Mittwoch, 26. August 2009

Run of Colours

Am Samstag fand in Köln zum ersten mal der "run of colours" statt. Es handelt sich dabei um ein Charity-Sport-Event zuGunsten der AIDS-Hilfe Köln. Am schönen Tanzbrunnen, idyllisch im Rheinpark, Domblick inklusive, ein Schippchen Galmour Glamour und ein Quentchen Sport. Schon war ein neues Highlight im Kölner Veranstaltungskalender geboren, das die Presse gar nicht so richtig in eine Schublade packen konnte oder wollte. Es ging ja schließlich um von allem etwas, aberdoch im wesentlichen ums Spenden für die AIDS-Hilfe. Zugegeben, mich hat das auch überzeugt, denn Stadtläufe gibt es viele und da wähle ich mitlerweile schon ein bischen genauer aus, wem ich mein Geld gebe. Das dachten sich ausser mir auch noch 1200 weitere sporliche Menschen und stellten sich um 19:00 Uhr mit einem gelben Luftballon ausgestattet an die Startlinie um sich über 5km oder 10 km zu beweisen. Unter ihnen auch so klanghafte Namen wie Klaus Vincon, Isabel Varell, Klaus Nierhoff (Lindenstrasse), Jo Weil (Verbotene Liebe), die einfach-nicht-fehlen-dürfende Elfi Scho-Antwerpes und, wie könnte auch er sich eine Blöße geben, everybody's darling und Spitzenkandidat der SPD, Jürgen Roters. Und ich mittendrin. Ganz ehrlich - ich bin eine Superzeit gelaufen und habe die zwei Runden vorbei am Hyatt, über die Deutzer Brücke, trepperaff zur Altstatt, trepperauf am Dom, Hohenzollernbrücke, Rheinpark und noch mal von vorn aufs herrlichste genossen. Die Organisation war auch bombig - alles hat gepasst, von der Startnummernausgabe bis zur Zielverpflegung. Den Run of Colours kann ich nur jedem ans Herz legen. Nächstes Jahr im Rahmen der Gay Games mitmachen, Gutes tun, Spass haben. Der Anhäufung von B-Prominenz kann man übrigens ganz einfach entkommen, wenn man nur einigermassen schnell läuft.

Dienstag, 18. August 2009

Eine Nacht im Zoo

Ist dunkel. Wer hätte es gedacht? Und trotzdem gab es eine Menge zu entdecken bei der "Langen Nacht im Kölner Zoo" am vergangenen Samstag. Es wuselte nur so von Menschen aller Sorten - vor allem kleinen, die sich von ihren Leittieren in kleinen Holzkarren über das weitläufige Gelände ziehen ließen. Vereinzelt hatten die Hausherren ihr Revier mit grellen Leuchtelementen markiert, so dass man ein paar Geparden durchs Gebüsch streifen sah. Im Schatten eines Felsens entdeckten wir ein Löwenpärchen beim Abendspaziergang und ein paar Savannenbüsche weiter ein einsames Nashorn, das vergnüglich mit einem Gummiball spielte. Das neue Elefantenbaby wurde von seinen stolzen Eltern vor den Blicken der neugierigen Zuschauer durch geschicktes hin- und herwanken der fetten Hinterteile abgeschirmt und die Seehunde demonstrierten, dass die Löffelstellung evolutionstechnisch noch in den Kinderschuhen steckt.
Die Spezies Mensch versuchte derweil hartnäckig zu beweisen, dass sie aller biologischen Merkmale zum Trotz, hervorragend an die Nacht angepasst ist. Während nebenan die Vögel in der Voliere krampfhaft den Schlaf auf einem Bein suchten, schoben sich zu Schummerlicht, Bier und Live-Music einer Schlager-Cover-Combo zwei schlaksige Teenager auf der Tanzfläche hin und her. Die Vögel wußten wohl schon, dass es hier nichts mehr für den Balztanz abzugucken gab. Vielleicht ist aber auch ein Zoo nicht der richtige Ort zum Balzen für Männlein und Weiblein im zarten Alter von geschätzten 18. Irgendwie auch wieder gut, dass es dunkel war.
Ich selber war mit Hilfe der kosmogalaktischen Zeitmaschine (=Elefantengedächtnis) allerliebster FreunInnen aus Sülz zu diesem Zoobesuch eingeladen worden. Es handelte sich nämlich um die Einlösung eines Geburtstagsgeschenks von vor 2 Jahren. Schwupps war ich noch mal 34. Mit entsprechender Jugendlichkeit und Tatendrang ausgestattet, mutete man mir offensichtlich problemlos vor dem Zoobesuch noch einen Abendspaziergang durch den Rheinpark und eine atemberaubende Fahrt mit der Kölner Rhein-Seilbahn zu. Das alles geschah natürlich rücksichtsvollerweise nicht ohne vorangehende Fütterung mit tausend Köstlichkeiten im Mongo's in Deutz. Ein traumhafter Abend, lecker, aufregend und tierisch schön.

