Ich habe völlig vergessen zu berichten, was in meinem Adventskalender-Törchen vom 12.Dezember war.
Vielleicht ist es aber auch eine Fügung, ein bischen Schicksal, eine Prise Absicht, zu viel Restalkohol oder auch schlechtes Zeitmanagement, dass ich jetzt erst aufschreibe, wie es war, als ich dem Mann mit der Kartoffel begegnete. Es war Samstag und bitter kalt. So kalt, dass man immer erst mal mit einem lauten Seufzer bekunden musste, wie kalt es eigentlich ist, wenn man die eintrudelnden Freunde auf dem Weihnachtsmarkt begrüßte. So kalt, dass man von dichten Atemnebel-Schwaden umwabert wurde, wenn man sagen wollte, wie kalt es einem sei. Zum Glück gibt es viele Rezepte gegen Kälte. Das Prinzip ist in etwa das selbe wie bei Hitze, man muss nur eine ganz einfache Regel befolgen: Einfach das Gegenteil tun. Zur Veranschaulichung habe ich mal ein paar Regel-Pärchen aus der Weisheitskiste gekramt:
- Ein Schattiges Plätzchen aufsuchen. / Sich ans Kaminfeuer hocken.
- Überflüssige Kleidung ausziehen. / Lächerliche Accessoires, wie dämliche Pudelmützen, anziehen.
- Kalte Getränke bestellen. / Sich auf ein heisses Getränk einladen lassen.
- Die Füße in einen Eimer kaltes Wasser stellen. / Den Kopf unter eine Trockenhaube stecken.
- Himbereis lecken. / Eierpunsch kotzen.
- Vor der Hitze weglaufen. / Zu Guildo hornströmen.
Ach so, Guildo war übrigens
- Der Mann mit der Kartoffel / die in meinem Adventskalen der die Törchen steckte.
Dienstag, 15. Dezember 2009
Was für ganz schlaue Kartoffeln
Donnerstag, 26. November 2009
Als mich der automatische Sortierarm der Packstation aus dem Verkehr zog
Okay, okay, ich gebe zu, die Geschichte ist erfunden. Aber wie jede Geschichte hat sie doch einen wahren Kern. Mir erzählte doch letzte Woche tatsächlich eine Bekannte, sie denke, dass in der Packstation mehr Päckchen lagern, als es Fächer gibt. Ein Roboter sorge dann immer dafür, die Päckchen nachzulegen. Was Menschen der Post so alles zutrauen.
Dienstag, 10. November 2009
Heben, waschen, sortieren
Meine Schwärmereien von faszinierender Industriekultur hatten scheinbar gefruchtet und da der rheinische Horizont von Zeit zu Zeit einer Erweiterung bedarf, hatte ich schnell eine Führung gebucht, bevor man auch nur erwägen konnte, dass es in Köln ja immer noch am schönsten ist.
„Die fette Elke“ (auf diesen Namen tauften wir das Navi) lotste uns ruhrpöttisch schnörkellos auf das Zechengelände. Parkplatz A1, Besucherzentrum, Herzlich Willkommen.
Die Führung beginnt mit der Ansage, dass wir nicht untertage fahren werden. Eindringlich appelliert unsere Führerin an uns, doch bitte nicht enttäuscht zu sein. Artig sind wir das dann auch nicht. Zumindest nicht deshalb.
Dass sich beim Betrachten der hundertsten Kohleschüttelwaschundsortieranlage dann doch eine gewisse Langeweile unter den Teilnehmenden ausbreitet ist spätestens dann nicht mehr zu leugnen, als sich die ersten verabschieden.
Aber von vorne: Zu Beginn bilden wir erst mal einen Kreis um ein Modell. In Gedanken lege ich mir schon die Worte zurecht, mit denen ich mich gleich der Gruppe vorstelle, aber so was ist das hier nicht. Wir sind eine Gruppe einander fremder Mikrogruppen aus Paaren, Familien, Freunden oder Mischformen, überdurchschnittlich viele davon gewickelt in Jack-Wolfskin-Jacken. Ansonsten eint uns die Neugierde daran, was in der Zeche im 19. und 20. Jahrhundert passiert ist. Die Kohle wurde gehoben, gewaschen und sortiert. Nach einem kurzen Exkurs über Architektur und Funktion der einzelnen Gebäude lernen wir, dass die Kohle gehoben, gewaschen und sortiert wurde. Ach ja, sie wurde natürlich nach dem Heben befördert und nach dem Waschen auch und nach dem Sortieren auch. Danach kam sie in die Kokerei, aber wir nicht. Denn wir mußten erst mal verstehen, wie die Kohle gehoben, gewaschen und sortiert wurde. Ich wage mal vorsichtig zu behaupten, dass ich das jetzt verstanden habe. Zur Belohnung gabs Kaffee und Kuchen: Gehoben, gewaschen und sortiert.
Freitag, 30. Oktober 2009
Urlaubsgeschichten
Mir entgingen vor Werbesendungen überquellende Briefkästen, Wäscheberge, groß wie der Himalaya, abgelaufene Milch, hängende Pflanzen und muffelnde Keramik. Und mir entging die Entdeckung fremder Länder und Kulturen. Der fünf Tage zurückliegende Urlaub strahlt schon jetzt in einem zarten rosa. Die pralle Blüte eines saftigen Pinks ist noch nicht ganz erreicht, aber das würde dann ja auch verbieten, von verschimmelten Wänden und grippalen Infekten zu erzählen.
5 Tage Irland und 8 Tage portugiesische Atlantikküste fluteten meinen Erlebnistank. Auf der grünen Insel schien jeden Tag die Sonne. Als sie mal nicht schien, nämlich abends, gingen wir ins Theater. Einmal immerhin. Ansonsten sind wir viele Kilometer gefahren um die zahlreiche fruchtbare
Verwandtschaft zu besuchen. Die verwöhnte uns mit leckeren Speisen und Getränken und Tee. Das schönste an Irland ist immer wieder der bedingungslose Wille der Iren seine Gäste vor einem knisternden Kaminfeuer gefügig zu machen und dann mit Tee und Gebäck abzufüllen. Da es immer noch Winkel gibt, die von den gutmütigen Geldströmen der EU unerreicht sind, ist diese Form der Zuwendung auch mehr als verdient.
Diese Paradieszustände waren mit der Ankunft in Portugal vorbei. Kein Tee, keine Kekse, kein Kaminfeuer. Stattdessen endlose Strände, auf denen man selber gehen musste und zahllose Wellen, die mich ständig vom Surfbrett katapultiert haben. Nach drei Tagen Surfkurs bin ich immerhin so weit, dass ich stundenlang über den Surfer's way of life schwafeln kann. Richtig surfen lernt man auch so schnell nicht, aber man ist immerhin dabei und schnuppert ein wenig am Neopren des Ruhmes. Wenn einer vom Format Kelly Slaters (8-facher Weltmeister) am Strand auftaucht, dann ist es vorbei mit der Einsamkeit. Der Strand wird zum Wespennest stylischer Surfer-Typen, die den Michael Jacksen des Surfsports sehen wollen. Viel mehr gab’s auch nicht zu sehen. Peniche, 90 km nördlich von Lissabon, ist ein von Wind, Wasser, Wellen, Strand und Felsen geprägtes Kaff. Und genau das hat wohl dazu geführt, dass ein Arbeitskollege sagte "Du siehst aber erholt aus".
Ja, so wird es dann wohl gewesen sein.
Mittwoch, 28. Oktober 2009
Urlaubsimpressionen
Irland (Limerick)
Peniche (Welle und ich)
Dienstag, 6. Oktober 2009
Köln-Marathon 2009

Samstag, 3. Oktober 2009
Wie ich über Nacht zum Porno-Star wurde
Ich freue mich auf einen Abend gespickt mit Kultur, ein bisschen Kabarett hier, ein wenig Shakespeare dort, leichtes und schweres dicht beieinander, im Halbstundentakt heben sich die Vorhänge, talentierte Schauspieler bespielen die Bühnen zwischen Ehrenfeld und Mühlheim, Altstadt und Mediapark und wir schaukeln uns mit dem Shuttlebus bequem von einem Highlight zum nächsten.
