Freitag, 28. Mai 2010

Vom Suchen und Finden


Ich finde die Eifel toll. Nun, ich bin auch ein Teil von ihr. Ich lasse mir gerne vorwerfen, dass es ein Leichtes sei, die Heimat in den höchsten Tönen zu loben, denn es ist ja auch leicht. Dünn besiedelt und dicht bewaldet - reich an Wasser, kauzigen Typen und ulkigen Dialekten. Am Pfingssonntag fuhr ich mit meinen treuen Begleitern Frau O. und dem Stefan nach Daun um von dort aus den Wanderweg Nr. 11 des Eifelsteigs zu gehen. Dieser Wanderweg führt entlang der Dauner Maare durch die Vulkaneifel von Daun nach Manderscheid. Kommt man dort an, hat man 24km eifeler Boden abgelatscht, aber um anzukommen muss man erst mal den Startpunkt finden. Gar nicht so einfach, wenn man bei google-maps "Daun" eintippt. Die wenigen Menschen in der Eifel haben es doch tatsächlich hin- und wieder geschafft, ganz viele von den wenigen in Siedlungen zusammenzupferchen, deren Häuser sie durch wirre Strassennetze verbunden haben. Eine Mitte ist da nur schwer auszumachen. Ist die da, wo der höchste Punkt ist? Oder da, wo der Bahnhof ist, oder da, wo die Fahnen der Touristeninformation majästetisch ihre im Wind flattern? Nachdem wir eine gute halbe Stunde kreuz und quer durch Daun geirrt waren, befand sich der Pfeil meiner Garminuhr auch auf dem Strich, der den Weg anzeigt. Dieser symbolische schwarze Strich mit ein paar Kurven sollte unser treuester Begleiter für die nächsten 6 Stunden werden. Ebenso treu wie die sengende Sonne, die uns die zahlreichen Anstiege nicht grade erleichterte. Ohne das kleine Navi am Handgelänk wären wir drei Stadtmenschen wahrscheinlich noch vor der Mittagspause in Koblenz gelandet. Doch zum Glück hat der Mensch ja die Satellitennavigation erfunden. Wehe nur, wenn zwei Menschen mit unterschiedlichen Navigationsgeräten an eine Wegegabelung kommen, die mit Wanderweg-Hinweisschildern nur so zugepflastert ist. Gehen wir jetzt links, weil das Navi es zeigt, oder rechts, weil da die "11" langgeht? Wir sprachen dem Navi am Anfang fatalerweise noch eine gewisse Ungenauigkeit zu und entschieden uns, ganz klassisch, den Wanderwegs-Symbolen zu folgen. Nur stand "11" nicht für die Eifelsteigroute 11, sondern für einen extra langen Umweg mit Berg, der vielleicht irgendwann wieder auf den eigentlichen Weg zurückführte. Das tat er genau dort, wo die katholische Jugend ihre Stimmbänder und unsere Ohren mit "Lauda tu si" quälte. "Nichts wie weg" hiess übersetzt "rauf auf den nächsten Berg. Berge vulkanischen Ursprungs, wenigstens das ist vom Studium hängengeblieben, gehen steil hoch und auch wieder runter. Langes Gehen in der Ebene oder auf dem Bergrücken sind beim Lavaspucken nicht vorgesehen worden. Bei km 7 passierten wir ein kleines Dorf, und danach hatte uns die Einsamkeit wieder. Kaum noch Menschen unterwegs. Und die, denen man begegnete, grüßte man freundlich. Einige mussten wir mehrmals grüßen, ein Paar sogar vier mal. Das lag an den unterschiedlichen Pausenbedürfnissen und Gehtempi und auch ein klein wenig an meinem Ehrgeiz, alles, was vor mir ging, einzuholen. Sooo lange geradeaus zu gehen forderte meine Psyche. Da brauchte ich wenigstens ein paar Erfolgserlebnisse. Ein entgegenkommendes Paar fragte uns, ob wir auch nach Manderscheid gingen. "Ja, wir auch", stöhnten wir. Nachdem wir in entgegengesetzte (!) Richtungen den Weg fortsetzten wagte Stefan den Spruch "Die spricht ja genau so lustig wie du". Immerhin kamen wir drei am späten Nachmittag in Manderscheid an. Die Frau mit dem lustigen Eifeldialekt und ihren Begleiter haben wir dort nicht gesehen. Vielleicht gut, dass ich nie nach dem Weg gefragt habe... Die Highlights der Tour sind schnell erzählt. Viel Wald und noch mehr Wiesen, traumhafte Aussichten auf die Maare, strahlend blauer Himmel und ein Mekka für Wandervögel. Bestimmt gabs noch viel mehr zu sehen, aber dazu kann ich leider nichts sagen, da mein Blick permanent aufs Navi gerichtet war, oder auf Stefan, der auch auf sein Navi schaute und dabei gegen herumstehende Bäume zu laufen drohte. Zur Belohnung für unverletztes Ankommen gabs in Manderscheid große Schnitzel und große Getränke. Nach deren Einverleibung gings glücklich und sehr entspannt mit dem Bus zurück nach Daun. Ein herrlicher Tag in einem herrlichen Fleckchen Erde.

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