Erlebnis-Shopping bei Nespresso
Espresso war aus. Genauer gesagt: Nespresso war aus. Der leckere
Tropfen aus absolut nicht politisch-korrekten Kapseln, den wir aber
trinken, weils lecker und einfach ist und jede Kritik ignoriere ich
einfach konsequent und konter damit, dass ich nicht im Porsche Cayenne
an der Nespresso-Boutique vorfahre, sondern mit meinem geliebten Fahrrad
bei Wind und Wetter dort hinein-siffe.
Der
Vorrat war also aufgebraucht, und ich mußte mal wieder zum
Nachschubholen in die Nespresso-Boutique. Diese war kurz vor Weihnachten
vom Medienhafen auf die Kö umgezogen und war raumschiffartig zwischen
Bose und A&F auf der ganz ganz hippen Kö-Seite mit Potential
gelandet.
(Potential, weil ausser Banken da noch nicht viel ist aber noch viel kann,
ganz ganz hipp, weil sich dort fast ausschliesslich sehr junge, schöne, reiche tummeln.)
Hingeradelt,
Fahrrad vor der Tür abgeschlossen, dabei den ersten verwunderten Blick
des Türstehers abbekommen, noch schnell die Kundenkarte (ohne die hier
gar nichts geht) aus dem Portemonnaie gefummelt, Helm abgesetzt und
rein.
Stopp! Erst mal musste ich begrüßt werden. "Einen wunderschönen Guten Tag. Waren Sie schon mal bei uns?"
Ich: Ja
Schnieker
Sonnyboy mit leichtem Bauchansatz unter seinem schwarzen
Designer-Rolli:: Wollen Sie erst mal in unserer Lounge ein paar Sorten
probieren und sich verwöhnen lassen, oder wissen Sie schon, was sie
möchten?
Ich: Ich hätte gerne 4 Stangen Voluo.
Er: (Räusper) Haben Sie denn auch Ihre Kundenkarte dabei?
Ich: Ja. (triumphierendes Grinsen)
Er: Dann gehen Sie bitte mal da rüber (zeigt auf Lücke im Absperrband) zu meinem Kollegen, der leitet Sie dann an.
Ich: Danke.
Das
Prozedere am Eingang erinnerte mich an den Sicherheitscheck am
Flughafen. Ein Wust an mit Absperrbändern abgesteckten Korridoren, die
einen in die rechte Bahn lenken wollen. Herren in einheitlichen Outfits,
die mich permanent zum Weitergehen ermutigten. Immer vorwärts, nie
zurück. Kleidungsstücke sollte ich nach Möglichkeit auch noch ablegen,
aber ausser meinem Helm und meinen Handschuhen wollte ich mich von
keinem einzigen Teil meiner verschwitzten Fahrradmontur trennen. Als ich
dann nach kurzer Belehrung den Hauptbereich des
Selbst-Bedienungs-Erlebnis-Korridors betreten durfte, war ich umzingelt
von riesigen weissen Kästen, die wie die Prototypen des ersten
EC-Automaten einsam und verlassen in der Gegend herumstanden. Ihr
Styling war offensichtlich beim Durchdesignen des neuen Future-Concepts
auf 'on-hold' gesetzt worden. Ein bisschen Farbe oder ein klein wenig
Blinki-Blinki hätte ihnen weiss Gott nicht geschadet.
Ich
durfte dann zu meinem großen Erstaunen ganz alleine meine Kaffee-Sorten
auswählen und in eine Spezialtüte legen, zu deren Verwendung ich
verpflichtet wurde. Meinen Helm durfte ich darin auf gar keinen Fall
zwischenlagern, was ich hier nur deshalb erwähne, falls mal jemand
zufällig auf die Idee kommen sollte, andere Dinge als
Nespresso-Kapsel-Stangen in diese sensiblen Tüten zu legen.
Nachdem
ich meine Wahl getätigt hatte, mußte ich die Tüte mit Inhalt auf eine
dazu eigens angefertigte Wiegevorrischtung stellen und auf dem Display
wurden mir Menge und Preis der von mir zu erweben beabsichtigten
Kaffeeprodukte angezeit. Ich durfte bestätigen und per EC-Karte
bezahlen. Das kann ich schon ganz gut und so gelang es mir auch, die
Boutique wesentlich schneller zu verlessen, als ich sie betreten hatte.
Die Riege schwarz gekleideter Herren bedankte sich artig bei mir für
meinen Einkauf und ich bedankte mich für dieses aussergewöhnliche
Erlennis.
Wir haben jetzt übrigens wieder Espresso.
3 Kommentare:
Einfach herrlich! Man könnte meinen, die würden dort Kapseln mit spaltfähigem Uran veräußern.
So weit ich weiß, ist das tatsächlich die einzige Möglichkeit, seine Vorräte im Real-Life aufzufüllen, oder?
Hahaha, super! Ein Grund für uns da jetzt doch nicht hinzufahren, sondern einfach weiter im Internet zu bestellen!
Die tun ja grad so als ob nur die oberen 10000 Nespresso trinken würden. So teuer ist er dann nun auch nicht....
Ich war übrigens vor einer Woche noch mal in dem Laden, und ich durfte alles sofort selber machen. Habe mich dabei wie ein Kind gefühlt, dass zum ersten mal alleine zum Bäcker gehen darf.
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