Eigentlich sieht das Konzept vor, dass man sehen kann was man will, wenn man denn kann. Und man kann nur, wenn man im Besitz eines sogenannten "Startertickets" ist, das einem für die erste Vorstellung einen Platz sichert. Danach regiert das Zufallsprinzip. Weder im Schauspielhaus noch im Senftöpfchen waren noch Plätze frei, so nahmen wir was noch übrig war: "Pornokaraoke".
Ehrenfeld, Theaterhaus Köln, 20:00 Uhr, das Licht ging an. Zwei großgewachsene Damen, von denen eine aussah wie "Bäckchen" aus dem Bodensee Tatort, ließen in ihrer Anmoderation keinen Zweifel daran, dass wir in einem Mitmachstück sassen. Die, die nicht aussah wie Bäckchen kam auch gleich auf uns zugeschritten und hielt der Comtessa das Mikrofon vors Gesicht. Mit Vehemenz machte die Comtessa sofort dem gesamten anwesenden Publikum klar, dass mit ihr an diesem Abend nicht zu rechnen sei. Ich wehrte mich irgendwie weniger erfolgreich und stand eine Minute später auf der Bühne. Bei meinem männlichen Karaoke-Partner durfte ich mich gleich unbeliebt machen, indem ich ihn selber aus zwei mir angepriesenen Männern auswählte. Meine Wahl fiel pragmatisch auf den mit mehr Haaren. "Bäckchen" fragte uns beide nach dem Namen unseres ersten Kuscheltieres und dem Mädchennamen der Mutter. Das Ergebnis dieser völlig sinnfreien Namensmischung war dann unser Pornoname, der mit Tesa-Krepp auf unsere T-Shirt geklebt wurde. Zu blöd, dass mein erster Teddybär Michael hiess. Noch viel dämlicher allerdings, dass ich ihm jetzt den Pornonamen "Michael Bergs" verdanke.
Bäckchen, Michael Bergs, also ich, Ernie Garcia, so hiess mein Porno-Karaoke-Partner mit Haaren auf dem Kopf und die andere Moderatorin genehmigten uns daraufhin erst mal einen Wodka, nahmen in einem bequemen Ohrensessel Platz und schon gings los.
Ernie und ich sassen vor einer Glotze, auf der wir den Film "Fleisch" aus den 20ern mit Untertiteln sahen, während das Publikum "Fleisch" auf der Großleinwand schaute. Dann lasen wir den Text mit verteilten Rollen. Widerliche Szenen spielten sich auf der Matscheibe ab, doch ich war viel zu beschäftigt damit, den Text zu lesen, als dass ich die sich umeinander windenden ekstatischen Fleischklöpse wahrnahm. Der Spuk war schnell vorbei und wir durften in der ersten Reihe Platz nehmen um unsere Konkurrenten aus nächster Nähe zu beäugen. Till und Tina, deren Pornonamen ich schon vergessen habe, was ja eigentlich nicht im Sinne des Erfinders ist, oder?, schlugen sich tapfer. Sie gewannen auch die finale Abstimmung per Klatschomat und gewannen Theaterkarten für ein normales Stück.
Ernie Garcia und ich begegneten uns eine Stunde später wieder. Diesmal im Kölner Künstler Theater wo "Maigers Wirsing" gegeben wurde. Ein Kinderstück, in dem eine dicke Wirsingverkäuferin einen dummen Gehilfen beibringt, Wirsinge wie Luftballons zum Fliegen zu bringen. Nett und vor allem völlig jugendfrei und konsumfreundlich.
Vor Mitternacht schafften wirs so eben noch ins Filmhaus in der Maybachstrasse. Siebziger Jahre Feeling wurde uns versprochen. Das Trüppchen auf der Bühne bat ein in allen Teilen noch stark optimierungswürdiges Trauerspiel. Hätten wir günstiger gesessen, wir wären den Scharen, die gen Ausgang strömenden Enttäuschten gefolgt, aber das liess sich logistisch leider nicht einrichten. Als der silberne Vorhang dann endlich fiel, war es auch für uns der letzte. Obwohl ein klein wenig enttäuscht ob der schwachen Schlussvorstellung war der Abend insgesamt doch sehr gelungen und ich bin jetzt ein Pornostar.
Mittwoch, 30. September 2009
Am Sonntag ist wieder Köln-Marathon.
Startzeit: 08:45 Uhr, Ottoplatz in Köln-Deutz
Startnummer: F27810
Donnerstag, 10. September 2009
Viel los in dazzledorf
Wenn ich heute Abend nach dem hoffentlich gewonnenen Europameisterschafts-Endspiel von Silvias Ladies noch Kraft und Lust habe, werde ich "sehenlernen". Das ist Kunst, die auch mir Spass macht. Kann man quasi im Vorbeilaufen konsumieren - was ich dann mal ausprobieren werde. Fast alle Seh-Fenster befinden sich nämlich an meiner Laufstrecke.
Dienstag, 8. September 2009
Seht selbst
Zeit für nen Aufguss
Ich war im falschen Saunaparadies. Da mir nicht nach erneuter Autofahrt und Neuordnung meiner Pläne war, nahm ich den Eintrittschip für Sauna und Schwimmbad und wählte statt "vollem Programm" die Sparvariante von 2 Stunden. Mein letzter Besuch in einem solchen Wellnesstempel liegt fast
10 Jahre zurück und trotz getrübter Erinnerung wurde mir schnell klar, dass sich Calevornia nicht mit der Claudius-Therme in Köln messen kann. Die Konfrontation mit Hitze, Abtauchbecken und Co. zögerte ich erst mal durch einen ausgiebigen Besuch im Schwimmbad heraus. Auffällig viele Rentner
trieben im Wasser - ein bisschen wie Treibgut, das ich aber elegant umkurvte. 2 Von ihnen teilten sich die Bahn "für sportliche Schwimmer" mit mir und leisteten auch beim 25. Überholtwerden noch keinen Widerstand. Nach 30 Minuten Ausdauerprogramm fühlte ich mich reif für die Sauna. Klamotten aus, Handtuch umgeworfen und kurz orientiert. In 5 Minuten stand ein Aufguß in der gut besuchten 90° Blockhütte an. Als ich eintrat musterten mich die Blicke des Rentner-Clubs Leverkusen äußerst kritisch. Ich war nicht nur mindestens 30 Jahr jünger als jede / jeder von denen, ich hatte auch noch auffällig deutlich viel weniger Fett. Es verhielt sich ein wenig so wie Schweinshaxe zu gedünstetem Fisch. Kaum hingesetzt, fing ich mir den ersten Tadel ein. "Können se bitte de Füße auwes Hantuch schtellen?" Es war sehr heiß, wie gesagt, 90° Grad sind 90° Grad. Doch dann kam Melanie mit dem Aufguss und einem Lächeln, das nichts Gutes versprach. Kann man im Schweiße von Melanies Pfefferminz-Aufguss vor Furcht zittern? Definitiv: Ja.
Dann wedelte sie mit dem Handtuch wild in der Luft herum. Allein unter Fremden, mein erster Aufguss, ich litt Höllenqualen aber aufgeben war nicht. Meine Haut brannte wie heißer Asphalt in der Wüste, doch Melanie kam unerschrocken näher und näher. Sie schlug vor jedem einzelnen zweimal mit dem
Handtuch auf- und ab. Dann kam sie zu mir. Schmerzhafte Saharaluft blies mir wie der wütende Atem einer Figur aus Indiana Jones ins Gesicht. Ich dachte an Dokumentationen über buddhistische Mönche, die sich in Trance versetzen, um den Schmerz nicht zu spüren. Paddah - Paddah. Dann stand sie vor der nächsten Person. "Bei mir bitte nicht", zischte diese, und Melanie lies von ihr ab. Das ging? Ich traute meinen Ohren nicht. Als Melanie zur zweiten Runde ansetzte, flocht sie zwischen dem Griff zur Kelle und deren Eintunken ein "Möchte jemand gehen?" ein, das ich aber nicht schnell genug beantworten konnte, denn ich war ja noch in Trance. Als die Minzbrühe abermals auf den heißen Steinen zischte, durchzuckte mich ein Energiequantum und gab mir den Mut, meine Nachbarin zu fragen, ob es nun zu spät zum Gehen sei. Wenn es mir nicht gut gehe, könne ich selbstverständlich jederzeit gehen. Und das tat ich dann auch.