Dienstag, 11. August 2009

Tourreport nach Theman - letzter Teil

Morgen Mittag kann ich endlich mein geliebtes Rennrad wieder in die Arme schliessen. Es hatte noch eine Woche Urlaub am Bodensee drangehangen um dann am Sonntag gemeinsam mit den Rädern der tapferen Alpenüberquerer gemeinsam nach Düsseldorf heimzukehren. Rennräder sind eben doch Herdentiere.
Für mich bedeutet das erst mal: reparieren. Bei unserem 2-stündigen Abstecher nach Frankreich war nicht nur der Vorderreifen ziemlich bald platt, sondern im Hinterrad brach auch noch eine Speiche. Ne, das Elsass ist wirklich schön, die Bedienung im Cafe war sogar nett und der Eisverkäufer hat gelächelt. Sogar die Sonne schien die ganze Zeit. Naja, wenn ich mit meinen Reparatur-Zwangspausen nicht den Aufenthalt im Nachbarland verlängert hätte, hätten wir auch keinen Regen mehr abbekommen.

So kams aber anders, und ich war ziemlich sauer auf die Franzosen und meine MitfahrerInnen ein klein wenig sauer auf mich, die ich zum ersten mal die mindere Qualität meines fahrbaren Untersatzes zu spüren bekam, aber lieber sauer sein wollte auf die vielen Baustellen und Schlaglöcher und Bahnschienen und überhaupt. Jubelnde Menschen am Strassenrand gabs auch, fand ich aber ein wenig irritierend. 'Allez allez, le tour, hoho', riefen sie uns zu. Die Deutschen Kleingärtner und Spaziergänger riefen meist nix oder blökten ein mürrisches 'Die Tour ist vorbei' in unsere Richtung. Womit sie ja schliesslich recht hatten. Klugscheisser. Meine Laune war nach 2 technischen Defekten innerhalb 2 Stunden bescheiden, aber nach der Ankunft im pittoresken Iffezheim, einem kühlen Bier und einer Riesenladung Pizza schlug das ganz schnell wieder ins positive um.

Wenn ich morgen mein Rad zurück bekomme, werde ich ein neues Hinterrad benötigen. Ein sehr lieber Kollege und Mitradler verkauft mir sogar einen Komplettsatz Laufräder, so dass ich wohl für die nächsten Ausflüge ins frankophile Schlagloch-Ausland gewappnet bin. Die hinteren Bremsblöcke muß ich auch noch erneuern, und dann kanns eigentlich wieder losgehen bevor die Abende zu kurz werden und kühle, nass-kalte Herbsttage heraufziehen. Bevor zu viel Wehmut nach Sommertagen bei gleißender Hitze, brennendem Asphalt, schmierigen Staub-Schweiß-Gemischen auf den Armen, Schwärme toter Tiere im Helm und klebrig-süßem Zeugs zwischen den Fingern, hier zum Abschluß noch meine ultimative Liste der Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde:

  • Von Anfang an die empfindlichen Gesäßteile mit ordentlich Vaseline einschmieren
  • Autan einpacken und ein Mückenvertreibungsding für Nachts mitnehmen
  • Mehr Fotos machen
  • Das Fahrrad einem professionellen Check-Up unterziehen und nicht die Bremsen aussparen
  • Gegen Langeweile beim Fahren vorsorgen*

* Das muß ich vielleicht ein bischen erklären. Also: Wenn man 6 Stunden (und manchmal länger) auf dem Rad sitzt, dann kann es einem halt auch schon mal langweilig werden. Treten, Lenken, Bremsen, Treten, treten, u.s.w. Man könnte das eintönige Geradeausfahren natürlich spannender gestalten, wenn man freihändig fahren übt, oder während der Fahrt die Hinterleute fotografiert. Man könnte die vorbeirauschenden Kühe und Schafe zählen, die Lidls und Obis deutscher Kleinstädte im Kopf kartieren oder, wie schon damals mit Mutti und Vati auf dem Weg nach Italien, Nummernschilder raten. Falls ich noch mal für so viele Stunden aufs Rad steige, nehme ich mir vor, ein Gedicht auswendig zu lernen. Mindestens eins.

