Freitag, 26. Februar 2016

Der letzte freie Tag

Alles begann an einem ganz normalen Donnerstag. Frau O. und ich wollten zur Geburtsplanung ins Krankenhaus und anschließend schön gemütlich bei unserem Lieblingsjapaner ein heißes Süppchen schlürfen. Ich hatte mir einen Tag frei genommen, weil ich nachmittags noch in Ruhe den neuen Kleiderschrank für Junior aufbauen wollte. Leider machte uns das Schicksal einen miesen Strich durch die Rechnung.
Herr O., bis dato ein kerngesunder Dreijähriger, der bis dato nur 3 mal in seinem Leben überhaupt gekotzt hatte und 2015 ganze 2 krankheitsbedingte Fehltage in der KITA hatte, übergab sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag heftigst und war dann am Folgetag – UNSEREM FREIEN TAG – nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.
Da der Termin im Krankenhaus stand und wir nicht alle Pläne ändern wollten, beschlossen wir, Herrn O. einfach mitzunehmen. Das klappte überraschenderweise gut. Ein Krankenhaus bietet für dreijährige Jungs eine Menge spannender Dinge. An erster Stelle gibt es natürlich eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit, einen Krankenwagen zu sehen. Aufzüge, blinkende Geräte und Computermonitore folgen auf den nächsten Plätzen, aber dass Süßigkeiten-Display in der Krankenhauskantine und das Aquarium im Wartebereich hatte ich nicht gleich auf dem Schirm.
Den hoch angepriesenen Blick auf „kleiner Bruder“ via Ultraschall fand er lange nicht so spannend wie die Matsche-Pampe auf Mummy’s Bauch. Seit ich ihm mein Bluetooth-Keyboard zum Spielen geliehen habe, ist er auch immer ganz heiß darauf, auf Computertastaturen herumzuklimpern und Notizen einzugeben. Das machen die bei „Feuerwehrmann Sam“ wohl angeblich auch so. Ich sehe da immer nur eine Papierwurst aus dem Notruf-Fax herausknattern, aber Sohnemann transferiert das urzeitliche Notruf-Fax gekonnt ins 21. Jahrhundert. Ganz schön clever, denke ich, denn ihm zu erklären, was ein Fax ist dürfte wahrscheinlich schwieriger sein, als ihn bei Google Maps Pontipandy suchen zu lassen.
Die untersuchende Ärztin erklärte ihm sehr nett, was sie alles machte und er war ein geduldiger, lieber junger Mann, der einen fast 2-stündigen Krankenhausbesuch unfallfrei überstand.
Auf dem Weg nach Hause schlief Monsieur im Auto ein, und knackte im Restaurant auch brav weiter. Mummy und ich speisten vorzüglich. Immer im Hinterkopf, dass dies das letzte Mal zu dritt – in Ruhe – sein könnte, schmeckt das Essen noch viel köstlicher.
Nach Gyoza, Suppe, Reis und Hühnchen, stellte ich mich den Herausforderungen eines Stuva Kinderkleiderschranks. Nach drei Stunden konzentrierten Schraubens, Hämmerns, Wuchtens, Fluchens stand das Ding. Ich hatte Rückenschmerzen und jede Menge Kleinteile übrig, aber das war vernachlässigbar im Vergleich zu diesem unbeschreiblichen Gefühl von Befriedigung, das mich nach getaner Arbeit immer überkommt.
So ein freier Tag ist schon was schönes.
P.S: es blieb auch der letzte freie entspannte Tag, denn dann folgte eine Woche, in der wir alle abwechselnd krank waren und dann kam auch schon der kleine Bruder. Aber dazu ganz bald mehr.

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