Ein paar Minuten später entspannte ich mich dann im Kreis der Leverkusener Senioren in gemütlichen Gartenmöbeln am Aussenbecken im Schein der Spätsommersonne. Wir lutschten jeder an einem dargereichten Fruchteis, die Damen diskutierten über den letzten Rosamunde-Pilcher Film im ZDF und die Herren zupften die Handtücher um die Lenden gerade. Ich beschloss erneut in Trance zu versinken.
Sonntag, 6. September 2009
Und im Ziel gabs Streuselkuchen
Für mich stand gestern ein ganz normales Frühstück mit lecker Müsli, Joghurt und frischen Früchten an, bevor ich so gegen 09:30 Uhr mein Rädchen ins Auto gefaltet habe und Richtung Fühlinger See, Köln, aufgebrochen bin. Der Start war ja erst um 12 Uhr, so dass ich locker alles erledigen konnte (Startnummer abholen, Helm mit der Nummer bekleben, Aufkleber am Rad befestigen, kurze Probefahrt über den Parkplatz, nen kleinen Happen essen, Trinken, alle möglichen Toiletten aufsuchen, Frau O., meinem wunderbaren enizigen anwesenden Fan einweisen, wo sie mich überall anfeuern kann, einchecken). Die Veranstalter hatten alles bestens ausgeschildert, hunderte freundliche Helfer waren immer zur Stelle, wenn man eine Frage hatte, die obligatorische CD (100 beliebteste Volksfest-Hits) spielte im Endlosmodus und sogar die Sonne gab sich phasenweise die Ehre. Schnell noch mal die Luft in den Reifen geprüft, in den Neo gepresst und ab gings zum Schwimmeinstieg. Die angeblichen 22 Grad des Fühlinger Sees waren die kältesten 22 Grad meiner Triathlonkarriere. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Tritte und Schläge meiner Mitstreiter kaum schmerzten, denn Kühlung war ja sofort vorhanden. Abgesehen von Nasenstübern, Ohrfeigen und etlichen Tiefschlägen fand ich schnell meinen Rhythmus und kam gut von der Stelle. Trotz ein paar Orientierungs-Brustzügen schaffte ich die 700 m in 13:15 Minuten. Dann gings aufs Rad. Doch wo stand blos noch mal mein Schätzchen? Mit Puls 180 durch die Wechselzone irren und sein Rad suchen ist ne ziemlich stressige Angelegenheit. Beim nächsten Wettkampf muss ich mir da was einfallen lassen. Vielleicht ein riesiger roter Heliumballon oder sowas. Ich fands dann aber doch noch zwei Reihen weiter und los gings auf die Strasse gen Merkenich, wenden, zurück zum See, wieder wenden, noch mal ca. 6km gegen den Wind, dann noch mal Rückenwind bis zur Wechselzone und in die Laufschuhe schlüpfen. Die Entscheidung, Radschuhe auf dem Rad anzuziehen hat sich absolut gelohnt. Die Zeit, die das Schuhewechseln beansprucht holt man locker wieder durch angenehmeres, kraftsparendes und dadurch auch schnelleres Fahren raus. 51,18 Min war eine durchaus passable Radzeit. Völlig Euphorisiert davon, dass bisher alles so wunderbar lief, bog ich auf die Laufstrecke ein. Das Publikum stand Spalier und feuerte wirklich jeden von uns an - ein Wahnsinns-Gefühl! Doch gleich hinter der ersten Kurve kam dieser Drecksanstieg. Wenn ich eins nicht mag, dann sind das Anstiege beim Laufen. Vor Schock erstarrt bekam ich kaum noch Luft und musst gewaltig einen Gang runter schalten. Das zog sich dann über die nächsten 3 km hin. Erst dann hatte ich Puls und Atmung wieder einigermassen im Griff. Schade eigentlich, denn ne ganze Reihe Mädels, die ich auf der Radstrecke hinter mir gelassen hatten, zogen nun an mir vorbei. Kann man nichts machen - das ist eben auch Triathlon. Im Ziel angekommen war auch das schnell wieder vergessen. An meinem Hals baumelten eine Medaille und ein Hawai-Blütenkranz, ein Finisher-T-Shirt wurde mir in die Hand gedrückt, und das beste an allem: Es gab ein riesiges Blech Kirsch-Streuselkuchen.
Gesamt: 73. Platz (von 213), 13. in der AK (von 36).
Zeit: 1:44:54
Donnerstag, 3. September 2009
Ein erstes Mal
Das erste mal überhaupt, dass ich so etwas erleben durfte, und entsprechend aufgeregt erschienen wir am Versammlungsort. "Oh, sind wir die ersten?", begrüßte ich den Hausverwalter und Sitzungsleiter. Wenn man seine Nachbarn nicht alle persönlich kennt, kann ich von dieser Formulierung nur abraten. Nachbar F. stand nämlich hinter dem Verwalter und grinste mir ein "Ich bin aber schon da" entgegen. Die Versammlung begann mit der tagesordnungsgemäßen Begrüßung, die diktiergerätunterstützt zu Protokoll gegeben wurde. Wir und einige weitere "neue Gesichter" wurden begrüßt, Herr F. kommentierte, er habe aber sein altes Gesicht mitgebracht, das Eis war gebrochen, es ging los. Hauskostenabrechnung und Genehmigung des Wirtschaftsplans. Echt, ein bisschen wie beim Kaninchenzüchterverein.
Aber hier gehts ja schließlich mal um richtig Schotter, und dazu noch um den eigenen. Da sitzen sie dann vor einem, die lieben Nachbarn, und rücken ihr Brillengestelle penibel zurecht. Alle Rechnungen ordentlich abgeheftet, Kontoauszüge stimmen, nichts zu kritisieren, Antrag auf Entlastung, Einstimmig angenommen, nächster Tagesordnungspunkt. Schnell noch eine Randbemerkung des Verwalters, dass Enthaltungen ja nicht zählen, und das Abstimmergebnis auch dann, wenn sich die Prüfer enthalten, den Stempel 'einstimmig' bekommt. Was der alles weiß!
Was ich jetzt weiß, hab ich hier gefunden.
Bei DER Preispolitik von UnityMedia mit Preiserhöhungen im Sekundentakt kann man nur sagen
"Sei cool, lies ein Buch." Oder, wie wir Eigentümer gestern beschlossen haben: Kündige den Kabelanschluss und pflanz dir eine Satellitenschüssel aufs Dach. Das schützt zwar nicht vor dem schlechten Fernsehprogramm, aber die Überleitung gefiel mir so gut. Man zahlt nur einmal ne Menge Blech, kauft sich noch ein paar Receiver, macht sich vom Wetter abhängig (wer will schon bei wildem Schneetreiben auf dem Sofa kuscheln und einen spannenden Film gucken?) und schlägt den Halsabschneidern von UnityMedia mal so richtig ein Schnippchen. Einen (überflüssig-werdenden Kabel-) Digitalreceiver scheint niemand zu zu besitzen, außer uns, die wir auf Nachfragen entsprechend peinlich berührt in die Runde grinsten. Ich konnte mir nicht verkneifen noch einen drauf zu setzen und "Wir haben sogar zwei. Einen für digitales Free-TV und einen für Sky" in die Runde zu posaunen.
