Freitag, 14. Mai 2010

Bewegungsformen

Gestern bin ich fast 90 km mit dem Rennrad durchs Bergische Land gedüst und hatte mir dabei fest vorgenommen, heute hier von meinen Heldentaten bei 8 Grad und Nieselregen zu berichten. Ohne mein Heldentum schmälern zu wollen sitze ich nun hier mit schmerzhaftem Ziehen im Oberschenkel und der vagen Ahnung, dass für mindestens eine Woche Schonung und Ruheangesagt sind. Obs die bergische Kälte, das hohe Tempo oder einfach ein Zuviel an Bewegung in den letzten Wochen war, der Stolz, mich da gestern die Serpentinen hinaufgequält zu haben verfliegt doch sehr schnell, wenn dieses fiese Wort "Zerrung" bei jedem Schritt laut ruft "Hier bin ich. Ätsch!" Zeit und Gelegenheit, mich einmal der Bewegung anderer Menschen zu widmen. Am gestrigen Vatertag bewegten sich viele Väter zu Fuss. Zu ihrem glasigen Blick und dem watschelnden Tritt passte diese Fortbewegungsart auch optimal. Nicht mehr wegzudenken - ganz so wie der Löwsche Schal - das Durch-die-Lande-ziehen per Traktor und vätertransportierendem Anhänger. Den meisten Vätern wars hoch auf dem gelben Wagen scheinbar doch zu kalt geworden, denn die meisten Anhänger parkten vor gutbürgerlichen Dorfschänken. Eine sehr weibliche Bewegungsform sprang mir am Mittwoch Abend ins Auge. Je schmaler der Gehweg und je höher die Schuhe, desto eckigerder Gang des sich bewegenden Objekts. Noch eckiger wird dann das Ausweichmanöver, das wiederum seinen Eckigkeitshöhepunkterreicht, wenn die Reaktionszeit, die zur Verfügung steht, das Ausweichmanöver zu koordinieren, gegen null sinkt. Anders gesagt: Man sollte mir beim Joggen gefälligst ausweichen, sonst knallts. Wahrscheinlich viel früher geknallt hats bei dem jungen Mann, der nervös zigaretterauchend vor der Tür zur Gynäkologischen Praxis von einem Bein aufs andere hampelte. Sein gleichmäßiger Wiegeschritt stand im krassen Gegensatz zu den unrhythmischen Zuckungen seiner Mundwinkel. Obs da um die Auswirkungen etwaiger Bewegungen ging?

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