Sonntag, 28. September 2008

Ausgebrütet

Frau O. und ich sitzen seit gut zwei Monaten auf einem großen bunten Ei und brüten es aus.
Da an diesem wunderbaren Herbstwochenende das Wetter herrlich und die Luft angenehm warm war,
beschließe ich nun wagemütig das Kleine einfach mal schlüpfen zu lassen.

Wir hatten ja schließlich eingehend Zeit uns mit unserem Heimatstadtteil Düsseldorf-Flingern mal ein
wenig genauer zu beschäftigen. Nachdem ich in einem fligner-o-philen Blog einen Eintrag mit dem Titel
"Flingern ist Köln" gelesen habe, ist auch der letzte Ansatz von grobem Zweifel in mir besänftigt.
Wenn ich auch die Argumente des Autors nicht alle nachvollziehen kann, hat die Aussage an sich doch was von einer verheißungsvollen Prophezeiung. Das find ich gut.
So manch findiger Design-Kaspar hat ja schon festgestellt, daß im Stadtteil-Namen das Wort'gern' steckt, worauf dann auch flugs der Verein Flin-gern e.V. gegründet wurde. Stadtteil-Feste, Initiativen, Vereine und darüber berichtende Blogs von selbsternannten flingeraner Botschaftern sprießen aus den Böden zwischen Ackerstrasse und Grafenberger Allee, und beim täglichen Feierabendbier im Cafe Record oder im Nooij oder auch gerne sonstwo tauscht sich die flingeraner Boheme über den neusten Tratsch aus.

Und mittendrin die Frau O und ich - bei Kaffee und Kuchen am Tisch, auf dem Sonnenbalkon,
angrenzend an zweiundneunzig quadratische Meter, die voller Ungeduld mit den Hufen
scharren, von uns nun befüllt zu werden mit den Kisten vom Umzugskarren.

Donnerstag, 25. September 2008

Ungeduldiges Papier

Frau O. und ich sind brave Mülltrennerinnen. Wir sammeln Papier, Glas, Batterien schön separiert in kleinen Körbchen, werfen Plastikpackungen in die gelbe Tonne undsoweiter. Was man eben so tut weil man es seit Jahren so tut. Erfolgreiche staatliche frühkindliche Prägung nenn ich das mal. In Irland begann das Zeitalter der staatlichen Müllerziehung erst vor knapp 2 Jahren. Als Tante J. die buntglitzernde Alu-Plastikumwicklung der Weihnachtspralinen ins Kaminfeuer warf, erlitt ich beinahe einen Herzinfarkt. Aus den Tiefen meines Fernsehsessels emporgeschleudert entfuhr mir eine Salve der Entrüstung, die, ein paar Jahrzehnte zuvor, noch die Engländer zurückgeschreckt hätte. Zu meiner Rettung lief ein paar Minuten später ein Werbespot im irischen Fernsehen, der genau dies, also das Verbrennen von Plastik, verurteilte. Das war nicht nur gut für meine Gesundheit, sondern auch für meinen angeschlagenen Ruf, ständig rumzumeckern.
Mittlerweile wissen auch die Iren, welcher Müll in welcher Tonne zu landen hat und auch die irische Wirtschaft hat schnell verstanden, daß man mit Müll Geld verdienen kann. Würd mich nicht wundern, wenns auch auf der Insel bald die ersten Müllskandale gibt.
Ich hatte gestern meinen ganz persönlichen "Müllskandal". Die Klappbox mit Altpapier war voll. Seit ein paar Monaten steht eine blaue Tonne, extra für Papier (!!!), vor unserem Haus, die einmal pro Woche geleert wird. Das finde ich sehr praktisch, denn man muß das schwere Papier nicht nächtens um die Häuserecke zu muffigen Kontainern bringen. Als das Papier sich in die Tonne ergoß und diese zu ca. einem drittel füllte, kam unser Hausmeister um die Ecke und fragte böse. "Was machen Sie denn da?"
Ich: "Ich werfe Papier in die Papiertonne".
Er: "Die ist gestern erst geleert worden. Jetzt ist die ja schon wieder voll."
Ich: "Och, halbvoll. "
Er: "Ich nehme jeden morgen mein Papier mit, wenn ich aus dem Haus gehe und werfe es dahinten (deutet auf die 200m entfernt hinter der Ecke stehenden Kontainer) in die Dinger."
Ich: ???
ER: "Gleich ist die Tonne schon wieder voll. Was mchen Sie dann?"
Ich: " Wenn die voll ist, kann ich ja immer noch zum Kontainer gehen. Aber noch ist sie ja nicht voll."
Er: Schüttelt mit dem Kopf und geht.
Miuß ich mich jetzt schuldig fühlen, weil ich Papier in eine leere Papiertonne werfe? Die Welt wird langsam kompliziert.