Interessierte aber niemanden. Die Runde beratschlagte über die Anschaffung neuer Fernseher, während ich die Kosten für neue SAT-Receiver im Kopf überschlug. Wir einigten uns einstimmig, uns aus den Fesseln der Kabel-TV-Firmen zu befreien und legten den Agendapunkt ad acta.
Wie bei jeder guten Versammlung lauern die eigentlich spannenden Themen unter dem Punkt 'Verschiedenes'. Endlich kann man mal alles sagen, was einen stört. Graffiti auf der Hauswand (lassen wir entfernen), Treppengeländer fehlt (lassen wir anbringen), blaue Tonnen könnten wir haben (wolln wir aber nicht) der Keller ist feucht - oh jeh! Großes Drama, entsetzte Blicke, ängstliche unkontrollierte Mimiken. Mein Blick verrät offensichtlich ernsthaftes Entsetzen gepaart mit Ungläubigkeit, denn Herr R. fragte, "hat man Ihnen das beim Kauf nicht gesagt?". Die WortführerInnen der Runde teilten sich und ihr Bauchgefühl zu diesem Thema in aller Deutlichkeit mit, so dass wir dann gemeinschaftlich mit besorgter Stimme dem Verwalter den Auftrag erteilten, sich der Sache anzunehmen.
Wir wollen ja schließlich nicht, dass uns das Haus unter den Füßen wegschimmelt. Wer will das schon? Wir nicht, aber den Keller sanieren mit allem Zipp und Zapp wollen wir auch nicht wirklich, denn das macht nen verdammt schlechten Eindruck im Portemonnaie. Wird schon alles nicht so schlimm sein.
Schließlich hat das Haus den Krieg überstanden und ein U-Bahnbau steht uns auch nicht bevor.
Mittwoch, 26. August 2009
Run of Colours

Dienstag, 18. August 2009
Eine Nacht im Zoo
Die Spezies Mensch versuchte derweil hartnäckig zu beweisen, dass sie aller biologischen Merkmale zum Trotz, hervorragend an die Nacht angepasst ist. Während nebenan die Vögel in der Voliere krampfhaft den Schlaf auf einem Bein suchten, schoben sich zu Schummerlicht, Bier und Live-Music einer Schlager-Cover-Combo zwei schlaksige Teenager auf der Tanzfläche hin und her. Die Vögel wußten wohl schon, dass es hier nichts mehr für den Balztanz abzugucken gab. Vielleicht ist aber auch ein Zoo nicht der richtige Ort zum Balzen für Männlein und Weiblein im zarten Alter von geschätzten 18. Irgendwie auch wieder gut, dass es dunkel war.
Ich selber war mit Hilfe der kosmogalaktischen Zeitmaschine (=Elefantengedächtnis) allerliebster FreunInnen aus Sülz zu diesem Zoobesuch eingeladen worden. Es handelte sich nämlich um die Einlösung eines Geburtstagsgeschenks von vor 2 Jahren. Schwupps war ich noch mal 34. Mit entsprechender Jugendlichkeit und Tatendrang ausgestattet, mutete man mir offensichtlich problemlos vor dem Zoobesuch noch einen Abendspaziergang durch den Rheinpark und eine atemberaubende Fahrt mit der Kölner Rhein-Seilbahn zu. Das alles geschah natürlich rücksichtsvollerweise nicht ohne vorangehende Fütterung mit tausend Köstlichkeiten im Mongo's in Deutz. Ein traumhafter Abend, lecker, aufregend und tierisch schön.
Dienstag, 11. August 2009
Tourreport nach Theman - letzter Teil
Für mich bedeutet das erst mal: reparieren. Bei unserem 2-stündigen Abstecher nach Frankreich war nicht nur der Vorderreifen ziemlich bald platt, sondern im Hinterrad brach auch noch eine Speiche. Ne, das Elsass ist wirklich schön, die Bedienung im Cafe war sogar nett und der Eisverkäufer hat gelächelt. Sogar die Sonne schien die ganze Zeit. Naja, wenn ich mit meinen Reparatur-Zwangspausen nicht den Aufenthalt im Nachbarland verlängert hätte, hätten wir auch keinen Regen mehr abbekommen.
So kams aber anders, und ich war ziemlich sauer auf die Franzosen und meine MitfahrerInnen ein klein wenig sauer auf mich, die ich zum ersten mal die mindere Qualität meines fahrbaren Untersatzes zu spüren bekam, aber lieber sauer sein wollte auf die vielen Baustellen und Schlaglöcher und Bahnschienen und überhaupt. Jubelnde Menschen am Strassenrand gabs auch, fand ich aber ein wenig irritierend. 'Allez allez, le tour, hoho', riefen sie uns zu. Die Deutschen Kleingärtner und Spaziergänger riefen meist nix oder blökten ein mürrisches 'Die Tour ist vorbei' in unsere Richtung. Womit sie ja schliesslich recht hatten. Klugscheisser. Meine Laune war nach 2 technischen Defekten innerhalb 2 Stunden bescheiden, aber nach der Ankunft im pittoresken Iffezheim, einem kühlen Bier und einer Riesenladung Pizza schlug das ganz schnell wieder ins positive um.
Wenn ich morgen mein Rad zurück bekomme, werde ich ein neues Hinterrad benötigen. Ein sehr lieber Kollege und Mitradler verkauft mir sogar einen Komplettsatz Laufräder, so dass ich wohl für die nächsten Ausflüge ins frankophile Schlagloch-Ausland gewappnet bin. Die hinteren Bremsblöcke muß ich auch noch erneuern, und dann kanns eigentlich wieder losgehen bevor die Abende zu kurz werden und kühle, nass-kalte Herbsttage heraufziehen. Bevor zu viel Wehmut nach Sommertagen bei gleißender Hitze, brennendem Asphalt, schmierigen Staub-Schweiß-Gemischen auf den Armen, Schwärme toter Tiere im Helm und klebrig-süßem Zeugs zwischen den Fingern, hier zum Abschluß noch meine ultimative Liste der Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde:
- Von Anfang an die empfindlichen Gesäßteile mit ordentlich Vaseline einschmieren
- Autan einpacken und ein Mückenvertreibungsding für Nachts mitnehmen
- Mehr Fotos machen
- Das Fahrrad einem professionellen Check-Up unterziehen und nicht die Bremsen aussparen
- Gegen Langeweile beim Fahren vorsorgen*
* Das muß ich vielleicht ein bischen erklären. Also: Wenn man 6 Stunden (und manchmal länger) auf dem Rad sitzt, dann kann es einem halt auch schon mal langweilig werden. Treten, Lenken, Bremsen, Treten, treten, u.s.w. Man könnte das eintönige Geradeausfahren natürlich spannender gestalten, wenn man freihändig fahren übt, oder während der Fahrt die Hinterleute fotografiert. Man könnte die vorbeirauschenden Kühe und Schafe zählen, die Lidls und Obis deutscher Kleinstädte im Kopf kartieren oder, wie schon damals mit Mutti und Vati auf dem Weg nach Italien, Nummernschilder raten. Falls ich noch mal für so viele Stunden aufs Rad steige, nehme ich mir vor, ein Gedicht auswendig zu lernen. Mindestens eins.
Freitag, 7. August 2009
Düsseldorf kann schön sein
Donnerstag, 6. August 2009
Tourreport nach Themen - Teil II
Die Radtour war toll, das kann ich garnicht oft genug schreiben. Hervorzuheben sind natürlich die vielen kleinen Dinge, die man erlebt, wenn man sich quasi permanent in Bewegung befindet. Jede Sekunde eine neue Entdeckung: der Blick vom Berg hinab ins Tal, hinter die nächste Kurve, über die Brücke hinweg, durch den Wald hindurch. Wunderbare Landschaften ziehen an einem vorbei, gepaart mit Gerüchen und Geräuschen, Farben, und Formen. Manchmal ist das fast schon romantisch, man gerät ins Träumen, denkt an Effi Briest, wie sie in der Kutsche...und dann, peng, ein Stöhnen, ein Jammern, der Schweißgeruch vom Vordermann - man plumst zurück auf den harten Sattel der Realität und realisiert: Ich mache eine Gruppenreise!
