Donnerstag, 25. September 2008

Ungeduldiges Papier

Frau O. und ich sind brave Mülltrennerinnen. Wir sammeln Papier, Glas, Batterien schön separiert in kleinen Körbchen, werfen Plastikpackungen in die gelbe Tonne undsoweiter. Was man eben so tut weil man es seit Jahren so tut. Erfolgreiche staatliche frühkindliche Prägung nenn ich das mal. In Irland begann das Zeitalter der staatlichen Müllerziehung erst vor knapp 2 Jahren. Als Tante J. die buntglitzernde Alu-Plastikumwicklung der Weihnachtspralinen ins Kaminfeuer warf, erlitt ich beinahe einen Herzinfarkt. Aus den Tiefen meines Fernsehsessels emporgeschleudert entfuhr mir eine Salve der Entrüstung, die, ein paar Jahrzehnte zuvor, noch die Engländer zurückgeschreckt hätte. Zu meiner Rettung lief ein paar Minuten später ein Werbespot im irischen Fernsehen, der genau dies, also das Verbrennen von Plastik, verurteilte. Das war nicht nur gut für meine Gesundheit, sondern auch für meinen angeschlagenen Ruf, ständig rumzumeckern.
Mittlerweile wissen auch die Iren, welcher Müll in welcher Tonne zu landen hat und auch die irische Wirtschaft hat schnell verstanden, daß man mit Müll Geld verdienen kann. Würd mich nicht wundern, wenns auch auf der Insel bald die ersten Müllskandale gibt.
Ich hatte gestern meinen ganz persönlichen "Müllskandal". Die Klappbox mit Altpapier war voll. Seit ein paar Monaten steht eine blaue Tonne, extra für Papier (!!!), vor unserem Haus, die einmal pro Woche geleert wird. Das finde ich sehr praktisch, denn man muß das schwere Papier nicht nächtens um die Häuserecke zu muffigen Kontainern bringen. Als das Papier sich in die Tonne ergoß und diese zu ca. einem drittel füllte, kam unser Hausmeister um die Ecke und fragte böse. "Was machen Sie denn da?"
Ich: "Ich werfe Papier in die Papiertonne".
Er: "Die ist gestern erst geleert worden. Jetzt ist die ja schon wieder voll."
Ich: "Och, halbvoll. "
Er: "Ich nehme jeden morgen mein Papier mit, wenn ich aus dem Haus gehe und werfe es dahinten (deutet auf die 200m entfernt hinter der Ecke stehenden Kontainer) in die Dinger."
Ich: ???
ER: "Gleich ist die Tonne schon wieder voll. Was mchen Sie dann?"
Ich: " Wenn die voll ist, kann ich ja immer noch zum Kontainer gehen. Aber noch ist sie ja nicht voll."
Er: Schüttelt mit dem Kopf und geht.
Miuß ich mich jetzt schuldig fühlen, weil ich Papier in eine leere Papiertonne werfe? Die Welt wird langsam kompliziert.

6 Kommentare:

Queergedacht.de hat gesagt…

Typisch Hausmeister. Hatte er einen grauen Kittel an und trug eine alte Trainingshose dadrunter?

Chikatze hat gesagt…

hey! du bist ja aus düsseldorf! :) und flingern sogar!?? cool. noch ein blog aus flingern! bin begeistert.
werde dich gleich mal in die blogroll von www.duesseldorf-fuer-lau.de auf nehmen! ;)

claribu hat gesagt…

Hi queergedacht. Unser Hausmeister trägt zum Glück nie einen grauen Kittel. Dafür - leider - sieht man seine hübschen Niki-Pullis immer direkt.

Hallo Chikatze!
Yep, bin auch Flingeranerin. Danke für die Aufnahme in den Blogroll.

Chikatze hat gesagt…

aber kennen tun wir uns (noch) nicht, oder? wie hast du mich gefunden?

claribu hat gesagt…

Hi Chikatze. Ich hab einfach mal nach bloggenden FlingerInneranerInnen gesucht und bin so über die Flingern-Schickeria auf dich gestoßen. Da es bei dir immer viel neues und vor allem lustiges gibt, schau ich gerne mal vorbei. Coole DFL-Seite! Wenn meine Erkältung mich endlich wieder frei gibt, schlag ich bei dem Superangebot mal zu :-)))

Chikatze hat gesagt…

du kellnerst aber nicht zufällig irgendwo oderso, oder? *nur mal nachfrag*