Am Montag war ich bei Ikea. So ganz konkret, also mit wasserwagengenauer Präzision, kann ich gar nicht sagen, was ich dort genau wollte. Ein Besuch bei IKEA gehört zu einem Umzug nun mal einfach dazu, so selbstverständlich wie der Nachsendeantrag, der Sperrmüll oder die notorisch knappen und viel zu schwer befüllten Umzugskartons. Mein Bauch flüsterte mir schon seit Tagen zu „Fahr zu IKEA. Fahr zu IKEA. Das macht Spaß.“
Mein Kopf konterte mit einem verzweifelten Aufschrei von „Laß es sein. Du kaufst nur wieder Dinge die dann doch nicht passen oder die sich als weniger hübsch entpuppen als in der durchgestylten IKEA-Kulisse angepriesen. Und denk an all die nörgeligen Kinder und die lange Wartezeit beim Bezahlen und die Bauchschmerzen nach dem Hotdog danach.“
Es half nichts. Der Bauch siegte und ich fuhr, zugegebenermaßen ein bisschen angespannt, um 9:45 Uhr hin. Das schlechte Gewissen konnte nur mit einem frühst möglichen Angriff auf die bunte Bretterwelt beruhigt werden. Ja nicht auch noch Schlange stehen und sich vom Kopfgefühl bestätigt fühlen.
Ich fand sofort einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Eingangs, einen von denen, die sich direkt an die Behinderten- und Familienparkplätze anschließen. Dann trollte ich mich durch die sogenannte Ausstellung und machte mir ganze zwei mal Notizen auf einem „Mach Dir Notizen“-Block. In der Markthalle ließ ich mich ein paar Mal verführen und stopfte gedankenverloren ein paar optional multifunktionale Textilien in den Wagen.
So stand ich also um 11:00 Uhr schon an Position 2 einer Kasse und überschlug vorsichtig den Warenwert in meinem Einkaufswagen. Immerhin hatte ich nicht auf einen mit Platte und Schiebebügel zurückgreifen müssen. Dafür war mein Standardtrolley aber lückenlos gefüllt und die zu zahlende Summe völlig überraschend in jenen Regionen, die dem Kopfgefühl glasklar den Lorbeerkranz des Siegers aufsetzten. In der neuen Wohnung angekommen stellte sich auch sehr schnell die prognostizierte Ernüchterung ein: „Molger“ war zu hoch und „Vika Amon“ zu breit. Ich war vorübergehend deprimiert. Nicht restlos am Boden zerstört, erschlagen von den Trümmern meiner planerischen Unfähigkeit, nein, einfach nur ein bisschen ernüchtert. So, als wenn man seine strahlend weiße Bluse beim Spaghetti-Bolognese-Essen mit Soße bekleckert und verdutzt, das Dilemma betrachtend, an sich runterschaut.
Doch so viel Arbeit lag noch vor mir, dass ich schnell jedem Hauch einer Umzusgdepression den Garaus machte. Gestern kündigten sich die Karton-Lieferung, die Sofalieferung und eine Nachmieter-Wohnungsbesichtigung gleichzeitig an. Mein virtuell in drei Teile gerissener Körper drohte zu implodieren. Als dann die Wohnung gezeigt, die Kartons geliefert und die Sofateile abgeladen waren, jegliche geistige wie physische Bewegungsenergie zum Übergang in den Ruhezustand angesetzt hatte, klingelte mein Handy. Eltern!!! „Wir dachten, wir kommen mal ganz spontan vorbei.“ Kann man da „nein“ sagen? Immerhin musste ich mir keine Gedanken ums Aufräumen oder Putzen machen. Es war mir eigentlich ziemlich egal, sollten sie kommen, vielleicht tat eine erzwungene Pause ja auch mal gut. Papa brachte dann auch die Stichsäge und eine große Auswahl an Inbusschlüsseln mit, so daß Molger jetzt nicht mehr zu hoch ist und das neue Sofa nicht mehr aus Einzelteilen besteht. Mama putzte ein bisschen (das tun wohl alle Mütter) und dann tranken wir gemütlich Kaffee im Cafe Rekord. Die Wohnung gefiel ihnen außerordentlich gut, die Gegend sei ja auch ganz toll und Oma habe gemeint, jetzt werde ich ja doch noch endlich erwachsen.
So viel Lob an einem Tag war genug, und ich habe beschlossen, den Feierabend mit einer ordentlichen Sofa-Einweihungs-Probeliegen-Session einzuläuten.