Tagebuch eines ersten Quartals
Da ich außer einem Bericht über einen Spaziergang und über die letzten Osterferien noch nicht viel aus meinem Leben 2023 berichtet habe, hole ich das mit diesem Blogeintrag gerne nach.
Erst denke ich
immer, dass ja gar nicht so viel passiert ist. Aber jedes Mal, wenn ich joggen
gehe, schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf und Ideen sprießen, von
Themen, über die ich gerne schreiben möchte.
Apropos joggen.
Am 1. April fand
nach längerer Pause endlich mal wieder der Düsselcup statt. Diese sowohl
internationale als auch familiäre Düsseldorfer LFBTIQ*-Multisportveranstaltung
hat mich in der Vergangenheit schon einige Male auf dem Sieger:innenpodest
gesehen – sowohl nach erfolgreich absolvierten Läufen als auch als
ultraschnelle Schwimmerin. An diese Meisterleistungen anzuknüpfen lag mir zwar
fern, aber die eigene Form bei einem lockeren 10 km Lauf durch den Volksgarten
zu überprüfen, sollte doch eine angemessene Challenge sein.
Digitalisierung sei Dank, war ich in ein paar Minuten angemeldet und notierte
mir Startzeit und Ort der Veranstaltung. Da der Lauf an einem Samstagnachmittag
stattfand, nutzte ich den Vormittag noch, das Fußballteam von Herrn O. bei
einem gelungenen Fußballspiel anzufeuern. Mit dem Abpfiff bahnte sich langsam
ein Hauch von Nervosität und Anspannung in mir auf, die ich aber mit all meiner
hundertjährigen Wettkampfroutine locker in den Griff bekam. Umziehen, Essen,
Sachen kontrollieren, Uhr checken, noch mal Sachen kontrollieren, Route
checken, noch mal Sachen kontrollieren, losfahren.
Kurz nach 13 Uhr parkte ich in der Nähe des Starts und schlenderte lässig zum
Startpunkt. Dort begrüßten mich ein paar der Organisator:innen sehr freundlich
mit einem „willst du noch schnell hinterherlaufen?“. Ich grinste immer noch völlig
entspannt und fragte nach einer Möglichkeit, meine Sachen zu deponieren. „Das
kannst du gerne dort drüben bei der Turnhalle abgeben. Aber im Ernst, wäre
besser, wenn du es hier lässt und gleich los läufst. Die anderen sind seit 15
Minuten unterwegs, aber ist schon ok. Mach dir keinen Stress.“ So langsam fand
ich diese Ratschläge ein bisschen nervig. Immerhin war ich felsenfest davon
überzeugt, dass der Lauf um 14 Uhr gestartet wird. „April, April“, lächelte ich die Ratschläge
weg, ihr habt ja lustige Ideen“.
Als ich dann in die amüsierten Gesichter zweier Männer blickte, die mir
versicherten, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelte, durchlebte ich
ein Gefühlsgewitter.
Ich hatte alles super geplant, ein ganzer Nachmittag für mich, ein Lauf auf
Zeit bei einem echten Wettkampf, keine Wehwehchen, einfach nur pure Freude –
und dann war ich zu spät. Und das noch nicht mal fremdverschuldet, sondern einzig
und alleine ich war der Depp, die sich die Zeiten falsch gemerkt hatte.
Zum Glück waren alle superfreundlich zu mir und wurden auch nicht müde ein drittes Mal zu betonen, dass ich gerne noch loslaufen könne. Und das tat ich dann auch.
Es wurde der beste 10 km Lauf der letzten 3 Jahre. Nässe, Kälte, Matsch und die Tatsache meine, Mitläufer:innen nicht ein einziges Mal zu sehen, hielten mich nicht davon ab, jeden Meter zu genießen. Ich blieb ganz knapp über der Stundenmarke (1:02:31) und fühlte mich im Ziel als Siegerin.
Im Februar entkamen
Frau O. und ich dem rheinischen Karnevalsgetümmel und verbrachten ein
unglaublich entspanntes, verregnetes, windiges aber auch kraftspendendes Wochenende
in Berlin. Die meiste Zeit - wenn wir uns
nicht grade gegenseitig betonten, wie toll es ist, ein paar Tage ohne Kinder zu
verreisen, um dann im nächsten Satz zu betonen, wie sehr wir sie gleichzeitig
vermissen – verbrachten wir mit Cafetrinken, Essen, Shoppen. Ein bisschen
Kultur gönnten wir uns auch (den Namen der Ausstellung von der Fotografin,
deren Namen ich ebenfalls vergessen habe, habe ich vergessen. Es war einer
unserer raren Abstecher in den Westen. Im Foyer der Räumlichkeit stand viel sich
wichtigtuendes Berlinale-Publikum herum. Die Menschen auf den Fotos waren alle
nackt oder rauchten oder beides. Die Künstlerin ist Amerikanerin. Wer ist das
heute nicht in Berlin? ).
Wir trafen Freundinnen und Freunde, wir besuchten coole Läden, fotografierten
die East-Side-Gallery, die sich direkt neben unserem Schulz-Hotel befand, in
dem das Personal ausschließlich Englisch sprach und nicht wußte, was Quark ist,
dafür aber mittelmäßige Pastais de Nata mit russischem Akzent verkaufte.
Ich kaufte Socken
als Andenken an die Berlinale und ließ mich kräftig inspirieren von Graffitis
und Berline Dingen. Die Deutsche Bahn fuhr uns problemlos zurück nach
Düsseldorf, auch wenn sie auf dem Hinweg nach bahntypisch in Hamm bei der
Kupplung gezickt hatte.
Im März hatte der
Junior eine ganze Woche Trommelprojekt in der Schule. Jeden Tag lernten die
Kinder neue Rhythmen und Textfragmente, die dann bei der großen Aufführung am
Freitag auf magische Weise ein fabelhaftes Gesamtwerk ergaben. Ich war
beeindruckt und gerührt. Tolle Aktion, die gezeigt hat, was Kinder schaffen
können, wenn sie etwas mit Leidenschaft und Spaß machen.
Vol.2 einer
Bildschirmarbeitsplatzbrille hat Einzug auf meiner Nase gehalten. In guter
Tradition ist sie rot.
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