Wanderung in Corona-Zeiten
Letzte Woche war ich wandern.
Ja, wandern. Ich weiss, das machen jetzt alle. Dehalb, oder besser gesagt trotzdem war ich jetzt auch wandern. Nicht weit weg von zu Hause, am Rande des schönen Neandertals, begann die 10 km lange Entdeckerschleife "Panoramaweg Haus Urdenbach".
Ein paar Wochen
zuvor bekam ich Lust darauf, mir einen Tag frei zu nehmen und mit einer guten
Freundin für ein paar Stunden durch die wilde düsseldorfer Vorstadt-Landschaft
zu wandern. Auf einen Tag hatten wir uns schnell geeiningt. Blieb nur noch zu
hoffen, dass die Kinder nicht plötzlich Schnupfen bekamen oder das Wetter uns
einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Weder das eine
noch das andere passierte. So packten wir unsere Rucksäcke und schauten nach
einem deftigen gemeinsamen Frühstück auf die "Neandertal-App", die
mit einer Vielzahl interessanter Wanderrouten aufwartete.
Ich sage nur
"Vorsicht bei der Auswahl der Wanderroute!" Länge, Dauer und
Höhenprofil sind wichtig, aber die Streckenführung sollte man nicht
unterschätzen. Wer wandert schon freiwillig entlang von Hauptstrassen und
kleinstädtischen Einkaufszentren mit 80er Jahre Charme? Genau dort führte unsere
Route entlang. Nach einem kurzen Ansteig vom Erkrather Bahnhof mit Wiesen und
Büschen rechts und links, führte der talwärts asphaltierte Weg zielstrebig auf
eine Siedlung am Rande des Unterbacher Sees zu. Wir hätten hier immerhin
Gelegenheit gehabt, beim lokalen Rewe unseren Wocheneinkauf zu tätigen oder bei
der Bäckereikette unsere Vorräte aufzufrischen. Dabei waren wir noch nicht mal
eine Stunde unterwegs und längst noch nicht in Rast-Laune.
Diese überkam uns
dann sobald wir wieder Natur um uns herum hatten und der Dreck unter unseren
völlig überskalierten Wanderschuhen wieder die Oberhand gewann. Auf einer Bank
am Wegesrand aßen wir belegte Brötchen und tranken heissen Tee aus der
Thermoskanne. Dabei stellte sich zum ersten Mal ein befriedigendes Gefühl ein.
Die Sonne blinzelte durch die Wolken und ein paar blökende Schafe von der Wiese
um die Ecke sorgten für das richtige Outdoor-Feeling.
Das zweite Drittel der Entdeckerschleife, die ihren Namen übrigens davon hat, dass man sie an jeder Wegegabelung aufs Neue entdecken musste (Schilder Mangelware), führte uns ein Stück an der A3 entlang. Dann ging es wieder bergauf, zurück richtung Startpunkt.
Unterwegs erklärt eine Panoramatafel die großartige Sicht nach Süden über die Kölner Bucht, die Ville
und den Rand der Nordeifel. Bei klarer Sicht ein beeindruckender Weitblick. Wir
hatten Glück und erspähten den Kölner Dom und die Kraftwerke von RWE.
Wären wir mit der
Deutschen Bahn gereist, wäre jetzt eine Stimme erklungen, die voller Stolz
verkündet, dass wir unser Ziel pünktlich erreichen werden. Diese Stimme ertönte
nun ganz sanft aus unserem tiefsten Inneren, während eine imaginäre Hand uns
anerkennend auf die Schultern klopfte.
Nach genau 3
Stunden waren wir stolz und ein wenig erschöpft wieder am Auto angekommen. Zeit für einen Capucchino beim Lieblingscafe in Flingern.
Zur Abrundung dieses erlebnisreichen Tages glitt ich am Nachmittag noch in die Badewanne und gönnte mir ein wohliges Schaumbad mit meinem aktuellen Lieblings-Podcast "Apocalypse und Filtercaffee".
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