Karneval und Geburtstag
Der kleine Bruder wurde am Tag nach Rosenmontag 2. Für eine rheinländische Frohnatur wie ihn gab es natürlich keine größere Freude als seinen Geburtstag auf ein paar Tage auszudehnen und vergnügt im Pinguin-Kostüm durch die Welt zu watscheln. Wahrscheinlich erwartet er jetzt zu jedem Geburtstag, dass farbenfrohe Paraden an ihm vorbei ziehen und fröhliche Menschen ihm Süßigkeiten vor die Füße werfen werden.
Es ergab sich glücklicherweise so, dass beide Mamas am Rosenmontag einen Tag arbeitsfrei hatten und die vierköpfige Familie zu einem verlängerten Wochenende in die Eifel zu Oma und Opa aufbrach. Ich spürte die Grippe an die monatelang tapfer von meinem Immunsystem verteidigte Tür klopfen und freute mich auf ein bisschen Entlastung im elterlichen Haus.
Doch erst mal sollte gefeiert werden. Der Dorfumzug startete sonntags mittags bei strömendem Regen und wir zögerten hin und her, ob wir uns bei klirrender Kälte und Regen überhaupt vor die Türe wagen sollten. Doch meine Karnevalsgene setzten sich durch und sobald eine kleine Regenpause ersichtlich war, strömten wir mit tausenden angereisten Jecken an den Zugrand des Obermaubacher Karnevalsumzugs. Die Jungs staunten nicht schlecht, als ihnen die Bonbons direkt in ihre Sammeltüten gesteckt wurden. Nicht mal bücken mussten sie sich. Zum Ausgleich mußten sie dafür aber einige "Ach, ist der aber groß geworden" und Wangenzwickerle über sich ergehen lassen. Der Zug ist schnell erzählt: kurz, laut, und ein Grund zum Trinken für die Dorfjugend.
Als unsere Tüten mit Billigstpopcorn und Plombenziehern bis zum Bersten gefüllt waren, flüchteten wir wieder in die wohlige Wärme der großelterlichen Wohnung.
Am nächsten Morgen überraschte uns der Große mit einem Wunsch: Er wolle noch eine Nacht bei Oma und Opa bleiben. Das war das erste mal, dass er das wollte und nach einigem hin und her erfüllten wir ihm seinen Wunsch.
Er blieb sogar noch eine Nacht länger und genoß seinen Urlaub in vollen Zügen.
Die beiden Mamas und der kleine Bruder fuhren am Rosenmontag zurück nach Düsseldorf und staunten nicht schlecht über die Ruhe und die vielen Freiheiten, die man hat, wenn da plötzlich nur noch ein Kind ist. Dieses eine Kind war erst mal ein bisschen überfordert mit der neuen Rolle und wirbelte etwas ziellos durch die Wohnung, bis er seine neue Mitte gefunden hatte und zur Ruhe kam. So ganz in Ruhe zu spielen, ohne, dass einem ständig jemand etwas wegnahm war schon berauschend. Tags darauf wurde er auch schon 2! So schnell war wieder ein Jahr vergangen:
- Du läufst seit deinem 15. Monat
- Du liebst es auf Dinge zu klettern und von oben zu winken
- Seit Weihnachten sprichst du vermehrt und benutzt sogar Wörter, die wir wiederkennen
- Du spielst am liebsten Hockey oder Fussball, wenn es etwas ruhiger zugehen soll, spielst du mit Playmobil-Pferden und Männchen
- Du hast schon deinen ersten Schwimmkurs absolviert und gehst einmal die Woche zum Turnen
- Am liebsten isst du Fruchtzwerge und Reiswaffeln
- Wenn es Gummibärchen gibt, kennst du kein Halten
- Du bist gerne mit anderen Menschen zusammen und wickelst jeden mit deinem Lächeln um den Finger
- Du bist auch ein kleiner Trotzkopf, der am liebsten mit dem Kopf durch die Wand möchte, wenn mal etwas nicht nach deinen Vorstellungen läuft
- Du hast jetzt fast alle Zähne
- Du bist ein morgens-gerne-ein-bisschen-länger-im-Bett-Lieger
- Du bereitest uns allen sehr viel Freude
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