Mittwoch, 30. November 2016

Mesut

Wit hatten das Thema schon mal. Damals entdeckte unser Großer auf einer Party ein Jesus-Bildnis und fragte mich, wer das denn sei. Nachdem ich ihm kurz erklärt hatte, dass das Jesus sei, ein Mann, der vor langer Zeit gelebt hat und coole Sachen gemacht hat, jetzt aber tot sei und im Himmel wohne, war sein Wissensdurst erst mal befriedigt.
Bis auf den Moment, als er fragte: Kommt dieser Mesut irgendwann mal wieder vom Himmel runter? 
So ward der Mythos um Mesut und die göttlichen Super-Powers geboren.

Das Thema ruhte eine Weile und weckte erst vor ein paar Wochen wieder sein Interesse.  Er hatte einer Geschichte gelauscht, die davon handelte, wie jemand aus dem erweiterten Bekanntenkreis an Herzversagen gestorben war. Tags darauf auf dem Weg zur Kita fragte er mich, ob Mesut auch ein krankes Herz hatte. Wusste ich jetzt nicht genau, aber ich erklärte ihm, dass Jesus wohl eher politische Probleme als Herzprobleme gehabt hatte. Und als er dann nicht locker ließ und unbedingt wissen wollte, wie er denn gestorben sei, sagte ich halt die ungeschminkte Wahrheit: Die Römer haben ihn ans Kreuz genagelt. Das beeidruckte ihn sehr.
So sehr, dass er sofort zur Erzieherin lief und ihr aufgeregt berichtete, dass die Römer den Mesut einfach ans Kreuz genagelt haben und der daraufhin verblutet sei. Die Erzieherin staunte nicht schlecht.
War sie doch grade dabei, die Kinder behutsam auf Weihnachten und die Geburt des Christkindes vorzubereiten. Da platzte die Nachricht unseres Sohnes im breaking-news-Stil schon ganz schön brutal in den Kita-Alltag hinein.

Als wir eine Großtante von mir - eine pensionierte Nonne - vorige Woche in ihrem Seniorenheim besuchten, erzählte er auch ihr ganz stolz die Geschichte von Mesuts Tod. Er ergänzte die dramatische Geschichte aber noch um weitere Details. Mesut sei nach drei Tagen unter der Erde in den Himmel gefahren und ist jetzt ein Geist. Meine Großtante war sichtlich beeindruckt.
Dieser Mesut ist schon ein cooler Typ. Herr O. ist offensichtlich schwer beeindruckt von seinen Super-Powers und versucht zur Zeit die Beziehung zwischen Gott und Jesus mit seiner kindlichen Logik zu erfassen. Da kommt noch so einiges auf uns zu, und ich sage euch, die Geschichte vom Weihnachtsmann, der durch einen Kamin klettert, wäre mir manchmal lieber.

Donnerstag, 17. November 2016

Ein Tag im November

Ich lehne mich zurück und genieße einen Tee. Ruhe für einen kleinen Moment. Ein wahrlich sehr kostbarer Zustand. Seit 2 Monaten bin ich zurück im Büro und unser Leben als 4-köpfige Familie ist so lebendig und munter wie noch nie zuvor. Das erklärt auch die lange Sendepause an dieser Stelle. Zwischen Aufstehen, Kita, Büro, Kita, Einkaufen, Abendessen, Haushalt, Zu-Bett-Gehen, Schlafen bleibt kaum noch Zeit für die kleinen persönlichen Momente.

·         Der Junior ist mittlerweile neun Monate alt und krabbelt fleißig durch die Gegend. Er erkundet alle Räume und Schubladen, zieht Stecker aus der Steckdose, ahmt den großen Bruder nach, steckt alles in den Mund und trainiert neben seinen Beinmuskeln auch seine Stimmbänder. Zähne hat er schon zwei, doch die nächsten lassen nicht mehr lange auf sich warten. Er kann ganz schön was einstecken und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Leider ist er beim Thema „Schlafbedarf“ seinem Bruder sehr ähnlich. Er braucht nämlich nicht viel. Das treibt die Mamas manchmal an den Rand des Wahnsinns. Schläft Herr O. um 22:30 Uhr ein und Junior wacht um 23:30 Uhr bereits zum ersten Mal auf, um sich dann beinahe stündlich  zu melden, müssen wir unseren Nachtschlaf schon Häppchenweise zu uns nehmen um netto auf ein halbwegs vertretbares Maß zu kommen. Aber wie alles mit Kindern ist auch das sicher nur eine Phase.

