Sonntag, 11. November 2012

Die lange Reise des Pupses

Hab ich schon erwähnt, wie toll ich finde, dass es Hebammen gibt?
Sie kommen herein geschwebt wie Engel und helfen in der größten Not. Mit Not meine ich die vielen Ängste, Sorgen und Fragen die man als Eltern hat, wenn man mit dem frisch geborenen Säugling alleine zu Hause den Alltag bewältigen will. Ist mein Kind ein Schreikind oder ist das
alles noch im Rahmen?  Und warum schreit er? Hat er Schmerzen, Hunger, Langeweile, oder einfach nur Lust zu Schreien? Ist grüner Pampersinhalt gefährlich? Darf mein Kind auch nachts auf dem Bauch schlafen, wenn es auf dem Rücken nur strampelt und schreit? Was mache ich falsch, wenn er nicht richtig aus der Brust trinken will? 


Ein Fragenkatalog, der nie enden will. Natürlich gibt es Bücher und Google, aber das alles mit einem echten Menschen persönlich zu besprechen ist durch nichts zu ersetzen. Und genau diese Menschen sind Hebammen. Sie sind viel mehr als nur Geburtshelferinnen. Sie sind nämlich auch so was wie Lebensstarthelferinnen. Also quasi der ADAC für frisch gebackene Eltern.
Da unser Sohn nun schon 7 Wochen alt ist, kommt unsere liebe Hebamme nur noch 1-2 mal pro Woche. Meist richten wir die Termine so ein, dass ich dabei sein kann und dann kann auch die Co-Mutti dumme Fragen stellen. Unser letztes Gespräch entwickelte sich zu einem detaillierten Fachgespräch über den Werdegang von Püpsen. So ein kleiner Pups macht nämlich ne ganze Menge mit, bevor er nach einer langen Reise durch den Darm in die Freiheit entlassen wird.
Da das ja meist unter großem Getöse geschieht, kennen die meisten den dritten Teil. Die Entstehung und die anschliessenden Phasen sind uns aber meist fremd, da wir das in unserem zivilisierten Alltag geschickt verdrängen. Ein kleines Baby beschäftigt sich aber quasi 24 Stunden am Tag mit Püpsen in allen möglichen Facetten und probiert die abenteuerlichsten Stellungswechsel aus, um derer Herr zu werden. Zu erkennen, welche Pupsphasen am quälendsten sind, die passende Mimik zu identifizieren, helfende Positionen zuzuordnen und dem kleinen Wesen damit Erleichterung zu schaffen ist eine wahre Kunst. Vielleicht schreibe
ich mal ein Buch über Pupsproblematiken bei Säuglingen. Wenn es schon fette Schinken übers Stillen und übers Einschlafen gibt, warum dann nicht auch über Gasentwicklung?


Die wohl sortierte Hebamme erklärte uns , dass im Falle unseres Sohnes drei Theorien zur Erklärung seines Schreiverhaltens herangezogen werden können:
1. Die Entstehung der Gase löst Unbehagen aus => Das Kind schreit, weil es mit der brodelnden Veränderung überfordert ist
2. Die Wanderung der Gase und die Verbindung kleiner Bläschen zu großen Wolken verursacht Schmerzen => Das Kind schreit vor Schmerzen
3. Der Abtransport durch den Ausgang will nicht klappen, die Gase stecken fest und drücken => Das Kind schreit vor Schmerzen und läuft vor Anstrengung beim Drücken im Gesicht rot an

(...)

Da wir nach kurzer Analyse der Symptome die Optionen 2 und 3 zwar theoretisch ausschließen konnten, aber auch nicht ganz sicher waren, wurden uns 3 homöopathische Mittelchen empfohlen, die wir nacheinander ausprobieren sollen.
Frei nach dem Motto: Viel hilft viel, und wenn man erst mal alle Kombinationsmöglichkeiten durchprobiert hat, ist die schlimmste Bauchwehphase (die ersten drei Monate) sowieso rum.
Unser Sohn hat vor zwei Tagen drei mal einen Löffel Sab Simplex geschluckt und ich muss sagen, er schreit viel weniger bei und nach den Mahlzeiten.

Keine Kommentare: