Tourreport nach Theman - letzter Teil
Morgen Mittag kann ich endlich mein geliebtes Rennrad wieder in die Arme schliessen. Es hatte noch eine Woche Urlaub am Bodensee drangehangen um dann am Sonntag gemeinsam mit den Rädern der tapferen Alpenüberquerer gemeinsam nach Düsseldorf heimzukehren. Rennräder sind eben doch Herdentiere.
Für mich bedeutet das erst mal: reparieren. Bei unserem 2-stündigen Abstecher nach Frankreich war nicht nur der Vorderreifen ziemlich bald platt, sondern im Hinterrad brach auch noch eine Speiche. Ne, das Elsass ist wirklich schön, die Bedienung im Cafe war sogar nett und der Eisverkäufer hat gelächelt. Sogar die Sonne schien die ganze Zeit. Naja, wenn ich mit meinen Reparatur-Zwangspausen nicht den Aufenthalt im Nachbarland verlängert hätte, hätten wir auch keinen Regen mehr abbekommen.
So kams aber anders, und ich war ziemlich sauer auf die Franzosen und meine MitfahrerInnen ein klein wenig sauer auf mich, die ich zum ersten mal die mindere Qualität meines fahrbaren Untersatzes zu spüren bekam, aber lieber sauer sein wollte auf die vielen Baustellen und Schlaglöcher und Bahnschienen und überhaupt. Jubelnde Menschen am Strassenrand gabs auch, fand ich aber ein wenig irritierend. 'Allez allez, le tour, hoho', riefen sie uns zu. Die Deutschen Kleingärtner und Spaziergänger riefen meist nix oder blökten ein mürrisches 'Die Tour ist vorbei' in unsere Richtung. Womit sie ja schliesslich recht hatten. Klugscheisser. Meine Laune war nach 2 technischen Defekten innerhalb 2 Stunden bescheiden, aber nach der Ankunft im pittoresken Iffezheim, einem kühlen Bier und einer Riesenladung Pizza schlug das ganz schnell wieder ins positive um.
Wenn ich morgen mein Rad zurück bekomme, werde ich ein neues Hinterrad benötigen. Ein sehr lieber Kollege und Mitradler verkauft mir sogar einen Komplettsatz Laufräder, so dass ich wohl für die nächsten Ausflüge ins frankophile Schlagloch-Ausland gewappnet bin. Die hinteren Bremsblöcke muß ich auch noch erneuern, und dann kanns eigentlich wieder losgehen bevor die Abende zu kurz werden und kühle, nass-kalte Herbsttage heraufziehen. Bevor zu viel Wehmut nach Sommertagen bei gleißender Hitze, brennendem Asphalt, schmierigen Staub-Schweiß-Gemischen auf den Armen, Schwärme toter Tiere im Helm und klebrig-süßem Zeugs zwischen den Fingern, hier zum Abschluß noch meine ultimative Liste der Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde:
- Von Anfang an die empfindlichen Gesäßteile mit ordentlich Vaseline einschmieren
- Autan einpacken und ein Mückenvertreibungsding für Nachts mitnehmen
- Mehr Fotos machen
- Das Fahrrad einem professionellen Check-Up unterziehen und nicht die Bremsen aussparen
- Gegen Langeweile beim Fahren vorsorgen*
* Das muß ich vielleicht ein bischen erklären. Also: Wenn man 6 Stunden (und manchmal länger) auf dem Rad sitzt, dann kann es einem halt auch schon mal langweilig werden. Treten, Lenken, Bremsen, Treten, treten, u.s.w. Man könnte das eintönige Geradeausfahren natürlich spannender gestalten, wenn man freihändig fahren übt, oder während der Fahrt die Hinterleute fotografiert. Man könnte die vorbeirauschenden Kühe und Schafe zählen, die Lidls und Obis deutscher Kleinstädte im Kopf kartieren oder, wie schon damals mit Mutti und Vati auf dem Weg nach Italien, Nummernschilder raten. Falls ich noch mal für so viele Stunden aufs Rad steige, nehme ich mir vor, ein Gedicht auswendig zu lernen. Mindestens eins.
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