Wendige Vespas und o sole mio
Noch 32 mal muss ich nach dem morgendlichen Zähneputzen ins Büro latschen, dann heisst es endlich URLAUB! Habe mir alle Urlaubstage aufgespart, nehme keine Brückentage frei und schufte pausenlos durch. Alles für zwei Wochen Italia. Wie früher, als man sich noch zu viert in den VW-Käfer quetschte und mit quietschendenReifen die Alpen passierte. Nach 15-stündiger Kotztour, schweißgeschwängerten Kunstledersitzen und einerwachsenden Abneigung für warme Fanta kam man dann im Morgengrauen irgendwo zwischen Alpenfüßen und Adriastrandam Rande eines mückenumschwärmten Pinienwäldchen zur Ruhe. Einmal noch die Reste der selbstgeschmierten Brote,hartgekochten Eier und mundfertig geschnitzten Apfelstückchen vertilgen, kleines und großes Geschäft auf einer inakzeptablen Toilette mit Loch machen und dann durchstarten zur Appartmentsiedlung, die für die kommendenTage das achsoverdiente Urlaubsdomiziel sein sollte.
Fast genau so machen wir es bald auch. Zwar wird der Käfer ein Golf sein, die Insassen nur zu zweit, das Ziel der Gardasee, aber pi mal Daumen sind wir schon recht nah dran am guten alten 70er Jahre Urlaubstraum in Italien. Am Südufer des Sees werden Frau O. und ich auf 7 Familienmitglieder der Frau O. treffen, gemeinsam einen Campingplatz besetzen, grillen, sonnen, schwimmen, fussballspielen und natürlich viele viele capucchino/i/s trinken. (Das ist die ich will jetzthier nicht klugscheissern, aber auch nicht falsch schreiben, wenn ichs besser weiss-Alternative.) Bis dahin gibts noch viel zu tun und das Tun besteht im wesentlichen aus Planung.
Die Anfahrt will gut geplant sein, denn ich will die Herrlichkeit von Heidis Bergwelt gerne ganz nah erleben, sprich Abseits derAutobahn, und nicht mit tausend anderen Deutschen über den Brenner schleichen. Für den Aufenthalt vor Ort muss natürlich vorher eingekauft werden. Wo kämen wir denn hin, wenn wir ohne Grundnahrungsmittel und Klopapier auf dem Campingplatz eincheckten. Man könnte uns ja glatt für Nicht-Deutsche halten. A propos: Die Fussball-WM sei penibel vorbereitet. Immerhin müssen wir die komplette zweite WM-Woche in Italien verbringen, was - wie eigentlich? - gründlich zu planen ist. Und dann noch die Stimmung: Italien. Land der Pasta, guter Weine, wendiger Vespas, Erfinder des Dauerquasselns per Handy, Fahrradfahrens in rosa Trikots, und nicht zu vergessen, der schmalzigen Popsongs. Wenn auch etwas aus der Mode geraten aber immer wieder ein schwulstiger Genuss. Gestern Abend habe ich mit diesem Planungs-Tagesordnungspunkt einfach mal angefangen. Eine Stunde Eros Ramazzotti und die Welt schimmerte in italienischen Eiscremefarben. Die Sonne, die kaum geschienen hatte, ging strahlend unter und der gebeutelte Herr Rüttgers schaute beinahe so finster drein wie Berlusconi nach dem man seine Affaire aufgedeckt hatte. Italienische Popsongs machen richtig Laune - vor allem NEK. Dieser junge Herr, der in immer wiederkehrenden Refrains (!) das "du" besingt. Was hab ich geschwelgt. Meine Italien-Vorfreude stieg in schwindelerregende Höhen - und liess mich dann bei der hundertsten Wiederholungseines "Solo Tu" erschreckend feststellen, dass er da grade auf spanisch singt.
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