Dienstag, 9. September 2008

Perlen vor die Ladies

Es gibt Menschen, die geben vor nichts zu tun und schreiben dann darüber, wie sich das anfühlt. Klingt so'n bischen wie das 80iger Jahre Gequake übers Drüberreden, wie man sich bei gewissen Dingen fühlt. Ganz aktuell quaken Kathtin Passig und Sascha Lobo in ihrem neuen Buch "Dinge geregelt kriegen" und bloggen darüber. Vielleicht kennt die beiden ZIA (Zentrale Intelligenz Agentur)-Reporter auch jemand aus der Riesenmaschine. Mich fasziniert daran, wie es diese Menschen schaffen, ein Faszinosum menschlichen Verhaltens zu einem verkaufsfähigen Thema zu machen. Ähnliches reizt mich ja auch, und wenn ich mich in meiner Welt nur genau umschaue, dann fällt mir sicher auch irgendwann ein Thema vor die Füße, das ich verblogge und anschliessend auf Papier gedruckt bei Amazon ins Regal stellen lasse. Gestern Abend kam so ein Thema auch schon vorsichtig ums Eck: "Frauen im Perlenreich". Da meine Eltern am Wochenende ihre Rubinhochzeit feiern, war ich auf der Suche nach einem passenden Geschenk. Hübsch, kreativ und liebevoll sollte es sein und möglichst präsent. Hm, ein präsentes Präsent also, eins, das da ist, das nicht zum Wegfahren zwingt, das man direkt so wie es ist benutzen kann oder sich dran erfreuen. Als solches habe ich mir eine kreativ dekorierte Pflanze ausgedacht. An dieser sollen 40 Rubine hängen und ein paar kleine Herzchen und so Zeugs. Echte Rubine sind natürlich viel zu teuer, weshalb ich auf dem Heimweg einen Umweg über das 'Perlenreich' machte. Darunter kann man sich die in grün und rosa eingerichtete Heimat des Froschkönigs vorsellen. An Wänden und Decken glitzern bunte Glasperlen und auf selbstbemalten Holzkommoden findet man hunderte kleiner Gläschen mit Steinen, Kugeln und Röllchen, die zu 40 Cent das Stück feilgeboten werden. Aus all diesen unhandlichen Kleinteilen kann man sich, eine ruhige Hand, ausreichend Feinmotorik und Geduld vorausgesetzt, seinen eigenen Schmuck zusammenbasteln. Ketten, Ringe, Ohrringe, farblich zur Handtasche oder zum Paillettenkleid. Und ich mittendrin wie die Elefantin im Perlenladen, reizüberflutet bis zum Gehtnichtmehr auf der Suche nach Dingen, die ansatzweise einem Rubin ähneln - und sei es auch nur farblich. Das Perlenreich war zu meinem Erstaunen gut besucht. Nicht ganz so sehr erstaunt war ich darüber, dass es sich ausschließlich um weibliche Perlensuccherinnen handelte, die mal konzentriert über den Gläschen sinnierten, mal heimlich hinter die Theke in das für Selbstbedienung gesperrte Regal griffen, brav an der Kasse anstanden oder sich mal eben eine Knippszange borgten, um ihren Schmuckbastelvorgang fortsetzen zu können. Im hinteren Bereich gab es nämlich einen Basteltisch, an dem man das Gekaufte an Schnüren aufreihen konnte. Ich versuchte möglichst nicht aufzufallen und tastete mich vorsichtig mit meinem Perlensammelkörbchen von blau-dominierter zu rot-dominierter Kommode. Den Versuch, die Vornamen meiner Eltern mit Buchstabensteinchen zu legen, verwarf ich nach einer Viertelstunde verzweifelten Suchens nach dem 'A'. Da ich davon zwei brauchte, dazu noch ein L und ein R (sie heißen Anneliese und Alfred) mußte ich passen. Immerhin durfte ich danach noch einmal mindestens genau so lange zum Bezahlen anstehen und das bizarre Treiben der Ladies um mich herum studieren, nicht müde werdend nach Verschlüssen, Gummizügen und Swarovskis fragten. Das mit den Swarovskis hier noch zu erklären spare ich mir, denn das sind eigentlich auch nur bunte Steine - aber bitte nicht schlagen! Als ich eine gefühlte Stunde nach Betreten des Perlenreichs im Blumenladen die zu dekorierende Orchidee kaufte, war ich um 29 Euro für 40 Rubinimmitatsteinchen, 6 Herzchen, 6 Stoffröschen und 3m Basteldraht ärmer, aber das Resultat kann sich doch sehen lassen:

Freitag, 5. September 2008

Diego hoert Licht


Endlich war der Tag da, dieser heutige, an dem "Melancholie und Gesellschaft" bei iTunes runtergeladen werden konnte. Diego hört schon den ganzen Tag Licht auf seiner blauen Couch und fühlt sich frei und gut und geht in Gedanken bis ans Ende der Welt um mal zu schaun, ob da noch was kommt.