7 Radler, 2 Radlerinnen und eine Begleitfahrzeugfahrerin waren für 5 Tage mein Mikrokosmos. Drei davon lernte ich erst an Tag 1 der Fahrt kennen. Grundprinzip einer Gruppenreise ist das gemeinsame Ziel. Da wir uns schon bei der Anmeldung total einig waren, dass wir am 29.Juli gesund und mit Rad am Bodensee ankommen wollen, gabs da keinen Diskussionsbedarf. Erprobte Mitradler hatten schon im Voraus Einzelzimmerbelegung gebucht - sie wussten schon, was da so auf einen zukommt. Die vielen Eindrücke vom Tag wollen ja auch irgendwann mal mitgeteilt werden. Und wann kann man das besser als vor dem Einschlafen?
Man soll auch nicht glauben, dass die täglich aus- und eingepackten Reisetaschen keine stinkenden Socken enthalten. Kollektionen von ausgemusterten Tour de France Profiteam Trikotsätzen müffeln nun mal nach Gebrauch - und die Abende waren dann doch zu schön als dass man sie mit Rei in der Tube schrubbend im Bad verbringen wollte. Während des Radelns versanken die meisten in Tagträumen. Einer träumte von Mainz 05, einer von Borussia M'Gladbach, einer übte heimlich Rilke-Gedichte. Doch so bald das Begleitfahrzeug am Horizont erschien, dachten alle plötzlich nur das eine: Essen! Als gäbe es kein Morgen wurden Riegel und Kekse aus der Futterkiste gegrabscht und in Trikottaschen und Münder gestopft. Die zahlreich mitgeführten Navigationsgeräte rissen uns auch so manches mal aus dem süßen Traum vom abendlichen Weizenbier, denn sie zeigen noch lange nicht alle gleichzeitig das gleiche Links an. Wildes Geschrei und Gestikulieren machte sich breit, der Stresspegel stieg so lange an, bis der Checker die Lage mit einem finalen "hier lang" beruhigte. Er hatte den besten Draht zum Satelliten. Wenn dann endlich nach einem langen Tag "Sie haben das Ziel erreicht" auf dem Display blinkte, sammelten wir uns um den gut gedeckten Tisch, aßen, tranken und erzählten uns die immer gleichen Geschichten von - ja, das ist kein Witz - sportlichen Höchstleistungen.
5 Abende redeten wir über Marathonbestzeiten, Trainingspläne und Taktiken, tauschten Triathlonerfahrungen aus, wie zum Beispiel bei welcher Schwimmdistanz die meiste Entenkacke im Wasser war.
- Bringen Kompressionssocken wirklich was?
- Soll man Powerbar kaufen oder gibt es günstigere Alternativen? Welcher Laufradsatz taugt wirklich was?
- Wie wird man beim Marathon 2 Minuten schneller?
- Haben Frauen mehr Sitzprobleme auf dem Rennrad als Männer?
- Soll man bei der Triathlon-Kurzdistanz Socken anziehen
- oder einfach die Blasen an den Füßen in Kauf nehmen?
Als dann die Stories vom Triathlon in Roth (das Hawai von Deutschland!) ausgepackt wurden und die Gruppe mit offenem Mund dem Finisher lauschte, war mir ganz schnell klar: Ich bin doch eigentlich noch ganz normal.
Dienstag, 4. August 2009
Tourreport nach Themen - Teil I
Deshalb habe ich ein paar Themen ausgewählt, die repräsentativ für den Wahnwitz dieser Tour stehen - und das ist absolut positiv gemeint. Ich bin mir sicher, dass 5 Tage lang täglich 150km Radfahren für viele als 'verrückt' gilt. Für mich war und ist es ein Riesenspass. Was in meinen Augen wirklich verrückt war, könnt ihr in den folgenden Posts lesen. Viel Spass!
Thema Heute: ERNÄHRUNG
Die Tätigkeit der Nahrungsaufnahme kennt viele Verben. Je mehr einem solchen ein tierischer Stallgeruch anhaftet, desto unapetitlicher ist meist der damit verbundene Vorgang aus Menschen Sicht. Wer möchte schon gerne beim Schnitzelfressen zuschauen oder einer Herde vom Junggesellendasein Abschiednehmender beim Bierschlabbern?
Wenn Rennradfahrer ihrem Körper Kalorien zuführen, reichen die Vergleiche aus dem Tierreich oft nicht mehr aus. Schnell, viel und häufig müssen die Energielieferanten rein. Ästethik spielt keine Rolle und auch der Geschmack bleibt meist auf der Strecke. Ein bischen wie Druckbetankung bei der Formel 1. Der Motor muss schließlich laufen.
Ein Mitradelnder behauptete gar 8000 kcal pro Tag zu verbrauchen, was natürlich übertrieben war.
Ich schätze, es waren 5000 - 6000, aber so genau weiss mans natürlich nicht.
Wer viele Stunden auf dem Radl sitzt und bergauf- und bergab durch die Lande rollt, kommt relativ schnell an den Punkt, wo man sich fragt, "wie bekomme ich diese Unmengen an verbrauchter Energie wieder in meinen muskelbepackten, leistungsbereiten Körper rein?"
Am einfachsten geht das natürlich auf flüssigem Wege. Zitronentee - ich habe ihn noch nie gemocht - liefert viel Energie, schmeckt eklig süß, verklebt alles, was auch nur in die Nähe kommt und lockt in Windeseile Armeen von Schimmelpilzen in die Trinkflasche. So ist man auch sicher nie alleine auf steilen Anstiegen unterwegs. Während der Fahrt zu kauen ist blöd, da anstrengend. Ausserdem nutzt man den Mund besser zum Atmen, oder, aber das macht nur der echte Profi, zum Quatschen mit den keuchenden Mitfahrern. Das beieindruckt ungemein. Wer jetzt noch genug Luft hat bei 18%iger Steigung sowohl zu essen als auch von der letzten Alpenüberquerung zu berichten, ist ein echter Held.
Auf Abfahrten ist die Atemluft seltener der limitierende Faktor, dafür stören bzw. ergänzen aber zielstrebig auf den geöffneten Mund zufliegende Insekten die Zwischenmahlzeit. Ergo: Man isst am besten auf grader Strecke, schön entspannt im Windschatten der sich abstrampelnden Vorderleute.
Knackige Müsliriegel, klebrige Powerriegel, durchgeschwitzte Gebäckstücke, oder flitsch-flutsch, das beliebte Power Gel in einem Zug, dann ist der Drops gelutscht. In der Summe der Kalorien kommt man mit den genannten Massnahmen aber nicht sehr weit. Da bleibt nur der gefürchtete Zwischenstopp
an einer Bäckerei und das heissersehnte Abendessen im Hotel. Die von uns besuchten Bäckereifachverkäuferinnen werden wahrscheinlich noch den Urenkeln von ihrem Umsatzrekord berichten. So wie die Pizzeria-Besitzerin in Iffezheim, die im letzten Jahr den DIN A4-Block zum Notieren der Bestellungen holen mußte, weil der handelsübliche Notizzettel nicht mehr ausreichte. In diesem Jahr war dort leider Ruhetag, dafür kam eine andere Pizzabude in den Genuß für uns 10 Leutchen mal eben 8 Partybleche (Umrechnugsfaktor: 1 Blech = 3 Pizzen) zu backen. Ich habe Mitradler gesehen, die eine Packung Volleiwaffeln von Aldi in 2 Minuten komplett verschlingen oder nach einer 3-Gänge Mahlzeit noch einen Kaiserschmarrn UND eine Portion Käsespätzle verputzen. Zum Auffüllen der Lücke der noch fehlenden Kalorien wurde allabendlich die gute alte Weizenbiermethode angewandt. Flüssig geht dann einfach leckerer.
Freitag, 31. Juli 2009
Tour der Leiden - Tour der Freuden
Über 700 km an fünf Tagen mit dem Rennrad quer durch Deutschland zurückgelegt. Eifel, Hunsrück, Schwarzwald und dann irgendwann am letzten Tag von einem Hochplateau die Alpen in der Ferne erblickt. Glückshormone ohne Ende ausgeschüttet. Abfahrten von 1100m abwärts mit Adrenalin pur, Steigungen von 22% gemeistert. Mindestens 30 Liter Zitronentee geschluckt und Kiloweise Müsliriegel, Powergels und Volleiwaffeln gefuttert. Die Abende mit Radler (!) versüßt und die müden Beine mit Pferdesalbe und Voltaren zugeschmiert. Ab dem vierten Tag auf Voltaren-Tabletten umgestiegen da zu spät mit Vaseline begonnen. Vor lauter Glück kopfüber in den Bodensee gesprungen, gefreut, gestrahlt, alle Schmerzen vergessen und beschlossen: NÄCHSTES JAHR WIEDER!
Freitag, 24. Juli 2009
Morgen ist Sonnenschein-Pflicht!

Profil der ersten Tagesetappe. Wer wissen will, wo wir in den nächsten Tagen überall aufkreuzen, der kann sich gerne die Streckenführung unter http://www.gpsies.de unter dem Benutzer 'activefirst' ansehen.
Mittwoch, 22. Juli 2009
alles dreht sich
Eben hab ich vom Radladen 'Dirk Egert' auf der Ackerstrasse am Telefon die nette Auskunft bekommen, dass man da evtl. was auf Lager habe.Ich soll doch mal vorbei kommen mit dem amputierten Rumpf. Jetzt hab ich bessere Laune und schaue da gleich mal vorbei.Bei der Tour de France stürzen sie reihenweise bei den Abfahrten.Unser letztes generalprobenmäßiges Radtraining heute Abend fällt aus. Ich werde ein bischen nervös. Bald ist Samstag. Ein Rad beklaut,eins in Watte, ich sehe nur noch Räder, Reifen überall, jetzt zwickt auch noch mein Knie...oh jeh!Wird Zeit, dass sich was dreht.
Montag, 20. Juli 2009
Noch 5 Tage
Um 12 Uhr hab ich meinen inneren Plan runtergeschwommen und plansche noch ein paar Bahnen im warmen Innenbecken. "Nö", sagt mein Körper, "lass das mal lieber", indem das Blut in meine durchgefrorenen Flossen zurückströmt und die Fingerkuppen sanft prickeln.
Der Rest des Tages besteht dann aus Ruhen, Essen und Ärgern darüber, dass die Sonne doch noch, aber viel zu spät raus kommt. Da hilft dann nur ein ausgedehnter Spaziergang mit Frau O. samt Einkehr in den Düsseldorfer Zoopavillion zu Kaffee und Kuchen. Beides zu empfehlen. Vom Kuchen blieb übrigens kein Krümelchen mehr übrig.
An Kohlenhydraten soll nun wirklich nicht gespart werden. Jetzt sinds noch 5 Tage und ich werde aufsatteln. Am Mittwoch ist Generalprobe, letzte Ausfahrt vor der großen Tour, und danach tickt die Uhr. Ab in den Süden Deutschlands, jeden Tag ca. 150 km, ohne Pardon. Hoffentlich regnet es nicht schon wieder.
Samstag, 11. Juli 2009
Köln ganz stolz und verrückt und normal
Zur Feier des 40. Geburtstags von Stolz und Lesbischwuler Freiheit, hatte sich die Stadt ganz besonders
herausgeputzt und die Sonne schien mit aller Kraft auf uns herab. Gelegenheit zum Nachbräunen und
zum Zeigen nackter Haut bot sich ausreichend. Wenn man wie wir, diesem Spektakel auch schon seit einer runden Jahreszahl regelmäßig beiwohnt, kommt man hin und wieder auch mal auf die Idee, trotz Daseins, nicht immer dabei sein zu wollen oder müssen. Und so trieben wir uns letztes Wochenende auch mal abseits des großen Regenbogens, der sich über Heu- und Altermarkt spannte.
Und hier sind die völlig subjektiven Highlights dreier Tage gefüllt mit queeren Momenten aus normalem Wahnsinn und wahnsinniger Normalität:
- beim Vietnamesen in Sülz das leckerste Gericht ever gegessen
(Rindfleisch in so Knoblauchzeugs in Bananenblättern eingedingst zum selbelollen) - in der Wolkenburg auf der Janus-Party stundenlange Freunde und Bekannte getroffen,
mit denen angestossen, erzählt und gelacht - bei wummernden Bässen den Saal bestaunt, in dem wir "Ja" gesagt haben
- einem Kölner Taxifahrer mal so richtig gezeigt, wo es lang geht
(er fuhr aber auch sowas von in die falsche Richtung) - in die sehr große Kölnarena auf die Colour-Party geschleppt und auf der Bühne das DJ-Pult, die Feuerspucker und Jongeure begafft
- beim Durch-die-Arena-tanzen einem nackten Mann ausgewichen, dem das alles wahrscheinlich zu warm wurde
- das traditionelle Paradegucken gegen vorzügliches Marathonbrunchen im 'Albertus' eingetauscht
- übers Längengrade-Shoppen siniert
- artig ein Soli-Bändchen gekauft und gespendet
- über Heumarkt und durch Seitenstrassengäßchen geschlendert und uns dabei über "Uns" gewundert
- die CSD-Kölschglasedition vermißt
- mit Düsseldorfern ein Fäßchen Kölsch geleert und dabei zu barsilianisch-kölscher Karnevalsmusik "unseren" und Sabines 40. gefeiert
- verschwitzt und müde in die Stadt ohne Dom zurückgekehrt
Freitag, 3. Juli 2009
Lese-Problem
Hier eine kleine Problemanalyse:
Beschreibung: Ich kann mich nicht dazu durchringen, ein Buch, das mich nicht ernsthaft fesselt, aus der Hand zu legen. Es handelt sich um einen von Ian Rankins Inspektor Rebus - Krimis. Die Hälfte des Buchs habe ich bereits unter Qualen geschafft. Es passiert einfach nicht viel, und das was
passiert ist nicht spannend. In den Kritiken bei Amazon habe ich gelesen, dass es nach der Hälfte richtig gut wird. Deshalb hab ich jetzt Angst was zu verpassen, obwohl ich mich nach jeder gelesenen Seite wieder frage, warum ich überhaupt noch mal umblättern soll.
Problem besteht seit: 02.Juni
Bereits ergriffene Gegenmaßnahmen: Im Internet nach Kritiken gesucht, die mir Gründe pro oder kontra Weiterlesen liefern
Der Bauch sagt: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich das Buch trotz Spaßfaktor Null zu Ende lesen werde. Ich will es einfach schaffen und dann ist es auch gut.
Der Kopf sagt: Jede Minute, die du mit einem schlechten Buch verbringst, ist eine vergeudete Minute. Es gibt einfach noch zu viele gute Bücher, die gelesen werden wollen.
Und das schrieb ein Leser bei amazon.de:
"... sollte der Untertitel zu diesem Krimi sein. Es war der erste Rankin-Roman, der mit unter die Augen kam und für längere Zeit wohl auch der letzte.
Ein bis zuletzt spannungsloses Buch, das hauptsächlich aus einer Aneinanderreihung zusammengesetzter Episoden besteht.
