Dienstag, 10. Januar 2017

Jemineh und das große Egal

Ich benutze jetzt einen von diesen wiederbefüllbaren Kaffe-Berchern. Nachdem ich mir einen besonders schönen grünen Becher gekauft und ihn auch
tatsächlich drei Tage nacheinander benutzt hatte, wagte ich zum ersten Mal, laut über mein neues Projekt zu sprechen.
Vorbei die Zeiten, in denen ich täglich bis zu fünf Pappbecher wahlweise mit Tee oder Kaffee befüllt und nach dem Leertrinken im Papierkorb entsorgt hatte.
Ich würde mich jetzt bessern und aktiv zur Müllvermeidung beitragen. Das fühlte sich toll an.

Dann bemerkte ich, dass das Leben mit wiederbefüllbarem Becher so seine Tücken hat.
Ließ ich den leeren Becher nach Feierabend einsam im Büro zurück, stand ich am nächsten Morgen mit leeren Händen in der Kantine und mußte doch wieder
zum Pappbecher greifen. 
Sagte ich spontan der Einladung eines Kollegen zu einem After-Lunch Kaffee zu, hatte ich natürlich nicht meinen grünen Becher zur Hand.
Er stand ja - halbvoll und ungespült - auf meinem Schreibtisch rum.
Ich stand vor einem Rätsel und sagte zum Jemineh: "Oh Jemineh, wie soll ich diesen Konflikt blos lösen? Gibt es einen ständig zur Hand - to-Go Becher?
Einen, der in jede Hosentasche passt? oder noch besser: Hosen, die schon mit eingebauten aufblasbaren To-Go Bechern kommen? Eine App vielleicht, die
den To-Go-Becher unmittelbar auf den nächsten zur Verfügung stehenden 3D-Printer schickt?" Das Jemineh sah mich entgeistert an und sagte: 
"Was jammerst du denn so? Wenn du für jede Kaffe-Situation einen wiederbefüllbaren Becher hättest, dann wärst du ja da, wo wir jetzt mit den vielen Pappbechern
auch schon sind."
Und dann sagte das große Egal: "Genau. Du fährst ja schon jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Dann ist der ein oder andere Pappbecher auch egaaaal."
Ich schaute meinen schönen grünen Becher an, streichelte über die anti-Rutsch-Banderole, und sagte leise zu uns beiden: "Weiter gehts."


Keine Kommentare: