Eine uralte Idee kehrt zurück
Vor vielen vielen Jahren erwuchs in mir die Idee, dass man Menschen in zwei Gruppen einteilen könne. Die einen und die anderen. Kennt man ja von den Olchis. Da gibt es das eine Olchi-Kind und das andere Olchi-Kind. Namen haben sie keine. Brauchen sie auch nicht. Sie stehen für Gegensätze, die es einfach irgendwie immer gibt.
So ähnlich, nur
trilliardenfach komplexer hatte ich mir das schon mal zu Zeiten meines Studiums
vorgestellt, als ich noch in der Kölner Nikolausstrasse in meinem WG-Zimmer saß
und Geologie-Exkursionen protokollierte. Immerhin habe ich von den Geologen und
Paläontologen außer Trinkfestigkeit auch noch fundiertes Dinosaurierwissen
erworben, welches mich heute bei den Kids im Dinoalter unfassbar cool
erscheinen läßt. Leider geht das Alter, in dem sich Jungs und Mädels für Brachiosaurier
und T-Rexe interessieren irgendwann zu Ende, und neue elterliche
Coolness-Kompetenzen sind gefragt. Aktuell arbeite ich an meinen Minecraft- und
Fifa4Switch – Skills, muss aber zugeben, dass da noch reichlich Luft nach oben
ist.
Als ich mal wieder
mühsam versuchte diese Gap zu schließen, oder besser gesagt, mich davon erholte
ablenkte, diese Gap zu schließen und wahllos auf Facebook & Co herum klickte,
begegnete mir folgende Webseite:
2kindsofpeople.
Dort sammelt João
Rocha aus Lissabon (Portugal) gegensätzliche Phänomene, von denen immer
eins von einer Gruppe Menschen favorisiert wird, und das andere dann halt von
der anderen Gruppe Menschen. Wer fies ist, könnte jetzt sagen, „Ja, aber da
gibt es doch noch ganz viele Varianten dazwischen. So schwarz/weiß kann man die
Welt doch nicht sehen.“
Die Idee hinter „2kindsofpeople“ mag aber kein „Ja, aber“. Sie steht für klare
Einteilung in dies oder jenes. Das macht ja grade ihren Charme aus.
Damals, als ich in
den Startlöchern für mein eigenes „2 Arten von Menschen“-Projekt stand, haben
mich zu viele „Ja, abers“ von der Umsetzung der Idee abgehalten. Ich war auf
der Suche nach Kriterien, nach denen man Menschen in die eine oder die andere
Gruppe einteilen könnte. Diese Kriterien wollte ich anhand eines mehrdimensionalen,
soziologisch, psychologisch, biologisch, ökonomisch, wissenschaftlichen Fragenkatalogs
erarbeiten, darauf basierend eine Formel entwickeln, deren Ergebnis dann die Zuordnung
eines Menschen in Gruppe A oder B gewesen wäre.
Ich glaube,
rückwirkend war es eine weise Entscheidung, die Formel nicht zu entwickeln und
Menschen nicht nach mathematischen Berechnungen in Töpfchen zu sortieren. Das
Ergebnis hätte mir als Freundin einer vielfältigen Gesellschaft auch nicht gut
gestanden und meiner Karriere als LGBTIQ-Aktivistin vermutlich im Wege gestanden.
Sicher hätte man auch copyright-Fehler gefunden, und das wäre dann das endgültige
Aus aller meiner Ambitionen gewesen.
João Rocha
behandelt das Thema mit Humor und hat es karrieretechnisch zu einem Blog-Award
und einem Coffee Table Book geschafft.
Ich frage mich
grade: Bin ich der Typ Blog-Award oder Coffee-Table Book???