Montag, 12. Oktober 2020

Dies und das und doorstep


Beim refreshen von Tagesschau.de hats mich in die Bundespressekonferenz hineingesogen, und dort bin ich dann ein kleines Weilchen über das Corona Q&A hinaus verweilt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts verkündete die aktuellen Pläne des Ministers und benutzte dabei die Formulierung, dass der Minister bereits ein „Doorstep“ gemacht habe. Das hatte ich noch nie gehört und googelte umgehend. Jetzt bin ich klüger und mein Wortschatz um ein Wort Reicher.

(If you are doorstepped by journalists, they come to your house and ask you tspeak or answer questions, even if you do not want them to.)

 

Alice Schwarzer outete sich in der NDR-Talkshow vom 09.10.2020 als glühender Fan des Bergdoktors. Na sowas. Die Frau hat tatsächlich Humor.


Der Junior betrachtete eine Skulptur auf dem Friedhof, die einen Jesus mit vor der Brust gefalteten, betenden Händen darstellte. Er legte den Kopf ein bisschen schief, faltete seine Hände dann ebenso und sprach „Namaste, guck mal, der macht Namaste!“.

 

Herr O. hat sehr lange nicht gemalt. Dann malte er plötzlich sehr viel, aber nur Soldaten. Viele Soldaten mit Waffen und Blut, lebende wie tote Soldaten. Wenn mal ein Haus auf einem Bild war, dann war es eine Burg oder ein Gefängnis. Nie Sonne, Tiere, Bäume oder Autos Nun ja, so eine Phase denkt man. Und letzte Woche das hier. Ich bin total verzuückt.


 

Der Junior war nach dem Kinderturnen völlig frustriert, weil ihm eine Turnübung nicht gelungen war. Ich wollte ihn trösten und sagte deshalb zu ihm, dass es doch gar nicht so schlimm sei. „Selbst deine alte Mama kann viele Dinge immer noch nicht“. Darauf schaute er mich erstaunt an und entgegnete, „Mama, so alt bist du doch gar nicht“.

 

Freitag, 9. Oktober 2020

Jahresfragebogen 2019

So spät habe ich den Rückblick aufs vergangene Jahr noch nie ausgefüllt. Erst kam unser Umzug, verbunden mit sehr viel Arbeit und Stress, und dann ging es auch schon in den Lockdown. Verglichen mit all den greifbaren Dingen, die ich 2019 erlebt habe, ist 2020 eigentlich ereignisarm. Kaum Ausflüge, Urlaube, Feste. Vieles findet nur noch zu Hause bzw. im eigenen PLZ-Bereich statt und auch nur mit dem Personenkreis, den man eh ständig um sich hat (Familie, Nachbarn, Schul- und Kita – Kinder und deren Eltern).

Dennoch bindet der Coronawahnsinn so viele Kräfte und drückt aufs Gemüt, dass zum Bloggen lange keine Zeit war. Ich habe mich vor ein paar Tagen entschlossen, das zu ändern, da ich festgestellt habe, dass mir das Schreiben sehr gut tut. Und einer der Leitsprüche für dieses Jahr lautet „Tu mehr von dem was dir gut tut“.

 

Und jetzt zum Fragebogen:

 

Zugenommen oder abgenommen?

Das Gewicht bleibt im Bereich +/- 2kg gleich, aber am Verhältnis Muskeln / Fett scheint sich langsam was zu ändern.

Haare länger oder kürzer?

Sie werden in homöopathischen Dosen länger.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Altersweitsichtiger

Mehr ausgegeben oder weniger?

Irgendwie gleich. Ziemlich viel davon für Urlaube.

Reisen/Ausflüge
Huberhof (Chiemsee, Bayern)
Playmobilland (Franken)

Irland (Dublin, Kerry und Shanagarry)

Berlin

 

Die teuerste Anschaffung?

Ich habe mir eine Apple-Watch gegönnt.

Das leckerste Essen?

Alles auf dem Huberhof in Bayern: Frisches vom Grill, selbstgebackener Kuchen an einem Regentag, Stockbrot

Bücher 2019?

Berlin-Krimis von Max Bentow
Judith Merchant, „Atme“

Andrea DiCarlo, Wenn der Wind dreht“

 

Filme / Serien 2019?

Dogs of Berlin Staffel 1

 

Das beste Lied?

Die Kids mochten “Dance Monkey“ und „Senorita“. Ich konnte sie irgendwann nur noch ertragen, weil ich fröhliche Kinder damit assoziierte.

Die meiste Zeit verbracht mit?

Dinge geregelt kriegen.

Die schönste Zeit verbracht mit?

Draußen mit den Kids aktiv sein.

Vorherrschendes Gefühl 2019?

Es muss sich was ändern.

2019 zum ersten Mal getan?

Einen Mietvertrag an der Stelle „VermieterIn“ unterschrieben.
An einem Yoga-Retreat teilgenommen.
Mit dem ältesten Sohn alleine zum Sushi-Essen ins Restaurant.
Ein sogenanntes „Panto“-Theater in Dublin besucht.

2019 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Konferenz (Work-X) besucht.

Den Beginn der Sommerferien genossen.
Vom 3m-Brett gesprungen.

Umzug-Kartons gepackt.

 

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Unseren lauffaulen Junior 5 Tage durch Berlin zu tragen.
 

 

2019 war mit einem Wort?

Aufbruch in etwas Neues.

 

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Bat Detektor

Für die Klasse 3b meines Sohnes stand am Montag Abend eine Fledermaus-Exkursion auf dem Programm, was in diesen an außergewöhnlichen Erlebnissen armen Zeiten ein echtes Highlight war. Ich hatte das Vergnügen, gemeinsam mit einem weiteren Elternteil, der Lehrerin und dem Erzieher der Klasse die 28 Kinder auf der Exkursion zu begleiten. Als studierte Biologin lief mir vor lauter Vorfreude beinahe das Wasser des Wissensdursts im Munde zusammen. Warum „beinahe“? Nun, ich hatte schon früh das Gefühl, dass dieser Trip mir eher bestätigen würde, warum ich den Beruf der Biologin nicht ergriffen habe und mich nicht darüber nachdenklich stimmen würde, wie schade es doch sei, dass ich mein Geld nicht damit verdiene in Fledermauskot nach Resten ihres Speiseplans zu suchen.

 Aber eigentlich ging es ja nicht um mich. Es ging um die Kinder und auch ein bisschen um die Fledermäuse. Und auch ein großes bisschen um den Exkursions-Leiter, Herrn A. Ein wahrer Biologe, also mindestens leidenschaftlicher Naturkundler. Solche erkannt man daran, dass sie eine gefühlte Ewigkeit ein Phänomen beobachten können, ohne Kälte, Wärme, Hunger, Durst oder gar Langeweile zu verspüren. Während der Beobachtung befinden sie sich im Zustand äußerster Konzentration und geben ab und zu leise „ohh“ und „ahh“-Laute von sich.

 Soweit zur Rollenverteilung auf der Seite der BiologInnen.

Auf der anderen Seite hüpften und quäkten 28 GrundschülerInnen aufgeregt am Treffpunkt umher und ließen sich nur mit Mühe von ihren erwachsenen Begleitpersonen in Schach halten.
Mit ihrem wilden Rumgehampel spiegelten sie die hektischen Flugmanöver der Fledermäuse perfekt wider. Während wir vier erwachsenen Begleitpersonen mit Schrecken der Herausforderung entgegensahen, die wilde Meute im finsteren Park vollständig beisammen zu halten, zauberte der Fledermausmann seine Wunderwaffen aus der Tasche: Autorität und einen Bat-Detektor.
Mit krachenden Apellen brachte er die Kinder dazu, sich ruhig hinzusetzen und zu schweigen. Ja, tatsächlich, sie sagten für eine gute Viertelstunde fast nichts.

Bevor es endgültig mit der Fledermaus-Suche losging, wurde uns der Bat-Detektor präsentiert. Ein Gerät, mit dem man Ultraschall für Menschen hörbar machen kann. Jede Fledermausart hat ihre eigene, typische Stimme, die man wie Vogelstimmen lernen und zuordnen kann. Bei Fledermäusen sind die Geräusche eher klopfender Natur. Dabei unterscheidet man zwischen trockenen Tönen und feuchten Tönen. Um es für die Kinder verständlich zu machen sprachen wir ab sofort über trockene und feuchte Furze. Hier kann man sich das mal anhören, https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/wissen/11385.html.

Sobald das Gerät eingeschaltet war, entdeckten wir auch schon die ersten Fledermäuse am nachtgrauen Himmel. Gelegentlich sahen und hörten wir auch Singvögel, Enten und Gänse, die gleichberechtigt mit „Ahh“ und „Ohh“ begrüßt wurden. Für die Kids war alles sehr aufregend: Die Dunkelheit, die vielen fremden Geräusche, undefinierbare Schatten, plötzlicher Hunger, Spukgeschichten über X-Men und Mutantenhalbwissen, verlorene Dinge, schmutzige Schuhe und die ständige Konfrontation mit dem Verbot die Taschenlampe zu benutzen.

Mittendrin ein seelenruhiger Fledermausmann, der gebannt auf die Seeoberfläche starrte und auf das Erscheinen der Wasserfledermaus wartete. Er hatte viel Zeit und Geduld und ließ sich auch nicht von immer unruhiger und lauter werdenden Drittklässlern von seinem Vorhaben abbringen, das Tier zu entdecken. Er wollte diesen Haken unbedingt machen: „Wasserfledermaus gesehen“, „check“. Ob die Kids zu diesem Zeitpunkt noch wussten, weshalb sie auf dem Steg standen?
Wahrscheinlich überlagerten sich die Themen, mit denen sich die Kids grade beschäftigten, mit dem Thema „Wo ist denn nun die Wasserfledermaus?“ nur noch ganz minimal. Was die Lehrerin, den Erzieher und den exkursionsbegleitenden Vater anbetraf, konnte ich nur spekulieren, wäre aber wahrscheinlich auch hier zu keiner großen Themenüberlappung gekommen.
Und bei mir? Ich war ganz nah dran an der Wasserfledermaus und fühlte mich seit langem mal wieder so richtig bestätigt darin, den Beruf der Biologin nicht ergriffen zu haben. Ich freute mich auf ein warmes Zuhause, ein leckeres Abendbrot und ein Bier.