Donnerstag, 27. Oktober 2016

Irischer Sommer Teil II






Jetzt muß ich mich aber sputen, bevor die Erinnerungen an unsere beiden letzten Irlandwochen völlig verblaßt sind. Inzwischen ist bei uns der Alltag wieder eingekehrt und die Elternzeit mit ihren vielen sonnigen Seiten gehört der Vergangenheit an.

Nachdem wir das regnerische Westport verlassen und in Dublin wieder ein bisschen Sonne getankt, Utensilien geshoppt und Wäsche gewaschen hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Urlaubsziel: Shanagary in Ost-Cork. Dort besitzt die Familie meiner Frau ein kleines Ferienhäuschen mit riesigem Garten, wo wir uns für eine Woche einquartierten. Für ein paar Tage waren wir fast komplett auf uns alleine gestellt. Zumindest fühlte es sich so an. Abseits der großen Einkaufszentren, städtischer Hektik und ständiger Berieselung aus irgendwelchen i.Geräten paßte sich das Lebensgefühl dem Interieur des Hauses an: Alles ein bisschen 80iger. Herr O konnte gar nicht fassen, dass es Orte gibt, an denen man nicht uneingeschränkt ins Internet kann. Aber auch hier hilft "Learning by Doing".


Das Wetter war größtenteils hervorragend, so dass wir viele Stunden am Strand verbringen konnten. Iren verstehen unter Strandbesuch nicht exakt das gleiche, was ein deutscher 0815-Mallorca Tourist gemeinhin darunter versteht. Das ist auch völlig ok, denn niemand braucht nackte verbrannte Haut, die sich Handtuch an Handtuch entlang der Küstenlinie aufreiht. Hier gab es Natur pur. Wilde Dünen und Strandhafer, viele viele Krebse und Wasservögel, stinkende Algen, rauen Wind und tosende Wellen. Fanden wir ein windgeschütztes Eckchen, konnte der Große dort eine Sandburg bauen, Junior seine Flasche trinken und die Mamas ein paar Schokoladenkekse verspeisen. 

Da es an den Stränden selber keine große Auswahl an gastronomischen Tempeln gibt, suchten wir meist zur Mittagszeit kleine Cafes im Umland auf. Die versteckten sich gerne schon mal in einer Gärtnerei oder Töpferei. So konnte man inmitten von tonnenweise nutzlosem Schnickschnack unverschämt leckere Eier auf Toast essen. In dieser Zeit bin ich zum großen Fan von "poached eggs" geworden, zu deren Herstellung mir Frau O. dann auch prompt einen professionellen EggPoacher schenkte.

Ich genoß es, morgens oder abends am Strand entlang zu joggen und Unmengen an frischer Luft in meine Lungen einzusaugen.



Die Woche in Shanagary tat uns allen vieren sehr gut. Die Jungs schliefen gut und lange, wir hatten kaum Termine und verbrachten viel viel Zeit an der frischen Luft.

Junior mühte sich redlich, eine Drehung vom Bauch auf den Rücken zu schaffen, aber das sollte ihm erst drei Wochen später gelingen.

Herr O. spielte mit seinen geliebten Playmobil-Rittern und vergaß manchmal völlig die Welt um sich herum.
Für uns Mamas war die Krönung des Tages, wenn beide Jungs schliefen und wir das olympische Geschehen bei einem kleinen Feierabendbier genießen konnten.


 

Nach einer Woche war auch dieser Urlaub im Urlaub beendet und wir fuhren mit all unserem Gepäck wieder zurück nach Dublin. Die letzte Woche verging wie im Fluge. Plötzlich gab es noch so viele Dinge, die erledigt werden wollten und Freunde, die besucht werden mußten.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich das schon geschrieben habe: Die irischen Geschäfte für Kinderkleidung und Babyzubehör sind einfach um Längen besser als die in Deutschland. Wir kommen jedes mal mit Multipacks T-Shirts, Bodies, Unterhosen und Co. zurück nach Hause. Diesmal brachten wir sogar einen neuen Buggy mit. Da wir ja auch zwei Kinder haben, war das bei der Fluggesellschaft gepäcktechnisch kein Problem. Beim Einchecken am Flughafen waren wir allerdings ganz schön im Stress: Ein großer Kinderwagen, ein Buggy, 3 große Reisetaschen, 3 x Handgepäck, Babynahrung, die beiden Jungs und wir mit unserem ganzen Technik-Schnickschnack.  Ein Mann von der Dubliner Flughafensecurity hatte wohl Mitleid mit uns und nahm Junior mal eben auf den Arm, während wir unser Chaos zu bändigen versuchten. Da guckte der Große nicht schlecht, als er seinen Bruder in den Armen des Mannes sah und ging dann sehr bereitwillig durch die Personenkontrolle.
Dann dauerte es auch nur noch ein paar Stunden, und wir steckten den Schlüssel wieder in die Türe unserer Düsseldorfer Wohnung. Hier berichtete man uns dann, dass das Wetter gräßlich war und wir nichts verpasst hätten.