Rankin wählt sich eine große Szenerie für seine Geschichte aus und versucht diese mit dem Leben des kauzigen Kriminalisten Rebus
(der natürlich Alkoholiker sein muss) zu verbinden. Hierbei gelingt es dem Autor zwar, viele hübsche Szenen hintereinander zu stellen,
aber so rechter Lesefluss mag sich nicht einstellen. Nach zwei Monaten habe ich es nun endlich geschafft,
das Buch zu beenden, aber mehr aus Pflichtgefühl als aus wirklicher Begeisterung oder Neugierde auf das Ende. "
Montag, 29. Juni 2009
Donnerstag, 18. Juni 2009
es rathelt
gen Süden Richtung Grevenbroich. Unterwegs rathelte es gehörig: Mühlrath, Hülchrath, Münchrath, Ramrath, Allrath. Höhepunkt der insgesamt 90km umfassenden Ausfahrt bildete der "Ventoux von Grevenbroich“, die Allrather Höhe mit 2,4km Länge und 95 Höhenmetern.
Sieht ein bischen aus wie ein zu groß geratener Maulwurfshügel und zieht die Rennradfahrer aus der ganzen Region magisch an. Wenn schon Plattfuß, dann hier, denn nirgends sonst kommen so viele hilfsbereite Cyclisten vorbei gerauscht (wie wir gestern erleben durften).
Bei einer solchen Anhäufung von Ortsnamen mit 'rath', hab ich mich mal schlau gemacht, woher das kommt.
'Rath' kommt von roden. Früher hat man dort den Wald gerodet um sich dort anzusiedeln und Häuser zu bauen.
Wieder was gelernt zum Klugscheissen bei der nächsten Tour.
Mittwoch, 17. Juni 2009
Kurz vor "bald gehts los"
Am 25. Juli startet mein RIDE TO RIVA, der am 29. Juli dann am Bodensee endet.Ich werde 5 Tage lang in die Pedale treten und Kilometer für Kilometer gen Süden radeln.Heute habe ich zum ersten mal die Streckenbeschreibungen der ersten Etappen inspizieren können. Im Prinzip reichen schon die Längenangaben der Tagesetappen um die Angst vor dem Nichterreichen der Zielorte ins Unendliche zu steigern. 155,83 - 153,93 - 145,77 - 99,26. Schaut man sich dann noch die dazugehörigen Höhenprofile an, wirds einem doch ein bischen schummrig. Wer neugierig ist und mal gucken will, wo wir lang fahren (und vielleicht meinen Namen auf die Strasse schreiben will, hehe), kann das hier tun. Bis vor einer Woche hatte ich noch gehörige Zweifel, ob ich das wirklich machen soll. Die erste Trainingsausfahrt über 100 km hat mich quasi wortwörtlich umgeworfen. Dann kam noch ein schmerzhaftes Ziehen im Knie dazu und jede Menge schlechtes Wetter, das ein regelmäßiges Training unmöglich machte. Die 115 km durch die Elfringhausener Schweiz vom Sonntag hab ich aber ganz ordentlich weggesteckt, so dass ich nun entschlossen bin, das Abenteuer durchzuziehen. Schwer beeinflußt wurde diese Entscheidung aber auch durch ein paar schwächelnde Teilnehmer. Das Gefühl, nicht das schwächste Glied zu sein, wirkt doch ab und zu sehr wohltuend auf die hechelnde Bergziegenseele.
Und hier mal meine ganz persönliche Liste der Risiken und Nebenwirkungen
- man sieht ganz viele schöne Ecken in diesem Land,
- man ist stundenlang an der frischen Luft und wird im Glücksfall auch noch von der Sonne gebräunt
- man erzählt sich viele lustige Dinge und lernt kuriose Geräte kennen, wie z.B. eine Kettenlehre
- man wird ziemlich fit und bekommt durchtrainierte Beine
- man bekommt auch mal von Männern Tipps zur Beinrasur
- man isst viele und oft auch fiese Dinge (Energiegels, klebrige Riegel, zähe Kekse, Gelatinepulver)
- man klebt überall und ist dort auch noch dreckig
- man setzt sich ernsthaft mit leistungssteigernden Substanzen auseinander und sucht nach dem
legalen Ausweg- die Hausapotheke wächst um zahlreiche Schmerzmittel, Gels und Sälbchen an
- man verflucht weggeworfene Glasflaschen
- die Wettervorhersage wird zum persönlichen Horoskop
- der Werkzeugkasten umfasst Imbusschlüssel aller Größen
- man lernt sich auch mit Helm schön zu finden
Freitag, 12. Juni 2009
Rain-Run
Danke liebe Frontrunners, bei Euch lauf ich immer wieder gern!
Mittwoch, 10. Juni 2009
Gruendungsinitiative
"PROBLEME DIE DIE WELT NICHT BRAUCHT, ICH ABER HABE".
Das erst Problem ist eins, das ich noch nicht habe, aber am Horizont bereits erahne. Dass ich die neue Kategorie, wie so viele zuvor, stiefmütterlich vernachlässige. Stiefmütter dieser Welt, verzeiht mir bitte.Ich habe offensichtlich ein Kabelproblem. Sinnbildlich für viele ähnlich gewickelte Probleme, hier eine Abbildung, die keiner weiteren Erklärung bedarf:
Ein dem Kabelproblem verwandtes Problem ist das Kopfhörer-Kabel-Problem. Egal wie ich die Dinger wickel, es bilden sich immer wieder neue Knoten und Schlingen. Selbst sorgfältig um den iPod herumgelegte Kabel verknäueln sich sobald man sie unbeobachtet in den Tiefen dunkler Taschen sich selber überläßt.Neben "Problemen mit den Dingen", gibt es noch die Unterkategorie "Probleme mit mir selber" und "Probleme mit dem Leben"."Probleme mit mir selber" umfaßt allgemeine körperliche Gebrechlichkeiten, wie Knieprobleme, Muskelkater oder erhöhte Cholesterinwerte. Man mag es ja kaum glauben, aber ich werde von nichts dergleichen verschont. "Probleme mit dem Leben" ist, naja, wenns halt mal wieder alles ganz schwierig und kompliziert ist. Der Bereich soll mal schön verwahrlosen. Immerhin scheint ja immer die Sonne und alles ist tutti. Und was anderes interessiert ja auch niemanden.
Montag, 8. Juni 2009
Trainingslager
Von Freitag Abend bis Sonntag Mittag war ich mit meinen geliebten Rheinperlen in Übach-Palenberg im Trainingslager. Wir machen das seit mindestens 10 Jahren immer im Mai oder Juni. 20 Homosexuelle fahren raus aufs Land um dort zu schwimmen. Ausser schwimmen, essen und schlafen tun wir quasi nichts, denn mit fortgeschrittenem Alter reichen dazu die Kräfte nicht mehr. Manche raffen sich Samstags morgens noch zu einem Shopping-Türchen in die City auf und besuchen Aldi und DM zwecks Auffüllung der Futtertröge und Beauty-Cases. Nach jahrelanger Tradition war die Verkäuferin im Sportgeschäft auch nicht mehr pikiert, die männlichen Perlen in der Damenabteilung zu beraten. Die Ausrede, das sei alles für die Schwestern und Nichten, kennt sie längst.
Da so ein Wochenende wunderbar quantifizierbar ist, hier mal ein paar Eckdatenfür diejenigen, die sich nicht so viel darunter vorstellen können:(Die Zahlen sind meine eigenen ca.-Werte):
- Geschwommene Meter: 12.000 m
- "I will survive gehört": 6 mal
- geduscht: 7 mal
- sauniert: 1 mal
- Turnhallenmief eingeatmet: 120 min
- mit dem Bauch auf einer Turn-Bank gelegen: 8 mal
- getrunkene Biere: 2 l
- verzehrtes Fleisch: 1 kg (ausser Vegetarier)
- verschmierte Feuchtigkeitscremes: 250 ml
- Süßigkeiten und Knabberzeug-Konsum: deckt den Jahresbedarf mindestens 2-fach
- Besuche bei Aldi oder DM: 3
- sich gelangweilt: garnicht
- die Trainerin für verrückt gehalten: 2 mal
- sich selbst für total verrückt gehalten: 3 mal
- darüber nachgedacht, eine Verletzung vorzutäuschen: 1 mal
- froh gewesen, dabei zu sein: immer
Freitag, 15. Mai 2009
Zoolauf
für andere zählt schon, dass ich sonntags um 8 Uhr aufstehe. Jeder Jeck ist anders und jeder nach seinem / seiner Fasson. Morgen mach ich mal was wirklich verrücktes. Das einzig normale daran ist, dass es nur 5km sind und der Start erst um 18 Uhr ist.