Freitag, 7. August 2009

Düsseldorf kann schön sein

Hier ein Beispiel (aufgenommen am 05.08.2008 am Rheinufer bei Vollmerswerth):

Bootshaus Bottke (oben) - Sonnenuntergang mit Blick Richtung Altstadt (unten):

Donnerstag, 6. August 2009

Tourreport nach Themen - Teil II

LIEBENSWERTE FREAKS

Die Radtour war toll, das kann ich garnicht oft genug schreiben. Hervorzuheben sind natürlich die vielen kleinen Dinge, die man erlebt, wenn man sich quasi permanent in Bewegung befindet. Jede Sekunde eine neue Entdeckung: der Blick vom Berg hinab ins Tal, hinter die nächste Kurve, über die Brücke hinweg, durch den Wald hindurch. Wunderbare Landschaften ziehen an einem vorbei, gepaart mit Gerüchen und Geräuschen, Farben, und Formen. Manchmal ist das fast schon romantisch, man gerät ins Träumen, denkt an Effi Briest, wie sie in der Kutsche...und dann, peng, ein Stöhnen, ein Jammern, der Schweißgeruch vom Vordermann - man plumst zurück auf den harten Sattel der Realität und realisiert: Ich mache eine Gruppenreise!
7 Radler, 2 Radlerinnen und eine Begleitfahrzeugfahrerin waren für 5 Tage mein Mikrokosmos. Drei davon lernte ich erst an Tag 1 der Fahrt kennen. Grundprinzip einer Gruppenreise ist das gemeinsame Ziel. Da wir uns schon bei der Anmeldung total einig waren, dass wir am 29.Juli gesund und mit Rad am Bodensee ankommen wollen, gabs da keinen Diskussionsbedarf. Erprobte Mitradler hatten schon im Voraus Einzelzimmerbelegung gebucht - sie wussten schon, was da so auf einen zukommt. Die vielen Eindrücke vom Tag wollen ja auch irgendwann mal mitgeteilt werden. Und wann kann man das besser als vor dem Einschlafen?
Man soll auch nicht glauben, dass die täglich aus- und eingepackten Reisetaschen keine stinkenden Socken enthalten. Kollektionen von ausgemusterten Tour de France Profiteam Trikotsätzen müffeln nun mal nach Gebrauch - und die Abende waren dann doch zu schön als dass man sie mit Rei in der Tube schrubbend im Bad verbringen wollte. Während des Radelns versanken die meisten in Tagträumen. Einer träumte von Mainz 05, einer von Borussia M'Gladbach, einer übte heimlich Rilke-Gedichte. Doch so bald das Begleitfahrzeug am Horizont erschien, dachten alle plötzlich nur das eine: Essen! Als gäbe es kein Morgen wurden Riegel und Kekse aus der Futterkiste gegrabscht und in Trikottaschen und Münder gestopft. Die zahlreich mitgeführten Navigationsgeräte rissen uns auch so manches mal aus dem süßen Traum vom abendlichen Weizenbier, denn sie zeigen noch lange nicht alle gleichzeitig das gleiche Links an. Wildes Geschrei und Gestikulieren machte sich breit, der Stresspegel stieg so lange an, bis der Checker die Lage mit einem finalen "hier lang" beruhigte. Er hatte den besten Draht zum Satelliten. Wenn dann endlich nach einem langen Tag "Sie haben das Ziel erreicht" auf dem Display blinkte, sammelten wir uns um den gut gedeckten Tisch, aßen, tranken und erzählten uns die immer gleichen Geschichten von - ja, das ist kein Witz - sportlichen Höchstleistungen.
5 Abende redeten wir über Marathonbestzeiten,
Trainingspläne und Taktiken, tauschten Triathlonerfahrungen aus, wie zum Beispiel bei welcher Schwimmdistanz die meiste Entenkacke im Wasser war.

  • Bringen Kompressionssocken wirklich was?
  • Soll man Powerbar kaufen oder gibt es günstigere Alternativen? Welcher Laufradsatz taugt wirklich was?
  • Wie wird man beim Marathon 2 Minuten schneller?
  • Haben Frauen mehr Sitzprobleme auf dem Rennrad als Männer?
  • Soll man bei der Triathlon-Kurzdistanz Socken anziehen
  • oder einfach die Blasen an den Füßen in Kauf nehmen?
Ich habe es genossen, stundenlang übers Laufen, Schwimmen, Radfahren zu reden, ohne dass nur einer im Geringsten mit der Wimper zuckt.
Als dann die Stories vom Triathlon in Roth (das Hawai von Deutschland!) ausgepackt wurden und die Gruppe mit offenem Mund dem Finisher lauschte, war mir ganz schnell klar: Ich bin doch eigentlich noch ganz normal.