·         Herr O. durfte vor einigen Wochen seinen vierten Geburtstag feiern. Damit er möglichst viele Freunde einladen konnte, haben wir in der Nähe einen Raum gemietet. Das klingt vielleicht ein bisschen posh, hat sich aber in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Neun Kinder konnten so nach Herzenslust toben und Krach machen, ohne dass wir Angst haben mußten, dass sich die Nachbarn beschweren oder etwas kaputt gehen konnte. Herr O. ist mächtig stolz darauf, jetzt endlich vier zu sein und läßt keine Gelegenheit aus, das auch zu erzählen.

·         Im Kinderzimmer ist themenmäßig seit Monaten die Ritterzeit angebrochen. Playmobil-Ritter sind das Maß aller Dinge. Sie kämpfen mit Dolchen, Lanzen, Pfeil und Bogen, Schwertern und Gewehren. Ginge es nach der Waffenpräsenz in unserer Wohnung, dürfte nie ein böser Mensch sich auch nur in die Nähe unseres Hauses wagen. Brauchen die Ritter mal ein bisschen Pause, springen gleich Heerscharen von Piraten oder kriegsbemalten Indianern ein. Mir persönlich macht das Abtauchen in Playmobil-Welten auch sehr viel Spaß. Dass ich mir allerdings zu Weihnachten eine Ritterburg wünsche, ist ein Gerücht!

·         Wenn die Waffen dann mal ruhen, hört Herr O. gerne Hörspiele. An dieser Stell möchte ich mal ein großes Dankeschön an Ingo Siegner, den Autor von Drache Kokosnuss, aussprechen. Ich liebe seine CDs und bin sehr dankbar, dass Menschen so liebevolle, mit feinem Humor gespickte Geschichten erzählen. Gleiches gilt für Käpt’n Sharky, der vom unvergessenen Dirk Bach gesprochen, einfach unschlagbar ist.
Elliot und Isabella versüßen uns manchmal lange Autofahrten, fordern aber einen langen Atmen. Ich weiß nach 20 Minuten manchmal nicht mehr, ob Bocki Bockwurst oder Schredder grade aufgetaucht sind.

·         Sportlich machte Herr O. in den letzten Monaten große Fortschritte. Er schwimmt jetzt mit einer Nudel oder einem Brett kreuz und quer durchs Schwimmbecken und läßt sich dabei keine Anstrengung anmerken. Sein Turnkurs findet nun ohne Eltern statt. Noch bleibe ich während der Leibesübungen in der Umkleidekabine und unterhalte mich mit den anderen Müttern, die gleiches tun. Er lernt fleißig Purzelbaum und Handstand und genießt stolz seine neue Unabhängigkeit. Ich freue mich schon darauf, diese Stunde "sinnvoll" zu nutzen - was auch immer sinnvoll heißen soll.

·         Ich habe mich sportlich ziemlich rar gemacht. Arme, Beine, Herz und Lunge funktionieren dank täglicher Radfahrten zum Büro zwar immer noch einigermaßen, aber die jahrelang antrainierte Fitness ist spürbar geschrumpft. Entweder keine Zeit, keine Kraft oder krank. Irgendwas steht immer im Weg und wer mich kennt weiß, dass ich definitiv nicht die Person bin, die sich vor sportlicher Betätigung drückt. Es kommen sicher auch wieder andere Zeiten, und bis dahin reichen auch schon mal 10000 Schritte am Tag, dass ich mich aktiv fühle.