Ein Volkslauf im Duisburger Zoo.
Die Zuschauer müssen raus, die Tiere bleiben da und spielen Zuschauer. Rainer und ich bilden
eine Staffel und jeder von uns läuft 2 x 2,5km durch den Tierpark. Dabei unterstützen wir mit unserer Teilnahmegebühr den Bau des neuen Affenhauses und feiern mit allen Duisburgern der 75. Geburtstag
ihres Zoos.
Donnerstag, 14. Mai 2009
Die schmerzhafte Maria

Wer es noch nicht weiß, Ende Juli will ich mit dem Rennrad zum Bodensee fahren. Tagesetappen von 100 - 150 km kommen auf mich zu und da will der Popo dran gewöhnt werden.Neben wundgesessenen Stellen kommen noch leichte Nacken- und Rückenschmerzen von der ungeübten Sitzposition, Sonnenbrand und hartnäckige Ölflcken an den Waden hinzu. Letztere funken auch manchmal ans Hirn, dass ihnen das alles zu viel sei, aber das ignoriere ich. Training muss sein, sonst gibt das nichts mit dem Bodensee. Meine Trainings- und Bodensee-Tour-Gruppe besteht aus fast ausschließlich muskulösen, männlichen, Hightech-Rad-Mannövrierern.
Meinen Trainingsstand beurteile ich zur Zeit als mittelgebirgstauglich, 100km lächelnd rund-tretend.Es läuft also mehr oder weniger glatt, wenn ich mal vom Knattern der Schaltung und vom schmieren der Bremsen absehe.Mein SCOTT ist ja auch kein 3000 Euro Rad, aber es hat Charakter und jede Menge Charme. Auch damit komme ich die Berge hinauf.Zwar nicht als erste, aber das muß ja auch nicht sein. Da lasse ich den muskelbepackten Mitstreitern auch gerne mal den Vortritt,den sie manchmal zum Seitwärtspinkeln ganz gut brauchen können. Das ist mal echt ein Vorteil des Mannseins. Ich muß immer kilometerlangAusschau nach geeignetem Buschwerk halten um dann am Ende doch noch während des Hockens vom neugierigen Gutshofbesitzer beobachtet zu werden.
So ist er halt, der Weg an den Bodensee. Lang, tückisch und schmerzhaft.Doch wenn dann, wie am Sonntag, am Ende der Tour 115km auf dem Tacho stehen, hüpft mein Herz vor Stolz und kein Popomuskel zwickt mehr.
Samstag, 18. April 2009
Laufgerüche
Die Strecke ist gut 10 km lang, bietet einen traumhaften Panoramablick auf die Stadt, ich kann bei Bedarf kleine Sonderlöckchen einbauen oder mit den Rheinschiffen um die Wette laufen. Weil es da so schön ist, laufe ich diese Schleife schon seit mindestens 3 Monaten fast wöchentlich, so dass ich
mittlerweile fast jeden Baum persönlich kenne. Bei so viel Vertrautheit fallen die dicken Elefanten vom Zirkus Roncalli, der sich grade auf den Rheinwiesen ausbreitet, schon arg ins Gewicht. Doch neben diesen schwer zu übersehenden Veränderungen entlang derd Strecke, gab es insbesondere gestern Abend ein beeindruckendes Geruchskonzert.
Der Rhein riecht meistens nach Rhein. Das heißt, zieht man mal den Dieselgestank der Frachtschiffe, Möwenschiss und die Schnitzelpommesschwaden der Hotelschiffe ab, riecht er unterm Strich nach nichts. Auf den Rheinbrücken vermischt sich das ganze noch mit Autoabgasen. Bin ich erst mal den
verkehrsreichen Zubringerpfaden entkommen und laufe butterweich gebettet entlang des Stroms, wabert regelmäßig Zigarettenqualm der von mir überholten Fußgänger in meine geweiteten Nüstern. Spannend wirds, wenn ich mich Gruppen unter 18-jähriger mit lila Kapuzenjacken und schiefsitzenden Basecaps näher. Dann nimmt der Qualm eine süßliche Note an und lähmt hin und wieder dankenswerterweise mein Schmerzempfinden.
An Wetterwechseltagen wie gestern bergen stehende Gewässer einen undefinierbaren Mix an ekelerregenden braungrünen, dem Tod geweihten Modder-Gestänken. Da hilft nur schnelles Umschalten von Lungenzügen auf Flachatmung. Entschädigt wurde mein feines Näschen dann später im noblen Düsseldorfer Hofgarten. Die Landschaftsgärtnerschaft hatte frischen Rindenmulch zu einem 2m hohen und 10m langen Wall aufgehäuft. Höchst angenehmer Duft ging davon aus. Weil braune Dinge üblicherweise sehr unangenehm riechen, war ich äußerst verzückt und trabte gut gelaunt gen Ziellinie.
Freue mich schon auf die Grillsaison, wenn sich Bruzzler-Schwaden mit den Schweißwolken der fußballspielenden Bleichgesichter vermengen.
Mittwoch, 15. April 2009
Erfahrungsbericht
Whaeva...wie der Ire sagt. Wir hatten viel viel blue Sky, dem man auf der Insel aber nicht viel Vertrauen schenkt. Sucht man hierzulande den Himmel nach Wolken ab, suchen die Iren nach blauen Flecken. Finden sie welche, schwören sie deren rasches Verschwinden herauf, womit sie überraschend oft recht haben. Die blauen Flecken rotten sich zwar manchmal zu größeren blauen Teppichen zusammen und scheinen ein bisschen Sonne auf das weite Grün herab, doch kaum hat man sich in Pose gebracht, schleichen ein paar hinterlistige Wolken ums Eck und trüben die Freude. Läßt man allerdings von Anfang an die Finger von "Gartenmöbel rausholen, Sonnencreme auftragen, Grill aufbauen, Tank Top anziehen", tut man es also den Einheimischen gleich, gelingt es meist die kurzen bluesky-Phasen optimal auszunutzen. Vielleicht verbrennen die Inselbewohner in südlichen Breiten auch deshalb so schnell, weil sie jedes Mal völlig überrascht sind, wie viele blaue Flecken sich hartnäckig aneinander reihen und stundenlang ungetrübt ausharren können. Abgesehen von den üblichen Irritationen bei Packungsgrößen, Lebensmittelpreisen und Rugby habe ich die Ostertage in Irland sehr genossen. Ich habe gelernt, dass man auf der Insel mit Hühnereiern zu Ostern nichts am Hut hat. Das gefärbte deutsche Hühner-Osterei existiert einfach nicht. Stattdessen produzieren alle namhaften Schokoladenmanufakturen eiförmige Gebilde in Übergröße als Frühlingsboten und Fruchtbarkeitssymbole. Immerhin werden auch sie vom Osterhasen persönlich im Garten versteckt. An Karfreitag haben die Supermärkte geöffnet, dürfen aber keinen Alkohol verkaufen. Ob dies jemanden davon abhält, an Karfreitag ein Bier zum Fisch zu trinken, weiß ich nicht, aber einen Versuch ist es Wert.
Ein völlig neues, innovatives Produkt begegnete mir in der Fernsehwerbung. Ein Deo von dove, dass den Achselhaarwuchs hemmt. Diese Erfindung löste in meinem Konsumentenhirn wahre Begeisterung aus. Vielleicht wird es bald auch eine Lotion geben, die den gleichen Effekt an anderen Körperstellen hat. Ich fände das genial - wenn es klappt und nicht stinkt. Ich weiß auch nicht, was das mit Irland oder mit Ostern zu tun hat, aber meine Begeisterung war einfach so groß, dass ich sie gerne teilen möchte.