Montag, 30. Mai 2016

Blut und Mücken

Herr O. wird in ein paar Monaten vier. Jetzt ist die Zeit, in der er alles hinterfragt und wissen will, wie die Welt funktioniert. Als wir letztens beim Frühstück zusammen saßen, kratzte ich intensiv an meiner juckenden Handaußenkante. „Da hat mich bestimmt eine Mücke gestochen“, murmelte ich vor mich hin. Als er das hörte, wurde er ganz neugierig. Es stellte sich heraus, dass er nicht wußte, was eine Mücke ist. Ich erzählte von kleinen geflügelten Tieren, die Menschen stechen, weil sie unser Blut wollen. Das fand er gar nicht lustig und versprach mir, dass er nach der Kita sofort seine Ritterrüstung anziehen werde, um mich vor den Mücken zu beschützen.


Wer mich denn beschützen soll, wenn er in der Kita ist, wollte ich wissen. „Ach, dass mach dann Mami.“ Perfekt. So würde ich quasi rund um die Uhr von meinen Liebsten vor den bösen Mücken beschützt. Als ich dann beiläufig fragte, welch Farbe denn Blut habe, begann er zu grübeln. Um ihm ein wenig zu helfen, erinnerte ich ihn daran, dass er letztens in der Kita Nasenbluten hatte, und dann fiel es ihm wieder ein. „Rot“, sagte er, „und das Blut von den anderen Leuten?“.