Dienstag, 4. August 2009

Tourreport nach Themen - Teil I

Der letzte Fahrtag der Radtour zum Bodensee liegt jetzt schon wieder so viele Tage zurück, wie die ganze Fahrt für mich gedauert hat. Zeit, ein paar kuriose Themen zu vertexten. Sicher interessiert sich nicht jedeR BlogleserIn fürs Rennradfahren, oder für Sport im Allgemeinen.
Deshalb habe ich ein paar Themen ausgewählt, die repräsentativ für den Wahnwitz dieser Tour stehen - und das ist absolut positiv gemeint. Ich bin mir sicher, dass 5 Tage lang täglich 150km Radfahren für viele als 'verrückt' gilt. Für mich war und ist es ein Riesenspass. Was in meinen Augen wirklich verrückt war, könnt ihr in den folgenden Posts lesen. Viel Spass!


Thema Heute: ERNÄHRUNG

Die Tätigkeit der Nahrungsaufnahme kennt viele Verben. Je mehr einem solchen ein tierischer Stallgeruch anhaftet, desto unapetitlicher ist meist der damit verbundene Vorgang aus Menschen Sicht. Wer möchte schon gerne beim Schnitzelfressen zuschauen oder einer Herde vom Junggesellendasein Abschiednehmender beim Bierschlabbern?
Wenn Rennradfahrer ihrem Körper Kalorien zuführen, reichen die Vergleiche aus dem Tierreich oft nicht mehr aus. Schnell, viel und häufig müssen die Energielieferanten rein. Ästethik spielt keine Rolle und auch der Geschmack bleibt meist auf der Strecke. Ein bischen wie Druckbetankung bei der Formel 1. Der Motor muss schließlich laufen.
Ein Mitradelnder behauptete gar 8000 kcal pro Tag zu verbrauchen, was natürlich übertrieben war.
Ich schätze, es waren 5000 - 6000, aber so genau weiss mans natürlich nicht.
Wer viele Stunden auf dem Radl sitzt und bergauf- und bergab durch die Lande rollt, kommt relativ schnell an den Punkt, wo man sich fragt, "wie bekomme ich diese Unmengen an verbrauchter Energie wieder in meinen muskelbepackten, leistungsbereiten Körper rein?"
Am einfachsten geht das natürlich auf flüssigem Wege. Zitronentee - ich habe ihn noch nie gemocht - liefert viel Energie, schmeckt eklig süß, verklebt alles, was auch nur in die Nähe kommt und lockt in Windeseile Armeen von Schimmelpilzen in die Trinkflasche. So ist man auch sicher nie alleine auf steilen Anstiegen unterwegs. Während der Fahrt zu kauen ist blöd, da anstrengend. Ausserdem nutzt man den Mund besser zum Atmen, oder, aber das macht nur der echte Profi, zum Quatschen mit den keuchenden Mitfahrern. Das beieindruckt ungemein. Wer jetzt noch genug Luft hat bei 18%iger Steigung sowohl zu essen als auch von der letzten Alpenüberquerung zu berichten, ist ein echter Held.
Auf Abfahrten ist die Atemluft seltener der limitierende Faktor, dafür stören bzw. ergänzen aber zielstrebig auf den geöffneten Mund zufliegende Insekten die Zwischenmahlzeit. Ergo: Man isst am besten auf grader Strecke, schön entspannt im Windschatten der sich abstrampelnden Vorderleute.
Knackige Müsliriegel, klebrige Powerriegel, durchgeschwitzte Gebäckstücke, oder flitsch-flutsch, das beliebte Power Gel in einem Zug, dann ist der Drops gelutscht. In der Summe der Kalorien kommt man mit den genannten Massnahmen aber nicht sehr weit. Da bleibt nur der gefürchtete Zwischenstopp
an einer Bäckerei und das heissersehnte Abendessen im Hotel. Die von uns besuchten Bäckereifachverkäuferinnen werden wahrscheinlich noch den Urenkeln von ihrem Umsatzrekord berichten. So wie die Pizzeria-Besitzerin in Iffezheim, die im letzten Jahr den DIN A4-Block zum Notieren der Bestellungen holen mußte, weil der handelsübliche Notizzettel nicht mehr ausreichte. In diesem Jahr war dort leider Ruhetag, dafür kam eine andere Pizzabude in den Genuß für uns 10 Leutchen mal eben 8 Partybleche (Umrechnugsfaktor: 1 Blech = 3 Pizzen) zu backen. Ich habe Mitradler gesehen, die eine Packung Volleiwaffeln von Aldi in 2 Minuten komplett verschlingen oder nach einer 3-Gänge Mahlzeit noch einen Kaiserschmarrn UND eine Portion Käsespätzle verputzen. Zum Auffüllen der Lücke der noch fehlenden Kalorien wurde allabendlich die gute alte Weizenbiermethode angewandt. Flüssig geht dann einfach leckerer.