Dienstag, 15. November 2016

Berlin 2016

Berlin, Berlin, wir fuhren nach Berlin

Unser spätsommerlicher Berlinbesuch wurde spätestens in diesem Jahr zur Tradition, denn wir fuhren nun schon zum dritten Mal für eine Woche in die Hauptstadt. Als Unterkunft und Ausgangspunkt sämtlicher Aktivitäten diente uns wieder die liebevoll familienfreundlich eingerichtete Wohnung in Schöneberg (www.zumschoenenberg.de). Dieses Apartment war damals echt ein Glücksgriff. 140 qm, Parterre, zwei große Schlafzimmer, riesiges Kinderzimmer mit Spielsachen, Wannenbad, voll ausgestatteter Küche, Waschmaschine, kilometerlanger Flur zum Rennen und Rutschautofahren. Gleich um die Ecke gibt’s alle Einkaufsmöglichkeiten die das Herz begehrt, kinderfreundliche Restaurants, Spielplätze und Eisdielen mit der für Berlin grade typischen und natürlich total hippen Auswahl an cool klingenden und interessant schmeckenden bio-veganen Sorten.

Nachdem wir 2014 mit dem Flugzeug und 2015 mit der Bahn angereist waren, fuhren wir in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Auto. Das Besondere daran war, dass das Auto niegelnagelneu war und mit der langen Fahrt von Düsseldorf nach Berlin seine Feuertaufe erhielt. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine besonders passionierte Autofahrerin bin. Pro Jahr kommen nicht viele Kilometer zusammen und so war die fast 6-stündige Fahrt gen Osten schon eine ordentliche Herausforderung für mich – aber auch für den Rest der Familie.




Der Große nutzte die Zeit effektiv zum Schlafen und Hörspiel-Hören. Er war rundum glücklich und hielt die Fahrt gut durch. Leider zeigte der Junior uns durch anhaltendes Schreien sehr deutlich, dass Autofahren nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Das führte dann dazu, dass Frau O. den bequemen Co-Pilotinnen-Sitz gegen den mittleren Schleudersitz auf der Rückbank tauschen mußte, spätestens in Bielefeld eingeschlafene Beine hatte und ab Hannover dann still leidend ihr Schicksal in Starre ertrug. Ich hatte das Privileg, die Fahrt mit dem neuen Auto zu genießen, denn der C-Max fuhr schön leise und schnell und brachte uns sicher ans Ziel. Falls wir nächstes Jahr wieder nach Berlin fahren sollten – was bei Traditionen ja wahrscheinlich ist – plädiere ich allerdings stark für eine Fahrt mit der Bahn. Geht schneller, man kann zwischendurch aufstehen und die Kinder können jederzeit aufs Klo. Junior wird dann auch alt genug sein, dass wir nicht mehr Tonnen an Babyzubehör mitbringen müssen.

Zur Berlin-Tradition gehört auch traditionell supergutes Spätsommerwetter. Nur am ersten Tag beglückte uns die Sonne nicht. Das nutzten wir dann zu einem Besuch im Lego Discovery Center. Für 4-jährige nicht zu empfehlen lautet mein Urteil. Der Große hatte ziemlich schnell rausbekommen, dass es am Ausgang einen Lego-Shop gibt. Seitdem er das wußte, drängte er nur noch Richtung Ausgang. Einmal raus, kam man allerdings nicht mehr rein, was bei 40,- Euro Eintritt schon ärgerlich ist. Also rannte ich ihm die meiste Zeit hinterher und versuchte ihn vor der Eingangstür zum Shop abzufangen. Die einzigen Argumente, die ihn zurückhielten waren Gummibärchen und eine wiederholte Fahrt auf der Mini-Geisterbahn.





Die folgenden Tage waren geprägt von Kurze-Hosen-Wetter und viel frischer Luft, die wir vorzugsweise auf tollen Berliner Spielplätzen einatmeten. Ritterspielplatz und Hexenspielplatz in Schöneberg, 1000 und eine Nacht-Spielplatz in Neukölln, Krausnickpark in Mitte, Wasserspielplatz im Volkspark Friedrichshain um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir besuchten Freunde, lümmelten uns auf der Picknickdecke im Park oder spielten Fangen auf dem Alexanderplatz (sehr zu empfehlen an einem Sonntag Nachmittag mit hunderten Touristen aus aller Welt!).





Das Leben kann so schön sein, wenn man sich einfach gehen läßt und genießt, was da so kommt. In Berlin gelingt uns das immer besonders gut und deshalb kommen wir nächstes Jahr auch sicher wieder.