kreisssaal auch was zu essen gibt, und ob man da W-Lan hat.
Jetzt kennen wir ne Reihe neuer Massagetechniken, wissen, das Gefühlserruptionen beim Gebären völlig ok sind, in die Kliniktasche eine Flasche Sekt für die Hebammen hineingehört, die Gebärende auch 'Kreissende' genannt wird, und dass es 'unter' und nicht 'während' der Geburt heisst.
Die Angst vor dem großen Tag ist bei allen Paaren in etwa gleich, und das ist schon ein sehr zusammenschweissendes Gefühl. Schade nur, dass bei der Rückkehr die Ablehnung des Steuerklassenwechsels vom Finanzamt im Briefkasten lag. Da wars gleich wieder Essig mit dem
Gleichheitsgefühl.

Ach so, da ich schon so positiv darüber schreibe und jemand Interesse haben sollte: Der Kurs fand im Gerresheimer Krankenhaus statt.

Spruch des Tages:
Gestillte Kinder sprechen angeblich früher, weil ihre Gesichtsmuskulatur besser trainiert ist - aber will man das?

Mittwoch, 22. August 2012

Hitze, Kita, Yoga

Während die werdende Mutter an ihrer ersten Stunde Schwangerschaftsyoga teilnimmt, entspannt sich die werdende Co-Mutter bei einer professionellen Massage. Eigentlich war ja geplant, dass wir zusammen zum Yoga gehen, aber für Männer wäre da kein Platz, versicherte man mir per E-Mail. Da hatte ich keinen Bock mehr. Meine Masseurin massiert chinesisch-indisch, was kurzfristig erst mal ganz gut gewirkt hat.

Schaue mir gleich mal eine KITA von innen an. Hab ein bisschen Bammel mit ner Horde Hetero-Eltern beim Infoabend durch die Räumlichkeiten zu streifen. Aber vielleicht bin ich ja auch gar nicht die einzige Lesbe. Überlege schon seit Tagen, welche pädagogisch wertvolle Frage ich stellen könnte. Hoffentlich merkt niemand, dass ich überhaupt keine Ahnung habe. Hauptsache alles schön bunt, es gibt ne Bau-Ecke, ne Schaukel und es ist sauber.

Das vergangene Wochenende war ein wahrer Milestone, was die Kinderzimmergestaltung betrifft. Freitag Nachmittag waren wir zusammen im Baumarkt um Farbe zu kaufen und anschliessend habe ich dann endlich mal die Wickelkommode "Hemnes" zusammengeklöppelt. Das ist schon IKEA für Fortgeschrittene. Zwei Stunden hab ich gebraucht und es war nur einer von diesen kurzen geriffelten Holzstöpseln übrig. Das Ding steht und wartet auf die erste ordentliche Windel.
Am Samstag habe ich dann zwei Wände gestrichen. Eine in der Farbe 'Apfel', die andere in 'Kerbel'. Sieht alles sehr schön grün aus. Uns gefällts wunderbar, und wir freuen uns kringelig, bald unserem Sohn den grünen Salon zeigen zu können.

Neben einkaufen, schrauben und streichen stand an diesem heissesten Wochenende des Jahres (>36°C) noch mein Triathlon in Zülpich auf dem Programm. Bekloppter gehts kaum, aber ich bin gesund im Ziel angekommen. Nach eingehender Studie der Zeiten musste ich allerdings feststellen,
dass ich mir endgültig abschminken kann, die Zeiten von vor 5 Jahren auch nur ansatzweise zu erreichen. Das Alter hinterläßt seine Spuren auch in der Fitness - ich bin entsetzt aber demütig.

Montag, 13. August 2012

Update

Wirklich schwierig, anständige Blog-Beiträge zu verfassen. Irgendwas ist immer, und dann diese Olympiade. Tja, wir haben ja schon die Goldmedaille im TV-Triathlon gewonnen (TV, iPad und Laptop gleichzeitig), vielleicht wagen wir uns ja bald an den olympischen Dreikampf mit Baby im  Arm. Aber in vier Jahren wird unser Youngster wohl schon selber laufen, springen und werfen, und wenn ich mir Mühe gebe, vielleicht sogar radfahren und schwimmen.

Damit das hier alles nicht so wie die deutschen Beckenschwimmer vollkommen baden geht, fasse ich mal das wichtigste der letzten Wochen kurz zusammen:

Da wären gewesen:

Besuch des Neubaus des Krankenhauses, in dem wir vielleicht die Geburt erleben wollen. Das alles am "Tag der offenen Tür". Ein einziges Rentnerfest. Warum um Himmels Willen nehmen 50 Rentner an einer Kreisssaal-Führung teil? Wir kamen kaum durch und mussten kurz vor Erreichen des Ziels noch eine übermotivierte Fotografin abwimmeln, die Bauch-Fotos schoss. Dann am Ende aber doch die Belohnung: Wir durften die stufenweise größenregulierbare niegelnagelneue Geburtsbadewanne betrachten. Wow! Leider quietschorange. Das ginge irgendwie noch besser.

Seit langem mal wieder einen Tofusalat im Hashi (Chinesisches Super-Restaurant in unserem Veedel) gegönnt. Nun wissen wir, dass unser Sohn im Zeichen des Drachen geboren wird. Das bringt Glück und eine große Karriere mit sich. Finden wir gut.

Shoppingtour nach längerer Pause fortgesetzt. Ein Baby-Sachen-Katalog regt tatsächlich die Kauflust an. Was man plötzlich alles zu brauchen glaubt. Unfassbar verführerisch. Mit Oma to-be dann einen Rundumschlag bei Baby Bellmann gemacht. Ob wir das alles wirklich brauchen werden steht in den Sternen, aber das Mützchen ist soooo süüüß und der Windeleimer mit eingebauter Geruchsbarriere wird sicherlich total gut funktionieren. Ich habe ein bisschen Angst,
dass wir zur Geburt alles haben, ausser Windeln, aber na gut. 

Unser letzter Urlaub zu zweit. Durchatmen. Zwischen all den Kaufgelüsten und bürokratischem Formularwirrwarr (s.u.) noch mal raus ans Meer und die Stille geniessen.
Santpoort in Holland in der Nähe von Haarlem, ein kleines Paradies. Viel Natur, gutes Essen, ein großes Bett und, naja, die von mir so sehr gehasste Klimaanlage. Obwohl ich viel fror und mein Weichei-Jammer-Gesicht zeigte, genossen wir zwei erholsame Tage. Muss an mir arbeiten, wenn ich eine toughe Co-Mutter sein will. Jammern vorm Kind geht ja schon mal gar nicht.

Kita. Frau Schröder, was haben sie sich eigentlich dabei gedacht? Bei dem ganzen Theater, was Sie da veranstalten. Bei dem ganzen Mist, der dabei rauskommt. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich zu dem Thema noch mehr zu sagen haben werde, aber für jetzt soll erst mal diese Kritik reichen.

Mama erzählt von früher. Unglaublich, was ich auf einmal für Geschichten erzählt bekomme. Was ich als Baby alles gemacht bzw. nicht gemacht habe. Jetzt auf einmal kommts raus. Ich war gar nicht so brav und einfach wie ich immer dachte. Sowas. Bestimmt alles nur Einbildung. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass ich ständig geweint habe, nix essen wollte und immer krank war. Im Kindergaren andere Kinder geschlagen? Muss eine Verwechslung sein.