Der letzte Fahrtag der Radtour zum Bodensee liegt jetzt schon wieder so viele Tage zurück, wie die ganze Fahrt für mich gedauert hat. Zeit, ein paar kuriose Themen zu vertexten. Sicher interessiert sich nicht jedeR BlogleserIn fürs Rennradfahren, oder für Sport im Allgemeinen.
Deshalb habe ich ein paar Themen ausgewählt, die repräsentativ für den Wahnwitz dieser Tour stehen - und das ist absolut positiv gemeint. Ich bin mir sicher, dass 5 Tage lang täglich 150km Radfahren für viele als 'verrückt' gilt. Für mich war und ist es ein Riesenspass. Was in meinen Augen wirklich verrückt war, könnt ihr in den folgenden Posts lesen. Viel Spass!
Thema Heute: ERNÄHRUNG
Die Tätigkeit der Nahrungsaufnahme kennt viele Verben. Je mehr einem solchen ein tierischer Stallgeruch anhaftet, desto unapetitlicher ist meist der damit verbundene Vorgang aus Menschen Sicht. Wer möchte schon gerne beim Schnitzelfressen zuschauen oder einer Herde vom Junggesellendasein Abschiednehmender beim Bierschlabbern?
Wenn Rennradfahrer ihrem Körper Kalorien zuführen, reichen die Vergleiche aus dem Tierreich oft nicht mehr aus. Schnell, viel und häufig müssen die Energielieferanten rein. Ästethik spielt keine Rolle und auch der Geschmack bleibt meist auf der Strecke. Ein bischen wie Druckbetankung bei der Formel 1. Der Motor muss schließlich laufen.
Ein Mitradelnder behauptete gar 8000 kcal pro Tag zu verbrauchen, was natürlich übertrieben war.
Ich schätze, es waren 5000 - 6000, aber so genau weiss mans natürlich nicht.
Wer viele Stunden auf dem Radl sitzt und bergauf- und bergab durch die Lande rollt, kommt relativ schnell an den Punkt, wo man sich fragt, "wie bekomme ich diese Unmengen an verbrauchter Energie wieder in meinen muskelbepackten, leistungsbereiten Körper rein?"
Am einfachsten geht das natürlich auf flüssigem Wege. Zitronentee - ich habe ihn noch nie gemocht - liefert viel Energie, schmeckt eklig süß, verklebt alles, was auch nur in die Nähe kommt und lockt in Windeseile Armeen von Schimmelpilzen in die Trinkflasche. So ist man auch sicher nie alleine auf steilen Anstiegen unterwegs. Während der Fahrt zu kauen ist blöd, da anstrengend. Ausserdem nutzt man den Mund besser zum Atmen, oder, aber das macht nur der echte Profi, zum Quatschen mit den keuchenden Mitfahrern. Das beieindruckt ungemein. Wer jetzt noch genug Luft hat bei 18%iger Steigung sowohl zu essen als auch von der letzten Alpenüberquerung zu berichten, ist ein echter Held.
Auf Abfahrten ist die Atemluft seltener der limitierende Faktor, dafür stören bzw. ergänzen aber zielstrebig auf den geöffneten Mund zufliegende Insekten die Zwischenmahlzeit. Ergo: Man isst am besten auf grader Strecke, schön entspannt im Windschatten der sich abstrampelnden Vorderleute.
Knackige Müsliriegel, klebrige Powerriegel, durchgeschwitzte Gebäckstücke, oder flitsch-flutsch, das beliebte Power Gel in einem Zug, dann ist der Drops gelutscht. In der Summe der Kalorien kommt man mit den genannten Massnahmen aber nicht sehr weit. Da bleibt nur der gefürchtete Zwischenstopp
an einer Bäckerei und das heissersehnte Abendessen im Hotel. Die von uns besuchten Bäckereifachverkäuferinnen werden wahrscheinlich noch den Urenkeln von ihrem Umsatzrekord berichten. So wie die Pizzeria-Besitzerin in Iffezheim, die im letzten Jahr den DIN A4-Block zum Notieren der Bestellungen holen mußte, weil der handelsübliche Notizzettel nicht mehr ausreichte. In diesem Jahr war dort leider Ruhetag, dafür kam eine andere Pizzabude in den Genuß für uns 10 Leutchen mal eben 8 Partybleche (Umrechnugsfaktor: 1 Blech = 3 Pizzen) zu backen. Ich habe Mitradler gesehen, die eine Packung Volleiwaffeln von Aldi in 2 Minuten komplett verschlingen oder nach einer 3-Gänge Mahlzeit noch einen Kaiserschmarrn UND eine Portion Käsespätzle verputzen. Zum Auffüllen der Lücke der noch fehlenden Kalorien wurde allabendlich die gute alte Weizenbiermethode angewandt. Flüssig geht dann einfach leckerer.